Thyreotropin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thyreotropin, auch Thyreoidea-stimulierendes Hormon genannt, ist ein Steuerungshormon, welches die Aktivität, die hormonelle Produktion und das Wachstum der Schilddrüse reguliert. Es wird durch Wechselwirkung mit anderen Hormonen ausgeschüttet und reguliert. Eine Über- oder Unterproduktion hat weitreichende Auswirkungen auf die Funktion der Schilddrüse.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Thyreotropin?

Infogramm zur Anatomie und Lage der Schilddrüse, sowie die Symptome bei Schilddrüsenüber- und Unterfunktion. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Thyreotropin gehört zu den Hormonen, dies sind biochemische Stoffe, die auf spezifische Zellen oder Organe einwirken und so an der Regulation von Kreislauf und weiteren Funktionen des Organismus beteiligt sind.

Im Fall von Thyreotropin handelt es sich bei diesem regulierten Organ um die Schilddrüse. Chemisch betrachtet handelt es sich bei Thyreotropin um ein Glykoprotein, also ein Makromolekül, das aus einem Protein mit kovalent angebundenen Kohlenhydratgruppen besteht. Dieses Protein besteht aus zwei Untereinheiten, die als alpha- und beta-Untereinheit bezeichnet werden. Sie unterscheiden sich durch die Anzahl der enthaltenen Aminosäuren.

Die beta-Untereinheit, die 112 Aminosäuren enthält, ist spezifisch für dieses Hormon, während die alpha-Untereinheit mit ihren 92 Aminosäuren in ähnlicher Form auch bei anderen, verwandten Hormonen vorkommt. Zu diesen verwandten Hormonen zählen das humane Choriongonadotropin, das follikelstimulierende Hormon und das luteinisierende Hormon.

Produktion, Bildung & Herstellung

Thyreotropin wird in den thyreotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens synthetisiert. Dies ist ein Bereich des Zwischenhirns, der unter anderem für die Steuerung des vegetativen Nervensystems zuständig ist. Die Synthese von Thyreotropin wird über komplexe Wechselwirkungen verschiedener anderer Hormone gesteuert. Das wichtigste dieser Hormone ist Thyreoliberin.

Dieses wird im Hypothalamus gebildet, ebenfalls einem wichtigen Bestandteil des Zwischenhirns, und gelangt dann durch ein spezielles Gefäßsystem zum Hypophysenvorderlappen. Je nach Konzentration des Thyreoliberins wird dadurch die Produktion und Freisetzung von Thyreotropin stimuliert. Die Wechselwirkung mit Hormonen der Schilddrüse kann dagegen dazu führen, dass die Bildung von Thyreoliberin unterdrückt wird, wovon auch die Synthese und Ausschüttung von Thyreotropin betroffen sind.

Funktion, Wirkung & Eigenschaften

Nach der Freisetzung im Hypothalamus wird Thyreotropin in den Blutkreislauf abgegeben. Eine der Funktionen ist die kontrollierte Freisetzung von Lipiden im Fettgewebe. Das eigentliche Zielorgan ist allerdings die Schilddrüse. Hier wirkt Thyreotropin auf die Zellen der Schilddrüse ein, indem eine vermehrte Zellteilung stimuliert wird.

Auch die Jodaufnahme der Schilddrüse erhöht sich. Diese Funktion des Thyreotropins, die Jodaufnahme von Geweben zu steigern, wird in der Therapie von Schilddrüsenkarzinomen ausgenutzt. Spezielle Medikamente, die eine künstlich erzeugte Form von Thyreotropin, das sogenannte rekombinante humane Thyreotropin, enthalten, werden im Rahmen der Radiojodtherapie eingesetzt. Radioaktives Jod wird dadurch schneller von den erkrankten Zellen aufgenommen.

Als weitere Wirkung von Thyreotropin auf die Funktion der Schilddrüse wird die Produktion der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Triiodthyronin gesteigert. Diese beiden peripheren Hormone sind stark jodhaltig und zudem essentiell für den Energiestoffwechsel. So sind sie als Reaktionspartner an wichtigen Reaktionen wie der Glykolyse und der Gluconeogenese beteiligt.

Durch negative Rückkopplung unterdrücken sie außerdem bei genügend hoher Konzentration die Bildung von Thyreoliberin. Dadurch wird die Synthese von Thyreotropin indirekt gehemmt. Bei niedriger Konzentration der peripheren Schilddrüsenhormone dagegen wird die Bildung von Thyreoliberin stimuliert. So ist gewährleistet, dass die Konzentration der Schilddrüsenhormone stets dem Bedarf angemessen ist, denn die Produktion ist sehr energieaufwändig. Dieses Gleichgewicht der Schilddrüsenhormone kann durch eine erhöhte oder erniedrigte Produktion von Thyreotropin gestört werden.


Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Bei zu geringer Produktion und Ausschüttung von Thyreotropin kommt es zu einer sogenannten hypophysären Hypothyreose. Die Schilddrüse kann kein Jod mehr aufnehmen und keine Schilddrüsenhormone mehr produzieren. Dadurch wird das Wachstum unterdrückt und die Schilddrüse wird zunehmend kleiner. Dies kann bis zu einer Verkümmerung führen. In diesem Fall wird von einer sekundären Schilddrüsenunterfunktion gesprochen.

Bei einer erhöhten Produktion und Ausschüttung von Thyreotropin dagegen wird die Jodaufnahme und Hormonproduktion der Schilddrüse krankhaft gesteigert. Ursache dafür ist häufig ein Adenom, eine gutartige Geschwulst des Gewebes, die für die erhöhte Thyreotropinproduktion verantwortlich ist. Die erhöhte Produktion von Schilddrüsenhormonen wird als hypophysäre Hyperthyreose oder sekundäre Schilddrüsenüberfunktion bezeichnet. Diese beiden dargestellten Krankheitsformen sind deshalb als sekundär zu bezeichnen, weil sie nicht durch Veränderungen der Schilddrüse selbst verursacht werden.

Sie resultieren vielmehr aus der indirekten Einflussnahme des Thyreotropins auf die Funktion der Schilddrüse. Beide Formen sind seltener als die primären Funktionsstörungen. Ein erhöhter Spiegel von Thyreotropin im Blut kann auch auf einen Jodmangel hindeuten. Nach der Entfernung der Schilddrüse aufgrund einer Krebserkrankung ist zudem darauf zu achten, dass die Produktion von Thyreotropin niedrig gehalten wird.

Denn seine Wirkungsweise, Schilddrüsengewebe zum Wachstum zu stimulieren, wird auch bei fehlender Schilddrüse nicht aufgehoben. Als Folge dessen kann sich bösartiges Schilddrüsengewebe bilden, aus dem wiederum Karzinome entstehen können.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Marischler, C.: BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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