Nährstoffmangel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Nährstoffmangel kann auf unterschiedliche Weise zustande kommen. Nicht immer steckt die Ernährung hinter den Symptomen. Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache ist eine Behandlung jedoch notwendig, um Folgeschäden zu vermeiden.
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Was ist Nährstoffmangel?
Bei einem Nährstoffmangel handelt es sich um eine Unterversorgung des Körpers mit unterschiedlichen Stoffen. Der Organismus benötigt neben Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten auch verschiedenen Vitamine und Mineralstoffe. Diese kommen in differenzierter Zusammensetzung in Nahrungsmitteln vor.
Wird zu wenig Obst und Gemüse gegessen oder liegt eine Funktionsstörung des Darms vor, gelangt der Organismus nicht an ausreichend Nährstoffe. Weil diese jedoch sämtliche Prozesse beeinflussen, entstehen Symptome. Welche Symptome sich letztendlich bemerkbar machen, hängt von der Art des jeweiligen Mangels ab. Einige können schwerer ausfallen, während andere einen eher milden Verlauf annehmen. Häufig wird ein Nährstoffmangel zudem erst relativ spät festgestellt.
Insbesondere bei älteren Personen werden die Erscheinungen vermehrt dem generellen Altern zugeordnet. Dabei kann die Behandlung eines Nährstoffmangels die Gesundheit teilweise stark verbessern. Ansonsten drohen Krankheiten und eine Anfälligkeit für Infekte.
Ursachen
Aber nicht immer ist der Speisplan für die Beschwerden verantwortlich. Aufgenommen werden die Nährstoffe schließlich über den Darm. Liegt hier eine Funktionsstörung vor, nimmt das Organ nur einen kleinen Teil der Stoffe auf, obwohl diese in ausreichender Menge hinzu geführt wurden. Eine solche Störung kann zum Beispiel durch eine Entzündung von Magen, Dünn- oder Dickdarm hervorgerufen werden.
Insbesondere abseits der Industrienationen lassen sich in dem Zusammenhang vermehrt Erkrankungen der Speiseröhre diagnostizieren, die in einer Schluckstörung resultieren. Eine schlechtere Verarbeitung von Nährstoffen liegt bei Diabetes oder Krebs vor. Nicht zu vergessen ist zudem die psychische Komponente. Stress und belastende Situationen können zu Appetitlosigkeit führen. Andere Menschen neigen vermehrt zu Durchfall, wodurch ebenfalls wichtige Substanzen ausgeschwemmt werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome eines Nährstoffmangels sind sehr unterschiedlich. Häufig leiden Betroffene unter Müdigkeit und einer Antriebslosigkeit. Schlafstörungen, Muskelkrämpfe, Verstopfungen und eine vermehrte Nervosität weisen unter Umständen auf einen Magnesiummangel hin.
Ein Kaliummangel äußert sich durch Erschöpfung, muskuläre Schwäche, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Wird nicht genügend Eisen aufgenommen, beeinflusst dies verschiedene Prozesse im Körper. Eisen wird nämlich für die Herstellung des Hämoglobin benötigt. Dieses steckt nicht nur hinter der roten Farbe des Bluts, sondern spielt darüber hinaus eine entscheidende Rolle bei dem Sauerstofftransport. Kommt es zu einer Unterversorgung einzelner Zellen mit Sauerstoff, so fühlen sich die Patienten häufig müde und schwach.
Desorientierung und Verwirrung weisen auf einen Mangel von B-Vitaminen hin. Insbesondere ein Vitamin B12 Mangel kann sich negativ auswirken. Entgegen vieler Vorurteile erkranken nicht nur Veganer/Veganerinnen und Vegetarier/Vegetarierinnen an einer solchen Erscheinung. Funktionsstörungen des Darms führen ebenfalls bei Menschen mit Fleischanteil im Speiseplan zu den Beschwerden. Darüber hinaus ist das Vorkommen des Vitamin B12 in vielen tierischen Produkten geringer als vermutet.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Ein Nährstoffmangel wird in der Regel durch ein Blutbild diagnostiziert. Zuvor erfolgt jedoch ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt, bei dem alle Beschwerden geschildert werden sollten. Viele der Symptome deuten auf einen unterschiedlichen Mangel hin. Die Analyse des Bluts liefert schließlich den Beweis. Der Verlauf eines Nährstoffmangels kann nicht verallgemeinert werden.
Generell verschwinden die meisten Symptome jedoch durch die Einnahme spezifischer Präparate. Hat der Mangel bereits stärkere Schäden hinterlassen, bedürfen diese ebenfalls einer medizinischen Aufmerksamkeit.
Komplikationen
Bei Kindern und Jugendlichen kann ein dauerhafter Nährstoffmangel mit verzögertem Wachstum, Fehlbildungen an der Wirbelsäule und dem Skelett, Hirnschäden und einer verzögerten Geschlechtsreife einhergehen. Ein weit verbreitetes spezifisches Nährstoffdefizit ist Eisenmangel, an dem vor allem Frauen leiden. Eisenmangel äußert sich zum Beispiel durch permanente Müdigkeit, brüchige Nägel, Mundwinkelhagaden und Haarausfall.
In schweren Fällen kann der Körper nicht mehr genug Hämoglobin bilden, was zu einer Eisenmangelanämie führt. Bei Menschen, die sich überwiegend oder ausschließlich pflanzenbasiert ernähren, besteht das Risiko eines Mangels an Vitamin B 12, da dieser Stoff natürlicher Weise nur in tierischen Produkten vorkommt. Bei einer veganen Lebensweise muss Vitamin B12 deshalb substituiert werden.
Andernfalls drohen chronische Müdigkeit, Erschöpfungszustände, Konzentrations- und Muskelschwäche. In einem fortgeschrittenen Stadium ist auch mit Nervenschäden, insbesondere Lähmungen, Koordinationsstörungen und einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses zu rechnen. Bei Kleinkindern kann ein schwerer Mangel an Vitamin B 12 zu dauerhaften Gehirnschäden führen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In der Regel reicht eine ausgewogene Ernährung aus, um dem Körper seinen Bedarf an Nährstoffen aus der Nahrung zu geben. Ein leichter Mangel kann in der Regel durch frei verkäufliche Präparate ausgeglichen werden, die man in der Apotheke, im Reformhaus oder auch in Drogerien erhält. Dennoch gibt es einige Gründe, in denen der Nährstoffmangel den Besuch beim Mediziner zur Folge haben sollte.
Weisen etwa eindeutige Symptome auf einen Nährstoffmangel hin, sollte ärtzlicher Rat eingeholt werden. Dieser kann das Blut untersuchen und feststellen, ob ein Mangel oder eventuell eine andere Erkrankung zu den Symptomen führt. Auch nach der Einnahme von Präperaten sollte ein Arzt aufgesucht werden, der die Wirksamkeit kontrolliert.
Bei manchen Nährstoffmangelsituationen kommt es zu gravierenden Symptomen, die den Besuch beim Arzt häufig ebenfalls erfordern können. Der Eisenmangel kann Schwäche, Blässe, Kopfschmerzen und Atemlosigkeit bei Belastung hervorrufen, der Kaliummangel zu Herzrhythmusstörungen führen. Der Magnesiummangel kann Muskelkrämpfe wie Wadenkrämpfe in der Nacht, aber auch psychische Labilität auslösen. In allen Fällen dient der Arztbesuch der Sicherung der Vermutung, dass die Symptome durch einen Nährstoffmangel ausgelöst werden. Der Mediziner ist zudem die richtige Adresse, wenn ein gravierender Mangel nicht durch den Patienten selbst ausgeglichen werden kann oder eine Verwertungsstörung vorliegt.
Behandlung & Therapie
Die Therapie eines Nährstoffmangels ist darauf angelegt, die Ursache für die Erscheinung zu beseitigen. Deswegen ist es wichtig, dass nicht ausschließlich die Symptome untersucht, sondern ebenfalls die zugrunde liegende Ursache diagnostiziert wird. Ansonsten würde die Behandlung unter Umständen nur einen temporären Erfolg aufweisen. Weiterhin soll das Defizit an Nährstoffen reguliert werden, damit gleichzeitig die Begleiterscheinungen verschwinden.
Welche Maßnahme zum Einsatz kommt, bestimmt insbesondere der Zustand des Patienten/ der Patientin. Ist dieser/diese bei Bewusstsein und leidet unter keinen Schluckstörungen, erfolgt die Behandlung über die Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollte die Kost vollwertig sein. Zusätzlich werden spezielle Präparate verschrieben, in denen das Vitamin oder Mineral in hoher Dosierung vorkommt.
Bei einigen Mängeln ist darüber hinaus die Verabreichung der Substanz über eine Injektion sinnvoll. Dies trifft zum Beispiel bei einem Vitamin B12 Mangel zu. Sobald dieser stärkere Ausmaße angenommen hat, wird er häufig mit einer Spritze gelindert. Psychische Ursachen müssen eventuell durch eine Therapie behandelt werden, bei Magersucht führt manchmal kein Weg an einer stationären Aufnahme vorbei.
Entzündungen von Magen und Darm werden zunächst im Rahmen einer Spiegelung festgestellt und anschließend differenziert therapiert. Bei einer Dickdarmentzündung kommen zum Beispiel eher selten Antibiotika zum Einsatz und vermehrt Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken.
Aussicht & Prognose
Bei einem diagnostizierten Nährstoffmangel ist die Prognose gebunden an die vorliegende Ursache sowie die bereits erlittenen Beschwerden. Kann der Mangel auf eine falsche Ernährung zurückgeführt werden, ist in den meisten Fällen die Umstellung der Nahrungszufuhr notwendig. Nicht immer ist dafür die Zusammenarbeit mit einem Arzt notwendig. Sind noch keine Folgestörungen entstanden, wird häufig innerhalb weniger Wochen oder Monate eine vollständige Beschwerdefreiheit dokumentiert. Für eine langfristige sehr günstige Prognose ist jedoch eine dauerhafte Optimierung der Ernährung notwendig. Andernfalls kommt es binnen weniger Tage zu einer Rückbildung der gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten.
Entstand der Nährstoffmangel durch eine Funktionsstörung des Darms, benötigt der Betroffene eine medizinische Versorgung. In einer medikamentösen Therapie wird die Darmtätigkeit verbessert und gleichzeitig wird der entstandene Mangel durch die Zufuhr des notwendigen Nährstoffs ausgeglichen. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um bei Veränderungen schnellstmöglich reagieren zu können.
Die Prognose verschlechtert sich, sobald bereits durch den Mangel an lebensnotwendigen Nährstoffen weitere Schäden des Organismus aufgetreten sind. Nicht immer können diese vollständig geheilt werden. Möglich sind chronische Erkrankungen sowie eine Langzeittherapie. Ist es zu Gewebeschäden im Bereich des Gehirns gekommen, ist die Prognose ungünstig. Diese Schäden sind irreparabel und können daher trotz aller Bemühungen nicht geheilt werden.
Vorbeugung
Ein Nährstoffmangel kann begrenzt vorgebeugt werden. Die Ernährung sollte aus viel Obst und Gemüse bestehen, das im besten Fall roh verzehrt wird. Je bunter der Speiseplan ist, desto wahrscheinlicher ist die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen. Koffeinhaltige Getränke, Alkohol und Tabak sollte die Ausnahme bilden.
Nachsorge
Die Nachsorge zielt darauf, Erkrankungen vorzubeugen und dem Patienten eine Alltagsunterstützung zu gewähren. Gerade bei Krebspatienten ist dieses Verfahren elementar wichtig. Die lebensbedrohliche Erkrankung kann nämlich wieder auftreten. Patienten, die unter einem Nährstoffmangel gelitten haben, können ein Wiederauftreten der Erkrankung demgegenüber selbst verhindern.
Der tägliche Verzehr von rohem Obst und Gemüse sorgt für einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt. Meist lassen sich dadurch die typischen Beschwerden beheben. Der Arzt informiert seinen Patienten zu Ernährungstipps. Die konsequente Umsetzung fällt allerdings in den Verantwortungsbereich des Betroffenen.
Neben einer falschen Ernährung verursachen auch andere Ursachen einen Nährstoffmangel. Diese führen nicht selten zu einer langwierigen Nachbehandlung. So folgen Jugendliche oft falschen Schönheitsidealen, was krankhafte Züge annehmen kann. Betroffene nehmen dann eine ambulante oder stationäre Psychotherapie wahr.
Aber auch Diabetes, Krebs und Funktionsstörungen am Darm führen zu einer Verlaufskontrolle. Arzt und Patient vereinbaren dazu regelmäßige Termine. Deren Intensität richtet sich nach der Anfälligkeit für Komplikationen. Es werden die Ernährungsgewohnheiten und körperlichen Veränderungen abgefragt. Eine Blutuntersuchung gibt Rückschluss über den Nährstoffhaushalt. Oftmals kann der Arzt bereits am äußeren Erscheinungsbild Aussagen zum Wohlbefinden des Patienten machen. Unter Umständen wird die Teilnahme an einer Ernährungsberatung angeregt.
Das können Sie selbst tun
Liegt dem Nährstoffmangel eine unausgewogene Ernährung zugrunde, lässt er sich langfristig am besten durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten beheben. Wichtig sind abwechslungsreiche Mahlzeiten, die den täglichen Bedarf an Proteinen, Fett, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen abdecken. Wertvolle Nährstofflieferanten stellen Vollkornprodukte sowie frisches Obst und Gemüse dar – diese Lebensmittel sollten täglich auf dem Speiseplan stehen. Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier liefern wichtige Proteine, Vitamin B12, Eisen, Selen, Jod und Calcium: Veganer und Vegetarier können alternativ auf Kohlgemüse, grünes Blattgemüse, Sojaprodukte, Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte zurückgreifen. Bei bestimmten Unverträglichkeiten oder krankheitsbedingtem Nährstoffmangel ist es hilfreich, mit dem behandelnden Arzt oder einem Ernährungsberater einen auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Diätplan zu erarbeiten.
Nährstoffschwund während des Kochens kann durch schonende Zubereitungsarten wie etwa Dampfgaren vermieden werden, Obst und Gemüse ist als Rohkost besonders nährstoffreich. Fertigprodukte enthalten in der Regel mehr Fett und deutlich weniger Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente als frisch zubereitete Speisen, zu Fast Food sollte daher nur ausnahmsweise gegriffen werden. In manchen Fällen kann es nötig sein, einen Nährstoffmangel durch Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen: Derartige Präparate sollten aber nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, da sie bei unkontrollierter Einnahme oftmals mehr schaden als nutzen.
Quellen
- Biesalski, H.-K., et al.: Ernährungsmedizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hg.) Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße 2015
- Elmadfa, I., Leitzmann, C.: Ernährung des Menschen. Ulmer, Stuttgart 2004