Arteriitis temporalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arteriitis temporalis ist eine entzündliche Erkrankung, von der vornehmlich ältere Menschen betroffen sind. Eine frühzeitige Therapie führt meist zu einer raschen Symptomlinderung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arteriitis temporalis?

Gelegentlich kann die Autoimmunerkrankung außerdem mit Symptomen wie Lähmungen der Augenmuskulatur sowie Fieber, Muskelschmerzen und Müdigkeit einhergehen.
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Bei der Arteriitis temporalis handelt es sich um eine entzündliche Autoimmunerkrankung (eine Erkrankung, bei der sich das körpereigene Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe richtet), die vornehmlich die Schläfenarterien (Arteriae temporales) betrifft.

Alternative Begriffe für die Arteriitis temporalis lauten beispielsweise Morbus Horton oder Riesenzellarteriitis. Von der Arteriitis temporalis sind fast ausschließlich Personen betroffen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben. Frauen sind ca. dreimal so häufig von einer Arteriitis temporalis betroffen wie Männer.

Zu den Erstsymptomen der Arteriitis temporalis zählen bei einer Vielzahl an Patienten vor allem stark ausgeprägte, stechende Kopfschmerzen. Meist verstärkt sich dieser Kopfschmerz während des Kauens. Bei einem geringeren Prozentsatz von Betroffenen stellt sich bei vorliegender Arteriitis temporalis eine plötzliche Sehminderung auf einem Auge ein.

Gelegentlich kann die Autoimmunerkrankung außerdem mit Symptomen wie Lähmungen der Augenmuskulatur sowie Fieber, Muskelschmerzen und Müdigkeit einhergehen.

Ursachen

Die Ursachen einer auftretenden Arteriitis temporalis sind in der Medizin noch nicht abschließend geklärt. Angenommen wird eine genetische Komponente der Arteriitis temporalis - trat die Erkrankung also beispielsweise bei den Eltern und/oder Großeltern auf, so besteht ein erhöhtes Risiko, auch selbst an der Arteriitis temporalis zu erkranken.

Diskutiert wird darüber hinaus ein möglicher Einfluss von Infektionserkrankungen auf das Auftreten der Arteriitis temporalis: Möglicherweise sind etwa verschiedene Viren und Bakterien in der Lage, die Entstehung einer Arteriitis temporalis zu provozieren.

Zu den entsprechenden Viren zählen vor allem Influenza- bzw. Grippeviren und das Hepatitis-B-Virus. Zu den Bakterien, die möglicherweise ein Auftreten der Arteriitis temporalis begünstigen können, zählen vornehmlich die sogenannten Borrelien - eine schraubenförmige Bakterienart.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In der Regel sind die Beschwerden und Symptome von Arteriitis temporalis relativ eindeutig und weisen direkt auf die Erkrankung hin. Aus diesem Grund kann die Krankheit auch relativ früh schon diagnostiziert und behandelt werden. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einem starken Kopfschmerz. Dieser tritt vor allem in der Gegend der Schläfen auf und wirkt sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus.

Auch beim Kauen oder beim Sprechen kann es dabei zu Kopfschmerzen kommen. Weiterhin führt die Arteriitis temporalis zu starken Sehstörungen, sodass die Betroffenen an Schleiersehen oder an Doppelbildern leiden. Im Allgemeinen nimmt dadurch auch die Sehkraft ab. Die Betroffenen leiden dabei ebenfalls an einer dauerhaften Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit, die in der Regel nicht durch Schlaf ausgeglichen werden kann.

In der Nacht kommt es häufig zu Schweißausbrüchen und weiterhin leiden die Patienten durch Arteriitis temporalis an einem starken Gewichtsverlust. Die Symptome müssen nicht immer alle zusammen auftreten, sodass bei einem längeren Auftreten einiger Beschwerden in jedem Falle ein Arzt konsultiert werden sollte. Die Kopfschmerzen können sich bei Arteriitis temporalis auch bis in die Ohren oder in die Augen ausbreiten.

Diagnose & Verlauf

Diagnostiziert werden kann die Arteriitis temporalis beispielsweise aufgrund der sogenannten ACR (American College of Rheumatology)-Kriterien. Diese Kriterien beschreiben unter anderem typische Symptome der Autoimmunerkrankung.

Sind bei einem Betroffenen eine bestimmte Anzahl der Kriterien erfüllt, so kann (mit zunächst eingeschränkter Sicherheit) von einer vorliegenden Arteriitis temporalis ausgegangen werden. Eine Sicherung der Diagnose ist etwa durch Gewebeentnahmen an der Temporalarterie, augenärztliche Untersuchungen oder Blutuntersuchungen möglich. Auch Aufnahmen mithilfe des Ultraschalls können weitere diagnostische Hinweise zum Vorliegen einer Arteriitis temporalis geben.

Bei fachgerechter Therapie lassen die Symptome einer Arteriitis temporalis häufig innerhalb von ca. 6 - 24 Monaten vollständig nach. Allerdings spricht die Medizin hier von keiner Heilung im engeren Sinn, denn in einigen Fällen ist das Auftreten von Krankheitsrückfällen möglich. In Einzelfällen kann die Arteriitis temporalis einen chronischen (längerfristigen) Verlauf nehmen.

Komplikationen

Werden die Äste der Halsschlagader von Arteriitis temporalis befallen, müssen medizinische Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Die auch unter der Bezeichnung Horton-Krankheit bekannte Diagnose löst zahlreiche Komplikationen aus, insbesondere wenn die Schläfenschlagader betroffen ist. Nimmt der betroffene Patient ungenügende oder keine ärztliche Hilfe in Anspruch, wird der Sehnerv dauerhaft geschädigt.

Es drohen Erblindung sowie Schlaganfall. Sobald die entzündete Aorta sich verengt, werden wichtige Nerven und Versorgungsgebiete nicht mehr durchblutet. Erschöpfungszustände, stechende Kopfschmerzen, Aneurysmen, Augenmuskelschwäche, Sehstörungen und Fieberschübe können bei nicht rechtzeitigem Erkennen der Krankheit bleibende Beschwerden verursachen.

Zur speziellen Risikogruppe der Arteriitis temporalis gehören Menschen ab der Lebensmitte, den größten Teil darunter bilden Frauen. Die Krankheit selbst ruft verschiedene Komplikationen hervor, desgleichen die Medikation. Nicht alle Patienten vertragen die oralen Kortikosteroide, welche das Symptom bekämpfen.

Diese müssen für einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren eingenommen werden. Dabei wird eine konsequente ärztliche Überwachung eingehalten. Kortikosteroide können Stoffwechselfunktionen sowie die Knochenstruktur negativ beeinträchtigen. Als Folgebeschwerden kann das Immunsystem geschwächt, Grüner - beziehungsweise Grauer Star sowie Osteoporose ausbrechen, sich der Blutzuckerspiegel oder das Gewicht erhöhen. Im Gegenzug ist die Behandlung mit Kortison zwar für den Körper belastend dafür sehr erfolgreich um das Infarktrisiko zu senken und eine Erblindung zu vermeiden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leider sind die Beschwerden der Arteriitis temporalis nicht besonders charakteristisch, sodass die Beschwerden auch mit einer anderen Krankheit verwechselt werden können. Aus diesem Grund sollten sich die Betroffenen immer an einen Arzt wenden, wenn die Symptome zusammen und ohne besonderen Grund auftreten. Vor allem bei dauerhaften Kopfschmerzen und bei einem unerklärlichen Verlust an Gewicht muss der Patient auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Die Schmerzen können dabei in der Region der Schläfen auftreten und werden in den meisten Fällen durch Sprechen oder durch Kauen weiterhin nicht verstärkt. Ebenso sollte ein Rat aufgesucht werden, wenn es zu plötzlichen Sehstörungen durch die Arteriitis temporalis kommt oder wenn die bereits vorhandenen Sehbeschwerden noch weiter verstärkt werden. Ebenso leiden die meisten Betroffenen durch die Arteriitis temporalis auch an einer dauerhaften Müdigkeit und an einer Abgeschlagenheit.

Die Müdigkeit kann dabei in der Regel nicht mit Hilfe von Schlaf ausgeglichen werden. Durch eine frühzeitige Behandlung können die Beschwerden in den meisten Fällen gelindert werden, wobei auch das Risiko eines Schlaganfalls bei der Behandlung deutlich gelindert wird. In erster Linie erfolgt die Diagnose meistens durch einen Allgemeinarzt. Die weiteren Beschwerden werden schließlich beim Facharzt behandelt, wobei in der Regel auch der Besuch beim Augenarzt notwendig ist.

Behandlung & Therapie

Eine akute Arteriitis temporalis gilt in der Regel als medizinischer Notfall. Besteht der Verdacht auf eine Arteriitis temporalis, so verabreichen Mediziner meist hoch dosierte Kortisongaben zur Bekämpfung entzündlicher Prozesse.

Dieser möglichst rasch erfolgende Behandlungsschritt verfolgt unter anderem auch den Zweck, ein Übergreifen der Entzündung auf Gefäße des Gehirns zu vermeiden und somit das Risiko eines möglicherweise resultierenden Schlaganfalls zu senken. Die individuell verabreichte Kortisondosis bei vorliegender Arteriitis temporalis orientiert sich dabei beispielsweise an Leitlinien, die durch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie erstellt wurden; danach ist eine vergleichsweise hohe Dosis etwa dann sinnvoll, wenn der betroffene Patient von einer Erblindung aufgrund der Arteriitis temporalis bedroht ist.

Eine vergleichsweise niedrigere Kortisondosis wird bei akuter einseitiger Erblindung empfohlen, während die niedrigste Empfehlung für Patienten ausgesprochen wird, bei denen das Auge nicht von Symptomen einer Arteriitis temporalis betroffen ist. Einer so erfolgten akuten Kortisontherapie folgt meist eine weiterführende Kortisonbehandlung niedrigerer Dosis über mehrere Monate bzw. Jahre hinweg.

Aussicht & Prognose

Die Arteriitis temporalis hat bei gesunden Menschen mit einem stabilen Immunsystem eine gute Prognose. Sobald die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, kommt es innerhalb weniger Tage zu einer Linderung der Symptome. Ist die Entzündung abgeheilt, kann der Patient auch als beschwerdefrei aus einer Behandlung entlassen werden. Der Heilungsprozess benötigt jedoch in den meisten Fällen mehrere Monate oder Jahre. Im Durchschnitt sind es 6-24 Monate, bis die Folgen der Arteriitis temporalis geheilt sind und das körpereigene Abwehrsystem stabil ist.

Die Erkrankung tritt vermehrt bei Menschen in einem höheren Lebensalter auf. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein weiterer Erkrankungen. Das Immunsystem ist in diesen Fällen zusätzlich geschwächt und der Organismus hat kaum Möglichkeiten, um sich dem entzündlichen Prozess der Arteriitis temporalis erfolgreich entgegenzustellen. Als Folge tritt eine Verzögerung der Heilung ein, die sich ebenfalls auf die bereits vorliegenden Erkrankungen auswirkt.

Bei einer akuten Arteriitis temporalis droht ein plötzliches Ableben des Patienten. Der Fortschritt der Entzündung kann nicht gestoppt werden, es kommt zu Einblutungen und der Patient stirbt an Herzversagen oder einem Schlaganfall. Menschen, die keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, leben ebenfalls mit einem stark erhöhten Sterberisiko. Es kann zur Erblindung oder Funktionsstörungen kommen.


Vorbeugung

Da die Arteriitis temporalis vermutlich genetisch begünstigt ist, kann der Erkrankung nur eingeschränkt vorgebeugt werden. Wird der Annahme Rechnung getragen, dass virale und/oder bakterielle Infektionen eine Arteriitis temporalis begünstigen können, trägt eine Stärkung des körpereigenen Immunsystems möglicherweise dazu bei, das Risiko einer auftretenden Autoimmunerkrankung zu reduzieren.

Nachsorge

Die Nachsorge zielt darauf ab, durch planmäßige Untersuchungen ein erneutes Auftreten der Arteriitis temporalis zu verhindern. Angesichts der positiven Prognose sind nach einer ärztlich begleiteten Heilung keine weiteren Beschwerden zu erwarten. Bei älteren Menschen verzögert sich mitunter der Regenerationsprozess. Eine Immunität baut sich nicht auf. Selten bildet sich eine chronische Verlaufsform aus.

Die Ursache der Arteriitis temporalis ist nicht abschließend geklärt. So gehen manche Wissenschaftler von genetischen Gegebenheiten als Auslöser aus. Diese lassen sich nicht beeinflussen. Als anerkannt gilt aber, dass eine Stärkung des Immunsystems eine erneute Erkrankung präventiv verhindert. Dieses fällt in den Verantwortungsbereich des Patienten und lässt sich etwa durch Blutuntersuchungen medizinisch verifizieren.

Betroffene sollten auf eine vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung achten. Regelmäßige Bewegung ist wichtig. Schadstoffe wie Nikotin und Alkohol sind zu meiden. Einmal Erkrankte sollten auf ausreichend Schlaf und Ruhe achten. Stress im Beruf und Alltag sind nach Möglichkeiten zu vermeiden. Die Arteriitis temporalis wird anhand der Kriterien des American College of Rheumatology festgestellt.

Dabei spielen vor allem die Blutuntersuchung und Doppler-Sonographie eine Rolle. Diese lassen sich zur Vermeidung erneuter Komplikationen in regelmäßigen Abständen wiederholen. Maßgeblich dafür ist die Vermeidung einer dauerhaften Ausbildung.

Das können Sie selbst tun

Da die Arteriitis temporalis aufgrund ihrer Symptomatik leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden kann, ist sie für einen Laien im Alltag häufig schwer zu erkennen. Dies schränkt die Maßnahmen und Möglichkeiten zur Selbsthilfe stark ein.

Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, kann der Betroffene grundsätzlich auch ohne den Verdacht dieser Diagnose auf die Stärkung seines Immunsystems achten. Mit einer gesunden Lebensweise stärkt er seine Abwehrkräfte und stabilisiert damit seinen Organismus. Gleichzeitig kommt es bei Erkrankungen zu einer Verkürzung des Heilungsweges, wenn ein starkes Immunsystem vorhanden ist. Dafür ist eine vitaminreiche und ausgewogene Ernährung wichtig.

Der Körper benötigt ausreichende Nährstoffe, Spurenelemente und regelmäßig Bewegung. Dies regt den Stoffwechsel an und beugt Fettansammlungen vor. Das Eigengewicht sollte sich innerhalb des Normalgewichts befinden. Gleichzeitig ist dem Körper täglich eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zuzuführen. Schadstoffe, wie Nikotin oder Alkohol sind zu vermeiden. Ausreichender Schlaf, regelmäßige Ruhe- und Erholungsphasen sind ebenfalls wichtig, um den Organismus zu stärken.

In stressbelasteten Situationen oder Lebensphasen helfen Entspannungstechniken oder die Kommunikation innerhalb eines guten sozialen Umfeldes, um das innere Gleichgewicht herzustellen. Sobald der Betroffene ein nicht erklärbares Unwohlsein verspürt, sollte er einen Arzt aufsuchen und um weitere Untersuchungen bitten.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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