Embryogenese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Embryogenese (aus dem altgriechischen ‚émbryon’ für ‚ungeborene Leibesfrucht’ und ‚genesis’ für ‚Entwicklung’) versteht man in der Biologie den frühen Prozess in der Entwicklung eines Embryos. Sie ist die erste Phase der Keimentwicklung der befruchteten Eizelle (Zygote) und kommt in unterschiedlichen Abläufen bei allen Lebewesen vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Embryogenese

Beim Menschen setzt die Embryogenese nach der Befruchtung der Eizelle (Fertilisation) ein und vollzieht sich über einen Zeitraum von acht Wochen.

Beim Menschen setzt die Embryogenese nach der Befruchtung der Eizelle (Fertilisation) ein und vollzieht sich über einen Zeitraum von acht Wochen. Während der Embryogenese entwickeln sich die Anlagen der gesamten späteren Organe des Fötus heraus. Funktionsfähig werden viele Organe jedoch erst später.

Die Embryogenese ist eine Phase, in der es zu einem starken Wachstum des heranreifenden Organismus kommt. Er ist während dieser Zeit hochempfindlich für Störungen und äußere Einflüsse, was erklärt, warum die ersten acht Wochen einer Schwangerschaft als besonders risikoreich gelten.

Die Embryogenese endet mit dem Einsetzen der Fetogenese, bei der unter anderem die Weiterentwicklung und Funktionsfähigkeit der Organe, sowie eine stetige Zunahme an Größe und Gewicht erfolgen.

Die Embryogenese wird auch als Embryonalperiode bezeichnet und geht mit einer auffallenden Verwandlung der äußeren Gestalt des Embryos einher. Innerhalb der Embryogenese wird zwischen der präembryonale Phase (1. bis 3. Schwangerschaftswoche), in der sich drei Keimblätter entwickeln, sowie der eigentlichen Embryonalphase unterschieden, die von der 4. bis zur 8. Woche reicht und mit der Entwicklung der Organanlagen einhergeht. Dieser hochsensible Prozess erfolgt mithilfe genetischer Programmierung und im Zusammenspiel mit umweltbedingten Faktoren, die sich in einem genau aufeinander abgestimmten Gleichgewicht befinden müssen.

Funktion & Aufgabe

Die frühe Embryogenese ist die Phase in der Embryonalentwicklung, in welcher sich der junge Organismus am schnellsten entwickelt. Nachdem Eizelle und Spermium miteinander verschmolzen sind und eine Zygote entstanden ist, wandert diese in einem Zeitraum von drei Tagen in die weibliche Gebärmutter. Während dieser Wanderung kommt es zur Zellteilung (Furchung). Durch kontinuierliche Abschnürung wird aus der ursprünglichen Zelle eine voll mit Blastomeren gefüllte Kugel, die sogenannte Morula gebildet. Diese besondere Zellteilung geschieht in sehr schneller Abfolge. Etwa alle acht Minuten kann eine Teilung des Zellkerns stattfinden.

Die Bildung der Morula ist am 4. Tag der Schwangerschaft abgeschlossen. Daraufhin kommt es zu einer Differenzierung der Blastomere, wobei sich die außen liegende Zellschicht fortan in Eihäute und Plazenta weiterentwickeln, während sich die innenliegende Schicht schließlich zum Embryoblast, dem Ursprung des späteren Embryos entfalten wird.

Nachdem sich die nun als Blastozyste bezeichnete Zellansammlung in die Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat, bilden sich in der daran anknüpfenden Gastrulation drei Keimblätter heraus, aus denen sich später das gesamte Gewebe und die Organstrukturen des Menschen herausentwickeln werden. Außerdem erfolgt die Abfaltung des sogenannten Neuralrohes, welches die Grundlage des zentralen Nervensystems darstellt.

Ein Wendepunkt in der Embryogenese stellt die Herausbildung des sogenannten Primitivstreifens dar. Dieser ist als Verdickung auf einer Seite des Organismus zu sehen und lässt erstmals eine räumliche Orientierung erkennen: eine Längsachse des Fötus wurde festgelegt. An einem Ende des Primitivstreifens befindet sich der Primitivknoten, aus dem sich fortan der Kopf des Embryos herausentwickeln wird.

Nachdem diese frühe Embryonalentwicklung abgeschlossen ist, folgt der zweite Teil der Embryogenese, deren Hauptaufgabe die Organogenese - die Herausbildung der späteren Organe - darstellt. Während der ersten beiden Wochen dieser Entwicklungsphase entwickeln sich zunächst Gehirn, Herz und Augen heraus.

Die gesamte Embryogenese bildet die Basis für die weitere Entstehung des Fötus. Alles, was in ihrem Zeitraum festgelegt und angeordnet wird, hat vielfältige Auswirkungen auf die Entwicklung des Embryos und des gesamten Lebens des Menschen.


Krankheiten & Beschwerden

Im Zeitraum der Embryogenese ist das Risiko für eventuelle Missbildungen und Krankheiten am größten, da die Organbildung noch nicht abgeschlossen und extrem beeinflussbar ist. Eine Vielzahl unterschiedlicher Auslöser können die optimale Entwicklung des Fötus beeinträchtigen und sind nicht selten der Grund von Fehlgeburten. Diese werden in einigen Fällen von der Frau gar nicht wahrgenommen, sodass es vorkommen kann, dass ein Fötus abgeht, noch bevor die Frau ihre Schwangerschaft überhaupt bemerkt hat.

Bleibt die Fehlgeburt aus und die schädlichen Einflüsse weiter bestehen, können sich schwerwiegende Missbildungen am Fötus entwickeln. Minderentwicklungen in der Gehirnregion, Gesichtsdeformationen und Fehlentwicklungen der inneren Organe sind die häufigsten Missbildungen.

Die größten Risikofaktoren für eine Fehlgeburt oder Deformation im Stadium der Embryogenese sind Infektionskrankheiten, Giftstoffe (etwa Nikotin), die in den mütterlichen Organismus gelangen, Arzneimittel, oder schädigende Strahlung. Mütter, die etwa während der frühen Phase der Schwangerschaft Alkohol konsumieren, riskieren, dass ihr Kind ein fetales Alkoholsyndrom erleidet. Dieses äußert sich später durch Wachstumsstörungen, charakteristisch auffällige Gesichtszüge oder diverse psychische Auffälligkeiten. Nach der Phase der Embryogenese nimmt das Risiko für Missbildungen des Fötus stetig ab.

Neben den Risiken, die diese Phase für das Ungeborene Lebewesen darstellt, stellen die ersten Wochen der Schwangerschaft aber auch für die werdende Mutter eine schwierige Zeit dar. Da die Anfangszeit der Schwangerschaft mit starken hormonellen Veränderungen verbunden ist, leiden etwa 50 bis 90 % der Frauen in dieser Phase verstärkt unter Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Im Verlauf der Schwangerschaft pendelt sich der weibliche Hormonhaushalt jedoch wieder ein und die Beschwerden nehmen im Großteil der Fälle wieder ab.

Quellen

  • Alberts, B., u. a.: Molekularbiologie der Zelle. 4. Auflage. Wiley-VCH., Weinheim 2003
  • Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2001
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

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