Gesichtsmuskeln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gesichtsmuskeln sind ein komplexes Gebilde, das wichtige Aufgaben übernimmt und Ausdruck sowohl des körperlichen als auch des seelischen Befindens ist.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gesichtsmuskeln?

Durch ihre Kontraktion sind die Gesichtsmuskeln verantwortlich für die Bewegung der Gesichtshaut und somit auch für die menschliche Mimik, wobei eigentlich nur acht für das Mienenspiel an sich zuständig sind.
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Zu den Gesichtsmuskeln zählen alle 26 Muskeln, die sich im Bereich des menschlichen Gesichts befinden. In der medizinischen Fachsprache werden die Gesichtsmuskeln als die mimische Muskulatur bezeichnet. Da sie im Gegensatz zur Skelettmuskulatur keinerlei Gelenke mobilisieren müssen, sind sie direkt mit der über ihnen liegenden Haut verbunden und strahlen in sie ein. Sie steuern die physische Darstellung von Emotionen, sind also hauptverantwortlich für die menschliche Mimik.

Anatomie & Aufbau

Der Großteil der Gesichtsmuskeln verfügt, anders als große Teile der Skelettmuskulatur, über keinerlei Faszien. Die Weiterleitung und Verarbeitung von Reizen der Gesichtsmuskulatur erfolgt über den 7. Hirnnerv, den Nervus facialis. Da das menschliche Gesicht in der Regel achsensymmetrisch ist, existiert fast jeder der Gesichtsmuskeln zweimal.

Die Gesichtsmuskulatur selbst wird in fünf verschiedene Bereiche eingeteilt: Die Nasenmuskulatur, die Ohrmuskulatur, die Mundmuskulatur, die Muskulatur der Lidspalte sowie die Schädeldachmuskulatur. Die Nasenmuskulatur setzt sich aus drei Muskeln zusammen:

  • Der Musculus nasalis liegt über den Nasenlöchern und hat die Aufgabe, diese nach unten beziehungsweise nach hinten zu ziehen.
  • Der Musculus procerus verläuft vom Nasenrücken bis rauf zur Stirn. Er dient dazu, die der Nase zugewandte Seite der Augenbrauen anzuheben.
  • Der dritte Nasenmuskel heißt Musculus levator labii superioris alaeque nasi und bewegt Nasenflügel und Oberlippe nach oben. Bei beidseitiger Kontraktion hebt er zudem die Nasenspitze an.
Das Ohr wird durch drei Muskeln bewegt, dem Musculus auricularis anterior, posterior und superior. Sie dienen theoretisch dazu, die Ohrmuschel zu allen Seiten zu bewegen. Jedoch sind nicht alle Menschen dazu in der Lage, sie aktiv zu kontrahieren und so mit den Ohren zu wackeln. Die mit Abstand meisten Gesichtsmuskeln befinden sich am Mund. Gleich vier Muskeln sind dabei für die Bewegung der Lippe zuständig. Der Musculus orbicularis oris verläuft entlang des Mundes, schließt die Mundspalte und schürzt die Lippen bei maximaler Kontraktion. Der Musculus levator labii superioris dient zur Anhebung der Oberlippe, der Musculus depressor labii inferioris zum Herunterziehen der Unterlippe. Die Musculi zygomatici major und minor heben die Mundwinkel an. Weitere vier Muskeln steuern die Bewegung der Mundwinkel. Der Musculus depressor anguli oris zieht sie nach unten, der Musculus levator anguli oris nach oben. Der Musculus risorius, umgangsprachlich auch als Lachmuskel bezeichnet, ermöglicht die seitliche Bewegung der Mundwinkel. Einer der wichtigsten Muskeln des Mundes ist der Musculus buccinator. Dieser macht nämlich das Pusten, Spucken, Saugen und Pfeifen möglich. Die Muskeln des Schädeldachs werden oft als ein Muskel, dem Musculus epicranius, genannt. Sie heben die Augenbrauen und runzeln und glätten die Stirn. Der sich fast um das gesamte Auge schlängelnde Lidspaltenmuskel, der Musculus orbicularis oculi, ist schließlich für das Öffnen und Schließen der Augen sowie für das Herunterziehen der Augenbrauen verantwortlich.

Funktion & Aufgaben

Durch ihre Kontraktion sind die Gesichtsmuskeln verantwortlich für die Bewegung der Gesichtshaut und somit auch für die menschliche Mimik, wobei eigentlich nur acht für das Mienenspiel an sich zuständig sind. Die übrigen Muskeln des Gesichts sind zwar auch zu Kontraktion und Bewegung fähig, jedoch sind diese von außen nicht sichtbar.

Dadurch erfüllen die Gesichtsmuskeln eine enorm wichtige Rolle in der nonverbalen menschlichen Kommunikation, die durch die verschiedenen Gesichtsausdrücke überhaupt erst möglich gemacht wird. Auch der Ausdruck zahlreicher Emotionen läuft über die Kontraktion der Gesichtsmuskeln. Gefühle wie Freude, Leid, Trauer oder Hass werden durch verschiedene Gesichtsausdrücke in die Außenwelt transportiert.

Darüber hinaus erfüllen die Gesichtsmuskeln auch wichtige physische Funktionen wie etwa das Öffnen und Schließen der Augen oder des Mundes, ohne die elementare Körperfunktionen wie das Sehen oder das Essen kaum möglich wären.


Krankheiten & Beschwerden

Beschwerden an den Gesichtsmuskeln treten häufig als Symptom von schweren Erkrankungen des zentralen Nervensystems auf. So entstehen zum Beispiel im Zuge der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS-Krankheit) eine Schwächung und ein zunehmender Schwund der Gesichtsmuskeln, die im Laufe der Zeit in einem langsamen Verlust der Mimik mündet.

Auch bei einer Myotonen Dystrophie (DM) entwickelt sich eine Schwäche der Gesichtsmuskeln, die sich in schlaff herabhängenden Augenlidern, einer mangelnden Fähigkeit breit zu lachen und, aufgrund der Schwäche der Mundmuskulatur, einer fortschreitenden Sprachstörung äußern kann.

Daneben bergen auch Schlaganfälle das Risiko einer, in den meisten Fällen halbseitigen Gesichtslähmung, wenn das dafür zuständige Areal im Hirn durch den Schlaganfall in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eine Gesichtslähmung (Fazialisparese) kann aber auch ganz plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftreten.

In diesem Fall verlieren die Betroffenen von jetzt auf gleich die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskulatur und können nicht mehr lachen, die Nase rümpfen oder ihre Mimik steuern. Die Muskeln hängen dann, meist an nur einer Hälfte des Gesichts, schlaff herab. Das Positive an dieser Form der Gesichtslähmung ist, dass sie durch die richtige Behandlung in den meisten Fällen kuriert und die Symptome komplett beseitigt werden können.

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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