Acarbose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Acarbose ist ein Wirkstoff zur Senkung des Blutzuckerwertes nach den Mahlzeiten. Er gehört somit zu jenen Medikamenten, die im Rahmen der Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2 therapeutisch eingesetzt werden.
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Was ist Acarbose?
Acarbose selbst ist ein Zucker und wird durch den Prozess der Fermentierung aus dem Urstoff Actinoplanes utahensis gewonnen. Durch seine besondere Struktur kommt ihm eine Wirkungsweise zur Bekämpfung der Diabeteskrankheiten zu.
Das entsprechende Medikament soll nach dem Essen die Aufspaltung des Zuckers verlangsamen und die Aufnahme der Glucose durch den Körper regulieren. Damit wird ein sofortiger Anstieg des Blutzuckerspiegels vermieden. Acarbose wird gegenwärtig als Tabletten mit unterschiedlichen Dosierungen gereicht.
Zudem sind die Präparate regelmäßig mit weiteren Inhaltsstoffen zur Normalisierung des Insulinspiegels versehen. Seltener wird die Verabreichung in Form eines weißen Pulvers vorgenommen. Als solches wäre das Heilmittel jedoch auch in Wasser löslich und könnte daher Kindern oder Personen mit Schluckbeschwerden zugeführt werden.
Pharmakologische Wirkung
Die in den Magen und den Darmtrakt gelangende Nahrung wird durch den Organismus verarbeitet. Hierbei werden unter anderem die Glucose und die Kohlenhydrate aufgespalten. Diese können durch die Darmwände in den Blutkreislauf gelangen und dort einen Anstieg der Blutzuckerwerte hervorrufen.
Ein solches Manko erweist sich insbesondere bei Diabeteserkrankten als schwerwiegend. Derartige Schwankungen – schnelles Ansteigen und ebenso rasantes Abfallen – des Insulinspiegels soll die Acarbose vermeiden. Dafür werden die entstehenden Alphaglucosidasen durch die Acarbose gebunden. In diesem Prozess spalten sich Zucker oder Kohlenhydrate auf und werden inaktiv. Sie können nun nicht mehr in den Blutkreislauf eindringen.
Der Anstieg der Insulinwerte wird dadurch nach den Speisen zumindest verlangsamt und ist auf diese Weise keinen erheblichen Schwankungen mehr ausgesetzt. Für ein ähnliches Verfahren wurde in den letzten Jahrzehnten häufiger Saccharose angewendet. Ihm kommt im Vergleich zur Acarbose aber ein deutlich geringerer Bindungswert der Glucose zu. Die Einnahme des Medikaments erfolgt darüber hinaus oral und lediglich begleitend zur allgemeinen Diabetestherapie. Es ist somit von der Einzelfalldiagnose abhängig, ob die Acarbose verabreicht wird.
Medizinische Anwendung & Verwendung
In der allgemeinen Diabetesbekämpfung kommt der Acarbose lediglich ein unterstützender Wert zu. Das liegt vor allem an der durch das Produkt hervorgerufenen Wechselwirkung zu anderen Medikamenten. So kann neben dem Zucker auch der Wirkstoff der sonstigen Präparate gebunden werden.
Damit wiederum würde eine Heilung allgemein verhindert oder doch zumindest verlangsamt. Die Acarbose ist somit kein grundsätzlicher Bestandteil zur Linderung der Diabetes. Wird es verschrieben, so ist es vor jeder der Hauptmahlzeiten einzunehmen. In diesen Fällen wäre eine Darreichung von 200 bis 300 Milligramm der Acarbose für erwachsene Betroffene üblich. Darüber hinaus entscheidet der medizinische Gesamtzustand des Patienten über eine Verschreibung. Liegen Schädigungen der Nieren sowie des Magen-Darm-Trakts vor, sollte das Präparat nicht zur Anwendung kommen.
Ebenso ist die Therapie unter ärztlicher Aufsicht zu absolvieren. Die Acarbose kann nicht vorbeugend eingesetzt werden. Vielmehr erzielt sie die heilende Wirkung erst durch die regelmäßige Einnahme vor jeder Nahrungsaufnahme. Das Absetzen über einen Zeitraum weniger Tage kann sich daher bereits schwerwiegend auf die Diabeteserkrankung des Patienten auswirken. Eine abermalige Schwankung des Blutzuckerwertes wäre dann zu erwarten.
Verabreichung & Dosierung
Acarbose ist ein orales Antidiabetikum, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt wird, insbesondere zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Bei der Verabreichung und Dosierung von Acarbose sind mehrere wichtige Punkte zu beachten:
Einnahmezeitpunkt: Acarbose sollte mit dem ersten Bissen einer Hauptmahlzeit eingenommen werden, um die Effektivität bei der Verzögerung der Kohlenhydratverdauung und der Absorption von Zucker zu maximieren. Dies hilft, die postprandialen Blutzuckerspitzen zu reduzieren.
Anfangsdosierung: Die übliche Anfangsdosis von Acarbose beträgt 25 mg, dreimal täglich. Abhängig von der Verträglichkeit und der Kontrolle des Blutzuckerspiegels kann diese Dosis schrittweise erhöht werden.
Dosissteigerung: Nach einigen Wochen kann die Dosis auf Anweisung des Arztes auf 50 mg bis 100 mg pro Mahlzeit erhöht werden, falls die Blutzuckerkontrolle dies erfordert und das Medikament gut vertragen wird. Die maximale Tagesdosis liegt in der Regel bei 300 mg.
Nebenwirkungen: Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Acarbose gehören gastrointestinale Probleme wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen. Diese Nebenwirkungen sind oft auf die Wirkung des Medikaments im Darm zurückzuführen und können sich mit der Zeit verringern.
Überwachung: Es ist wichtig, regelmäßig den Blutzuckerspiegel zu überwachen, um sicherzustellen, dass die Behandlung wirksam ist. Die Anpassung der Dosierung sollte stets in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Kontraindikationen: Acarbose sollte nicht bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen, Malabsorptionssyndrom oder schwerer Niereninsuffizienz angewendet werden.
Durch die richtige Anwendung und Dosierung von Acarbose, in Kombination mit einer geeigneten Diät und regelmäßiger körperlicher Betätigung, kann die Blutzuckerkontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes effektiv verbessert werden.
Risiken & Nebenwirkungen
Bei den schon erwähnten Schädigungen der Organe darf die Acarbose nicht verschrieben werden. Auch eine allgemeine Überempfindlichkeit des Patienten in Bezug auf Medikamente ist vorab zu bestimmen. Daneben kann das Mittel einige Nebenwirkungen entfalten.
Diese liegen vorrangig in einer erhöhten Flatulenz, in Beschwerden des Magenbereichs, in gelegentlichem Erbrechen und Durchfall sowie in einem leichten Sodbrennen. Werden neben der Acarbose weitere Medikamente zur Diabetestherapie verabreicht, kann sich zwischen den einzelnen Präparaten eine unerwünschte Interaktion ergeben. Hierbei würde die jeweilige Wirkung der einzelnen Produkte gehemmt.
Dem ärztlichen Rat ist daher in jedem Falle Folge zu leisten. Allerdings muss nicht jede zum Beginn der Behandlung auftretende Nebenwirkung auch dauerhaft anhalten. Vielfach ist eine Besserung der anfänglichen Beschwerden schon nach etwa drei bis fünf Tagen erkennbar. Der Organismus hat sich sodann an den Wirkmechanismus der Acarbose gewöhnt.
Kontraindikationen
Acarbose ist ein Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, das durch Hemmung von Enzymen, die Kohlenhydrate verdauen, den Blutzuckerspiegel reguliert. Obwohl Acarbose für viele Patienten sicher und wirksam ist, gibt es bestimmte Kontraindikationen, bei denen die Anwendung vermieden werden sollte:
Chronische Darmerkrankungen: Acarbose kann zu einer erhöhten Gasbildung und anderen gastrointestinalen Beschwerden führen. Bei Patienten mit chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder unkontrollierten Darmstörungen kann die Anwendung von Acarbose diese Zustände verschlimmern.
Malabsorptionssyndrom: Da Acarbose die Verdauung und Absorption von Kohlenhydraten beeinflusst, sollte sie bei Patienten mit bestehendem Malabsorptionssyndrom nicht verwendet werden, da sie die Symptome dieses Zustandes verstärken kann.
Schwere Niereninsuffizienz: Acarbose wird durch die Nieren ausgeschieden. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz kann die Verwendung von Acarbose zu einer Akkumulation des Medikaments führen, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht.
Schwangerschaft und Stillzeit: Es gibt nicht genügend Studien, die die Sicherheit von Acarbose während der Schwangerschaft oder Stillzeit belegen. Daher wird empfohlen, Acarbose in diesen Perioden nur zu verwenden, wenn es unbedingt notwendig ist.
Überempfindlichkeit: Patienten, die eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Acarbose oder einen der Inhaltsstoffe des Medikaments aufweisen, sollten Acarbose nicht einnehmen.
Es ist wichtig, dass die Entscheidung zur Verwendung von Acarbose in enger Absprache mit einem Arzt getroffen wird, insbesondere bei Patienten mit Vorerkrankungen oder besonderen Gesundheitszuständen. Die Beachtung der Kontraindikationen hilft, das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen zu minimieren und die Sicherheit der Therapie zu gewährleisten.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Trotz seiner spezifischen Wirkweise kann Acarbose Interaktionen mit anderen Medikamenten aufweisen, die bei der Verwendung berücksichtigt werden sollten:
Verdauungsenzyme: Die gleichzeitige Einnahme von Acarbose mit Verdauungsenzymen, die Kohlenhydrate abbauen (wie Pankreatin oder Amylase-haltige Präparate), kann die Wirkung von Acarbose abschwächen, da diese Enzyme die durch Acarbose verursachte Verzögerung der Kohlenhydratverdauung überwinden.
Insulin und andere orale Antidiabetika: Die Kombination von Acarbose mit anderen blutzuckersenkenden Medikamenten wie Insulin oder Sulfonylharnstoffen kann zu einer Verstärkung der blutzuckersenkenden Wirkung und damit zu Hypoglykämien führen. Es ist wichtig, die Blutzuckerwerte engmaschig zu überwachen und gegebenenfalls die Dosierung der anderen Medikamente anzupassen.
Adsorbentien und Antazida: Die Wirksamkeit von Acarbose kann durch die gleichzeitige Einnahme von Adsorbentien (wie Aktivkohle) und Antazida beeinträchtigt werden, da diese die Aufnahme oder die Wirksamkeit von Acarbose im Darm beeinflussen können.
Intestinale Adsorbentien und Gallensäure-Bindemittel: Medikamente wie Cholestyramin, die in der Darmfunktion eingreifen oder die Zusammensetzung der Darmflüssigkeit verändern, können die Wirkung von Acarbose verringern, indem sie dessen Absorption oder Verfügbarkeit im Darmtrakt verändern.
Bei der Planung einer Therapie mit Acarbose sollten diese möglichen Interaktionen berücksichtigt werden, um eine optimale und sichere Blutzuckerkontrolle zu gewährleisten. Es ist ratsam, alle Änderungen der Medikation oder der Dosierung nur in Rücksprache mit einem Arzt durchzuführen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Acarbose aufgrund von Unverträglichkeiten oder spezifischen Kontraindikationen nicht geeignet ist, gibt es mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten für die Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei Typ-2-Diabetes:
Metformin: Dies ist oft die erste Wahl bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes. Metformin wirkt primär durch die Senkung der Glukoseproduktion in der Leber und die Verbesserung der Insulinsensitivität. Es hat ein geringes Risiko für Hypoglykämien und kann positive Effekte auf das Gewicht haben.
Sulfonylharnstoffe: Wirkstoffe wie Glibenclamid oder Glimepirid stimulieren die Insulinsekretion aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Sie sind effektiv, können aber das Risiko für Hypoglykämien erhöhen und sind oft mit Gewichtszunahme verbunden.
DPP-4-Inhibitoren: Medikamente wie Sitagliptin und Saxagliptin verstärken die Wirkung von Inkretinen, was die Insulinfreisetzung erhöht und die Glukagonsekretion senkt. Diese Mittel haben in der Regel ein geringes Risiko für Hypoglykämien.
GLP-1-Rezeptoragonisten: Diese Medikamente, wie Liraglutid und Exenatid, ahmen die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach, was zu einer verbesserten Insulinsekretion und einem verringerten Appetit führt. Sie können auch zur Gewichtsreduktion beitragen.
SGLT2-Inhibitoren: Wirkstoffe wie Empagliflozin und Dapagliflozin fördern die Ausscheidung von Glukose über den Urin. Sie bieten den zusätzlichen Vorteil einer Blutdrucksenkung und eines reduzierten Gewichts.
Jede dieser Alternativen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile sowie spezifische Nebenwirkungsprofile, die bei der Auswahl der geeigneten Behandlung berücksichtigt werden müssen. Es ist wichtig, eine Behandlung zu wählen, die sowohl den medizinischen Bedürfnissen des Patienten entspricht als auch mit seinem Lebensstil und seinen Vorlieben vereinbar ist.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor