Bärwurz
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Bärwurz gehört zu den alten europäischen Heilpflanzen. In der heutigen Zeit ist das Kraut allerdings kaum noch bekannt.
Vorkommen & Anbau des Bärwurz
Bei der Bärwurz (Meum athamanticum) handelt es sich um den einzigen Vertreter der Gattung Meum. Sie ist Bestandteil der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Heilpflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 15 und 60 Zentimetern sowie eine Breite von etwa 30 Zentimetern. Sie verfügt über einen winterharten Wurzelstock sowie einen hohlen Pflanzenstängel.Der Wurzelstock ist außerdem mit einem Faserschopf ausgestattet, während die Blätter haarfein gefiedert sind. Die Bärwurz zählt zu den mehrjährigen krautigen Pflanzen. Ihre Blütezeit findet in den Monaten Mai und Juni statt. Zu den typischen Merkmalen der Heilpflanze gehört ihr starker Geruch, der selbst im getrockneten Zustand wahrzunehmen ist. Im Herbst gehen aus den gelblichweißen Bärwurzblüten die etwa sieben Millimeter langen Samen hervor.
Die Heimat der Bärwurz ist in West- und Mitteleuropa zu finden. Das Verbreitungsgebiet der Pflanze kann sich jedoch bis nach Bulgarien sowie ins süditalienische Kalabrien erstrecken. Sogar in Marokko sind Exemplare der Bärwurz anzutreffen. Bevorzugte Standorte der Heilpflanze bilden Geröllhalden, Weiderasen und steinige Stellen unterhalb von Krummholz.
Wirkung & Anwendung
In Bayern erfreut sich zudem der Bärwurzschnaps großer Beliebtheit. Die frischen Blätter der Pflanze werden in der Küche wie Petersilie dargereicht. Sie verfügen über die Eigenschaft, den Appetit anzuregen und die Verdauung zu fördern. Zu medizinischen Zwecken lässt sich die Bärwurz auf verschiedene Weise verabreichen. So können die Blätter gequetscht und als Umschläge bei Gichtbeschwerden oder Hautkrankheiten auf die betroffenen Stellen aufgelegt werden.
Ebenso möglich ist eine innere Anwendung als Tee. Dabei wird ein Teelöffel mit getrockneten Blättern mit 250 Millilitern kochend heißem Wasser übergossen. Die Ziehdauer des Tees beträgt circa zehn Minuten. Nach dem Abseihen lässt sich die Zubereitung einnehmen. Der Tee gilt als wirkungsvoll bei Verdauungsbeschwerden.
Neben dem Tee können auch die Samen der Bärwurz mit 250 Millilitern abgekochtem Wasser übergossen werden. Vor dem Abseihen müssen sie rund 20 Minuten ziehen. Die Samen eignen sich zur Therapie von Blasenleiden, Migräne und Appetitlosigkeit. Weitere Darreichungsformen der Bärwurz sind eine Abkochung der Wurzeln sowie eine Tinktur.
Die Tinktur lässt sich auch selbst herstellen. Zu diesem Zweck füllt der Anwender die Wurzeln der Pflanze in ein Schraubdeckelglas. Anschließend übergießt er den Inhalt mit Weingeist oder Doppelkorn. Sind sämtliche Pflanzenteile bedeckt, verschließt er die Mischung und lässt sie für einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen ziehen. Danach erfolgt das Abseihen der Mischung in eine dunkle Flasche.
Die Tinktur wird dann pro Tag ein bis drei Mal mit zehn bis 50 Tropfen eingenommen. Bei einer zu intensiven Konzentration der Tinktur besteht die Möglichkeit, sie mit Wasser zu verdünnen. Neben der innerlichen Anwendung kann der Bärwurz-Tee auch äußerlich verabreicht werden. Dies geschieht durch Waschungen, Umschläge oder Bäder.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
In dem medizinischen Werk Physica erwähnte auch die Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098-1179) den Bärwurz wohlwollend. So wurden die positiven Eigenschaften der Heilpflanze bei Gicht und Fieber gelobt. Noch in der heutigen Zeit verwendet die Hildegard-Medizin die Bärwurz gegen Fieber sowie gegen Herzschwäche. Auch in der Homöopathie gelangt die Pflanze zur Anwendung. Dagegen misst die Schulmedizin der Bärwurz keinerlei Bedeutung bei.
Erwähnung fand die Bärwurz auch 1539 in dem Kräuterbuch von Hieronymus Bock (1498-1554). Sein Schüler Jakob Dietrich (1522-1590), auch Tabernaemontanus genannt, würdigte die Pflanze als Bestandteil des mittelalterlichen Gegengifts Theriak. Der Anbau der Bärwurz fand häufig in Klostergärten statt. Die Hexenmedizin verwendete die Pflanze als Mutterkraut. Dabei kam sie auch bei Geburten zur Anwendung. Getrockneter Bärwurz diente zudem als Viehfutter, weil das Vieh frische Exemplare mied.
Ab dem 19. Jahrhundert fand die Bärwurz fast nur noch in der Tierheilkunde Verwendung. Stattdessen diente die Pflanze zunehmend als Küchengewürz. In Bayern wird die Bärwurz auch heute noch als Grundstoff genutzt, um Bärwurz-Likor herzustellen. Dieser fördert die Verdauung und stärkt den Magen. Von der Volksheilkunde wird die Bärwurz zur Behandlung unterschiedlicher Krankheiten empfohlen.
Dazu gehören Blähungen, Appetitlosigkeit, ein Darmkatarrh, Probleme mit der Verdauung, Gelbsucht (Ikterus), Erkrankungen der Blase, Herzschwäche, Gicht, Vergiftungen, Nierenleiden, Weißfluss und Koliken. Als weitere Indikationen gelten Menstruationsbeschwerden, Migräne, Ausschläge auf der Haut, Stress, altersbedingte Beschwerden sowie Hysterie.
Außerdem werden der Bärwurz entblähende, appetitanregende, magenstärkende, entschlackende, entgiftende, tonisierende, harntreibende und wärmende Effekte zugeschrieben. Darüber hinaus stärkt die Heilpflanze das Herz und wirkt sich positiv auf die weibliche Menstruation aus. Gewarnt wird allerdings vor einer zu hohen Dosierung der Bärwurzwurzel. So kann es dadurch zu Kopfschmerzen kommen.