Lungenkreislauf

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Lungenkreislauf

Der Lungenkreislauf, auch kleiner Blutkreislauf genannt, ist Teil des Herz-Kreislauf-Systems des Menschen. Er regelt den Transport des Blutes zwischen dem Herzen und der Lunge und dient dem Gasaustausch, d.h. der Aufnahme von Sauerstoff ins Blut und der Abgabe von Kohlendioxid an die Atemluft.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Lungenkreislauf?

Der Lungenkreislauf, auch kleiner Blutkreislauf genannt, ist Teil des Herz-Kreislauf-Systems des Menschen. Er regelt den Transport des Blutes zwischen dem Herzen und der Lunge.

Das Herz ist die Antriebspumpe für das Transportsystem des menschlichen Organismus, den sogenannten Blutkreislauf. Dessen Funktion liegt in der Versorgung der Organe und des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie dem Abtransport von Stoffwechselprodukten.

Dieses Transportsystem, auch Herz-Kreislauf-System genannt, setzt sich aus zwei Teilkreisläufen zusammen: dem großen Körperkreislauf und dem kleinen Lungenkreislauf. Beide Kreisläufe sind funktionell so aufeinander abgestimmt, dass das verbrauchte Blut zur Sauerstoffanreicherung zunächst durch die Lunge befördert wird, bevor es erneut in die verschiedenen Regionen des Körpers gelangt.

Das Blut, das den Lungenkreislauf speist, kommt aus der rechten Herzhälfte. Es wird über ein arterielles Gefäßsystem bis in die Kapillaren der Lunge gepumpt, wo Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut aufgenommen und gleichzeitig Kohlenmonoxid aus dem Blut an die Atemluft abgegeben wird. Dieser Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid wird als Gasaustausch bezeichnet. Der Rücktransport des nun sauerstoffhaltigen Bluts erfolgt über die Lungenvenen und endet in der linken Herzhälfte, wo der Körperkreislauf beginnt.

Funktion & Aufgabe

Das verbrauchte, also sauerstoffarme, Blut wird über die beiden großen Hohlvenen wieder der rechten Herzhälfte zugeleitet. Vom Vorhof strömt es in die rechte Hauptkammer. Diese bildet den Ausgangspunkt des Lungenkreislaufs. Durch die Kontraktion des Herzmuskels während der Austreibungsphase wird das Blut, durch die sich öffnende Pulmonalklappe, in den großen Lungenstamm gepumpt, der sich in die linke und rechte Lungenarterie aufspaltet. Diese führen jeweils in den rechten und linken Lungenflügel. Dort verzweigen sie sich entsprechend dem anatomischen Aufbau der Lunge in den sogenannten Lungenlappen und Lungensegmenten zu immer feinere Arterien, bis hin zu Arteriolen, und münden schließlich in den Kapillargefäßen. Wie ein dichtes Netz umgeben die Kapillaren die mit Atemluft gefüllten Lungenbläschen (Alveolen), die an den Enden der Bronchiolen ansetzen.

Beim Vorgang der Atmung erfolgt der Gasaustausch zwischen der Alveolarluft und dem Blut in den Kapillaren. Die Alveolen und Kapillargefäße sind nur durch eine dünne, selektiv durchlässige Wand getrennt. Mittels Diffusion kann deshalb einerseits Kohlenstoffdioxid aus dem Blut in die Lungenbläschen abgegeben und ausgeatmet werden. Andererseits kann der eingeatmete Sauerstoff aus den Lungenbläschen in das Blut aufgenommen werden.

Das sauerstoffreiche Blut wird über ein venöses Gefäßsystem, das zwischen den einzelnen Lungensegmenten verläuft, zum Herzen zurück transportiert. Sogenannte Venolen, also kleinste Venen, sammeln dabei zunächst das Blut aus den Kapillaren und vereinigen sich dann zu immer größeren Venen, die letztlich in der große Lungenvene münden. Diese führt das Blut dem linkem Vorhof zu, von wo es in die linke Herzkammer gelangt und über den Körperkreislauf in die Peripherie des Körpers abgeführt wird.

Das Gefäßsystem des Lungenkreislaufs wird als Vasa publica bezeichnet. Denn im Vergleich zu den Gefäßen, die die Lunge selbst mit Sauerstoff versorgen, den sogenannten Vasa privata, dient es dem gesamten Organismus, indem es den Gasaustauschs, also die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid, ermöglicht.


Krankheiten & Beschwerden

Der lebenswichtige Gasaustauschs während des Lungenkreislaufs kann durch unterschiedliche Krankheitsbilder gestört sein, die eine verminderte Sauerstoffsättigung und einen Überschuss an Kohlensäure im Blut bedingen. Die Unterversorgung mit Sauerstoff äußert sich bei den Betroffenen meist durch eine rasche Ermüdung, Atemnot und Kurzatmigkeit bis hin zu Schwindel und einer bläulichen Verfärbung von Haut und Lippen. Selbst Organschäden können die Folge sein. Der Körper versucht dem akuten Mangel deshalb mit einer erhöhten Atem- und Herzfrequenz entgegenzuwirken.

Das Lungenemphysem, eine chronischen Erkrankung der Lunge, ist für eine solche Störung des Gasaustauschs verantwortlich. Der Atemfluss ist behindert, da die eingeatmete Luft gewissermaßen in den Lungenbläschen gestaut wird. Die Ursache dafür liegt in einer irreversiblen Vergrößerung der Alveolen durch die enzymatische Zerstörung der Trennwände, die dem Gasaustausch dienen.

Das Lungenödem beschreibt einen Zustand, bei dem sich Wasser in der Lunge sammelt. Genauer gesagt dringt Flüssigkeit aus den Kapillargefäßen in die Alveolen, wodurch der Gasaustausch stark beeinträchtigt wird. Ursächlich für ein Lungenödem können akutes Pumpversagen in der linken Herzhälfte, Niereninsuffizienz sowie schwere allergische Reaktionen sein, aber auch ein gefährlich niedriger Sauerstoffpartialdruck der Umgebungsluft in Höhenlagen ab etwa 3000 Metern.

Weitere schwerwiegende Erkrankungen, die die Gefäße im Bereich der Lunge betreffen, sind Lungenhochdruck und Lungenembolie. Lungenhochdruck, auch pulmonal-arterielle Hypertonie genannt, ist durch einen chronisch erhöhten pulmonal-arteriellen Druck gekennzeichnet. Dieser hohe Blutdruck in der Lungenarterie lässt sich auf eine Verengung der Blutgefäße und einen damit verbundenen gesteigerten Gefäßwiderstand zurückzuführen. Die Konsequenz ist eine schlechte Sauerstoffversorgung und eine verstärkte, kompensierende Pumpleistung des Herzens. Vor allem der rechten Herzhälfte, weshalb es zu einer Rechtsherzinsuffizienz kommen kann.

Eine Lungenembolie bezeichnet den Verschluss einer Lungenarterie durch körpereigene oder körperfremde Objekte, was einen Lungeninfarkt mit Gewebeschädigung auslöst. Das Ausmaß der Schädigung ist abhängig von der Größe der betroffenen Arterie und kann lebensgefährlich sein. Die Gefäßverstopfung geht ursächlich meist auf Thromben, d.h. kleine Blutgerinnsel, aus den Beinen-oder Beckenvenen zurück.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Schaberg, T. et al.: Pneumonien. Thieme, Stuttgart 2001

Das könnte Sie auch interessieren