Atemwege
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. November 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Etwa 24.000 Mal atmet ein Mensch jeden Tag ein und aus. Die Atmung ist eine der wichtigsten Funktionen des menschlichen Körpers. Ohne Sauerstoffzufuhr durch die Atemwege stirbt der Mensch bereits nach wenigen Minuten.
Inhaltsverzeichnis |
Was sind die Atemwege?
Das Atmungssystem hat die Aufgabe, den Körper mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen und das entstandene Kohlendioxid nach außen zu transportieren. Das geschieht völlig ohne unser Zutun.
Das Gehirn steuert die Atmung automatisch und sorgt dafür, dass das Atmen auch im Schlaf funktioniert. Das Atmungssystem gliedert sich in zwei Teile, der inneren und der äußeren Atmung. Bei der äußeren Atmung handelt es sich um die Atemwege. So heißen diejenigen Körperteile, durch die die Luft zur Lunge und wieder zurück fließt.
Sie reinigen, befeuchten und erwärmen die eingeatmete Luft. Sie transportieren die Luft zur Lunge und das dort entstandene Kohlendioxid auf umgekehrtem Wege aus dem Körper hinaus. Die innere Atmung beginnt in der Lunge. Von hier aus wird der Sauerstoff über das Blut im ganzen Körper verteilt.
Anatomie & Aufbau
Nase, Nasennebenhöhlen, Mund und Rachen bilden die oberen, und Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Lungenbläschen die unteren Atemwege. Über die Nase strömt die eingeatmete Luft in den Rachen, den hinteren Teil der Mundhöhle. Im Rachen treffen sich Luft- und Speisewege.
Erst an seinem unteren Ende, dem Kehlkopf, trennen sie sich in Atemwege mit Kehlkopf und Luftröhre und die dahinter liegende Speiseröhre. Der Kehlkopf bildet den Übergang von den oberen zu den unteren Atemwegen. Die Luftröhre ist ein weicher, dehnbarer Schlauch. Die Wände werden durch Knorpelstangen verstärkt, die innen mit Schleimhaut und Flimmerhärchen behaftet sind.
Sie ist etwa 10 bis 12 cm lang und geht am unteren Ende in die beiden Hauptbronchien über. Diese gabeln sich in immer kleinere Äste, bis sie zu Bronchiolen werden. Über diese erreicht die Luft zum Schluss die Lungenbläschen, über deren Wände der eigentliche Gasaustausch mit der Lunge stattfindet.
Funktion & Aufgaben
Die Nase filtert täglich bis zu 12.000 Liter eingeatmete Luft. Sie ist innen vollständig mit Schleimhaut überzogen. Sie befeuchtet die Luft und ihre Blutgefäße erwärmen sie. Feine Flimmerhärchen transportieren Schmutzteilchen, Viren und Bakterien in der Atemluft zurück nach draußen.
Köpergerecht aufbereitet fließt die Luft weiter durch den Rachen zum Kehlkopf. Der Kehlkopfdeckel dient als Lotse zwischen Luft- und Speiseröhre. Beim Schlucken schließ er sich, so dass die Nahrung in die Speiseröhre abfließt. Beim Atmen öffnet er sich, und die Luft strömt durch den Kehlkopf in die Luftröhre. Diese befördert die Luft vom Hals hinunter in die Bronchien.
Schleim und Flimmerhaare an ihrer Innenwand binden eingedrungenen Staub und Fremdkörper und schieben sie zurück zum Rachen. Die Bronchien verteilen die Luft gleichmäßig an die Lungenlappen und leiten sie weiter zu den Lungenbläschen. Die Bronchien sind mit Schleim und Flimmerhaaren bestückt, die restliche Partikel aus der Luft binden und durch Abhusten nach oben zum Rachen hin befördern.
So können die Lungenbläschen nicht durch eingedrungene Krankheitserreger und Schadstoffe verkleben. Die Lungenbläschen sind für den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen Blut und Atemluft zuständig. Beide sind durch eine hauchdünne Membrane getrennt, die sie ungehindert durchdringen. Der Sauerstoff aus der Atemluft fließt ins Blut. Gleichzeitig strömt das Kohlendioxid aus dem Blut in die Lungenbläschen.
Krankheiten & Beschwerden
Die menschlichen Atmungsorgane sind äußerst empfindlich und anfällig für verschiedene Krankheiten, die es befallen können. Häufig sind es Viren, die eine Erkältung mit typischen Symptomen wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen aus. Nicht selten kommt eine Bronchitis dazu. Sie zeigt sich mit heftigem Husten, schleimigem Auswurf und leichtem Fieber.
Die Bronchitis klingt normalerweise nach einer Woche ab. Als chronisch gilt eine Bronchitis, wenn Husten und Auswurf in zwei aufeinander folgenden Jahren jeweils mindestens drei Monate auftreten. Die echte Grippe (Influenza) ist eine Vireninfektion, die meist schlagartig auftritt. Sie geht mit hohem Fieber bis 39/40° Celsius, starken Kopf- und Gliederschmerzen und ausgeprägtem Schwächegefühl einher.
Eine Influenza gehört unbedingt in die Hände des Arztes. Bei Asthma handelt es sich um eine entzündliche Überempfindlichkeitsreaktion der Bronchen auf bestimmte Stoffe wie Staub, Tierhaare oder kalte Luft. Auch Stress oder Aufregung können der Auslöser sein. Häufige Hustenanfälle, Atemnot und pfeifende Atemgeräusche sind die Folge.
Mitunter beeinträchtigen Allergen die Atemwege. Die bekannteste ist der Heuschnupfen, der durch Pollen ausgelöst wird. Jedes Jahr im Frühling plagen die Betroffenen heftige Niesattacken, verstopfte Nase und Fließschnupfen. Dies sind noch die harmlosesten Beschwerden. Bei einigen Patienten kommen noch Atemnot und schwere Hustenanfälle bis hin zum Asthma dazu.
↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Husten
10 Dinge, die Sie über die Atemwege wissen sollten
1. Wie sind die Atemwege aufgebaut?
Die Atemwege bestehen aus den oberen Atemwegen (Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen) und den unteren Atemwegen (Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien, Lungenbläschen). Sie transportieren Sauerstoff in den Körper und Kohlendioxid hinaus.
2. Warum ist Nasenatmung wichtig?
Die Nase filtert, befeuchtet und erwärmt die eingeatmete Luft. Nasenatmung schützt die Lunge vor Schadstoffen, während Mundatmung zu trockenen Atemwegen und Infektionen führen kann.
3. Welche Rolle spielt der Schleim in den Atemwegen?
Schleim hält die Atemwege feucht und fängt Fremdpartikel wie Staub, Pollen oder Keime ab. Die Flimmerhärchen transportieren den Schleim aus der Lunge, um die Atemwege sauber zu halten.
4. Wie wirken sich Schadstoffe auf die Atemwege aus?
Rauchen, Luftverschmutzung oder Chemikalien reizen die Atemwege und können Entzündungen, chronische Erkrankungen wie COPD und ein erhöhtes Krebsrisiko verursachen.
5. Wie können Atemwegsinfektionen vermieden werden?
Häufiges Händewaschen, das Vermeiden von Berührungen im Gesicht und eine gute Raumluftqualität reduzieren das Risiko von Infektionen wie Erkältungen oder Grippe.
6. Wie beeinflusst Bewegung die Atemwege?
Regelmäßige Bewegung stärkt die Lunge und verbessert die Atemkapazität. Moderate Bewegung hilft, Schleim zu lösen und die Durchblutung der Atemwege zu fördern.
7. Warum ist die richtige Luftfeuchtigkeit wichtig?
Trockene Luft kann die Schleimhäute austrocknen und die Atemwege anfälliger für Infektionen machen. Eine Luftfeuchtigkeit von 40–60 % ist ideal.
8. Welche Rolle spielt die Ernährung für die Atemwege?
Antioxidantienreiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse schützen die Lunge vor oxidativem Stress. Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Leinsamen wirken entzündungshemmend.
9. Was sind Warnzeichen für Atemwegserkrankungen?
Anhaltender Husten, Atemnot, Pfeifen beim Atmen oder blutiger Auswurf sind Warnsignale und sollten ärztlich abgeklärt werden.
10. Wie können Atemübungen helfen?
Atemtechniken wie die Bauchatmung oder die Lippenbremse verbessern die Sauerstoffaufnahme und entlasten die Atemwege. Sie sind besonders hilfreich bei Stress oder chronischen Atemwegserkrankungen.
10 Tipps für gesunde Atemwege
1. Nasenatmung bevorzugen
Atmen Sie durch die Nase statt durch den Mund. Die Nase filtert, erwärmt und befeuchtet die Luft, wodurch die Atemwege vor Schadstoffen und Trockenheit geschützt werden.
2. Rauchvermeidung
Vermeiden Sie Rauchen und Passivrauchen, da Tabakrauch die Atemwege reizt, Schleimhäute schädigt und das Risiko für chronische Erkrankungen wie COPD und Lungenkrebs erhöht.
3. Regelmäßige Bewegung
Moderate körperliche Aktivitäten wie Spaziergänge, Schwimmen oder Yoga stärken die Lungenfunktion und verbessern die Sauerstoffaufnahme. Bewegung hilft außerdem, Schleim in den Atemwegen zu lösen.
4. Raumluftqualität verbessern
Sorgen Sie für saubere und feuchte Luft in Innenräumen. Nutzen Sie Luftreiniger, halten Sie eine Luftfeuchtigkeit von 40–60 % aufrecht und lüften Sie regelmäßig, um Schadstoffe zu minimieren.
5. Hände regelmäßig waschen
Infektionen wie Erkältungen oder Grippe können die Atemwege belasten. Häufiges Händewaschen und das Vermeiden von Berührungen im Gesicht verringern das Risiko von Krankheitserregern.
6. Antioxidantienreiche Ernährung
Essen Sie Lebensmittel, die reich an Antioxidantien sind, wie Beeren, grünes Blattgemüse und Zitrusfrüchte. Diese schützen die Atemwege vor oxidativem Stress und Entzündungen.
7. Atemübungen praktizieren
Üben Sie Atemtechniken wie die Bauchatmung oder die Lippenbremse, um die Sauerstoffversorgung zu verbessern und die Lunge zu entlasten. Diese Übungen sind auch bei Stress hilfreich.
8. Hydration sicherstellen
Trinken Sie ausreichend Wasser, um die Schleimhäute in den Atemwegen feucht zu halten. Dies unterstützt die Schleimproduktion und hilft, Schadstoffe abzutransportieren.
9. Kontakt mit Allergenen reduzieren
Allergene wie Pollen, Hausstaub oder Schimmel können die Atemwege reizen. Nutzen Sie Allergieschutzmaßnahmen wie Pollengitter, Luftfilter oder spezielle Reinigungsmethoden.
10. Medizinische Warnzeichen ernst nehmen
Suchen Sie frühzeitig einen Arzt auf, wenn Symptome wie anhaltender Husten, Atemnot oder Schmerzen beim Atmen auftreten. Frühe Diagnosen können schwerwiegende Erkrankungen verhindern.
Die Rolle der Lungenfunktion bei Stress
Die Lungenfunktion ist nicht nur für die Sauerstoffversorgung entscheidend, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im Umgang mit Stress. Stress verändert das Atemmuster, was langfristig Auswirkungen auf die Atemwege und die allgemeine Gesundheit haben kann. Während der Stressreaktion schüttet der Körper Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus, die das sympathische Nervensystem aktivieren. Dies führt zu einer beschleunigten Atmung, um den Körper auf "Kampf oder Flucht" vorzubereiten.
Chronischer Stress kann jedoch die Atemwege belasten. Häufiges, flaches Atmen, bekannt als Brustatmung, reduziert die Sauerstoffaufnahme und führt dazu, dass Kohlendioxid nicht effizient abgeatmet wird. Dies kann Symptome wie Schwindel, erhöhte Herzfrequenz und Anspannung verstärken. Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma oder COPD sind besonders anfällig, da Stress auch Entzündungsprozesse und bronchiale Verengungen fördern kann.
Eine effektive Möglichkeit, die Lungenfunktion zu unterstützen und Stress abzubauen, ist die bewusste Atmung. Atemübungen wie die Bauchatmung oder die 4-7-8-Technik beruhigen das Nervensystem und fördern eine tiefere Sauerstoffaufnahme. Bei der Bauchatmung wird die Luft in den Bauchraum gezogen, was die Lungenkapazität optimiert und das Zwerchfell aktiviert. Die 4-7-8-Technik, bei der man vier Sekunden einatmet, sieben Sekunden die Luft anhält und acht Sekunden ausatmet, wirkt nachweislich beruhigend.
Neben Atemübungen können regelmäßige körperliche Aktivitäten wie Yoga oder Spaziergänge an der frischen Luft die Lungenfunktion verbessern und Stress reduzieren. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die Durchblutung der Lunge, sondern stärken auch die Fähigkeit des Körpers, mit Stressoren umzugehen.
Die Verbindung zwischen Lungenfunktion und Stress zeigt sich auch in der Psychosomatik. Menschen mit Angststörungen oder Depressionen neigen oft zu Atemproblemen wie Hyperventilation. Umgekehrt kann die Verbesserung der Atmung helfen, mentale Belastungen zu lindern.
Die Pflege der Atemwege durch eine gesunde Lebensweise, saubere Luft und Entspannungstechniken ist daher essenziell. Sie schützt nicht nur die Lunge vor Schäden, sondern stärkt auch die Fähigkeit des Körpers, Stress auf gesunde Weise zu bewältigen.
Atemwegsinfektionen: Schutz und Prävention
Atemwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen weltweit und reichen von leichten Erkältungen bis hin zu schweren Krankheiten wie Lungenentzündung oder COVID-19. Sie betreffen die oberen Atemwege (Nase, Rachen) und die unteren Atemwege (Bronchien, Lunge) und können durch Viren, Bakterien oder seltener Pilze ausgelöst werden. Der richtige Schutz und Präventionsmaßnahmen sind essenziell, um die Gesundheit der Atemwege zu erhalten.
Eine der effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionen ist die Händehygiene. Da viele Krankheitserreger über die Hände auf die Schleimhäute gelangen, kann häufiges Händewaschen mit Seife das Risiko deutlich senken. Das Tragen einer Maske in öffentlichen Räumen oder bei engem Kontakt mit Infizierten bietet ebenfalls Schutz, insbesondere vor Tröpfcheninfektionen.
Ein starkes Immunsystem ist eine weitere Grundlage, um Atemwegsinfektionen zu verhindern. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitamin C, Vitamin D, Zink und Antioxidantien ist, unterstützt die Abwehrkräfte. Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, grünes Gemüse, Nüsse und Fisch fördern die Gesundheit der Atemwege. Ebenso sind regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf wichtige Faktoren, um das Immunsystem zu stärken.
Die Luftqualität spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Schadstoffe und trockene Luft können die Schleimhäute austrocknen und anfälliger für Infektionen machen. Luftbefeuchter können besonders in den Wintermonaten helfen, die Atemwege feucht zu halten. Regelmäßiges Lüften sorgt zudem für eine gute Raumluft und reduziert die Konzentration von Krankheitserregern in Innenräumen.
Impfungen bieten spezifischen Schutz vor schwerwiegenden Infektionen wie Grippe oder Pneumokokken. Eine jährliche Grippeschutzimpfung wird besonders für ältere Menschen, Kinder und Personen mit chronischen Erkrankungen empfohlen.
Bei ersten Anzeichen einer Atemwegsinfektion, wie Husten, Halsschmerzen oder Fieber, können einfache Hausmittel die Symptome lindern. Warme Getränke, Inhalationen mit Salzwasser und das Gurgeln mit antiseptischen Lösungen beruhigen die Schleimhäute und fördern die Heilung. Dennoch ist es wichtig, bei anhaltenden oder schweren Symptomen einen Arzt aufzusuchen, um Komplikationen zu vermeiden.
Durch eine Kombination aus Hygiene, gesunder Lebensweise und gezieltem Schutz lassen sich Atemwegsinfektionen effektiv verhindern und die Gesundheit der Atemwege langfristig erhalten.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
- Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007