Bischofskraut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Bischofskraut ist eine auf den kanarischen Inseln, Ägypten und Marokko heimische Pflanze. In Chile, Nordamerika und Argentinien wird das Bischofskraut kultiviert und angebaut, verwendet werden ausschließlich die ausgereiften Früchte und die daraus hergestellten standardisierten Pflanzenextrakte.

Vorkommen & Anbau des Bischofskrauts

Das 1 bis 2-jährige Kraut wird auch als Zahnstocherammei bezeichnet und bildet Triebe bis zu 1 Meter Höhe. Typisch für das Erscheinungsbild des Bischofskrautes sind die fädigen Zipfel und gefiederten Blätter.

Das 1 bis 2-jährige Kraut wird auch als Zahnstocherammei bezeichnet und bildet Triebe bis zu 1 Meter Höhe. Typisch für das Erscheinungsbild des Bischofskrautes sind die fädigen Zipfel und gefiederten Blätter. In großen zusammengesetzten Dolden wachsen winzig kleine weiße Blüten heran. Die stabilen Doldenstrahlen können als natürliche Zahnstocher benutzt werden.

Die früh zerfallenden Teilfrüchte sind klein und von graubrauner Färbung und ähneln in ihrer Form einem Ei. Diese bis zu 3 Millimeter langen und 0,9 Millimeter breiten Früchte tragen meist 5 hellere Rippen und am Ende ein Griffelpolster, die ganze Frucht ist dabei unbehaart. Die Früchte sind absolut geruchsneutral, der Geschmack der Früchte wird als mild aromatisch und ganz leicht bitter beschrieben. Das Bischofskraut gehört zur botanischen Familie der Doldengewächse.

Wirkung & Anwendung

Das Bischofskraut ist eine Heilpflanze und verfügt über viele sekundäre Pflanzenstoffe, Sterole, Glycoside, Gerbstoffe und Saponine. Es konnten bisher noch nicht sämtliche Inhaltsstoffe extrahiert und analysiert werden. Es konnten jedoch bestimmte Wirkstoffe extrahiert werden, die für die heilsame Wirkung der Arzneipflanze verantwortlich sind. Unter anderem enthält Bischofskraut einen überdurchschnittlich hohen Anteil an sogenannten Y-Pyronen.

Diese pharmakologische Wirkstofffamilie hat eine stark gefäßerweiternde Wirkung insbesondere auf die Herzkranzgefäße. Das im Bischofskraut enthaltene Visnagin verfügt über eine ausgeprägte krampflösende Wirkung. Khellin, welches ebenfalls im Phytoplasma der Pflanze enthalten ist, hat eine leicht phototoxische Wirkung. Um Giftwirkungen sicher zu vermeiden, sollten daher niemals größere Mengen von Früchten des Bischofskrautes verzehrt werden. Bei empfindlichen Personen können aber auch schon geringere Dosen zu schweren Leberschäden durch irreversiblen Gewebsuntergang führen.

Obwohl es sich in pharmakologischer Dosierung um eine hochwirksame Heilpflanze handelt, spielt Bischofskraut heute allenfalls noch eine untergeordnete Rolle. Das hängt vor allem mit den unkalkulierbaren Nebenwirkungen im Falle einer versehentlichen Überdosierung sowie Schlaflosigkeit und pseudoallergischen Reaktionen zusammen.

Die im Bischofskraut enthaltenen Furanochromone verursachen bei hellhäutigen Menschen eine Fotosensibilisierung, die Haut wird also sehr empfindlich für UV-Licht. Wer Arzneizubereitungen aus Bischofskraut einnimmt, sollte daher auf intensive Sonnenbäder verzichten. Die Indikationen zur Anwendung von Bischofskraut ergeben sich vor allem aus den stark durchblutungsfördernden Inhaltsstoffen. Besonders Durchblutungsstörungen des Herzens, Angina pectoris und die damit im Zusammenhang stehenden Brustschmerzen sprechen positiv auf Arzneizubereitungen aus Bischofskrautfrüchten an.

Aufgrund der entkrampfenden und gefäßtonisierenden Wirkungen lassen sich aber auch schmerzhafte Koliken der Gallenblase, der Nieren oder des Darms schnell lindern. Die schnell einsetzende entkrampfende Wirkung geht zurück auf Pyranocumarine, Flavonoide, Kämpferol und ätherische Öle in unterschiedlichen Gewichtsanteilen. Werden die frischen oder getrockneten Früchte direkt verwendet, so geschieht dies im Rahmen der sogenannten Phytotherapie.

Darüber hinaus finden sich Arzneizubereitungen aus Bischofskraut oft auch in homöopathischen Arzneimitteln, wobei die Indikationen gleich sind. Eine homöopathische Anwendung weist weitaus weniger Risiken und Nebenwirkungen auf, da sämtliche Wirk- und Inhaltsstoffe in stark verdünnter Form vorliegen. Ab der homöopathischen Potenz D23 können bereits keine Wirkstoffmoleküle der Urtinktur aus Bischofskrautfrüchten mehr nachgewiesen werden.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Es ist empirisch zweifellos belegt, dass früher Arzneizubereitungen aus Bischofskraut sogar prophylaktisch gegen Brustschmerzen unterschiedlicher Genese, Bronchitis oder Asthma eingesetzt wurden. Die Wirksamkeit war damals noch nicht belegt, fälschliche Überdosierungen, auch mit Todesfolge, waren nicht selten. Damals hatte Bischofskraut noch weit nach Beendigung des Mittelalters eine recht hohe Bedeutung für Gesundheit, Vorbeugung und Behandlung bei Durchblutungsstörungen und Krampfleiden.

Heutzutage ist dieser therapeutische Ansatz wegen der Toxizität einzelner Inhaltsstoffe und wegen des Risikos pseudoallergischer Reaktionen nicht mehr zu vertreten. Eine zunächst positive Monografie der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel wurde wegen des hohen Potentials an Risiken und Nebenwirkungen wieder zurückgezogen. In der traditionellen Naturheilkunde spielt Bischofskraut aber auch heute noch eine gewisse Rolle, Hauptindikationen sind Brustenge und koronare Durchblutungsstörungen. Erfolge wurden auch erzielt in der Therapie von Netzhautreizungen der Augen bei grünem Star.

Darüber hinaus werden die Früchte traditionell zur Zahnreinigung durch Zerkauen und Zerbeißen verwendet. Nach dem Vorgang dürfen die Früchte auf keinen Fall heruntergeschluckt, sondern müssen sorgfältig ausgespuckt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Verwendung des Bischofskrautes als natürliches Urologikum zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten. Dazu kommt der verdünnte Teeaufguss aus den getrockneten Früchten zum Einsatz.

Die dazu im Handel erhältliche Teedroge sollte einen auf Khellin oder Visnadin standardisiertem Wirkstoffgehalt aufweisen, damit versehentlichen Überdosierungen vorgebeugt werden kann. Die Tageshöchstdosis sollte 25 mg Y-Pyrone nicht überschreiten, das entspricht etwa 1 Gramm der getrockneten Arzneidroge. Werden die getrockneten Früchte kühl und trocken und vor Sonneneinstrahlung geschützt gelagert, dann sind diese nahezu unbegrenzt haltbar. Der Wirkstoffverlust ist auch bei jahrelanger Einlagerung nur sehr gering.

Die fotosensibilisierende Wirkung von Bischofskraut kann in der alternativen Dermatologie zur Fototherapie von Pigmentanomalien und Schuppenflechte genutzt werden. Bei zu häufiger Anwendung besteht jedoch die Gefahr eines erhöhten Risikos von Lungen- und Hautkrebs. Deshalb ist auch die fototherapeutische Anwendung von Bischofskraut heute nicht mehr üblich.


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