Blinddarmentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Blinddarmentzündung oder Appendizitis ist eine Entzündung des Blinddarms bzw. Wurmfortsatzes. Typische Anzeichen für eine Blinddarmentzündung ist starke Bauchschmerzen oder Unterleibsschmerzen beim Anziehen der Beine, beim Springen oder bei Druck.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Blinddarmentzündung?

Infogramm zur Anatomie und Lage einer Blinddarmentzündung. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Eine Blinddarmentzündung ist eine Entzündung des Blinddarms durch Bakterien. Dabei kommt es insbesondere zu einer bakteriellen Entzündung im Bereich des Wurmfortsatzes. Der Blinddarm selbst, ist in etwa daumenlang und endet sackgassenartig im Dickdarm. Bei einer Blinddarmentzündung ist hier dieser zwei bis zwanzig Centimeter lange Wurmfortsatz (auch Appendizitis) entzündet.

Im Bereich des Wurmfortsatzes gibt es eine große Anzahl an Lymphknoten. Kommt es nun zu einer bakteriellen Infektion bzw. Entzündung, so schwellen diese Lymphknoten an und der Wurmfortsatz vergrößert sich enorm. Eine Blinddarmentzündung kommt relativ häufig vor und war im Mittelalter kaum heilbar, sodass Betroffene nicht selten daran starben.

Heute erkranken in etwa sieben Prozent der deutschen Bevölkerung an einer Blinddarmentzündung. Vor allem Kinder und junge Erwachsene (zwischen dem zehnten und dreißigsten Lebensjahr) können eine Infektion des Blinddarms bekommen. Aber auch schwangere Frauen erkranken nicht selten am Blinddarm.

Ursachen

Die Ursachen für eine Blinddarmentzündung sind vielfältiger Natur. Die häufigste Ursache ist eine Verstopfung des Appendix (Wurmfortsatz). Besonders wenn der Kot bzw. Stuhl hart und grobkörnig ist, kann es hierbei zu einem Verschluss des Blinddarmeingangs kommen. Durch die schwere des Kots kann der Blinddarm auch einknicken und sich somit auf Dauer entzünden.

Eine weitere Ursache sind Würmer bzw. Parasiten. Diese kommen zwar seltener vor, prägen dann aber recht schnell eine Entzündung im Bereich des Blinddarms aus. Ebenso selten sind auch Verwachsungen an den Darmwänden. Wie bereits angemerkt, kommen insbesondere Fremdkörper jeder Form als Ursache in Betracht. Dazu zählen die bekannten und typischen Kirschkerne und andere Kerne von Kernobst.

Als letztes seien noch Entzündungen durch verschiedene Bakterien als Ursache erwähnt. Bekannt hierfür sind Enterokokken, Kolibakterien oder Proteusbakterien. Sie entzünden den Wurmfortsatz, ohne dass es zu einem Verschluss oder Abknicken kommen muss. Sehr selten sind auch Darmentzündungen bei Morbus Crohn, bei denen es in der Folge ebenso zu einer Blinddarmentzündung kommen kann.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die ersten Anzeichen bei einer Blinddarmentzündung sind meistens unspezifische Schmerzen im Bereich von Magen und Bauchnabel. Etwas später treten sie zunehmend stechend oder ziehend im rechten Unterbauch auf. Typischerweise verursacht eine Blinddarmentzündung Schmerzen beim Gehen oder Hüpfen, weshalb Ärzte zur Diagnose Patienten auch auf dem rechten Bein hüpfen lassen.

Um die Schmerzen zu lindern, neigen Betroffene dazu, das rechte Bein zum Bauch zuziehen, Ärzte nennen das Schonhinken. Durch die Schmerzen und die Entzündung ist die Bauchdecke angespannt und reagiert auf Druck mit starken Schmerzen. Neben den Schmerzen kommt es zu einer Erhöhung der Körpertemperatur auf cica 39 Grad C, manchmal auch zu erhöhtem Puls und Schweißausbrüchen.

Typisch bei einer Blinddarmentzündung sind gravierende Temperaturunterschiede zwischen Messungen in der Achselhöhle und im After. Die Schmerzen können einhergehen mit Appetitmangel, Übelkeit und Erbrechen. Bei Kindern können die Symptome stärker ausfallen als bei Erwachsenen. Sie spüren meistens starke Übelkeit und die Schmerzen erstrecken sich über den ganzen Bauchraum.

Bei älteren Menschen können die Symptome schwächer sein und sind deshalb nicht leicht erkennbar. Sie haben selten Fieber. Bei Schwangeren treten aufgrund des Bauchumfangs die Schmerzen häufig in ungewöhnlichen Bereichen auf, manchmal sogar im Rücken. Dadurch wird die Diagnose erschwert.

Verlauf

Der Verlauf einer Blinddarmentzündung ist abhängig, ob diese rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Wird eine akute Blinddarmentzündung nicht behandelt kann sie sogar zum Tod führen. Dennoch werden fast alle Fälle im Krankhenhaus behandelt, sodass fast nie von schwerwiegenden Komplikationen auszugehen ist.

Wird die Blinddarmentzündung nicht behandelt bzw. wird der Blinddarm nicht operiert, so können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten:

  • Darmdurchbruch bzw. des Wurmfortsatzes. Platzt der Blinddarm, kommt es zur sogenannten Perforation. Dabei werden die Kotrückstände in den Bauchinnenraum verteilt, die dann weitere Entzündungen oder Vergiftungen hervorrufen können. Ebenso kann es auch zu einer ENtzündung des Bauchfells und zur massiven Eiterbildung (Abzesse) kommen.
  • Bei langanhaltendem Darmverschluss, kann eine Darmlähmung einsetzen. Wenn der Stuhl bzw. Kot dann bei weiterer Nahrungsaufnahme nicht ausgeschieden werden kann, kommt es ebenso zu Darmdurchbrüchen.

Komplikationen

Eine Blinddarmentzündung beziehungsweise Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendizitis) kann schwerwiegende Komplikationen mit sich tragen. Durch die bakterielle Entzündung des Wurmfortsatzes kann sich dieser stark röten und anschwellen. Zudem sammelt sich viel Eiter an. Die Gefahr besteht, wenn dieser nicht entfernt wird, dass dieser aufplatzt und durchbricht (Perforation).

Dabei ergießt sich der Eiter im Bauchraum und kann für eine Infektion der anderen Bauchorgane wie dem Bauchfell (Peritonitis) sorgen. Zudem können sich Abszesse im Bauchraum bilden, was zu starken Bauchschmerzen und Unwohlsein führt. Des Weiteren kann es zu einer Lähmung des Darms kommen, die Darmmuskulatur funktioniert nicht mehr richtig und der Nahrungsinhalt wird nicht mehr weiter transportiert, es entsteht ein Darmverschluss (Paralytischer Ileus).

Dies kann unbehandelt zu einem Durchbruch der Darmwand führen, was sich anschließend ebenfalls entzünden kann. Durch den erhöhten Druck der dabei im Darm entsteht, werden auch Gefäße komprimiert. Dadurch kommt es zu einer Mangelversorgung des Darmabschnitts, der absterben kann. Zudem kann so die Lunge komprimiert werden, wodurch die Atmung gestört wird.

Der Stoffwechsel ist ebenfalls gestört, so dass der Körper viel Flüssigkeit und Elektrolyte verliert. Bei Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn) können sich bei einer Appendizitis Verbindungen zwischen dem Wurmfortsatz und anderen Darmabschnitten, sogenannte Fisteln, bilden, die die Operation erschweren.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Beim ersten Verdacht auf eine Blinddarmentzündung ist umgehend ein Mediziner zu konsultieren, da Lebensgefahr besteht. Sobald Betroffene Appetitlosigkeit, Übelkeit sowie Erbrechen bemerken, ist ein Handeln unumgänglich. Eine Blinddarmentzündung geht oftmals mit Durchfall und Erbrechen einher. Von kolikartigen Bauchschmerzen begleitet, gehören diese Symptome in jedem Fall abgeklärt. Weiterhin ist ein Arzt zu kontaktieren, wenn eine belegte Zunge sowie hohes Fieber festzustellen sind.

Insbesondere bei Kindern sowie älteren Personen empfiehlt es sich, beim Verdacht auf eine Blinddarmentzündung sofort zu reagieren. Bei diesen Patienten fallen die Symptome zumeist schwächer aus und sind nicht präzise einzuschätzen. Schwangere sollten direkt einen Mediziner aufsuchen, da sich der Blinddarm aufgrund der Schwangerschaft verlagert und eine Diagnose erschwert.

Die Schmerzen machen sich zunächst in der Umgebung des Bauchnabels bemerkbar. In den kommenden zwölf Stunden breiten sich die Beschwerden in den rechten Unterbauch aus. Spätestens nach diesen Symptomen ist ein Mediziner zu kontaktieren. Wer zusätzlich beim Laufen und Hüpfen Erschütterungsschmerzen feststellt, sollte mit dem Besuch beim Mediziner nicht weiter hadern.

Behandlung & Therapie

Treten die typischen Symptome einer Blinddarmentzündung (starke Bauchschmerzen, Unterleibsschmerzen beim Anziehen der Beine und nach Druck) auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. In akuten Fällen sollte auch nicht das Herbeirufen eines Notarztes gescheut werden.

Bleibt der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung bestehen, wird der Betroffene in ein Krankenhaus eingeliefert. In dieser Zeit wird der Patient nichts essen dürfen, da es sonst bei der Operation unter Vollnarkose zu Komplikationen kommen kann. Bei der Blinddarmoperation wird dann der entzündete Blinddarm entfernt. Je früher dies geschieht desto schneller ist eine Heilung bzw. Genesung möglich.

Früher wurde diese Blinddarmoperation mit Hilfe eines Bauchschnitts druchgeführt. Dabei kam es nicht selten zu Wundinfektionen. Heute geht man mehr und mehr dazu über, die Blinddarmoperation mit einer invasiven Operationsmethode durchzuführen.

Dabei wird ein Endoskop durch einen winzigen Schnitt bzw. Öffnung in der Nähe des Blinddarms eingeführt. Diese Schlüssellochchirurgie hat den Vorteil, schneller die Ursache einer Blinddarmentzündung zu finden und keine großen Wunden zu erzeugen. Ausserdem lassen sich dabei weitere Untersuchungen bzw. Differentialdiagnosen durchführen.

Aussicht & Prognose

Operationen am Blinddarm stellen für viele Ärzte einen Routineeingriff dar. Einzig der Zeitpunkt der Diagnose entscheidet daher über einen potenziell harmlosen oder bedrohlichen Verlauf der Appendizitis. Erfolgt eine restlose Entfernung des entzündeten Wurmfortsatzes, bleiben meist keine nennenswerten Folgeschäden zurück. Bei einer zu späten Erkennung der tatsächlichen Ursache können jedoch schwerwiegende Komplikationen auftreten.

Findet eine Darmperforation statt, gelangen durch den brüchigen Darmabschnitt Kot, Bakterien und Eiter in die umliegende Bauchhöhle. Als direkte Folge führt dies zu einer äußerst schmerzhaften und rasch eintretenden Entzündung des Bauchfells (Peritonitis). Die Bauchdecke verhärtet sich kurze Zeit nach dem Vorfall und eine flächiges Schmerzempfinden über den gesamten Bauchbereich tritt ein.

Der lebensbedrohliche Zustand gilt als akuter Notfall und das Ableben des Patienten lässt sich nur durch einen zeitnahen Eingriff verhindern. Selbst ohne einen Durchbruch können sich im fortgeschrittenen Stadium in entfernteren Darmabschnitten Ablagerungen in Form von Abszessen bilden. Langfristige Entzündungen und eine eingeschränkte oder gar blockierte Darmtätigkeit erschweren dann massiv den Verlauf der Genesung.

In einigen Fällen klingen Schmerzen im rechten Unterleib von alleine ohne ärztliche Behandlung ab. Leichte Blinddarmentzündungen hinterlassen allerdings vernarbtes Gewebe und Ausstülpungen an betroffenen Stellen. Diese Veränderung der Darmoberfläche kann die Entstehung neuer Entzündungen bei ungünstiger Ausprägung provozieren und ebenfalls funktionelle Störungen verursachen. Nach einer erfolgreichen Entfernung des Wurmfortsatzes tötet je nach Schwergrad der Appendizitis eine antibiotische Behandlung Restkeimbestände ab.

In der Regel können Patienten bereits einen Tag nach Abschluss der Behandlung wieder trinken und feste Nahrung zu sich nehmen. Der sogenannte Douglas-Abszess kann allerdings eine Woche nach der Operation das Abführen von neu entstandenem Eiter erforderlich machen.

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Nachsorge

Eine leichte Blinddarmentzündung oder -reizung sollte sicherheitshalber durch eine Nachsorgeuntersuchung als ausgeheilt beziehungsweise als nicht operationsbedüftig gekennzeichnet werden. In den meisten Fällen wird eine akute Blinddarmentzündung aber eine andere Art der Nachsorge erfahren. Ist die Entzündung bereits weit fortgeschritten, muss der entzündete Wurmfortsatz operativ entfernt werden. Da eine akute Blinddarmentzündung zu einem Durchbruch des Blinddarms und einer Entleerung seines Inhalts samt Eiter in den Bauchraum führen kann, ist die Operation im fortgeschrittenen Stadium meist unumgänglich.

In der postoperativen Nachsorge wird nicht nur die Wundversorgung sichergestellt. Laporoskopisch ausgeführte Operationen können auch schmerzhafte Folgeerscheinungen wie Blutergüsse im Bauchraum verursachen. Größere Blutergüsse muss der behandelnde Arzt im Auge behalten. Außerdem kann die Entzündung bereits fortgeschritten gewesen sein. Es muss sichergestellt werden, dass sie nicht auch umliegendes Gewebe ergriffen hat.

Die Narbenschmerzen nach einem entzündeten und entfernten Wurmfortsatz können wegen durchtrennter Bauchmuskulatur zunächst beträchtlich sein. Der frisch operierte Patient sollte daher darauf aufmerksam gemacht werden, dass er sich längere Zeit schonen muss. Er wird in der Regel krankgeschrieben. Die Nachsorge stellt sicher, dass es weder zu Wundinfektionen noch zu inneren Entzündungsprozessen kommt.

Außerdem bestehen gewisse Folgerisiken. Es kann infolge einer operativen Entfernung des Wurmfortsatzes zu späteren Eileiterschwangerschaften, erhöhten Darmkrebsrisiken oder einem postoperativen Darmverschluss kommen.

Das können Sie selbst tun

Bezüglich der folgenden Selbsthilfemaßnahmen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Blinddarmentzündung einen medizinischen Notfall darstellen kann und von einem Arzt behandelt werden muss.

Doch lassen sich die Beschwerden durch Selbsthilfemaßnahmen reduzieren. Rizinusöl als Umschlag angewendet kann eine bestehende Verstopfung lösen und entzündliche Prozesse verhindern. Die orale Einnahme kann eine Anregung der Darmbewegungen herbeiführen und begleitende Verdauungsstörungen können gelindert werden.

Die im Ingwer enthaltenen Gingerole gelten als stark entzündungshemmend. Zusätzlich kann durch Ingwer eine eventuell bestehende Übelkeit reduziert und der Appetit verbessert werden. Frisch aufgebrühter Ingwer sollte zwei- bis dreimal pro Tag getrunken werden. Frisch zubereitet ca. 10 Minuten ziehen lassen. Zusätzlich den Bauch mit Ingweröl einreiben.

Die Ansammlung von Darmabfällen und überschüssigem Schleim kann durch Bockshornkleesamen verhindert werden. Diese Samen können präventiv und akut entzündungshemmend wirken. Zudem können sie die bestehenden Schmerzen lindern. Für einen Sud zwei Teelöffel Bockshornkleesamen mit einer Tasse Wasser aufkochen und ca. 10 bis 15 Minuten köcheln lassen. Dann abseihen und täglich einmal lauwarm trinken.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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