Zucker im Urin (Glukosurie)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zucker im Urin (Glukosurie) hängt eng zusammen mit einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Je nach Ursache unterscheiden sich individuell wirksame Therapiemaßnahmen.
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Was ist Glukosurie?
Von Zucker im Urin (auch bezeichnet als Harnzucker, Urinzucker oder Glukosurie) sprechen Mediziner, wenn im Urin eine erhöhte Menge an Glucose enthalten ist.
In den Urin gelangt Glucose beim Menschen über die Niere: Sogenannte Nierenkörperchen ziehen Zucker aus dem Blut. Der Anteil an Glucose, der nicht durch die Nierenzellen zur Wiederverwertung aufgenommen wird, gelangt dann in den Urin.
Im Urin eines gesunden Menschen befinden sich meist nur sehr geringe Konzentrationen von Glucose. Häufig tritt eine Glukosurie dann ein, wenn die Blutzuckerkonzentration bei einem Betroffenen höher ist als 180 mg/dl. Da Glukosurie an sich oft beschwerdefrei verläuft, wird deren Vorliegen häufig zufällig entdeckt.
Ursachen
Eine erhöhte Konzentration von Glucose im Harn resultiert aus erhöhten Blutzuckerwerten: Bei einem zu hohen Blutzuckerspiegel kann die Niere den Zucker nicht mehr ausreichend aus dem Blut ziehen (ist die Nierenkapazität bzgl. der Glucoseverwertung ausgeschöpft, so wird dies auch als Nierenschwelle bezeichnet). In der Folge wird überschüssige Glucose über den Harn ausgeschieden und es kommt zum Harnzucker.
Ursachen einer Glukosurie können sowohl renaler (die Niere betreffend) als auch nicht-renaler Natur sein. Zu den möglichen renalen Ursachen von Glucose im Harn zählen beispielsweise Nierentumore oder auch Vergiftungen der Niere durch Schwermetalle.
In der Folge ist die Niere in ihrer Funktion beeinträchtigt, was sich auf die Glucoseverwertung auswirken kann. Die am häufigsten auftretende nicht-renale Ursache von Harnzucker ist das Vorliegen einer Diabetes mellitus-Erkrankung (Zuckerkrankheit). Die Zuckerkrankheit führt zu einer stark erhöhten Blutzuckerkonzentration, die sich schließlich in einer Glukosurie bzw. Glucose im Harn niederschlägt.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Das Vorliegen einer Glukosurie kann mithilfe von Urinteststreifen diagnostiziert werden. Wurde Glucose im Harn festgestellt, werden in einem nächsten Schritt in der Regel die Ursachen einer Glucosurie untersucht. Hierzu erfolgt meist ein Patientengespräch mit dem behandelnden Arzt.
Die individuelle Krankengeschichte eines Patienten kann häufig bereits erste Hinweise geben auf mögliche Ursachen von Harnzucker. Auf der Grundlage einer Verdachtsdiagnose kann der Arzt dann verschiedene weitere diagnostische Untersuchungen durchführen, zu denen etwa eine Blutabnahme zählt.
Der Verlauf von Glucose im Harn hängt vor allem davon ab, inwieweit es möglich ist, entsprechende Ursachen zu kontrollieren. Können etwa renale Ursachen wie Funktionsbeeinträchtigungen oder Erkrankungen der Niere therapiert werden oder heilen sie selbstständig, wirkt sich dies in der Regel positiv auf den Verlauf der Glukosurie aus. Ähnliches gilt für nicht-renale Ursachen der Glukosurie.
Komplikationen
Zucker im Urin spricht für einen erhöhten Blutzucker, der vor allem im Rahmen des Diabetes auftreten kann, welcher zahlreiche Komplikationen hat. Der Zucker im Blut verbindet sich chemisch mit den Proteinen im Blut, welche sich anschließend in den kleineren Gefäßwänden ablagern kann. Dies kann bis zu einem Verschluss führen und damit zu einer Störung der Versorgung des entsprechenden Organs mit Blut.
Prädisponierte Stellen sind hierbei das Auge im Bereich der Netzhaut, die Niere und Nerven. Im Auge kann es über eine Sehschwäche bis hin zur Erblindung führen (Diabetische Retinopathie). In der Niere führt es zunächst zu einer erhöhten Ausscheidung von Harn, da der Zucker das Wasser osmotisch anzieht und die Niere den Zucker nicht genügend resorbieren kann.
Daraufhin wird die Ausscheidung immer weniger, so dass es in ein Nierenversagen endet (Diabetische Nephropathie). Beim Diabetes kommt es zudem zu Wundheilungsstörungen, da die Durchblutung vermindert wird. Dies führt vor allem am Fuß zu Problemen. Hinzu kommt noch eine Schädigung von Nerven (Diabetische Neuropathie), so dass es zu Sensibilitätsstörungen kommt.
Am Fuß können so kleinere Wunden nicht bemerkt werden und diese können sich vergrößern und infizieren. Nicht selten kommt es so zum Absterben des Gewebes und der Fuß muss amputiert werden (Diabetischer Fuß).
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein erhöhter Zuckeranteil im Urin ist immer ein Grund für einen Arztbesuch. Ob es sich um eine Glukosurie handelt, kann anhand einiger Warnzeichen festgestellt werden. So deutet vor allem eine erhöhte Ausscheidung von Harn auf einen erhöhten Zuckerspiegel im Urin hin. Kommt es begleitend zu einer Sehschwäche oder zu Wundheilstörungen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Glukoserie.
Weitere Alarmzeichen sind Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen an den Füßen, die rasch zunehmen. Meist riecht außerdem der Atem nach Azeton und es kommt zu Müdigkeit und starken Durstgefühlen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es vermehrt zu Erschöpfungssymptomen und einem starken Gewichtsverlust. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn eines oder mehrere der genannten Symptome beobachtet werden können.
Bleiben die Beschwerden länger als einige Tage bestehen, muss ein Mediziner die Ursache abklären und eine geeignete Behandlung einleiten. Diabetes-Patienten und andere Risikogruppen wie Schwangere und ältere Menschen sollten bei Veränderungen im Harnverhalten und ungewöhnlichen körperlichen Symptomen umgehend mit dem behandelnden Arzt sprechen. Wird Zucker im Urin frühzeitig behandelt, lassen sich weitere Komplikationen zuverlässig vermeiden.
Behandlung & Therapie
Die Therapie von Glucose im Harn setzt in der Regel an der Behandlung entsprechender Ursachen an. Liegt einer Glukosurie etwa eine Zuckerkrankheit zugrunde, so kann einem erhöhten Blutzuckerspiegel beispielsweise durch Maßnahmen wie konsequente Ernährung oder eine Medikamentengabe (wie beispielsweise der Gabe von Insulin) begegnet werden.
Welches Therapiekonzept hier individuell geeignet ist, hängt unter anderem ab von der Form einer vorliegenden Zuckerkrankheit. In einigen Fällen tritt eine Glucosurie nur vorübergehend ein und muss dann nicht immer medizinisch behandelt werden. Dies kann beispielsweise der Fall sein im Rahmen einer Schwangerschaft: Bei schwangeren Frauen sinkt häufig die Nierenschwelle, sodass die Kapazität der Niere geringer ist, Glucose aus dem Blut zu verwerten.
So kommt es schneller zu Glucose im Harn. Nach der Schwangerschaft steigt die Nierenschwelle allerdings wieder an und die Glucosurie bildet sich oft selbstständig wieder zurück. Je nach Form renaler Ursachen von Harnzucker kann diesen therapeutisch beispielsweise begegnet werden durch medikamentöse oder auch operative Verfahren; eine erfolgreiche Therapie wirkt sich in der Regel positiv auf die Glukosurie aus.
Aussicht & Prognose
Abhängig von der Grunderkrankung wird der erhöhte Blutzuckerspiegel mit unterschiedlichen Therapieansätzen behandelt, wobei die Prognose in den meisten Fällen positiv ausfällt. Abhängig davon, ob die Nieren beteiligt sind oder nicht, können sich verschiedene Komplikationen einstellen, die die individuellen Heilungschancen beeinflussen.
Bei einem leichten Krankheitsverlauf bemerken die meisten Patienten überhaupt keine Beschwerden. In einigen Fällen tritt Harnzucker nur vorübergehend auf, zum Beispiel während der Schwangerschaft, und bildet sich anschließend wieder zurück. Diese Form von Zucker im Urin muss nicht immer behandelt werden.
Erfolgreiche Therapien von Funktionsstörungen und Erkrankungen der Nieren wirken sich auch positiv auf den Krankheitsverlauf der Glukosurie aus.
Für Diabetes mellitus bestehen individuelle Therapieansätze, mit denen die Patienten ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen können. Die Zuckerkrankheit selbst bleibt zwar ein Leben lang bestehen, jedoch werden die Symptome soweit behandelt, dass die Prognose günstig für die Patienten ausfällt.
Komplikationen können Wundheilungsstörungen, Sehstörungen sowie Zuckerablagerungen an den Gefäßwänden sein. Dies kann zu einer Minderversorgung der betroffenen Organe mit Blut und zu einem Verschluss führen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Nierenversagen. Diese schwerwiegenden Gesundheitsstörungen treten in der Regel jedoch nur auf, wenn keine Behandlung eingeleitet wurde. Positiv wirken sich auch Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung sowie ausreichend Bewegung aus.
Vorbeugung
Vorbeugen lässt sich Harnzucker beispielsweise durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt. Häufig können so mögliche Erkrankungen oder Funktionsbeeinträchtigungen, die Glucose im Harn nach sich ziehen können, bereits frühzeitig diagnostiziert und therapiert werden. Bei bereits vorliegenden Grunderkrankungen können konsequente Therapiemaßnahmen dem Entstehen/der Verschlechterung einer Glukosurie vorbeugen.
Das können Sie selbst tun
Eine erhöhte Zuckermenge im Urin tritt zumeist als Begleiterscheinung einer Niereninsuffizienz oder einer Diabetes mellitus auf. Beide Erkrankungen müssen medizinisch behandelt werden. Dennoch können Betroffene einiges selbst dazu beitragen, um ihren Körper zu unterstützen.
Liegt Diabetes vor, gilt es den Blutzuckerspiegel abzusenken und zu starke Schwankungen zu vermeiden. Hierfür ist eine Ernährungsumstellung grundlegend. Zucker sollte vermieden werden. Empfehlenswert ist die Verwendung von Xylit. Bei identischer Süßkraft verursacht der Birkenzucker lediglich einen minimalen Anstieg des Blutzuckers. Auch der Verzehr von Obst ist aufgrund des enthaltenen Fruchtzuckers in Maßen zu halten. Der Anteil frischen Gemüses sollte hingegen erhöht werden. Bei der Einnahme von Kohlenhydraten sollten Vollkornprodukte bevorzugt werden. Die enthaltenen Mehrfachzucker werden langsamer aufgespalten, somit steigt der Blutzuckerspiegel nur langsam an.
Blutzuckersenkend wirken sich auch regelmäßiger Sport und ausreichend Schlaf aus. Bei einem Schwangerschaftsdiabetes ist die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels ebenfalls dringend empfohlen und kann durch eine bewusste Ernährung leicht erreicht werden.
Einer durch Schwermetallbelastung verursachten Niereninsuffizienz kann mit Hilfe von Ausleitungskuren entgegnet werden. Wichtiger Bestandteil ist die Darmreinigung und –sanierung sowie eine anschließende Ausleitung, beispielsweise durch die Einnahme von Algenpresslingen (Chlorella). Auch auf die tägliche Trinkmenge ist zu achten. Durch eine ausreichende Menge stillen Wassers oder ungesüßten Kräutertees werden die Harnwege durchgespült und der Stoffwechsel angeregt. Vorsicht ist bei einer bestehenden Nierenerkrankung geboten und eine Abstimmung mit dem behandelnden Arzt angeraten.
Quellen
- Hiort, O., Danne, T., Wabitsch, M. (Hrsg.): Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie. Springer, Berlin 2010
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012