Schistosomiasis (Bilharziose)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Schistosomiasis bzw. Bilharziose ist eine Tropenkrankheit, die von Saugwürmern (Trematoden) verursacht wird. Die hauptsächlichen Verbreitungsgebiete der Wurmlarven sind die Binnengewässer der tropischen und subtropischen Gebiete Afrikas, Süd- und Mittelamerikas sowie Asiens.
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Was ist eine Schistosomiasis?
Die Wurmkrankheit Bilharziose kann sowohl Menschen als auch Tiere befallen. Schätzungen haben ergeben, dass weltweit ca. 200 Millionen Menschen unter Bilharziose leiden. Man unterscheidet vier verschiedene Schistosoma-Erreger, die eine Bilharziose des Harntraktes, des Darms oder der Leber hervorrufen können.
Die Schistosomen benötigen für ihre Entwicklung als Zwischenwirt eine bestimmte Süßwasserschnecke, in der sie verschiedene Entwicklungsstadien vom Ei bis zur Schwanzlarve durchlaufen.
Der Erreger wurde 1852 von dem deutschen Arzt Theodor Bilharz entdeckt, nachdem die Krankheit auch benannt wurde. Die Bilharziose verursacht akute und chronische Beschwerden bis hin zu ernsthaften Organschäden. Unbehandelt kann die Krankheit zum Tod führen. Bei rechtzeitiger Therapie mit Wurmmitteln bestehen gute Heilungschancen.
Ursachen
Im Stadium der Schwanzlarve schwimmen sie in den Binnengewässern und haften sich bei Kontakt an die Haut von Menschen und Tieren (Endwirt). Danach dringen die Larven durch die Haut in den menschlichen Körper hinein und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Ursachen für das weit verbreitete Auftreten der Schistosomiasis sind schlechte hygienische Bedingungen sanitärer und Wasseraufbereitungsanlagen in den betroffenen Gebieten.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Erste Anzeichen für eine Schistosomiasis ist meist ein mit Juckreiz einhergehender Hautausschlag, der bereits einige Tage nach dem Eindringen der Larven in die Haut auftritt. Etwa drei bis zehn Wochen später beginnt die zweite Phase der Erkrankung mit Schüttelfrost, Fieber, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, auch Schwellungen der Lymphknoten, von Leber und Milz sind möglich.
Gelegentlich kann dieses sogenannte Katayama-Syndrom lebensbedrohlich verlaufen, in vielen Fällen verspürt der Betroffene aber auch in dieser zweiten Phase keine nennenswerten Beschwerden. Unbehandelt geht die Erkrankung nach mehreren Wochen in eine dritte Phase über, die als chronische Bilharziose bezeichnet wird. Die Symptomatik richtet sich danach, welche Organe von den Schistosomen befallen werden: Leichte Fälle einer Darm-Bilharziose machen sich durch Bauchschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl und ungewollten Gewichtsverlust bemerkbar, blutig-schleimige Durchfälle lassen auf eine Darmentzündung schließen.
Blut im Harn, oft verbunden mit vermehrtem Harndrang und Brennen beim Wasserlassen, kann auf eine Beteiligung der Harn- und Geschlechtsorgane hindeuten. Eine Schädigung der Blasenschleimhaut kann im schlimmsten Fall Blasenkrebs nach sich ziehen. Gelangen Wurmeier in das Pfortadersystem der Leber, sind mitunter innere Blutungen die Folge, eine Funktionsstörung der Leber kann im fortgeschrittenen Stadium zu einer Wasseransammlung im Bauchraum (Aszites) führen. Gelegentlich verursacht ein Befall des Nervensystems neurologische Ausfälle und Krämpfe.
Diagnose & Verlauf
Die Inkubationszeit bei Schistosomiasis beträgt zwischen drei und zehn Wochen vom Eindringen der Larven bis zur Entwicklung erster Krankheitszeichen. Die Schwanzlarven verfügen über spezielle Haftorgane, mit denen sie sich an die Haut der Endwirte haften.
Nach der Hautanhaftung gelingt es den Larven innerhalb weniger Minuten, die Haut und die darunter liegenden Gewebeschichten zu durchdringen. Das Eindringen selbst wird meist nicht bemerkt. Manchmal bilden sich an der Eintrittsstelle durch das abgesonderte Enzym der Larven kleine juckende Flecken, die aber bald wieder verschwinden.
Einmal im Blut- und Lymphkreislauf des Endwirtes angekommen, gelangen sie in die Leber, wo sie sich in wenigen Wochen zu geschlechtsreifen Saugwürmern entwickeln. In dieser Phase kommt es zu verschiedenen Symptomen wie Fieber, Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen. Oftmals sind auch geschwollene Lymphknoten, Leber und Milz tastbar.
Die abgesonderten Eier gelangen duch den Blutkreislauf in andere Organe (Harnblase, Darm, Lunge, Nieren und Zentralnervensystem), wo sie Entzündungen verursachen, durch die die Krankheit chronisch wird.
Die Diagnose der Bilharziose ist relativ einfach. Sobald die Trematoden beginnen Eier abzulegen, sind diese in den Ausscheidungen des Endwirtes mikroskopisch sichtbar. Das Immunsystem bildet Antikörper, die im Blut ebenfalls nachweisbar sind. Hat sich die Krankheit bereits manifestiert, können die Eier der Trematoden auch durch Biopsien befallener Organe wie Darmschleimhaut, Blasenwand oder Leber nachgewiesen werden.
Komplikationen
Bei unzureichender oder fehlender Behandlung können im Verlauf der Schistosomiasis verschiedene Komplikationen auftreten. Steigt das anfänglich auftretende Fieber auf über 41 Grad Celsius, kann dies zu ernsthaften Kreislaufbeschwerden führen. Bei Kindern, älteren Menschen und Kranken besteht akute Lebensgefahr. Unbehandelt entwickelt sich die Bilharziose zu einer chronischen Infektion.
Abhängig davon, wo die Würmer ihre Eier ablegen, können unterschiedliche Beschwerden auftreten. Ein Befall der Leber kann zur Bildung von Krampfadern in der Speiseröhre führen. An Darm und Blase ist die Entstehung von Fisteln denkbar. Begleitend dazu kann es zu wässrigen oder blutigen Durchfällen kommen, die das Risiko einer Dehydration oder Blutarmut bergen.
Zudem ist der Darm in der akuten Krankheitsphase äußerst anfällig für anderweitige Krankheitserreger und tendiert zur Bildung von Schleimhautwucherungen. Auch eine bösartige Entartung der Blase ist möglich und führt in der Folge zu Blasenkrebs. Bei einem besonders ungünstigen Verlauf endet die Schistosomiasis mit dem Tod des Patienten. Die Therapie der Schistosomiasis kann ebenfalls unerwünschte Ereignisse hervorrufen. Gelegentlich kommt es zu Schwindel, Nesselsucht oder Magen-Darm-Beschwerden. Einige Patienten reagieren zudem allergisch auf die eingesetzten Medikamente.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Schistosomiasis sollte immer durch einen Arzt behandelt werden. Es kann dabei nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass in jedem Falle ein Arzt aufgesucht werden muss, um die Schistosomiasis richtig zu behandeln. Im schlimmsten Falle kann es zum Tod des Betroffenen kommen. Ein Arzt muss dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an einem starken Ausschlag auf der Haut verbunden mit einem Juckreiz leidet.
In der Regel tritt dieser Ausschlag dabei ohne einen besonderen Grund auf und wirkt sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Ebenso kommt es zu sehr starken Gliederschmerzen und in den meisten Fällen zu angeschwollenen Lymphknoten. Ebenfalls deuten häufig das Anschwellen von Milz oder Leber auf die Schistosomiasis hin.
In erster Linie kann ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. In Notfällen oder bei akuten Beschwerden kann auch das Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt gerufen werden. Eventuell ist durch diese Erkrankung auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der akuten Phase bei Schistosomiasis beruht auf zwei Säulen. Zum einen werden die akuten Krankheitszeichen durch fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente behandelt. Weiterhin werden spezielle Wurmmittel wie Praziquantel verabreicht, um die Trematoden und Wurmeier abzutöten.
Der Erfolg der Therapie hängt vor allem davon ab, wie schwer das Ausmaß des Wurmbefalls ist und ob die Krankheit bereits in die chronische Phase eingetreten ist. Schistosomiasis wird auch mit einem gehäuften Auftreten von Blasenkrebs, Lungenentzündung und Leberzirrhose in den verseuchten Gebieten in Verbindung gebracht.
Vorbeugung
Da bis heute keine medikamentöse Prophylaxe gegen die Bilharziose Erreger verfügbar ist, kann die Ansteckung nur durch vorbeugende Maßnahmen verhindert werden. Bei Reisen in Gebiete, die mit dem Bilharziose-Erreger verseucht sind, sollte jeglicher Kontakt mit Binnengewässern vermieden werden.
Dies betrifft vor allem das Schwimmen und Tauchen in Seen und Flüssen in den entprechenden Regionen. Eine Ansteckung kann auch mit Trinkwasser erfolgen, wenn dieses mit Trematoden-Eiern verseucht ist. Deshalb sollte grundsätzlich kein Leitungswasser getrunken werden, das nicht vorher abgekocht wurde. Gegen einen der vier Untertypen der Bilharziose-Erreger wurde ein Impfstoff entwickelt, der sich allerdings noch in der Erprobungsphase befindet.
Nachsorge
Nach der Therapie der Schistosomiasis (Bilharziose) mit fiebersenkenden, schmerzstillenden Mitteln und eventuell Spezialmedikamenten zum Abtöten von Trematoden braucht der Organismus zur Schonung eine Erholungsphase. Die Patienten sollten sich genau an den ärztlichen Ratschlägen orientieren, vor allem, wenn der Wurmbefall recht schwerwiegend war und es zur chronischen Erkrankung gekommen ist. Gegen die Ansteckung existieren zurzeit noch keine vorbeugenden Medikamente.
Um so wichtiger ist es, einige Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. Die Betroffenen sollten bei Anzeichen frühzeitig zum Arzt gehen. Selbsthilfe-Maßnahmen ersetzen weder die Behandlung noch die umfassende Nachsorge. Auch wenn die Patienten auf dem Weg der Besserung sind, sollten sie ihre Beschwerden im Blick behalten, falls ein erneuter medizinischer Eingriff nötig ist. Abhängig vom Allgemeinzustand können die Krankheitserreger gefährliche Organschäden auslösen.
Das ist gerade für die Personen riskant, die bereits an einer Vorerkrankung leiden. Mit der nötigen Aufmerksamkeit und Vorsicht fallen eventuelle Probleme zu einem frühzeitigen Zeitpunkt auf. Dann ist ein kurzfristiger Arzttermin abzusprechen, um den Zustand der Betroffenen im Detail zu untersuchen. Die anschließenden ärztlichen Ratschläge helfen den Patienten bei der Genesung und stärken den Organismus wieder. Allerdings braucht der Körper eine gewisse Zeit, um sich komplett zu erholen.
Das können Sie selbst tun
Vor einem Auslandsaufenthalt sollte sich der Reisende grundsätzlich über die örtlichen und hygienischen Bedingungen seines Reiseziels ausreichend und rechtzeitig informieren. Reiseveranstalter oder das auswärtige Amt können offene Fragen zu den Gegebenheiten im Ausland beantworten und helfen bei der Klärung möglicher gesundheitlicher Zustände des gewünschten Aufenthaltsortes.
Da die Erkrankung in tropischen oder subtropischen Gebieten verbreitet ist, sollte vor Reiseantritt mit dem behandelnden Hausarzt besprochen werden, ob mögliche Impfungen vorgenommen werden sollten oder der Betroffene zur Unterstützung seines eigenen Organismus Vorkehrungen treffen sollte. Wenngleich es insbesondere für diese Erkrankung keine Schutzimpfung gibt, ist dennoch zu überprüfen, ob der Allgemeinzustand vor anderen Keimen geschützt werden muss. Der Krankheitserreger der Schistosomiasis kann ernsthafte und lebensbedrohliche Organschäden auslösen. Daher zählen insbesondere Menschen, die an organischen Vorerkrankungen leiden, zu einer Risikogruppe. Ihnen ist anzuraten, in einer engen Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt die Reisepläne und etwaige Umstände der Reise detailliert zu besprechen.
Bei ersten Anzeichen körperlicher Beschwerden ist ein Arztbesuch unerlässlich, da die Maßnahmen der Selbsthilfe lediglich für die Information von möglichen Umständen und Risiken ausreichen. Sie können keine Behandlung ersetzen oder eine Linderung vorhandener Symptome bewirken. Bei den ersten Unregelmäßigkeiten muss ein Arzt konsultiert werden, da akuter Handlungsbedarf besteht.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003
- Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012