Auskultation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Auskultation stellt eine der wichtigsten Basistechniken der ärztlichen Untersuchung dar. Kaum eine gründliche Diagnostik findet ohne Zuhilfenahme dieser Methode statt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Auskultation?

Auskultieren ist umgangssprachlich auch als Abhören bekannt. Der Untersuchende erfasst dabei Körpergeräusche über sein Ohr, gegebenenfalls nutzt er zusätzliche Hilfsmittel wie ein Stethoskop.

Das Wort "Auskultation" hat seinen Ursprung im lateinischen Wort "auscultare", welches so viel wie "aufmerksam zuhören" bedeutet. Genau das geschieht auch beim Auskultieren, das umgangssprachlich auch als Abhören bekannt ist.

Der Untersuchende erfasst dabei Körpergeräusche über sein Ohr, gegebenenfalls nutzt er zusätzlich Hilfsmittel wie ein Stethoskop. Die Methode der Auskultation wird bereits seit dem Altertum zur Diagnostik verschiedener Organerkrankungen genutzt. Zunächst wurde durch einfaches Auflegen des Ohres auf die Haut des betreffenden Organs die Geräusche dessen abgehört. Dies wird auch als direkte Auskultation bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurde dann die indirekte Auskultation möglich, da in dieser Zeit erstmals Hörrohre aufkamen.

Begründer dieser Technik war der französische Arzt René Laënnec, der als Leibarzt für die Gesundheit von Napoleon Bonaparte zuständig war. Die Geräte zur indirekten Auskultation wurden immer weiter verbessert, sodass das Stethoskop entstand, wie wir es heute kennen. Durch den Einbau moderner Membran ist hiermit inzwischen eine differenzierte Beurteilung vieler Organe wie dem Herzen, der Lunge oder des Abdomens möglich.

Funktion, Wirkung & Ziele

Am häufigsten angewendet werden Herz- und Lungenauskultation. Diese sind meist Teil der medizinischen Grunduntersuchung. Bei der Lungenauskultation werden die Lungengeräusche sowie etwaige Nebengeräusche erfasst. Dadurch können Anhaltspunkte für das weitere diagnostische Vorgehen gewonnen werden.

Für die Auskultation der Lunge nimmt der Patient auf einem höhenverstellbaren Hocker Platz und entkleidet seinen Oberkörper. Dann wird er dazu aufgefordert, mit geöffnetem Mund tief ein- und auszuatmen. Der Untersuchende sollte nach einem festen Schema vorgehen, um keine Stellen zu vergessen. Weit verbreitet ist die Vorgehensweise von kranial nach kaudal und zunächst dorsal, dann ventral. Für den medizinischen Laien übersetzt bedeutet dies, dass das Auskultieren von oben nach unten und zunächst hinten und dann vorne erfolgt. Damit Seitenunterschiede wahrgenommen werden können, wird auf gleicher Höhe immer erst links und dann rechts auskultiert. Es werden jeweils Ein- und Ausatmungsgeräusche abgewartet, um die Belüftungsverhältnisse vollständig beurteilen zu können.

Bei der Herzauskultation werden die Herztöne erfasst. Bei gesunden Erwachsenen sind zwei Herztöne hörbar. Sie markieren Beginn und Ende der Systole, also der Auswurfphase des Herzens. Bei Kindern können eventuell noch zwei weitere Herztöne vorkommen. Finden sich diese bei erwachsenen Personen, so deutet das immer auf einen pathologischen Zustand hin. Abzugrenzen von den Herztönen sind die Herzgeräusche, die immer pathologisch sind und deshalb zwingend weiter abgeklärt werden müssen.

Für die Auskultation des Herzens kann der Patient sitzen, stehen oder liegen. Standardmäßig wird an fünf verschiedenen Punkten der Brustwand auskultiert. An jedem dieser Punkte kann man den Ton einer der vier Herzklappen besonders gut hören. Eine Ausnahme hiervon stellt der Erb-Punkt dar, der sich auf Höhe des dritten Rippenzwischenraumes parasternal links befindet. Hier sind alle Klappen in gleicher Lautstärke zu hören. Daher kann der Untersucher sich hier einen Überblick über die Herzfunktion verschaffen. Um ein eventuelles Pulsdefizit feststellen zu können, tastet der Untersuchende parallel zur Auskultation den Radialispuls, also den Puls am Handgelenk.

Erkrankungen des Bauchraumes werden mithilfe der abdominellen Auskultation diagnostiziert. Dabei wird der Bauch gedanklich in vier Quadranten eingeteilt, welche dann nacheinander mit dem Stethoskop abgehört werden. Besonders zu beachten sind hierbei Darm- und Gefäßgeräusche. Sowohl fehlende als auch zu starke Geräusche stellen Hinweise auf Erkrankungen dar. Oft ist in diesem Fall ein Darmverschluss die Ursache. Aber auch Strömungsgeräusche können manchmal auskultiert werden. Diese sind ein Indiz für pathologische Veränderungen der Aorta, also der Hauptschlagader. Bei Schwangeren dient die Auskultation des Abdomens darüber hinaus der Erfassung der kindlichen Herztöne.

Schließlich gibt es noch weitere Bereiche, bei denen eine Auskultation hilfreich sein kann. So existiert die Kratzauskultation, bei der Organgrenzen ermittelt werden. Darüber hinaus ist noch die Carotidenauskultation möglich. Mit dieser lässt sich der Zustand der Halsschlagadern beurteilen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Gerade bei der Herz- und Lungenauskultation handelt es sich auch heute noch um standardmäßig angewendete Verfahren zur Durchführung einer medizinischen Basisuntersuchung. Vorteile sind vor allem, dass die Methoden praktisch keine Nebenwirkungen haben, nichtinvasiv sowie kostengünstig sind und dennoch zahlreiche Informationen liefern, die zur Planung einer gegebenenfalls notwendigen weiteren Diagnostik gut geeignet sind. Auch die Auskultation des Abdomens nimmt einen wichtigen Stellenwert in der primären Diagnostik von zum Teil lebensgefährlichen Erkrankungen ein.

Jedoch wird die Diagnosestellung heute fast immer durch erweiterte Methoden ergänzt, da inzwischen eine Reihe von Arten der apparativen Diagnostik zur Verfügung steht. Meist wird bei der Feststellung von Pathologien direkt eine Ultraschalluntersuchung veranlasst, die es dem Untersucher erlaubt, sich ein deutlich genaueres Bild von dem vorliegenden Zustand zu machen. Techniken wie die Kratzauskultation werden heutzutage sogar kaum noch durchgeführt, da eine Sonografie den gleichen Zweck erfüllt, gleichzeitig aber viel präziser ist. Auch auf die Auskultation der Carotiden wird oft verzichtet und stattdessen direkt eine sonografische Untersuchung durchgeführt, weil sich dadurch ein aussagekräftigeres Bild der Gefäßwandbeschaffenheit und des Blutflusses erzielen lässt.

Dennoch gilt die Auskultation aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile immer noch zu den ärztlichen Basistechniken und wird im klinischen Alltag häufig angewandt.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012

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