Allocortex

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Allocortex ist ein Teil des menschlichen Gehirns. Er wird der Großhirnrinde zugeordnet und ist ein Teil des zentralen Nervensystems.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Allocortex?

Läsionen im Allocortex haben Beeinträchtigungen der Geruchsverarbeitung sowie des Gedächtnisses und der Bildung der Emotionen zur Folge.
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Der Allocortex umfasst die Regionen im menschlichen Gehirn, die drei bis fünf Schichten bilden. Er bildet ungefähr 10% der Großhirnrinde, die als Cortex cerebri bezeichnet werden. Ihm gegenüber steht der sechsschichtige Neo- oder Isocortex, der 90% der Großhirnrinde einnimmt.

Der Allocortex wird gebildet aus dem Archicortex und dem Paläocortex. Der Archicortex besteht aus dem limbischen System. Diesem wird der Hippocampus zugeordnet. Zu dem Paläocortex gehört das Riechorgan des menschlichen Organismus. Damit übernimmt der Allocortex wichtige Funktionen in der emotionalen Verarbeitung, dem Lernen und der Verarbeitung von Gerüchen. Darüber hinaus wird der Mesocortex als Übergang zwischen dem Isocortex und dem Archicortex mit zum Allocortex gezählt.

Im Erwachsenenalter besteht der Mesocortex aus dem para-hippocompalen Cortex sowie dem Gyrus cinguli. Während der para-hippocompale Cortex dem Allocortex zugeordnet wird, ist der Gyrus cinguli ein Teil des Isocortex. Der Allocortex besteht zu einem großen Teil aus Pyramidenzellen. Diese dienen der Übertragung von aufgenommenen Reizen eines Sinnesorgans zum Cortex. Stammesgeschichtlich gehört der Allocortex zu der älteren Region im menschlichen Gehirn.

Anatomie & Aufbau

Der Archicortex beschreibt das limbische System. Zu ihm zählen der Hippocampus, der Gyrus parahippocompalis, die Amygdala und dem Corpus mammillare. Auch wenn der Gyrus cinguli Teil des Archicortex ist, wird er nicht dem Allocortex zugeordnet.

Der Paläocortex vereint verschiedene Zentren des menschlichen Gehirns. Zu ihnen gehören der Bulbus und der Tractus olfactorius, das Tuberculum olfactorium, das Septum, der präpiriforme Cortex und Anteile des Corpus amygdaloideum, der Amygdala. Der Paläocortex formt mit seinen Strukturen das Riechhirn mit dem Riechkolben. Dieser hat die Form eines Schmetterlingsfühlers. Die aufgenommenen Reize werden über das Riechepithel ohne Umschaltung im Thalamus direkt zur Hirnrinde weitergeleitet. Das Riechhirn wird als olfaktorischer Cortex bezeichnet. Hier findet die Verarbeitung der Gerüche statt. Der Allocortex besteht aus drei Schichten.

Dies sind die Lamina molecularis, die Lamina pyramidales und die Lamina multifromis. Die erste Schicht wird als Stratum moleculare bezeichnet und enthält die oberen Dendriten der Pyramidenzellen. Die mittlere Schicht wird durch das Stratum pyramidale gebildet und besteht aus den Zellkörpern der Pyramidenzellen. Die dritte Schicht enthält die unteren Dendriten der Pyramidenzellen und wird als Stratum oriens bezeichnet.

Funktion & Aufgaben

Im Wesentlichen wird der Allocortex aus dem Hippocampus und dem Riechorgan gebildet. Der Paläocortex, der auch als olfaktorische Cortex bezeichnet wird, wertet alle Informationen aus, die über das Riechepithel aufgenommen werden und über die Riechbahn zu ihm gelangen.

Der Mensch kann 5.000 Gerüche unterscheiden. In über 10 Millionen Riechzellen werden diese aufgenommen und zur Verarbeitung weitergeleitet. Riechzellen haben eine Lebensdauer von wenigen Wochen. Anschließend sterben sie ab und werden durch neue ersetzt. Dies in eine Aufgabe, die vom Allocortex übernommen wird. Die Riechzellen sind die einzigen Nervenzellen im erwachsenen Nervensystem, die sich mitotisch teilen. Bei der Mitose teilt sich ein Zellkern bei dem zwei Tochterkerne entstehen, die eine gleiche genetische Information haben.

Die Funktionen der emotionalen Verarbeitung, des Lernen und der Gedächtnisbildung erfolgt im Archicortex. In den Schichten der Archicortex findet die Langzeitpotenzierung und damit die Gedächtniskonsolidierung statt. Die Langzeitpotenzierung überführt aufgenommene Informationen vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis. Dazu zählen Erinnerungen, Wissen über Handlungsabläufe oder Konditionierungsprozesse. Die menschlichen Gewohnheiten sowie die unbewussten Vorgänge werden im Archicortex übernommen. Darüber hinaus findet das Emotionserleben im limbischen System und allen voran der Amygdala statt.

Furcht, Lust, Freude oder Trauer entstehen dort. Die Emotionen können kurzfristig stattfinden oder in langanhaltende emotionale Phasen übergehen. Positive wie auch die negativen Emotionen, Stimmungen und die Affektregulierung findet hier ihren Ursprung. Damit übernimmt der Allocortex eine wichtige Sozialfunktion sowie die Regulierung der Gefühle. Die Bewusstwerdung einer entstandenen Emotion wird als Gefühl definiert. In diesen Prozess fließen Anteile des Lernens sowie evolutionär bedingte Elemente wie beispielsweise die Furchtreaktion ein.


Krankheiten

Läsionen im Allocortex haben Beeinträchtigungen der Geruchsverarbeitung sowie des Gedächtnisses und der Bildung der Emotionen zur Folge. Der Geruch nimmt eine wichtige Rolle bei der partnerschaftlichen Suche ein.

Die partnerschaftliche Attraktion oder auch Sympathie steht in Verbindung mit den Histokompatibilitätsantigenen des menschlichen Organismus. Partner, deren genetische Struktur zu ähnlich ist, werden als abstoßend empfunden. Dahinter steht das evolutionär bedingte Ziel, genetische Dispositionen des Nachwuchses zu verhindern und eine Nachkommenschaft zu zeugen, die ein starkes Immunsystem haben. Der Vorgang der Geruchsverarbeitung wird bei Läsionen oder Beeinträchtigungen durch Medikamente verändert. Darüber hinaus beeinflusst ein eingeschränkter Geruchssinn den Geschmackssinn.

Alexithymie ist eine Erkrankung, die als Gefühlsblindheit bezeichnet wird. Zu dieser Erkrankung gehören Symptome, die eine Unfähigkeit oder Einschränkung bei der Gefühlserkennung beschreibt. Eigene Gefühle können nur unzureichend oder gar nicht wahrgenommen werden. Empathie wird ebenfalls nicht empfunden. Als Besonderheit dieser Erkrankung gilt, dass die nahestehenden Personen stärker unter der Krankheit leiden, als der Betroffene selbst.

Alkoholismus hat Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Pyramidenzellen. Damit gehen Erinnerungen verloren und können nicht mehr ersetzt werden. Kommt es durch Alkoholmissbrauch zum Korsakow-Syndrom, werden vorhandene Erinnerungslücken durch Konfabulation ersetzt. Gedächtnisfehler werden durch frei erfundene Erzählungen ersetzt.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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