Zwergbandwurm (Hymenolepis nana)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Zwergbandwurm ist weltweit verbreitet. Infektionen treten vor allem in tropischen und subtropischen Regionen, aber auch in gemäßigten Klimazonen auf. Es wird eine Infektionsrate von 75 Millionen Menschen weltweit geschätzt, wobei Kinder besonders gefährdet sind. Der Befall mit dem Zwergbandwurm verläuft infektartig und kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Zwergbandwurm?

Bandwürmer leben als Parasiten im Darm des Menschen oder anderer Wirbeltiere. Es gibt viele verschiedene Bandwurmarten. Jede Art kann unterschiedliche Beschwerden hervorrufen, wobei nur weniger Arten für den Menschen zur Gefahr werden könne. Im Bild, der Kopf eines Bandwurmes. Klicken, um zu vergrößern.

Der Zwergbandwurm zählt zur Gattung der Bandwürmer (Cestoden). Er wird nur vier bis sechs Centimeter lang und einen Centimeter breit. Wie alle Bandwurmarten siedelt der Zwergbandwurm parasitär im Darm.

Er nimmt Nahrung osmotisch über die Haut auf. Der Kopf des Zwergbandwurms ist mit Saugnäpfen oder Haken ausgestattet und dient lediglich zum Festhaften an der Darmwand.

Die Glieder des Zwergbandwurms (Proglottiden) sind weniger stark ausgeprägt, als bei seinen großen Verwandten. Da alle Entwicklungsstufen vom Ei bis zum Wurm in einem Wirt ablaufen können, braucht der Zwergbandwurm im Gegensatz zu anderen Bandwurmarten nicht zwingend einen Zwischenwirt.

Ursachen

Der Zwergbandwurm wird vor allem durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser verbreitet. Durch mangelnde Hygiene aber auch durch die Tatsache, dass der Zwergbandwurm keinen Zwischenwirt braucht, ist eine ständige Selbstinfektion möglich, wenn einmal befruchtete Eier aufgenommen wurden.

Am häufigsten betroffen sind Kinder, die sich meist über Schmierinfektion mit dem Zwergbandwurm anstecken. Weniger verbreitet ist die Übertragung durch Nagetiere oder Insekten als Zwischenwirte.

Insekten können das befruchtete Ei durch Verzehr von Tierkot (z.B. Nagetieren) aufnehmen. Die Larve des Zwergbandwurms macht das Insekt unfruchtbar, damit sein Energievorrat allein für die Entwicklung der Larve verwendet wird. Infizierte Insekten können den Zwergbandwurm an Haustiere, aber auch Menschen weitergeben.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Befall durch den Zwergbandwurm (Hymenolepis nana) bereitet Betroffenen in vielen Fällen keine Schmerzen. So bleibt der Parasit häufig unentdeckt, sofern er eine gewisse Gesamtanzahl nicht überschreitet. Nach einer massiven Ausbreitung treten zunächst unspezifische Symptome auf. Darunter fallen kurzfristige Erkrankungen an Bauchschmerzen, Durchfall oder allgemeinem Unwohlsein, die alle exemplarisch für zahlreiche andere Magen-Darm-Probleme stehen.

Bei einem außergewöhnlich starken Befall durch den Zwergbandwurm sind in Einzelfällen markantere Beschwerden zu beobachten. Diese lassen sich am ehesten mit einer Darminfektion und entzündlichen Prozessen in der Darmwand beschreiben. Unregelmäßige Abstände von spürbaren Symptomen und deren sporadisches Auftreten ohne passende Erklärung gehören zu einer der wenigen, typischen Kennzeichen des Zwergbandwurms.

Die unmittelbaren Folgen durch den Parasiten bleiben in der Regel leicht kontrollierbar. Langfristig beobachten bereits geschwächte Menschen Veränderungen an ihrem Körper. Die kleinen Würmer sondern dauerhaft giftige Substanzen wie Metabolite ab. Diese stehen im Verdacht, an der Entstehung von Allergien beteiligt zu sein. Leiden Patienten bereits an anderen Grunderkrankungen wie einer Immunschwäche, treten die Beschwerden gehäufter und in größerer Intensität auf.

So besteht nicht nur die Gefahr einer neuen Allergie, sondern dem Wirt droht ebenso eine Mangelversorgung an lebenswichtigen Nährstoffen. Als Folge des wachsenden Bedarfs der Parasiten sinkt die Verwertungseffizienz des menschlichen Verdauungstraktes. Bei chronisch kranken Personen äußerst sich der Befall deshalb trotz eines angemessenen Ernährungsplans in Form eines sichtbaren Gewichtsverlustes.

Diagnose & Verlauf

Bei Befall mit dem Zwergbandwurm treten oft keine Beschwerden auf. Eventuell kommt es zu leichten Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Magenkrämpfe, Gasentwicklung, Durchfall), die aber meist zu gering sind, um eine genaue Diagnose zu rechtfertigen.

Für einen expliziten Nachweis des Zwergbandwurms muss eine Stuhlprobe in einem Parasitologie-Labor mikroskopisch untersucht werden. Bei sehr ausgeprägten Befall mit dem Zwergbandwurm kann es zum Gewebeschwund der Darmzotten kommen, der eine Darmentzündung mit sich bringt.

In vereinzelten Fällen können sich auch einzelne Glieder (Proglottiden) vom Zwergbandwurm lösen und mit bloßem Auge auf dem Stuhl sichtbar sein. Diese enthalten infektiöse Eier und sollten auf keinen Fall berührt werden. Sie sind bis zu zehn Tage an der Luft überlebensfähig.

Komplikationen

In der Regel treten beim Zwergbandwurm nur dann Kompilationen auf, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung kommt es allerdings stets zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen. Die Betroffenen leiden bei dieser Erkrankung in erster Linie an sehr starken Bauchschmerzen und ebenso auch an Durchfall.

Durch den starken Durchfall kann es zu einer Dehydration und weiterhin zu einem Verlust an wichtigen Nährstoffen und Vitaminen kommen. Sollten diese nicht wieder anderweitig aufgenommen werden, so können auch Mangelerscheinungen auftreten. Im weiteren Verlauf führt der Zwergbandwurm zu einer Entzündung des Darmes, welche schwerwiegende Folgen für den Betroffenen haben kann.

Es kommt zu einer Übelkeit und zu starken Magenkrämpfen, wobei es auch häufig zu Flatulenzen kommt. Diese sind besonders unangenehm und können sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Der Zwergbandwurm wird in der Regel mit Hilfe von Medikamenten behandelt.

Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf, wobei es bei der Behandlung zu starken Bauchschmerzen und zu Schwindelgefühlen kommen kann. Nach ungefähr sieben Tagen ist die Erkrankung in den meisten Fällen besiegt. Der Zwergbandwurm kann allerdings auch erneut auftreten, wobei dann eine erneute Behandlung notwendig ist.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Treten wiederholt oder anhaltend Bauchschmerzen, Durchfall oder andere Unregelmäßigkeiten im Unterleib auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu Störungen des Magen-Darm-Traktes, einer Geräuschbildung bei der Verdauung, Durchfall oder Erbrechen, benötigt der Betroffene eine medizinische Versorgung. Eine innere Schwäche, Mattigkeit oder eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit sind weitere Hinweise für eine Erkrankung.

Können die gewohnten alltäglichen Verpflichtungen nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden, sollte die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden. Verändert sich das Hautbild, entstehen allergische Reaktionen oder tritt ein Juckreiz auf, können diese Veränderungen als Alarmsignal gedeutet werden. Bei einem Gewichtsverlust, Aktivitäten im Stuhl oder anderen Auffälligkeiten beim Toilettengang ist ein Arztbesuch anzuraten.

Besonders besorgniserregend ist eine Abnahme des Körpergewichts bei unveränderter Nahrungsaufnahme. Wird keine übermäßige körperliche Aktivität ausgeführt, deutet dies auf das Vorliegen einer gesundheitlichen Störung hin. Zeigen sich Mangelerscheinungen, Verhaltensauffälligkeiten, Zustände der inneren Unruhe sowie eine Gereiztheit, benötigt der Betroffene eine ärztliche Untersuchung. Zur Linderung der Beschwerden muss eine Diagnosestellung erfolgen und ein Behandlungsplan erarbeitet werden.

Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben oder bereits diagnostizierte Vorerkrankungen aufweisen, gehören zur Risikogruppe. Sie sollten zur Vermeidung von Komplikationen unverzüglich bei einer weiteren Verschlechterung ihrer Gesundheit ihren Arzt über die vorliegenden Veränderungen informieren.

Behandlung & Therapie

Eine Infektion mit dem Zwergbandwurm wird mit einer 7-Tage-Kur behandelt. Das Medikament wird dabei einmal am Tag nach dem Frühstück eingenommen. Dabei ist es wichtig, die Tabletten sehr gut durchzukauen und erst dann herunterzuschlucken.

Da sich der Zwergbandwurm unter einer Schleimschicht geschützt aufhält, ist es empfehlenswert, die Therapie durch saure Fruchtsäfte zu unterstützen, damit die Schicht durchlässiger wird und das Medikament besser wirken kann. Des Weiteren ist es für eine erfolgreiche Therapie notwendig etwaige bestehende Verstopfungen vor der Therapie zu beseitigen.

Nach der Kur wird der Zwergbandwurm über den Stuhl in mehreren Teilen ausgeschieden. Die Ausscheidung kann durch die Einnahme von abführenden Getränken, wie Glaubersalzlösung, beschleunigt werden. Als Begleiterscheinungen der Zwergbandwurm-Therapie können leicht ausgeprägte Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.

Es kommt auch vor, dass der Zwergbandwurm mit zunehmendem Alter von allein verschwindet. Eine solche Spontanheilung kann jedoch nicht garantiert werden. Schwangere sollten von einer Therapie absehen und sie bei sehr starken Befall nur nach genauer Absprache mit dem Arzt durchführen.


Vorbeugung

Um einer Infektion mit dem Zwergbandwurm vorzubeugen sollte auf genaue Hygiene geachtet werden. Vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten ist besondere Konsequenz notwendig: regelmäßiges Händewaschen, besonders nach dem Toilettengang und vor dem Essen, die Hygieneverhältnisse bei der Zubereitung von Speisen prüfen und kein ungewaschenes Obst und Gemüse essen.

Zum Essen möglichst Besteck verwenden. Die Hände nicht an den Mund führen. Kotabfälle aus Tierkäfigen sollten nicht auf dem Kompost, sondern über den Hausmüll entsorgt werden. Werden diese Maßnahmen beachtet, ist die Gefahr einer Ansteckung mit dem Zwergbandwurm gering.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einem Zwergbandwurm umfasst in der Regel eine Anamnese und bei Bedarf eine körperliche Untersuchung. Insofern der Zwergbandwurm zur Gänze ausgeschieden wurde, ist keine weitere körperliche Untersuchung notwendig. Abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten kann es bereits genügen, ein leicht abführendes Medikament zu verordnen.

Insofern der Zwergbandwurm vollständig ausgeschieden wurde, wird der Patient entlassen. Weitere Behandlungsmaßnahmen sind in diesem Fall nicht notwendig. Wichtig ist allerdings eine regelmäßige Kontrolle des Stuhls. Sollten im Stuhl Rückstände der Parasiten bemerkt werden, ist ein Arzt zu konsultieren. Wenn im Rahmen der Behandlung Medikamente wie Praziquantel verabreicht wurden, müssen zudem Neben- und Wechselwirkungen abgeklärt werden.

Zuletzt wird der Arzt dem Patienten Ratschläge geben, wie sich eine erneute Ansteckung mit dem Zwergbandwurm vermeiden lässt. In erster Linie gehören dazu hygienische Maßnahmen. Bei wiederholten Beschwerden ist mitunter eine ausführliche Ursachenforschung notwendig.

Patienten sollten sich mit dem Arzt in Verbindung setzen, damit die Symptome behandelt werden können. Die Nachsorge umfasst meist nur ein bis zwei Kontrolluntersuchungen, wobei die genauen Maßnahmen individuell verschieden sein können. Die Nachsorge bei einem Zwergbandwurm übernimmt der Hausarzt, ein Urologe oder ein Internist.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Befall mit einem Zwergbandwurm gibt es auch einige Möglichkeiten zur Selbsthilfe, mit denen sich die medikamentöse Behandlung gut unterstützen lässt. Dazu gehört u. a. die Darreichung eines Grapefruitkernextraktes. Er lässt sich mit Fruchtsaft einnehmen und wirkt gegen Parasiten im Darm. Dabei werden die Wände der Pilzzellen von dem Wirkstoff attackiert, was sie an der Aufnahme von Nahrung hindert.

Ebenso gilt eine Knoblauchkur als hilfreich. Zu deren Anwendung werden Knoblauchzehen klein gehackt und 20 Minuten in heißem Wasser gekocht. Außerdem wird etwas Honig hinzugegeben. Über einen Zeitraum von 14 Tagen nimmt der Patient jeden Tag einen Esslöffel des Knoblauchsuds zu sich. Alternativ lassen sich die Knoblauchzehen auch zerdrücken. Anschließend ziehen sie zwölf Stunden lang in einer Tasse mit Milch, von der über einen Zeitraum von drei Wochen täglich eine Tasse getrunken wird.

Damit die Wurmerkrankung schneller heilt, ist es wichtig, konsequent einige Hygieneregeln zu beachten. So sollten zu Beginn der Therapie die Unterwäsche, Handtücher und die Bettwäsche bei Temperaturen von 60 Grad Celsius in der Waschmaschine gereinigt werden. Auch die Teppiche sind gründlich abzusaugen sowie die Geländer und Türgriffe feucht abzuwischen. Dazu reichen gewöhnliche Reinigungsmittel aus. Vor dem Essen und dem Besuch der Toilette müssen die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden. Dies gilt auch für die Kinder, wenn sie nach Hause kommen.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003

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