Bandscheibendegeneration

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Bandscheibendegeneration oder ein Bandscheibenverschleiß ist durch Abnutzungserscheinungen von Bandscheiben gekennzeichnet. Ein hauptsächliches therapeutisches Augenmerk liegt in der Bekämpfung auftretender Symptome.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bandscheibendegeneration?

Schematische anatomische Darstellung der Wirbel und der Bandscheibe, sowie der eingeklemmte Nerv.

Bei der Bandscheibendegeneration handelt es sich um einen Verschleiß der Bandscheiben (der aus Knorpel bestehenden Zwischenwirbelscheiben der Wirbelsäule).

Im Rahmen einer Bandscheibendegeneration werden die Bandscheiben dünner und rissiger, sodass sie die Wirbelkörper weniger gut gegeneinander abpuffern können. Hierdurch werden die Wirbelkörper vermehrt belastet. In den meisten Fällen sind die Bandscheiben der Lenden- und/oder der Halswirbelsäule von einer Bandscheibendegeneration betroffen.

Typische Beschwerden, die häufig mit einer Bandscheibendegeneration einhergehen, sind lokale Rückenschmerzen, die durch Muskelverspannungen zusätzlich verstärkt werden können. Auch das Risiko, einen Bandscheibenvorfall (hierbei treten Teile einer Bandscheibe zwischen den Wirbeln hervor) zu erleiden, steigt bei vorliegender Bandscheibendegeneration.

Ursachen

Nicht nur verschiedene krankhafte Prozesse können zu einer Bandscheibendegeneration führen - mit steigendem Lebensalter verlieren die Bandscheiben zunehmend die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, sodass das Knorpelgewebe weniger elastisch wird.

Aufgrund der zunehmenden Porosität der Bandscheiben treten außerdem häufig Risse in der Bandscheibe auf; eine Bandscheibendegeneration setzt ein. Eine altersbedingte Degeneration der Bandscheiben kann darüber hinaus begünstigt werden durch Faktoren wie eine mangelnde körperliche Bewegung und längerfristige starke Druckbelastungen auf der Wirbelsäule. Eine solche Drucksteigerung wird im Lendenwirbelsäulenbereich beispielsweise durch schweres Tragen oder durch Heben bei vorgebeugtem Rumpf hervorgerufen.

Zu den Erkrankungen und Verletzungen, die eine Bandscheibendegeneration verursachen bzw. begünstigen können, zählen etwa Frakturen (Brüche) der Wirbelkörper. Auch Deformierungen der Wirbelsäule, wie sie beispielsweise im Rahmen einer Skoliose (einer Wirbelsäulenverkrümmung) vorliegen, begünstigen eine Bandscheibendegeneration.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Bandscheibendegeneration äußert sich durch verschiedene Symptome und Beschwerden, die von dem Ausmaß und der Lokalisation des Verschleißes abhängen. Eine akute Bandscheibenvorwölbung äußert sich durch lokale Rückenschmerzen, die manchmal bis in den Unterleib oder das Brustbein ausstrahlen. Ein Bandscheibenvorfall ruft infolge der Kompression Funktionsstörungen von Blase und Mastdarm hervor.

Außerdem kann es zu Schmerzen kommen, die bei Husten, Niesen oder Pressen zunehmen. Meist kommt es auch zu einer Schonhaltung des betreffenden Wirbelsäulenabschnitts, was sich zum Beispiel durch eine gebückte Haltung oder einen Hohlrücken äußern kann. Bei einer chronischen Bandscheibendegeneration werden die Wirbelgelenke stark belastet, wodurch sich eine lokale Schmerzsymptomatik entwickeln kann.

Begleitet werden die Schmerzen meist von psychischen und psychosomatischen Beschwerden. Viele Betroffene leiden unter Stimmungsschwankungen, depressiven Verstimmungen und einem allgemeinen Unwohlsein. Die Einschränkungen in der Beweglichkeit können weitere Beschwerden hervorrufen. So kann es zu einem weiteren Gelenkverschleiß der umliegenden Gelenke kommen.

Auch Durchblutungsstörungen, Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen sind nicht auszuschließen. Weiterhin kann es zu Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen kommen. Liegt der Bandscheibendegeneration eine akute Verletzung wie zum Beispiel ein Bruch zugrunde, können sich in einigen Fällen weitere Symptome und Beschwerden einstellen.

Diagnose & Verlauf

Um eine Bandscheibendegeneration zu diagnostizieren, erfragt ein behandelnder Facharzt (z. B. ein Orthopäde) zunächst meist Fakten wie die Art und den ungefähren Beginn vorliegender Beschwerden. Nach einer körperlichen Untersuchung sind mögliche einzusetzende Diagnoseverfahren dann beispielsweise Röntgen oder MRT (Magnetresonanztomograf).

Während das Röntgenverfahren zur Diagnose einer Bandscheibendegeneration gut geeignet ist, um die knöcherne Struktur der Wirbelkörper darzustellen, eignet sich die Magnetresonanztomografie unter anderem zur Darstellung von nervlichen Strukturen, die im Wirbelkanal verlaufen und von einer Bandscheibendegeneration in Mitleidenschaft gezogen sein können. Eine Bandscheibendegeneration ist anhand von Röntgenaufnahmen charakteristischerweise etwa an einer Reduzierung betroffener Wirbelzwischenräume zu erkennen.

Der Verlauf einer Bandscheibendegeneration ist individuell verschieden und hängt unter anderem von Faktoren ab wie entsprechenden Ursachen und Maßnahmen, die gegen die degenerativen Erscheinungen ergriffen werden. In der Regel verläuft eine Bandscheibendegeneration schleichend und führt häufig nicht unmittelbar zu Beschwerden. Wann erste Symptome auftreten, ist individuell verschieden.

Komplikationen

Bei einer Bandscheibendegeneration ist der qualitative Verschleiß des Bandscheibengewebes gegeben. Wichtige Flüssigkeit, welche das feine stützende Knorpelgewebe benötigt, kann nicht mehr gespeichert werden. Die Wirbelkörper werden poröser und verlieren ihre Pufferfunktion. Das Symptom kann in der Lenden- sowie in der Halswirbelsäule auftreten.

Es wird unterschieden zwischen alters- beziehungsweise unfallbedingter Degeneration aufgrund von Wirbel-Frakturen, anlagebedingter Wirbelsäulenverkrümmung und Sportler sowie Personen mit einseitiger Berufsbelastung. Die Bandscheibendegeneration kann verschiedene lebenseinschränkende Komplikationen hervorrufen.

Dazu gehören umfassende Schmerzzustände, die sich selbst bei alltäglichen Ausführungen wie Bücken, Niesen, Husten, Pressen oder im Ruhezustand zeigen. Bleibt das Symptom unbehandelt, kann es chronische Ausmaße in Form einer Bandscheibenvorwölbung annehmen. Der Zwischenraum der Wirbel schrumpft und es droht ein Prolaps mit Ausfall der vegetativen Funktionen im unteren oder oberen Körperbereich.

Bei der ärztlichen Abklärung helfen bildgebende Diagnoseverfahren, inwieweit die Schädigungen der Bandscheiben und der nervlichen Strukturen vorangeschritten sind. Anschließend erfolgt die Ursachenbehandlung. Jedoch können bereits entstandene Schädigungen des Knorpelgewebes nicht regeneriert werden. Die medizinischen Maßnahmen dienen der Schmerzlinderung bei physiotherapeutischer Erstarkung des wirbelsäulentragenden Muskelgewebes.

Operative Maßnahmen erfolgen erst, wenn wichtige Körperfunktionen akut blockiert sind. Die Versteifung oder Bandscheibenprothese kann Schmerzen mindern, doch als Komplikationsfolge können sich mit zunehmenden Patientenalter nahe der operierten Stelle weitere Bandscheibendegenerationen bilden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei zunehmenden Rückenschmerzen oder Muskelverspannungen sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Wer bereits einmal einen Bandscheibenvorfall oder ähnliches erlitten hat, sollte direkt mit dem zuständigen Facharzt sprechen.

Wenn die Schmerzen rasch zunehmen und mit akuten Symptomen wie zum Beispiel einem Hexenschuss verbunden sind, empfiehlt sich der Gang in das nächstgelegene Krankenhaus. Selbiges gilt, wenn die genannten Symptome vermehrt auch bei alltäglichen Vorgängen wie Bücken, Niesen oder Husten auftreten. Sollte es in Folge der Schmerzen zu Fehlstellungen kommen, muss ein Mediziner hinzugezogen werden.

Der Arzt kann zweifelsfrei abklären, ob es sich um eine Bandscheibendegeneration handelt und den Betroffenen dann an einen entsprechenden Facharzt verweisen. Je nachdem, welche Diagnose dieser stellt, müssen dann weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Bei einer Bandscheibendegeneration sollten die weiterführenden Untersuchungen und die operative Behandlung zeitnah erfolgen. Andernfalls kann es zu chronischen Schmerzen, Fehlstellungen und anderen Folgeerscheinungen kommen, die den Betroffenen mitunter ein ganzes Leben lang belasten.

Behandlung & Therapie

Wurde eine Bandscheibendegeneration bedingt bzw. begünstigt durch vorliegende Erkrankungen/Verletzungen der Wirbelsäule, so ist ein wichtiges Therapieziel in der Regel eine Ursachenbehandlung. Durch eine entsprechend konsequente Ursachenbehandlung kann häufig auch die begünstigte Bandscheibendegeneration positiv beeinflusst werden.

Da im Rahmen einer Bandscheibendegeneration aufgetretene Schädigungen des Knorpelgewebes nicht wieder rückgängig gemacht werden können, kommt der symptomatischen Behandlung (wie beispielsweise der Linderung von Schmerzen) eine wichtige Rolle zu. Entsprechenden Schmerzen kann etwa entgegengewirkt werden durch individuell abgestimmte physiotherapeutische (krankengymnastische) Maßnahmen.

Ebenfalls zu einer Schmerzlinderung beitragen kann es, schweres Tragen weitgehend zu vermeiden und evtl. vorliegendes Übergewicht zu reduzieren. Bei starken Schmerzen im Rahmen einer Bandscheibendegeneration können nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt auch schmerzlindernde Medikamente zum Einsatz kommen.

Operative Maßnahmen können beispielsweise dann sinnvoll werden, wenn verursachte Rückenschmerzen einen chronischen Verlauf nehmen; wenn sie also bereits seit mindestens einigen Monaten anhalten ohne zwischenzeitlich abzuklingen. Je nach Patient besteht bei einer operativen Behandlung einer Bandscheibengeneration etwa die Möglichkeit der Bandscheibenprothese oder der sogenannten Spondylodese (Versteifung) - hierbei wird das betroffene Wirbelsegment versteift, um eine Schmerzfreiheit zu erreichen.

Aussicht & Prognose

Eine Bandscheibendegeneration hat im Normalfall eine ungünstige Prognose. Dennoch ist die Ausprägung der Erkrankung individuell und kann bei einigen Patienten zu sehr geringen Einschränkungen im Alltag führen.

Der Krankheitsverlauf ist schleichend zunehmend. Der Verschleiß gehört grundsätzlich zu einem natürlichen Prozess über die Lebensspanne. Die Beschwerden sind dennoch abhängig von den körperlichen Belastungen, den genetischen Voraussetzungen und dem Lebensstil des Patienten.

Bei guten Bedingungen, einer gesunden Lebensweise und der Einhaltung verschiedener medizinischer Tipps, kann der Fortschritt der Erkrankung für lange Zeit herausgezögert werden. Gezielte Trainings und Übungen helfen dabei, den Körper richtig zu belasten und bei Bewegungen optimal zu koordinieren. Die Verschleißerscheinungen werden von diesen Patienten häufig kaum bemerkt oder können durch eine korrekte sowie gesunde Körperhaltung gut ausgeglichen werden.

Bei Menschen mit einem hohen Eigengewicht und einer beruflichen oder sportlichen Tätigkeit, die zu einer starken Beanspruchung des Knochengerüstes führen, nehmen die Beschwerden oftmals rasant zu. Sie benötigen eine Umstrukturierung ihres Lebensalltages und sind aufgefordert, ihren Körper möglichst sofort deutlich zu entlasten.

Ein operativer Eingriff kann eine deutliche Linderung der Beschwerde bewirken. Eine natürliche Bewegungsmöglichkeit oder eine gewohnte Belastungsgrenze wird damit jedoch nicht erreicht. Dennoch steigen mit Behandlung der Bandscheibe die Lebensqualität sowie das allgemeine Wohlbefinden deutlich an.

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Vorbeugung

Einer altersbedingten Bandscheibendegeneration kann nur bedingt vorgebeugt werden. Allerdings kann der Degenerationsprozess verlangsamt werden durch Maßnahmen wie körperliche Bewegung, wenig Druckbelastung der Wirbelsäule und Vermeidung/Bekämpfung von Übergewicht. Durch eine frühzeitige Behandlung von Erkrankungen/Verletzungen, die zu einer Bandscheibendegeneration führen können, ist entsprechenden degenerativen Prozessen häufig entgegenzuwirken.

Nachsorge

Die Bandscheibendegeneration kann konservativ und operativ therapiert werden. Beide Behandlungsoptionen brauchen eine gute Nachsorge, um die Regeneration optimal zu gestalten und den Therapieerfolg zu sichern. Ist eine Operation erfolgt, beginnt die Nachsorgen bereits bei der Wundpflege und der Mobilisierung, die in Zusammenarbeit mit Ärzten und Fachleuten wie Krankengymnasten auch aktive Mitarbeit des Patienten erfordert.

Anfangs darf der Patient nur bestimmte Gewichte heben, was konsequent einzuhalten ist, um die betroffene Region der Wirbelsäule nicht zu überlasten. Auch rückengerechtes Aufstehen aus dem Bett ist sehr wichtig und auch in den Alltag einzubauen. Die Rückenschule zeigt Patienten genau, wie rückenschonenendes Verhalten im Alltag aussieht.

Richtiges Heben und Tragen wird ebenso thematisiert wie der Schlaf, der eine rückengerechte Matratze braucht. Daher ist Rückenschule ein sehr wichtiger Faktor in der Nachsorge, unabhängig von der vorausgegangenen Behandlungsform. Muskuläre Dysbalance und Übergewicht sind häufig Faktoren für die Entstehung der Bandscheibendegeneration. Das heißt im Umkehrschluss, dass Nachsorge auch bedeutet, muskuläres Ungleichgewicht auszugleichen und Gewicht zu reduzieren.

Muskeln, die abgeschwächt sind, sind zu kräftigen. Dies betrifft häufig die Bauchmuskulatur und den oberen Rücken. Muskeln, die verkürzt sind, sind dagegen zu dehnen. Gewichtsreduzierung ist über Ausdauersport besonders gut erreichen. Hier empfehlen sich rückenschonende Varianten wie Walking oder Rückenschwimmen. Rehasport zeigt dem Patienten, welcher Sport gezielt einsetzbar ist.

Das können Sie selbst tun

Im Alltag ist die Bandscheibendegeneration bei den üblichen Bewegungsabläufen oftmals hinderlich. Auch wenn die Betroffenen unter Schmerzen leiden, sollten sie ein Schmerzmittel zur Linderung einnehmen und aktiv bleiben. Nur in ganz akuten Phasen empfiehlt sich kurzfristig Ruhe, um eventuelle Entzündungsprozesse oder weitere Nervenreizungen zu verhindern.

Die Aktivität sollte dabei vor allem aus Ausdauersport bestehen, der die Rückenmuskulatur stärkt. Besonders geeignet ist Schwimmen, da es den Rücken optimal trainiert, Schmerzen im Wasser gelindert werden und Betroffene auch teilweise die Kühlung durch das Wasser als angenehm und entlastend empfinden. Außerdem lastet das Körpergewicht dann nicht auf den Bandscheiben. Weniger empfehlenswert sind Sportarten, bei denen der ganze Beastungsdruck über die Bandscheiben und die Wirbelsäule abgefedert wird. Dies ist insbesondere beim Joggen der Fall. Besser ist dann Radfahren geeignet.

Das Tragen von Stützgurten sollte nur sehr kurzfristig eingesetzt werden. Durch das Tragen wird die Muskulatur schnell geschwächt, wie auch bei der Schonung, wenn Schmerzen die Bewegung beeinträchtigen. Unterstützend können Betroffene auch von den medizinischen Angeboten Gebrauch machen. Diese bestehen insbesondere aus Krankengymnastik und Funktionstraining.

Im Einzelfall muss natürlich immer die Ursache der Bandscheibendegeneration einbezogen und die Hilfe auf den individuellen Patienten optimal abgestimmt sein.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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