Ultralong-Feedback-Mechanismus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Ultralong-Feedback-Mechanismus ist ein Rückkopplungsprozess im menschlichen Körper, der vor allem für den Hormonhaushalt große Bedeutung hat. Eine solche sich selbst regulierende Rückkopplung ist zum Beispiel das Wechselspiel zwischen dem Schilddrüsenhormon und dem von ihm freigesetzten Thyreotropin (TSH). Wird dieser Regelkreis gestört, hat das Krankheiten zur Folge wie beispielsweise Morbus Basedow, einen Autoimmundefekt der Schilddrüse.
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Was ist der Ultralong-Feedback-Mechanismus?
Dank des Ultralong-Feedback-Mechanismus steuern die Hormone ihre eigene Ausschüttung. Es handelt sich dabei um eine physiologische Selbstanpassung. Im Mittelpunkt dieses Mechanismus‘ steht der Hypothalamus. Er ist ein entscheidendes Schaltzentrum des menschlichen Körpers und befindet sich im Zwischenhirn. Der Hypothalamus hält die Körpertemperatur des Menschen konstant und ist Organisator aller Reflexe der Nahrungsaufnahme. Das Gefühls-und Sexualverhalten wird ebenso determiniert wie der Wach- und Schlafrhythmus.
Hinsichtlich der Hormone regelt der Hypothalamus, wann und in welcher Menge ein bestimmter Wirkstoff produziert und ausgeschüttet wird. Dazu stehen spezielle Nervenzellen des Hypothalamus mit der benachbarten Hirnanhangdrüse (Hypophyse) in Verbindung, deren Hormone wiederum andere Hormone bilden beziehungsweise die Zielorgane des Körpers direkt mit ihnen beliefern.
Im Hypothalamus werden alle Rückkopplungen gebündelt, zu denen neben dem Ultralong-Feedback-Mechanismus auch der Ultrashort-Feedback-Mechanismus gehört. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Mechanismen liegen in gegensätzlichen Rückkopplungsebenen. Der Long- beziehungsweise Ultralong-Feedback-Mechanismus stellt dabei Verbindungen zwischen dem Hypothalamus und der hormonellen Körperperipherie sowie den Informationen aus der Umwelt her. Entsprechend bedient der Short- beziehungsweise Ultrashort-Feedback-Mechanismus die Beziehungen zwischen Hypothalamus und dem zentralen Nervensystem.
Aus der Körperperipherie kommen in der Regel Informationen über veränderte Hormonkonzentrationen im Gehirn an. Diese Daten werden vom Hypothalamus an die Hypophyse weitergeleitet. Dieser Weg ist wiederum ein Ultrashort-Feedback-Mechanismus. Die Reaktion der Hormonausschüttung von der Hypophyse aus geschieht sodann über einen Long- oder Ultralong-Feedback-Mechanismus.
Funktion & Aufgabe
Der gesamte Hormonhaushalt des Menschen ist auf diese Weise in lange und kurze Regelkreise unterteilt. So kann zu jeder Zeit auf den jeweiligen Hormonbedarf des Organismus reagiert und die Versorgung mit den entsprechenden Wirkstoffen organisiert werden. Im Zentrum steht dabei die Achse zwischen Hypothalamus und Hypophyse. Über sie werden sämtliche hormonelle Informationen weitergegeben.
Jeder Regel- oder Steuerkreis hängt dabei unmittelbar mit dem anderen zusammen, so dass die Störung eines einzelnen Feedback-Mechanismus zwangsläufig zu Komplikationen im gesamten Hormonhaushalt führt. Dies schlägt sich dann in Beeinträchtigungen von Körperfunktionen nieder. Beispiele dafür sind eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Diese Erscheinungen sind in der Regel Folgen eines Überangebots oder eines Mangels des Hormons Thyreotropin. Zu Grunde liegt dem wiederum eine konkrete Fehlfunktion der Hypophyse. Ein Überschuss an Thyreotropin kann zudem auf einen Tumor im Bereich der Schilddrüse hinweisen. Auch so werden sämtliche Hormon-Regelkreise empfindlich gestört.
Die Erkrankung Morbus Basedow geht ebenso auf konkrete Störungen in den Regelkreisen zurück. Hier kommt es zu einer Überfunktion der Schilddrüse, die oft auch mit einer Kropfbildung im Bereich der Schilddrüse verbunden ist. Über das Immunsystem des Körpers werden vermehrt Antikörper produziert; das Signal dafür kommt aus den gestörten Regelkreisen. Die Schilddrüse reagiert darauf wiederum mit erhöhter Aktivität und wird aufgrund der Wachstumsimpulse größer.
Der Long- und Ultralong-Feedback-Mechanismus trägt diese Fehlbildungen an die Körperperipherie weiter und führt diverse mögliche Krankheiten herbei. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Cushing-Syndrom. Hier liegt eine massive Störung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinde vor. Konkret steigt der Blutzuckerspiegel möglicherweise massiv an, was zu Diabetes mellitus Typ 2 führen kann. Starker Gelenkverschleiß und Muskelschwäche kommen unter Umständen noch hinzu. Ebenso kann sich eine sogenannte Stammfettsucht mit dem typischen „Stiernacken“ daraus entwickeln.
Krankheiten & Beschwerden
Der Maßstab für die Beibehaltung dieses Gleichgewichts ist der Ultralong-Feedback-Mechanismus. Seine sogenannte Autoregulation nivelliert außerdem die Jodaufnahme der Schilddrüse. Ist die Jodkonzentration im Blut zu gering, wird automatisch die Aufnahme von Jod im Magen-Darm-Trakt und somit in der Schilddrüse erhöht.
Bei Unter- beziehungsweise Überfunktion der Schilddrüse ist der thyreotrope Regelkreis in jedem Fall beeinträchtigt. Dies kann an Erkrankungen der Schilddrüse selbst liegen, aber auch an einem Tumor zum Beispiel der Hypophyse. Die Schilddrüse kann auch an einer Hormonresistenz leiden, die sich entweder auf natürlichem Weg oder durch den unangemessenen Einsatz von Medikamenten ergibt.
Selbst Veränderungen in der weit abgelegenen Peripherie können negative Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion haben, weil sie untrennbar durch den Ultralong-Feedback-Mechanismus verbunden sind. In diesem Fall können auch schädliche Umwelteinflüsse vor allem durch Allergene sowie Mängel im Stoffwechselkreislauf aufgrund des Rückkopplungseffekts im thyreotropen Regelkreis zu ernsthaften Erkrankungen der Schilddrüse führen, die ein teilweises oder gänzliches Entfernen dieses [[Organe|Organs] erfordern.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010