Arteria facialis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die paarig angelegte Arteria facialis entspringt als dritter Hauptast der äußeren Halsschlagader (Arteria carotis externa) und versorgt große Teile der Oberflächenstrukturen des Gesichts einschließlich Nase, Lippen und Zunge. Die Gesichtsschlagader nimmt einen auffällig gewundenen Verlauf und zeigt mehrere Verzweigungen, um das gesamte Gebiet mit sauerstoffreichem Blut aus dem Lungenkreislauf versorgen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Arteria facialis?

Eine der Hauptfunktionen und Aufgaben der Arteria facialis besteht in der Versorgung der Oberflächenstrukturen des Gesichts mit sauerstoffreichem Blut.
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Die Arteria facialis, auch als Gesichtsschlagader oder Gesichtsarterie benannt, entspringt als dritter Hauptast der äußeren Halsschlagader und zeigt einen vielfach gewundenen Verlauf mit mehreren Abzweigungen im Gesichts- und Halsbereich, um fast den gesamten Oberflächenbereich des Gesichts und Teil des Halses sowie die Gaumenmandeln mit sauerstoffreichem Blut versorgen zu können.

Die Arteria facialis endet am inneren Augenwinkel in Form der Arteria angularis. Die Gesichtsarterie gehört hinsichtlich des Aufbaus ihrer Gefäßwand zu den Übergangsformen vom elastischen zum muskulären Typ. Das bedeutet, dass sie sowohl bei der Glättung des arteriellen Blutstroms eine Rolle spielt wie auch bei der Regulierung des systolischen Blutdrucks durch Stresshormone, die das sympathische Nervensystem ausschütten kann. Die glatte Muskulatur in den Wänden der Schlagader reagiert auf die Hormone mit Kontraktion, so dass das Gefäß enggestellt wird und der Blutdruck steigt.

Anatomie & Aufbau

Die Arteria facialis, die auf Höhe des Unterkiefers der äußeren Halsschlagader entspringt, verläuft eine kurze Strecke entlang der Unterseite des Unterkiefers und schwenkt dann nach oben und zieht seitlich der Nase bis zum inneren Augenwinkel, wo sie als Arteria angularis endet und in das Kapillarsystem einmündet.

Von der Gesichtsarterie zweigen die aufsteigende Gaumenarterie (Arteria palatina ascendens), die Unterkinnarterie (Arteria submentalis), die Unterlippen- und die Oberlippenarterie (Arteria labialis superior/inferior) ab sowie der Endast, die Augen-Winkelarterie (Arteria angularis). Auffällig ist, dass ein Seitenast der Arteria facialis mit einem Ast der höher gelegenen Arteria maxillaris Anastomosen bildet. Das bedeutet, dass eine direkte Verbindung zwischen zwei Arterienästen besteht, so dass bei Ausfall einer der beiden Arterien das andere Gefäß als Back-up fungieren kann.

Die Gesichtsarterie entspricht dem gemischten Arterientypus, der Übergangsform von der großen, elastischen, herznahen Arterie wie die Aorta zum muskulären Typus. Das bedeutet, dass ihre mittlere Gefäßwand, die Tunica media oder Media, sowohl elastische Fasern enthält wie auch ringförmige und schraubenförmig schräg verlaufende glatte Muskelzellen. Während die elastischen Fasern passiv auf einen Blutdruckanstieg durch Dehnung und Lumenvergrößerung des Gefäßes reagieren, sprechen die glatten Muskelzellen auf Stresshormone an. Sie veranlassen die Muskelzellen zur Kontraktion, so dass das Gefäß enggestellt wird und der Blutdruck entsprechend steigt.

Funktion & Aufgaben

Eine der Hauptfunktionen und Aufgaben der Arteria facialis besteht in der Versorgung der Oberflächenstrukturen des Gesichts mit sauerstoffreichem Blut. Die Gesichtsarterie erfüllt diese Funktion und Aufgabe über ihre abzweigenden Gefäße. Im Einzelnen versorgt die Arteria palatina ascendens den Rachenraum und die Arteria submentalis die Unterkieferspeicheldrüsen nebst den angrenzenden Strukturen.

Die Arteriae labiales inferior und superior versorgen Unter- und Oberlippe und der Endast, die Arteria angularis, ist auf die Versorgung der Nase und der Strukturen im inneren Augenwinkel ausgerichtet. Als Mischtyp verkörpert die Gesichtsarterie den Übergang von einer großen, herznahen elastischen Schlagader zum muskulären Typ. Das bedeutet, dass die Gesichtsarterie einen kleinen Beitrag zur passiven Windkesselfunktion der elastischen Gefäße leistet, aber auch aufgrund der glatten Muskelzellen in ihrer mittleren Gefäßwand, der Media, einen Part in der aktiven Eng- oder Weitstellung des Lumens leistet.

Die Windkesselfunktion führt während der Kammersystole zu einer Glättung der Blutdruckspitze durch Aufdehnung des Gefäßlumens und zu einer Verstetigung des Blutstroms. Während der Diastole, der Entspannungsphase der Kammern, ziehen sich die Gefäßwände wieder zusammen und halten damit den notwendigen Restdruck (diastolischer Druck) aufrecht. Die in der Media enthaltenen glatten Muskelzellen sind aber auch in der Lage, auf Stresshormone durch Kontraktion zu reagieren. Hierdurch kommt es zu einer Engstellung der Gefäße mit dem Effekt des Blutdruckanstiegs.

Der Mechanismus, an dem die Gesichtsarterie beteiligt ist, hat in Stresssituationen und bei wechselnden Leistungsanforderungen aufgrund körperlicher oder geistiger Anstrengungen Bedeutung.


Krankheiten

Mögliche Krankheiten und Beschwerden, die die Arteria facialis betreffen können, entsprechen denen, die auch bei anderen Arterien bekannt sind. Die häufigsten Probleme entstehen durch eine Verengung (Stenose) des Lumens der Gesichtsarterie.

Hierdurch kommt es zu einer Minderversorgung der nachgeordneten Versorgungsgebiete. Einzige Ausnahme bietet hier der Endast der Arteria facialis, der mit der Arteria alveolaris inferior, einem Seitenast der Arteria maxillaris, in direkter Verbindung steht, so dass bei Teilausfall der Gesichtsarterie günstigenfalls die Arteria alveolaris inferior „von der anderen Seite“ die Versorgung übernehmen kann. Stenosen werden meist durch Arteriosklerose verursacht, bei der sich Ablagerungen, sogenannte Plaques, in der Media bilden, das Gefäß an der Stelle sklerotisieren und in das Lumen hineinragen, so dass es zu der Verengung kommt.

Engstellen können sich auch durch lokale Entzündungen in den Gefäßen bilden, beispielsweise als Auswirkung einer Immunantwort auf eine Infektion. In einigen Fällen können sich am Entzündungsherd Blutgerinnsel (Thromben) bilden, die zu einer Thrombose, zu einem Verschluss des Gefäßes führen. In seltenen Fällen werden können Thromben mit dem Blutstrom mitgenommen werden und sich in einer kleineren Arterie festsetzen und eine Embolie verursachen mit zum Teil weitreichenden Folgen.

Aussackungen, sogenannte Aneurysmen sind im Bereich der Arteria facialis extrem selten und relativ leicht zu identifizieren, weil sich das Gefäßnetzwerk der Arteria facialis meist an der Oberfläche des Gesichts befindet und auch mögliche Ausblutungen meist leicht zugänglich wären.

Quellen

  • Schiebler T., Schmidt W., Zilles, K.: Anatomie. Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2007
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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