Arthrolyse
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Arthrolyse ein operatives Verfahren zur Wiederherstellung der vollen Beweglichkeit bei Bewegungseinschränkungen von großen Gelenken. Typischerweise wird das Verfahren am Knie- oder auch an Schultergelenk durchgeführt.
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Was ist Verfahren?
Die Arthrolyse, auch bezeichnet als operative Gelenkmobilisierung, soll die volle Beweglichkeit von größeren Gelenken wieder vollumfänglich herstellen. Dazu sind bestimmte orthopädische Operationstechniken erforderlich, die in der Regel keine sogenannte breite Gelenköffnung erfordern.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle kann das operative Verfahren minimalinvasiv zur Anwendung kommen. Diese Operationstechnik ist für Patienten mit einigen Vorteilen verbunden. Ist der Eingriff erfolgreich und sind keine weiteren Komplikationen zu erwarten, dann kann der Patient bereits am Tag des minimalinvasiv Eingriffs wieder entlassen werden.
Die Arthrolyse muss also nicht zwangsläufig unter vollstationären Bedingungen, sondern kann auch ambulant durchgeführt werden. Die Bewegungsstörungen von Gelenken kann viele Ursachen haben, welche jedoch sämtlich durch die operative Gelenkmobilisierung behoben werden können. In den Definitionen der medizinischen Leitlinien dieser Operationsform ist vorgeschrieben, dass ein Operateur so wenig wie möglich Gewalt anwenden soll, um ein Gelenk wieder in seine richtige Ausgangsposition zu bringen und zu fixieren. Oft lässt sich jedoch bei starren Bewegungseinschränkungen, beispielsweise eines Kniegelenks, eine gewisse Anwendung von Gewalt nicht vermeiden.
Funktion, Wirkung & Ziele
Weitere häufige Ursachen für Bewegungseinschränkungen von Gelenken sind die Schrumpfung der Gelenkkapsel im Rahmen degenerativer Veränderungen des Alters oder bei Osteoporose. Bei der Osteoporose, dem Knochenschwund, ist vom Operateur besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, damit während der Arthrolyse die zumeist sehr weiche Knochenstruktur nicht weiter beschädigt wird. Ein weiteres, besonders im fortgeschrittenen Lebensalter auftretendes Krankheitsbild ist die Arthrose, von der ebenfalls die großen Gelenke des Körpers betroffen sein können.
Bis zu einem gewissen leichten Grad der Arthrose empfinden viele Patienten jedoch keinerlei Beschwerden, im weiteren Verlauf kann es aber zur Ausbildung sogenannter Osteophyten kommen. Dabei handelt es sich um Knochenanbauten, überflüssige Knochenanteile ohne Funktion, welche die Fähigkeit zur umfänglichen Bewegung eines großen Gelenkes nachhaltig gefährden. Deshalb sind auch Osteophyten eine typische Indikation zur Durchführung einer minimalinvasiven Gelenkmobilisierung.
Der Eingriff kann jedoch auch in Vollnarkose durchgeführt werden. Vor jeder Arthrolyse sollten sämtliche konservative Maßnahmen zur Gelenkmobilisierung ausgeschöpft worden sein. Aus Untersuchungen ist jedoch bekannt, dass dies nicht bei allen Patienten der Fall ist. Ein Grund dafür ist, dass der Leidensdruck vieler Patienten aufgrund chronischer Schmerzen derart hoch ist, dass diese bei ihrem behandelnden Arzt auf die Durchführung dieser Behandlung drängen. Narbige Veränderungen oder verkürzte Kapselanteile eines Gelenkes werden bei dem Eingriff entfernt oder getrennt.
Von einer erweiterten Arthrolyse ist im medizinischen Sprachgebrauch immer dann die Rede, wenn zusätzlich zu anderen bewegungseinschränkenden Faktoren noch Osteophyten abgetragen werden. Noch intraoperativ wird die Verbesserung oder volle Wiederherstellung der Beweglichkeit eines Gelenkes überprüft und gegebenenfalls nochmals korrigiert. Nach einem solchen Eingriff gelten die neu etablierten Strukturen zunächst als instabil und anfällig. Deshalb kommt der postoperativen Nachsorge eine immense Bedeutung zu. Die Rehabilitation zielt auf eine langfristige Stabilisierung und kann durchaus mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Die Behandlung gilt erst dann als erfolgreich abgeschlossen, wenn ein Gelenk wieder voll belastbar ist. Diese uneingeschränkte Belastbarkeit kann jedoch bei vielen, besonders älteren Patienten, nicht wieder ganz hergestellt werden.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Eine Gewaltanwendung während der Operation, die nach den Leitlinien möglichst verhindert werden soll, ist bei chronisch verspannten oder überdehnten Gelenkanteilen oder Sehnen jedoch unumgänglich. Wochen bis Monate nach einer Arthrolyse kann ein Gelenk nur minimal belastet werden. Das hat oftmals zur Folge, dass die so wichtige gelenkstabilisierende Muskulatur mehr und mehr verkümmert. Die daraus resultierende Gelenkinstabilität kann, beispielsweise bei nur einer falschen Bewegung, einen erneuten Eingriff erforderlich machen. Nur gezielte Physiotherapie kann einem übermäßigen Abbau der Muskeln nach einer Arthrolyse entgegenwirken.
Außerdem klagen viele Patienten nach einer solchen operativen Gelenkmobilisierung über mittelschwere bis schwere Schmerzen, die durch die innere Operationsnarbe verursacht werden können. Nach dem Eingriff ist deshalb eine adäquate Schmerztherapie Standard, die ausreichend lange fortzuführen ist, damit es nicht zu einer Chronifizierung kommt. Der Begriff Arthrolyse wurde bereits im Jahre 1944 durch den deutschen Chirurg Hackenbroch in die medizinische Terminologie eingeführt. Seitdem wurde das Verfahren weiter verfeinert und optimiert.
Die Arthrolyse wird von Laien immer wieder mit der sogenannten Arthroplastik verwechselt. Während es jedoch bei der Arthroplastik darum geht, Anteile oder ein ganzes Gelenk künstlich zu ersetzen, arbeitet die Artholyse in allen ihren Varianten stets gelenkerhaltend. Die Durchführung der Artholyse erfolgt durch spezielle weitergebildete Chirurgen oder Orthopäden.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014