Wachstumshormonmangel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Wachstumshormonmangel bezeichnet die ungenügende Ausschüttung des Wachstumshormons namens Somatotropin. Ein Somatotropinmangel bewirkt bei Kindern und Jugendlichen primär ein verzögertes Wachstum, wobei der Wachstumshormonmangel von leichten bis zu schweren Fällen reicht.
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Was ist Wachstumshormonmangel?
Der Wachstumshormonmangel, auch unter dem Begriff Hyposomatotropismus bekannt, definiert sich durch die unzureichende Bildung von Somatotropin. Dieses auch STH oder GH (Growth Hormone) genannte Wachstumshormon wird in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet und trägt wesentlich zum Wachstum und der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei.
Ein Mangel an Somatotropin führt somit zu einem verzögerten, verlangsamten Wachstum. Da dieses Hormon auch Einfluss auf den Eiweiß- und Energiehaushalt hat, bleiben die Muskelbildung und der Fettabbau des Körpers durch den Wachstumshormonmangel eingeschränkt, was unter anderem zu vermehrter Fettablagerung führt.
Ebenso leiden sowohl die jungen als auch die erwachsenen Betroffenen, bedingt durch die sogenannten “insulinähnlichen Wachstumsfaktoren“ des fehlenden Hormons, an niedrigen Blutzuckerwerten. Stoffwechsel und Wachstum lassen sich beim Wachstumshormonmangel jedoch durch die Verabreichung von Somatotropin normalisieren.
Ursachen
Vererbung kann ebenso ein Grund für den Mangel an Somatotropin sein (etwa durch genetisch bedingte Strukturänderungen des Hormons oder Fehlbildungen der sekretorischen Zellen) wie der Erwerb durch Geburtskomplikationen, Schocksyndrome, Hirntumore oder auch Verletzungen der Hirnanhangdrüse. Kann die Ursache für den Wachstumshormonmangel nicht geklärt werden, spricht man von “Idiopathischem Hormonmangel“.
Des Weiteren existiert eine durch Störung des Hypothalamus (ein Bereich des Zwischenhirns) hervorgerufene Art des Wachstumshormonmangels, bei welcher das Somatotropin zwar gebildet, jedoch vom Körper nicht effektiv ausgeschüttet werden kann.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein Wachstumshormonmangel äußert sich bei Kindern und Erwachsenen unterschiedlich. Bei Kindern wird hauptsächlich eine Verlangsamung des allgemeinen Körperwachstums beobachtet. So findet bei ihnen lediglich ein verringertes Längenwachstum statt, ohne dass es jedoch zur Veränderung der Körperproportionen kommt.
Auffallend sind bei den betroffenen Kindern vor allem kleine Hände und Füße, ein rundliches Gesicht mit kurzer Nase und kleinem Kinn sowie die Ausbildung von Fettpolstern am Bauch. Auch die Zähne entwickeln sich langsamer. Wenn der Wachstumshormonmangel später innerhalb der Wachstumsphase eintritt, wird das Längenwachstum erst zu diesem Zeitpunkt gestoppt.
Neben der Verzögerung der körperlichen Entwicklung treten bei den Kindern jedoch keine weiteren Symptome auf. Ohne Behandlung des Wachstumshormonmangels erreichen die Jugendlichen maximal nur eine Körpergröße bis zu 1,40 Zentimeter. Daher ist bis zum Abschluss des Körperwachstums eine Hormontherapie notwendig. Ein sekundärer Wachstumshormonmangel bei Erwachsenen ruft ganz andere Symptome hervor.
Verschiedene Erkrankungen wie etwa ein Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) können zur Hemmung der Produktion oder der Ausschüttung von Wachstumshormonen führen. Typische Symptome sind die Abnahme der Muskelmasse bei gleichzeitiger Zunahme der Fettmasse, Verringerung der Knochendichte (Steigerung des Risikos für Osteoporose), Antriebslosigkeit und Abfall des Blutzuckerspiegels. Manchmal kommt es auch zu Depressionen. Die Behandlung des Wachstumshormonmangels bei Erwachsenen richtet sich nach der jeweilig zugrunde liegenden Erkrankung.
Diagnose & Verlauf
Das Hauptsymptom des Wachstumshormonmangels ist das zu Kleinwuchs führende, verlangsamte Wachstum der Heranreifenden, die als Erwachsene meist nicht größer als etwa 130 Zentimeter werden. Weitere Anzeichen der am Wachstumshormonmangel leidenden Kinder sind die kleinen Hände und Füße sowie ein puppenhaft wirkendes Äußeres mit nur schwach ausgebildeter Muskulatur und sehr dünner Haut.
Besteht der Verdacht auf einen Wachstumshormonmangel, kommen verschiedene Tests (zum Beispiel der Arginin- oder der Insulin-Toleranz-Test) zum Einsatz. Hierbei wird festgestellt, ob es sich ausschließlich um einen Mangel an Somatotropin handelt oder ob auch andere Hormone von der Unterproduktion betroffen sind. Ein nachweislicher Wachstumshormonmangel erfordert eine kernspintomographische Untersuchung, um einen möglichen Defekt der Hirnanhangdrüse feststellen zu können.
Komplikationen
Ein Wachstumshormonmangel kann zu einer Reihe unterschiedlicher Beschwerden und Komplikationen führen. In erster Linie leiden die Betroffenen dabei an einem gestörten Wachstum, wobei diese Beschwerde schon in den jungen Jahren eintritt. Viele Kinder leiden dadurch an Mobbing oder an Hänseleien und entwickeln damit auch psychische Beschwerden oder Depressionen.
Es kommt sehr häufig zu einem Minderwuchs und zu einer deutlichen Verzögerung des Wachstums. Auch der Blutzuckerspiegel des Betroffenen ist relativ niedrig, sodass sich die Patienten häufig müde fühlen und am Alltag nicht ohne Weiteres teilnehmen können. Ebenso kann es zu einem sehr kleinen Penis kommen, wobei sich dieser negativ auf das Selbstwertgefühl auswirkt und eventuell zu Minderwertigkeitskomplexen führen kann.
Auch das Gesicht wirkt selbst kindlich, wobei die Patienten häufig an einem verspäteten Eintreten der Pubertät leiden. Weiterhin kann der Wachstumshormonmangel zu einer starken Gewichtszunahme führen. In der Regel kann der Wachstumshormonmangel mit Hilfe von Ersatzmitteln bekämpft werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf.
Die Betroffenen sind allerdings auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente angewiesen. Bei einer frühzeitigen Erkennung der Erkrankung können viele Beschwerden sehr gut gelindert werden. Der Wachstumshormonmangel wirkt sich in der Regel nicht negativ auf die Lebenserwartung des Patienten aus.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem Wachstumshormonmangel muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Nur so können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden, sodass schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen ein Arzt konsultiert werden sollte. Dabei wirkt sich eine frühe Diagnose dieses Mangels sehr positiv auf den weiteren Verlauf und auch auf das weitere Wachstum des Kindes aus. Eine selbstständige Heilung kann in der Regel nicht eintreten.
Ein Arzt ist beim Wachstumshormonmangel dann zu konsultieren, wenn das Kind an Wachstumsbeschwerden leidet. Es kommt dabei zu einem sehr langsamen Wachstum, wobei dieses im schlimmsten Falle vollständig stoppen kann. Die Wachstumsbeschwerden wirken sich sehr negativ auf das Leben des Betroffenen aus und können nicht selten auch zu psychischen Verstimmungen oder zu Depressionen führen. Es sollte auch ein Psychologe konsultiert werden. Ein Wachstumshormonmangel kann von einem Allgemeinarzt erkannt werden, wobei auch ein Kinderarzt aufgesucht werden kann. Die Behandlung selbst erfolgt durch die Einnahme von Medikamenten und kann die Beschwerden gut lindern.
Behandlung & Therapie
Da beim Wachstumshormonmangel das Somatotropin nicht ausreichend zur Verfügung steht, kann das Hormon namens IGF-1 (insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1), welches wesentlich zur Zellteilung in den Knorpelschichten und der Haut, aber auch zur Freisetzung der Fettsäuren beiträgt, vom Organismus nicht gebildet werden.
Um diese Funktionen bei vorhandenem Wachstumshormonmangel dennoch zu gewährleisten, muss dem Körper täglich eine Dosis Somatotropin verabreicht werden. Diese Hormonbehandlung mittels gentechnisch hergestelltem Somatotropin dauert Jahre und endet eigentlich nach Abschluss des Wachstums.
Dennoch benötigen auch Erwachsene, die unter dem Wachstumshormonmangel leiden, die Verabreichung von Somatotropin, da der Körper es im Normalfall weiterhin produziert, auch wenn die Menge mit zunehmendem Alter weniger wird.
Untersuchungen haben ergeben, dass das verabreichte Somatotropin, welches nicht nur das Wachstum fördert, sondern ebenso den Stoffwechsel unterstützt, positiv auf die Muskelkraft, die Knochendichte, den Kreislauf und die Vitalität des Betroffenen wirkt, weshalb bei einem Wachstumshormonmangel auch nach der Adoleszenz eine weiterführende Behandlung mit Somatotropin wirksam und sinnvoll ist.
Bisher ist es bei der Behandlung von Wachstumshormonmangel noch nicht gelungen, den Wirkstoff Somatotropin in Tablettenform oder als Tropfen herzustellen.
Vorbeugung
Eine Vorbeugung gegen den durch Unterversorgung mit Somatotropin hervorgerufenen Wachstumshormonmangel ist, wie auch dessen generelle Heilung, bisher nicht möglich.
Allerdings kann und sollte die Geburt bei einer Schwangerschaft mit bekannter Beckenendlage durch einen Kaiserschnitt vollzogen werden. Damit reduziert sich das Risiko einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns und somit die Gefahr von Wachstumshormonmangel.
Nachsorge
In den meisten Fällen stehen den Betroffenen bei einem Wachstumshormonmangel nur wenige Möglichkeiten der direkten Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollten diese idealerweise frühzeitig einen Arzt aufsuchen und eine Behandlung einleiten, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Eine Selbstheilung des Wachstumshormonmangels kann sich dabei nicht einstellen, sodass die Behandlung durch einen Arzt dabei immer notwendig ist.
Vor allem die Eltern des Kindes sollten auf die Beschwerden und Symptome achten und einen Arzt aufsuchen. Die Krankheit kann in den meisten Fällen durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten geheilt werden. Dabei ist immer auf eine regelmäßige Einnahme und ebenso auf eine richtige Dosierung zu achten, um den Beschwerden dauerhaft und langfristig entgegenzuwirken. Die Eltern sollten die richtige Einnahme der Medikamente überwachen.
Bei Unklarheiten oder bei Nebenwirkungen empfiehlt es sich, zunächst einen Arzt zu kontaktieren. Weiterhin sollten regelmäßige medizinische Kontrollen und Untersuchungen vorgenommen werden, um die aktuelle Entwicklung des Kindes zu überwachen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch diese Krankheit meistens nicht verringert oder anderweitig eingeschränkt. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge sind dabei nicht notwendig.
Das können Sie selbst tun
Bei dieser Diagnose ist es wichtig, festzustellen, was den Mangel verursacht. Erst dann können geeignete Therapien eingeleitet werden, die einen Kleinwuchs verhindern. Die Betroffenen müssen sich jedoch der von den behandelnden Ärzten verordneten Therapie regelmäßig unterziehen – manche sogar ihr Leben lang.
Doch auch wenn eine frühzeitige Therapie den Minderwuchs verhindern konnte, leiden die Betroffenen oft unter Depressionen und/oder verringertem Selbstwertgefühl. Hier sollten begleitende Psychotherapiesitzungen angesetzt werden. Kinder und ihre Angehörige profitieren auch von Selbsthilfegruppen. Die behandelnden Ärzte stellen hier gerne Kontakte her, aber auch im Internet hält das Portal www.einfach-wachsen.de aktuelle Informationen und entsprechende Adressen bereit.
Für die Betroffenen ist es wichtig, dass sie ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper entwickeln, zumal sich der Wachstumshormonmangel sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen durch Übergewicht, schlechtes Allgemeinbefinden und die bereits genannte Depressionsneigung zeigen kann. Hier hilft Sport, insbesondere auch Mannschaftssport. Er begünstigt den Stoffwechsel und gibt dem Patienten auch die Möglichkeit, spielerisch Kräfte zu messen. Da das täglich verabreichte Somatotropin das Muskelwachstum begünstigt, sieht der Patient hier schnell Erfolge.
Die Verabreichung von Wachstumshormonen kann einen Diabetes begünstigen. Die Patienten tun daher gut daran, mit ihrer Ernährung dieser Tendenz entgegenzusteuern. Sie sollten sich vitaminreich, aber zucker- und fettarm ernähren sowie Fast Food und Alkohol vermeiden.
Quellen
- Hiort, O., Danne, T., Wabitsch, M. (Hrsg.): Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie. Springer, Berlin 2010
- Kleine, B., Rossmanith, W.G.: Hormone und Hormonsystem. Springer Verlag, Berlin 2010
- Speer, C.P., Gahr, M. (Hrsg.): Pädiatrie. Springer, Berlin 2013