Antazida
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Antazida sind Arzneimittel, die die Magensäure neutralisieren. Sie werden zur symptomatischen Behandlung von Sodbrennen, saurem Aufstoßen oder von säurebedingten Magenschmerzen eingesetzt.
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Was ist Antazida?
Zur Gruppe der Antazida gehören verschiedene Arzneistoffe. Früher wurde häufig Natriumhydrogencarbonat genutzt. In den 1970er Jahren kamen vermehrt Aluminiumhydroxid-Gele oder Magnesiumhydroxid-Gele zum Einsatz. Ebenso wurden Calcium- und Magnesiumcarbona-Mischungen erstmals als Antazida genutzt. Auch der Wirkstoff Almasilat, der Aluminium-Magnesium-Silicathydrat enthält, setzte sich durch.
Heute werden weiterhin Aluminiumhydroxid-Gele genutzt. Sie werden auch als Algedrat bezeichnet. Algedrat kann mit Calciumcarbonat oder mit Magnesiumhydroxid kombiniert werden. In Kombination mit dem Wirkstoff Simeticon wird es bei größeren Gasansammlungen im Magen- und Darmbereich verabreicht. Weitere Arzneistoffe, die zur Gruppe der Antazida gehören, sind Carbaldrat, Dexlansoprazol, Magaldrat, Oxetacain, Smektit oder Alginsäure.
Die säurebindenden Wirkstoffe werden bei einer Übersäuerung des Magens verabreicht. Sie sollen säurebedingte Beschwerden wie saures Aufstoßen oder Sodbrennen lindern. Die Wirkung der Antazida setzt bereits nach kurzer Zeit ein. Sie hält jedoch nur wenige Stunden an.
Pharmakologische Wirkung
Eine Substanz, die Magensäure neutralisieren kann, ist das Natriumhydrogencarbonat. Dabei entstehen ausschließlich ungiftige Reaktionsprodukte wie CO2 und Wasser. Das Mittel gilt heute als veraltet, ist jedoch dennoch in vielen Produkten gegen säurebedingte Magenbeschwerden oder Sodbrennen enthalten. Natriumhydrogencarbonat erhöht den pH-Wert innerhalb des Magens sehr schnell auf Werte über 7. Dadurch wird vermehrt das Hormon Gastrin freigesetzt. Gastrin wird im Magen-Darm-Trakt gebildet und stimuliert die Produktion der Magensäure.
Nach der Einnahme von Natriumhydrogencarbonat sinkt der pH-Wert also reaktiv. Natriumhydrogencarbonat ist somit nicht so wirksam wie beispielsweise Aluminiumhydroxid-Gele. Aluminiumhaltige Arzneistoffe wie Algedrat binden die Magensäure im Magen und neutralisieren sie. Entzündungen im Magen-Darm-Trakt können so besser abheilen. Algedrat verstärkt durch die Abgabe von Aluminium-Ionen zudem die Gewebe- und Schleimhautschichten des Magen-Darm-Trakts. Entzündungen und Verletzungen können dann nicht so leicht entstehen. Zudem sorgt der Arzneistoff für die Verbindung von Phosphaten, sodass diese besser ausgeschieden werden können. Dadurch werden die Schleimhäute weniger gereizt.
Das Antazidum Alginat wird aus Braunalgen hergestellt. Der Arzneistoff bildet eine physikalische Barriere zwischen den Schleimhäuten und der Magensäure. Zusammen mit Calciumcarbonat oder Kaliumhydrogencarbonat bildet Alginsäure einen Schaum, der sich über dem Mageninhalt ausbreitet. Dadurch wird ein Reflux mit Sodbrennen verhindert.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Antazida werden zur Säurebindung im Magen-Darm-Trakt eingesetzt. Sie sollen den Magen vor Übersäuerung schützen und Folgeerscheinungen einer Magenübersäuerung lindern. Typische Folgeerscheinungen sind saures Aufstoßen und Sodbrennen.
Sodbrennen ist das Hauptsymptom der Refluxkrankheit. Bei dieser Erkrankung fließt Mageninhalt oder Magensäure aus dem Magen nach oben in die Speiseröhre. Weil die Schleimhäute der Speiseröhre deutlich empfindlicher sind als die Schleimhaut des Magens, kommt es zu einem unangenehmen Brennen hinter dem Brustbein. Durch die Reizung kann sich auch eine Kehlkopfentzündung mit chronischem Husten entwickeln.
Antazida können die Magensäure neutralisieren und so die Auswirkungen abmildern. Die Arzneistoffe werden oral zugeführt. Die Dosierung hängt vom jeweiligen Wirkstoff ab. Präparate mit den Arzneistoffen Magaldrat und Hydrotalcit haben die höchste Säurebindungskapazität. Die Wirkung der Antazida setzt sehr schnell ein, hält jedoch nur selten länger als zwei bis drei Stunden an. Die Einnahme der säurebindenden Mittel sollte zwei Stunden nach einer Mahlzeit oder direkt vor dem Schlafengehen erfolgen. Es ist zu beachten, dass die Therapie mit Antazida rein symptomatisch ist. Die Ursachen der vermehrten Säureproduktion im Magen werden damit nicht behandelt.
Früher wurden Antazida auch bei Magengeschwüren verabreicht. Mittlerweile werden sie in der Behandlung aber immer häufiger von Protonenpumpenhemmern oder H2-Rezeptorantagonist ersetzt. Diese neutralisieren die Magensäure nicht, sondern hemmen direkt die Magensäureproduktion und wirken deshalb effektiver und länger.
Risiken & Nebenwirkungen
Antazida mit Aluminiumhydroxid können Verstopfungen verursachen. Magnesiumhydroxid regt hingegen die Darmtätigkeit an und kann somit abführend wirken. Die meisten Fertigpräparate enthalten allerdings beide Verbindungen, sodass sich abführende und verstopfende Wirkung die Waage halten.
Neuere Studien zeigen, dass die Aluminiumsalze aus Antazida mit Aluminiumhydroxid resorbiert werden. Da bisher noch nicht vollständig geklärt ist, welche Wirkungen die Salze im menschlichen Körper haben, sollte die tägliche Aufnahmemenge limitiert werden. Es sollte zudem beachtet werden, dass Antazida die Aufnahme von anderen Medikamenten herabsetzen können. Deshalb sollten die Präparate mit einem zeitlichen Abstand von einigen Stunden eingenommen werden.