Blastogenese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Blastogenese wird die 16 Tage dauernde frühe Entwicklung des befruchteten weiblichen Eis, der Zygote, bis zur Blastozyste bezeichnet. Während der Blastogenese teilen sich die zu dem Zeitpunkt noch omnipotenten Zellen laufend und erfahren gegen Ende der Phase eine erste Differenzierung in eine äußere Hülle von Zellen (Trophoblast) und in innen liegende Zellen (Embryoblast), aus dem sich der Embryo entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Blastogenese?

Die Blastogenese umfasst das früheste Entwicklungsstadium des befruchteten weiblichen Eis, der Zygote, bis zur Blastozyste.

Die Blastogenese umfasst das früheste Entwicklungsstadium des befruchteten weiblichen Eis, der Zygote, bis zur Blastozyste. Der Gesamtzeitraum der Blastogenese beträgt 16 Tage vom Zeitpunkt der Befruchtung bis zum Blastulastadium.

Das befruchtete Ei durchläuft während der Blastogenese mehrere Stadien. Etwa 40 Stunden nach der Befruchtung wird nach zwei mitotischen Teilungen das vier-Zell-Stadium erreicht und nach 3 Tagen bereits das 16-Zell-Stadium. Der kleine Zellhaufen wird in dieser Phase von einer festen Haut, der Zona pellucida, eingehüllt. Die Haut ist so fest, dass der kleine Zellhaufen zunächst sein Anfangsvolumen behält. Ab dem 16- oder 32-Zell-Stadium wird die kleine Ansammlung von Zellen als Blastomere bezeichnet. Geläufig ist auch der Begriff Morula, da das kleine „Zellhäufchen“ an die Ansammlung von Maulbeeren erinnert.

Während der Blastogenese wandert die Zygote unter Verwandlung langsam vom Eileiter in die Gebärmutter. Gegen Ende der Blastogenese erreicht die Blastomere das Stadium der Blastozyste. Es hat jetzt bereits eine erste Differenzierung der bis dahin omnipotenten Zellen in eine äußere Hülle von Zellen (Trophoblast) und den innen liegenden Zellen (Embryoblast) stattgefunden. Während die äußeren Zellen Funktionen für die Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut übernehmen, dienen die inneren Zellen ausschließlich der embryonalen Entwicklung.

An die Blastogenese schließt sich die Embryogenese an, die sich in mehrere Phasen unterteilen lässt.

Funktion & Aufgabe

Die Blastogenese dient hauptsächlich dem Schutz des befruchteten Eis, um eine unbehelligte und nahezu autarke Entwicklung bis zur Einnistung in die Gebärmutter zu gewährleisten. Die unmittelbar nach dem Eindringen eines Spermiums sich verhärtende Zona pellucida, verhindert in erster Linie das Eindringen eines zweiten Spermiums (Polyspermie), was in den meisten Fällen zu einem Entwicklungsabbruch führen würde. Eine weitere Aufgabe der Zona pellucida besteht darin, dass sich das befruchtete Ei nicht bereits im Eileiter festsetzen kann, was eine gefährliche Eileiterschwangerschaft zur Folge hätte, mit der Notwendigkeit eines Schwangerschaftsabbruchs. Die feste Eihaut hält darüber hinaus die sich entwickelnden Zellen zusammen, die in dieser Phase noch omnipotent sind und nicht voneinander unterschieden werden können. Sie werden auch vor einem möglichen Immunangriff bewahrt.

Da das weibliche Ei über genügend Reserven verfügt, um während der Blastogenese hinsichtlich Stoffwechsel und Energieversorgung weitestgehend autark zu sein, besteht während der ersten fünf Tage auch ein guter Schutz vor Infektionen oder problematischen Stoffen, die von der Mutter übertragen werden könnten.

Mittlerweile hat die Morula den Eileiter verlassen und befindet sich in der Gebärmutter. Die ursprünglichen Schutzfunktionen der Zona pellucida sind nicht mehr notwendig, so dass die Blastozyste mit Unterstützung enzymatischer Vorgänge die Eihülle sprengt und aus der Hülle herausschlüpft (Hatching). Die wichtigste Aufgabe des Trophoblasten besteht jetzt in der Nidation, dem komplexen Vorgang der Einnistung der Blastozyste in das Epithel der Uterusschleimhaut, mit dem Ziel eines baldigen Anschlusses an die Blutversorgung.

Während der ersten Phase der Blastogenese sind die Zellen omnipotent, sie können sich theoretische zu jeglichen Gewebezellen ausdifferenzieren. Das hat den Vorteil, dass sie bei Teilungsproblemen die Funktion einer jeden anderen Zelle übernehmen können, so dass Fehler bei der Teilung meist selbst behoben werden. Gegen Ende der Blastogenese entwickelt sich der Embryoblast zum zweiblättrigen Keimblatt. Das bedeutet, dass die Zellen der beiden Keimblätter nach und nach ihre Omnipotenz verlieren, eine Entwicklung, die sich während der nachfolgenden Embryogenese fortsetzt.


Krankheiten & Beschwerden

Während der ersten Phase der Blastogenese, noch vor der Nidation, ist die Blastomere relativ geschützt vor äußeren toxischen oder hormonellen Einflüssen. In dieser nahezu autarken Phase sind auftauchende Probleme, die unter dem Begriff Blastopathie zusammengefasst werden, meist auf Fehler der zahlreich ablaufenden Mitosen zurückzuführen. In diesem Entwicklungsstadium gilt das Prinzip „alles oder nichts“. Entweder die Blastomere kann den aufgetretenen Fehler selbst reparieren oder es kommt zu einem Absterben der Blastomere mit anschließender Abstoßung.

Allerdings können sich in sehr seltenen Fällen, bei unvollständiger Trennung der Zellen, nach der Mitose symmetrische Doppelfehlbildungen entwickeln, die weder repariert werden, noch zu Abstoßungsreaktionen führen. Es kann sich daraus die Anlage für siamesische Zwillinge herausbilden.

Das weitaus häufigste Problem während der Blastogenese ist eine extrauterine oder ektope Schwangerschaft, die sich in den meisten Fällen im Eileiter als Eileiterschwangerschaft entwickelt. Falls sich die Wanderung der Blastomere vom Eileiter in den Uterus verzögert, kann es zu einer Festsetzung im Eileiter kommen und eine beginnende Eileiterschwangerschaft verursachen. Es gibt viele Gründe, die den Transport des befruchteten Eis in die Gebärmutter behindern können. Beispielsweise kann das Flimmerepithel der Eileiter durch bakterielle Infektionen in seiner Funktion beeinträchtigt sein oder es sind genetisch bedingte Fehlbildungen vorhanden. Normalerweise kommt es bei einer Eileiterschwangerschaft zu Abstoßungsreaktionen, die die Blastomere zum Absterben bringen und einen Schwangerschaftsabbruch, einen Frühabort, verursachen. In vielen Fällen verläuft der Vorgang nahezu unbemerkt.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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