Amaurosis fugax
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Amaurosis fugax wird eine plötzliche Erblindung auf einem Auge bezeichnet, die meist nur Minuten und in Ausnahmefällen mehrere Stunden dauern kann. Das Leitsymptom der Krankheit besteht darin, dass sich die plötzlich und völlig schmerzlos einsetzende Blindheit von selbst wieder regeneriert. Die Amaurosis fugax wird in der Regel durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung der Zentralarterie der Netzhaut verursacht.
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Was ist Amaurosis fugax?
Unter einer Amaurosis fugax wird eine plötzlich eintretende Blindheit auf einem Auge verstanden, die meist nur wenige Minuten anhält und danach ohne bleibende Veränderungen oder Schäden wieder verschwindet. In Ausnahmefällen können die Symptome bis zu mehrere Stunden anhalten. Charakteristischerweise setzt die einseitige Blindheit ohne jegliche Vorwarnung plötzlich und völlig schmerzfrei ein.
Ebenso plötzlich verschwindet sie wieder, meist bereits nach wenigen Minuten. Die kurzzeitige Blindheit wird durch eine vorübergehende Ischämie der Netzhaut verursacht. Die sehr empfindlichen Fotorezeptoren in der Retina verlieren bei Sauerstoffmangel sofort ihre Funktion, so dass von den Rezeptoren (Stäbchen und Zapfen) keine Meldungen mehr an den Sehnerv abgegeben werden.
Falls der Sauerstoffmangel innerhalb einer Zeitspanne von höchstens 60 bis 90 Minuten wieder behoben ist, stellt sich die Funktionalität der Fotorezeptoren von selbst wieder her. Bei länger anhaltendem „Stromausfall“ werden die lichtempfindlichen Zapfen und Stäbchen irreversibel geschädigt, und es droht bleibende Blindheit auf dem betroffenen Auge.
Ursachen
Die häufigste Ursache für eine Amaurosis fugax ist eine vorübergehende Blockade der retinalen Zentralarterie (Arteria centralis retinae). Prinzipiell kann die Blockade der zentralen Netzhautarterie durch eine Erkrankung der Arterie selbst oder durch eingeschleppte Plaques oder Thromben (Blutgerinnsel) erfolgen. In vielen Fällen wird die Verlegung der Arteria centralis retinae durch eine Stenose der Halsschlagader (Arteria carotis interna) verursacht.
Von der Karotisarterie, wie die Halsschlagader auch genannt wird, zweigt die Arteria carotis interna ab und versorgt unter anderem die Augen. Bei einer Erkrankung der Halsschlagader an Arteriosklerose bilden sich sogenannte Plaques, von denen sich Bruchstücke lösen und in die Zentralarterie der Netzhaut verbracht werden können. Hier lösen sie eine vorübergehende Verlegung aus, so dass die Fotorezeptoren in der Retina vorübergehend nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden.
Eine Amaurosis fugax kann aber auch durch eingeschleppte Thromben verursacht werden, die in der retinalen Zentralarterie eine vorübergehende Blockade beziehungsweise Embolie verantwortlich sind. Falls die zentrale Netzhautarterie selbst betroffen ist, handelt es sich meist um die Autoimmunkrankheit Arteriitis temporalis, bei der das Immunsystem die Ausbildung von epithelialen Riesenzellen anregt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Hauptbeschwerde, die gleichzeitig als Hauptsymptom der Amaurosis fugax dient, ist die plötzlich eintretende einseitige Erblindung, die völlig schmerzlos ist und meist nach wenigen Minuten von selbst wieder verschwindet. Typischerweise sind auch keine vorherigen Symptome vorhanden, die als Warnzeichen für die kommende kurzzeitige Erblindung interpretiert werden könnten.
Allerdings sollte die Krankheit selbst als Warnzeichen und Hinweis auf einen drohenden Schlaganfall aufgefasst werden, falls beispielsweise die Halsschlagadern als Verursacher der vorübergehenden Blindheit in Frage kommen. Die Bruchstücke der Plaques, die zu einer vorübergehenden Blockade der zentralen Netzhautarterie geführt haben, könnten stattdessen in das ZNS eingeschwemmt werden und dort einen Schlaganfall auslösen.
Diagnose & Verlauf
Nach einer kurzzeitigen einseitigen Erblindung, die auf eine Amaurosis fugax hindeutet, empfiehlt sich eine Untersuchung der Netzhaut mittels Augenhintergrundspiegelung .
Gegebenenfalls ist auch eine Untersuchung der Netzhautgefäße mittels Fluoreszenz-Angiographie in Betracht zu ziehen, um die mögliche Blockadestelle der zentralen Netzhautarterie zu ermitteln. Falls es sich bei der arteriellen Blockade um einen eingeschleppten Thrombus oder ein Bruchstück eines Plaques handelt, empfiehlt sich die sonographische Untersuchung der Halsschlagadern.
Falls eine Arteriosklerose der Karotisarterien die Amaurosis fugax verursacht hat, besteht ohne Behandlung der Halsschlagadern ein hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Der Krankheitsverlauf ist auch ohne Behandlung definitionsgemäß selbstlimitierend. Allerdings besteht ein hohes Risiko für eine rezidivierende einseitige Blindheit. Erst wenn die verursachende Grunderkrankung erfolgreich behandelt wurde, sinkt das Risiko einer erneuten Amaurosis fugax und eines Schlaganfalls mit nicht vorhersehbaren Folgen.
Komplikationen
Befällt das Auge eine kurzzeitige oder partielle Erblindung, weist dies auf Amaurosis fugax hin. Das Symptom entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen der Netzhaut. Hat sich an der Arterie des Auges zu viel Plaque angesammelt und löst sich davon ein Stückchen ab, kann es die Zentralarterie verstopfen.
Erst wenn der blockierte Blutfluss sich löst, verschwindet der Effekt der temporären Erblindung. Teilweise macht sich das Symptom mit einem grauen beziehungsweise schwarzen Schleier vor dem Auge bemerkbar. Betroffene sollten unverzüglich ärztlichen Beistand in Anspruch nehmen, denn es drohen ernsthafte Komplikationen.
Amaurosis fugax ist der Vorbote einer im Halsbereich entstehenden Arteriosklerose. Dadurch erhöht sich für den Patienten das Schlaganfallrisiko. Ferner besteht der Verdacht auf Bluthochdruck oder einer latent schwellenden Herzkrankheit. Auch ein zu hoher Cholesterinspiegel sowie Diabetes können Auslöser für das Symptom sein und weitere Probleme verursachen.
Insbesondere Raucher gehören hierbei zur Gefährdungsgruppe. Mittels einer Magnetresonanzangiographie kann die Durchblutungsstörung am Auge diagnostiziert werden. Zudem benötigt der Patient regelmäßige Kontrollen des Bluthochdrucks sowie des Cholesterin- und Blutzuckerspiegels. Als Therapiemaßnahme wird ein Gerinnungshemmer gereicht, damit der Blutfluss angeregt wird. Als Komplikationsfolge wird der Patient vorübergehend zum Bluter. Ist das Auge zu stark durch Plaque verschlossen, erfolgt ein vom Gesundheitszustand des Patienten abhängiger operativer Eingriff.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Amaurosis fugax muss in jedem Fall von einem Arzt untersucht werden. Da es in der Regel zu einer sehr plötzlichen und spontanen Erblindung kommt, leiden die meisten Patienten auch an einer Panikattacke oder an Schweißausbrüchen. Weiterhin kann es auch zu einem Bewusstseinsverlust kommen. In diesem Falle ist ein Notarzt zu verständigen.
Obwohl die Amaurosis fugax in der Regel nach einigen Minuten oder Stunden wieder verschwindet, sollte auf jeden Fall ein Arzt eine Untersuchung durchführen und die Ursache für das Auftreten der Krankheit diagnostizieren. Damit kann ein erneutes Auftreten gegebenenfalls verhindert werden. In einigen Fällen weist die Amaurosis fugax auf einen Schlaganfall hin. Dabei ist eine dringende Behandlung notwendig, damit der Schlaganfall verhindert werden kann.
Im schlimmsten Fall kann es dabei zum Tode des Betroffenen kommen. Sollte es durch die kurzzeitige Erblindung zu einem Unfall kommen, so ist ein Krankenhaus aufzusuchen oder ein Notarzt zu verständigen. Falls der Patient raucht, sollte das Rauchen auf jeden Fall eingestellt oder zumindest reduziert werden.
Behandlung & Therapie
Eine direkte Behandlung der Amaurosis fugax ist aufgrund der meist nur wenige Minuten andauernden Phase der Erblindung kaum möglich. Eine wirksame Therapie zielt daher auf die Behandlung der verursachenden Grunderkrankung ab. Das kann beispielsweise die Behandlung der Arteriosklerose der Karotisarterien sein oder die Behandlung der Autoimmunkrankheit Arteriitis temporale, falls die retinalen Arterien selbst davon betroffen sind.
Hinsichtlich der Behandlung der Arteriosklerose stehen abgestufte Therapien zur Verfügung, die je nach Schweregrad und je nach betroffener Arterie zur Anwendung kommen können. Zusätzlich sind häufig Vorsorgemaßnahmen indiziert, die beispielsweise das Risiko der Thrombenbildung minimieren und damit nicht nur der Amaurosis fugax vorbeugen, sondern auch einem Schlaganfall. Jedes Auftreten der kurzzeitigen einseitigen Erblindung sollte als Vorwarnung für einen Schlaganfall aufgefasst werden.
Als erste Konsequenz kann ein Koagulationsschutz aufgebaut werden. Die Antikoagulantien bieten einen guten Schutz vor einem Schlaganfall und ähnlichen Problemen, die im Zusammenhang mit verfrachteten Blutgerinnseln stehen.
Aussicht & Prognose
In den meisten Fällen kommt es bei dieser Krankheit nur zu einer vorübergehenden Erblindung. Diese Erblindung verschwindet in der Regel nach einigen Minuten oder Stunden wieder und führt nicht zu weiteren Beschwerden. Sie kann beim Patienten allerdings auch zu Panikattacken oder zu Schweißausbrüchen führen und damit die Lebensqualität des Patienten deutlich einschränken.
In den meisten Fällen kommt es durch die Amaurosis fugax nicht zu besonderen Schmerzen oder zu vorher auftretenden Symptomen. Die Krankheit sollte allerdings auf jeden Fall von einem Arzt untersucht werden, da diese mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden sein kann. Ein Schlaganfall kann für den Betroffenen tödlich verlaufen und sollte aus diesem Grund auf jeden Fall vorgebeugt werden.
Eine direkte Behandlung dieser Krankheit ist in der Regel nicht möglich und auch nicht notwenig. Die Sehraft kommt dabei nach einem bestimmten Zeitraum wieder zurück. Allerdings sollte der Betroffenen einen gesunden Lebensstil führen, damit es weiterhin nicht zu einem möglichen Schlaganfall kommt. Gegen einen Schlaganfall können auch Medikamente eingesetzt werden, die das Risiko deutlich verringern.
Vorbeugung
Direkt vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung einer Amaurosis fugax sind nicht existent. Es existiert aber eine Reihe von Maßnahmen, die zur Minimierung des Risikos beitragen, an Arteriosklerose zu erkranken. Vorbeugende Maßnahmen bestehen deshalb in erster Linie aus einem Aufbau eines Koagulationsschutzes des Blutes.
Dies beinhaltet sowohl eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus, eine nachhaltige Blutdrucksenkung bei arterieller Hypertonie und eine gesunde Ernährung. Es versteht sich von selbst, Alkoholkonsum und Rauchen auf einem möglichst niedrigen Level zu halten. Auch mäßiger Sport in Ausdauerdisziplinen kann als vorbeugende Maßnahme verstanden werden.
Nachsorge
Die Möglichkeiten zur Nachsorge sind bei Amaurosis fugax in der Regel sehr stark eingeschränkt. Der Patient ist in erster Linie auf die Behandlung durch einen Arzt angewiesen, um weitere Komplikationen oder Beschwerden zu vermeiden und die Erkrankung vollständig zu behandeln. Eine Selbstheilung kann nicht auftreten. Da die Amaurosis fugax noch nicht vollständig erforscht ist, sind auch die Möglichkeiten zur Behandlung dieser Erkrankung stark eingeschränkt.
Dabei kann eine Behandlung der betroffenen Arterien durchgeführt werden, was jedoch nicht in jedem Fall zu einem Erfolg führt. In erster Linie muss bei einer Amaurosis fugax daher schon bei den ersten Symptomen ein Arzt aufgesucht werden. Nur durch eine frühzeitige Behandlung können weitere Beschwerden vermieden werden.
Im Allgemeinen wirkt sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung positiv auf den Verlauf der Amaurosis fugax aus. Dazu gehören auch sportliche Aktivitäten und der Verzicht auf Alkohol, Tabak oder andere Drogen. Ein Schlaganfall kann dabei auch die Erkrankung fördern und sollte natürlich vermieden werden. Ob die Amaurosis fugax auch die Lebenserwartung des Betroffenen einschränkt, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden. Häufig ist auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit sinnvoll, da es zu einem Austausch an Informationen kommt.
Das können Sie selbst tun
Die Möglichkeiten der Selbsthilfe bei einer Amaurosis fugax sind sehr begrenzt. Da die Beschwerden vorübergehend für einige Minuten oder Stunden auftreten, ist es wichtig, dass der Betroffene Ruhe bewahrt und nicht in Hektik oder Betriebsamkeit verfällt. Der Alltag ist so zu strukturieren, dass die allgemeine Unfallgefahr bei einem plötzlichen Eintreten der Erblindung soweit wie möglich minimiert ist.
Bei Gefühlen von Angst oder Panik ist es hilfreich, wenn der Betroffene grundsätzlich therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt. Dort lernt er Verhaltensstrategien, die er im Alltag selbstständig umsetzen und optimal nutzen kann. Um umfassend auf alle Symptome und Komplikationen vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich, wenn sich der Betroffene ausführlich über die Erkrankung informiert.
Ebenso hilfreich ist es, wenn er die Menschen aus seinem nahem Umfeld ebenfalls in Kenntnis der Krankheit mit den vorhandenen Begleiterscheinungen setzt. Je stabiler und informierter das soziale Netzwerk ist, desto professioneller können Freunde, Kollegen und Angehörige auf den Betroffenen und die überraschend auftretenden Symptome reagieren. Das Gefühl der Hilflosigkeit wird auf diesem Weg für alle Beteiligten so weit wie möglich minimiert. Darüber hinaus kann sich der Betroffene sicher sein, dass er die notwendige Unterstützung erhält, da die Überforderung mit der Situation ebenfalls reduziert wird.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013