Azinus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Azinus versteht die Medizin das Drüsenendstück und gleichzeitig die funktionale Einheit verschiedener Organe. Azini kommen zum Beispiel in den Lungen, der Leber und der Bauchspeicheldrüse oder den Speicheldrüsen vor. Vor allem das Gewebe der Ohrspeicheldrüsen-Azini kann von Entartungen oder Entzündungen betroffen sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Azinus?

Alle Azini im menschlichen Körper sind als funktionelle Einheiten eines bestimmten Organs aktiv. Im Azinus der Drüsen findet die Produktion des jeweiligen Sekrets statt.
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Als Azinus wird das sekretorische Endstück von Drüsen bezeichnet. Wörtlich übersetzt bedeutet der lateinische Ausdruck so viel wie "Traube" und bezieht sich in diesem Fall auf die Form der anatomischen Struktur. Der Azinus ist die funktionelle Komponente jeder Körperdrüse, in dem die Produktion des Drüsensekrets stattfindet. Neben den Drüsenendstücken werden analog dazu auch die funktionalen Einheiten von Körperorganen als Azinus bezeichnet.

Beispiele hierfür sind die Lungen, in deren feingeweblich beschaffenem Bereich der eigentliche Gasaustausch stattfindet. Die Azini des Körpers unterscheiden sich in ihrer Beschaffenheit abhängig von der Morphologie des zugehörigen Drüsengewebes und der Konsistenz ihres Sekrets. Auch der Sekretionsmodus hat Auswirkungen auf die anatomische Form des Drüsenendstücks. Die bekanntesten Azini sind die der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Speicheldrüsen.

Anatomie & Aufbau

Unabhängig von der Art der Drüse und der Konsistenz des Sekrets besitzen alle Azini einen Gang, um den Epithelzellen angeordnet sind. Bei diesen Zellen handelt es sich um vergleichsweise große und dichte Zellen mit einem relativ engen Lumen. Ihre genaue Größe und die tatsächliche Dichte ist von der Drüse abhängig. Auch das Lumen des Gangs kann von Drüse zu Drüse variieren und richtet sich nach der Konsistenz des Sekrets.

Je zähflüssiger das Sekret, desto größer ist in der Regel der Gangdurchmesser. Meist sind Azini von Myoepithelzellen umgeben, die kontraktile Filamente aufweisen. Die Drüsenzellen sind polar gegliedert. Die Zellorganellen für die Bildung des Sekrets sind basal angeordnet. Zusätzlich werden basal Substanzen aus dem Blut in den Azinus aufgenommen. Apikal sitzt der Azinusgang. Gemischte Drüsen mit seromukösem Sekret besitzen auf dem sekretierenden Azinus zusätzlich seröse Drüsenzellen.

Der histologische Schnitt durch diese Struktur ist unter dem Begriff des Ebner-Halbmondes bekannt. Die Bauchspeicheldrüse weist am Azinus eine außergewöhnliche Struktur auf. Zellen der Drüse reichen in das Lumen des Azinus hinein und beteiligen sich an der Produktion des Bicarbonats. Diese Zellen sind auch als zentroazinäre Zellen bekannt.

Funktion & Aufgaben

Alle Azini im menschlichen Körper sind als funktionelle Einheiten eines bestimmten Organs aktiv. Im Azinus der Drüsen findet die Produktion des jeweiligen Sekrets statt. Bei diesem Sekret handelt es sich in der Regel um Hormone oder andere Botenstoffe, wie beispielsweise Wachstumsfaktoren. Die Produktion von solchen Substanzen und die Ausschüttung des Sekrets aus den jeweiligen Drüsen erfüllt im Körper lebenswichtige Aufgaben.

Durch die Sekrete der Drüsen werden Wachstumsprozesse stimuliert oder gehemmt. Genauso relevant sind die Substanzen für das Immunsystem und alle anderen Körperfunktionen, so vor allem für den Stoffwechsel und die Aufrechterhaltung eines stabilen Kreislaufs. Die Azini der Organe unterscheiden sich insofern von denen der Drüsen, weil in ihnen kein oder nicht ausschließlich Sekret produziert wird. Dafür ist der Azinus der Lungen funktional für den Gasaustausch relevant. Vom Bronchiolus terminalis aus transformieren die Atemwege zu sogenannten Bronchioli respiratorii.

In diesem Bereich der Lungen sitzen bereits Lungenbläschen in der Lungenwand. Die Atemwege werden von hieraus zusehends kleiner und transformieren zu den Ductus alveolares, die sich in die Sacculi alveolares öffnen. Der Azinus sind dieses Gewebe inklusive aller Alveolen und Luftwege eines einzelnen Bronchiolus terminalis. Zum Gasaustausch kommt es ab der Bronchioli respiratorii. Die Medizin spricht in diesem Zusammenhang daher von Gasaustausch im Azinus. Da die Epithelien dieser Struktur das Surfactant herstellen, kommen dem Lungenazinus aber weitestgehend auch Drüsenfunktionen zu.

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Krankheiten

In allen Azini des menschlichen Körpers können die Zellen unter Umständen entarten und so eine bösartige Krebserkrankung entstehen lassen. Die Rede ist in diesem Zusammenhang auch von einem Azinuszellkarzinom. Von dieser Erscheinung ist insbesondere die Ohrspeicheldrüse betroffen. Der Grad der Malignität ist bei diesen Tumoren vergleichsweise gering, sodass die Prognose relativ günstig steht.

Im Rahmen des Azinuszellkarzinoms bilden sich sekretproduzierende Zellen neu. Bei einem solchen Tumor in der Ohrspeicheldrüse stellen sich in der Regel Geschmacksveränderungen und Gesichtslähmungen ein, da einer der Gesichtsnerven direkt durch die Drüsengänge der Ohrspeicheldrüse verläuft. Auch Schmerzen sind ein häufiges Symptom der Erscheinung. Metastasen sind bei Azinuszellkarzinomen aller Art selten, können die Prognose unter Umständen aber negativ beeinflussen. Vor allem Azinuszellkarzinome an den Speicheldrüsen sind gut behandelbar und liegen nach zehn Jahren bei einer Überlebensrate von mehr als 80 Prozent.

Unglücklicherweise treten bei dieser Art Karzinom aber oft Rezidive ein. Die Betroffenen müssen daher ein Leben lang zu Krebsvorsorgeuntersuchungen erscheinen, um eventuelle Rezidive frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Neben der Entartung ist das Azinusgewebe häufig auch von Entzündungen betroffenen. Azinusentzündungen kommen vor allem in der Bauchspeicheldrüse vor und können die Zellen nachhaltig schädigen. Unter Umständen greifen auch Entzündungen in anderen Geweben des Körpers auf den Azinus über oder das gegenteilige Phänomen findet statt. Um bleibende Schäden zu vermeiden, werden die schmerzhaften Erscheinungen schnellstmöglich mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt.

Quellen

  • Schiebler T., Schmidt W., Zilles, K.: Anatomie. Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2007
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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