Brandwunde

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fast jeder Mensch verletzt sich im Laufe seines Lebens ein oder mehrmals durch Verbrennungen. Diese Verbrennungen können dann zu kleinen oder schweren Brandwunden führen. Meist handelt es sich dabei um kleinere Verletzungen an den Fingern oder Armen, die bei der Nahrungszubereitung in der Küche oder beim Umgang mit offenem Feuer passieren. Auch kleinste Brandwunden können sehr schmerzhaft sein und sollten behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Brandwunde?

Offene Wunden bluten zunächst meist sehr stark. Liegt jedoch keine Bluterkrankheit vor oder werden keine gerinnungshemmenden Medikamente eingenommen, verschließt sich eine Wunde meist innerhalb von 12 Stunden mit Schorf.

Brandwunden können die Haut, Muskeln, Sehnen oder auch Organe verletzen und schädigen. Je nach Art der Verletzung, nach ihrer Ausdehnung und ihrer Tiefe teilt man Brandverletzungen in spezifische Schweregrade ein und behandelt sie dementsprechend.

Die Atmung des Menschen verläuft nicht ausschließlich über die Lunge, sondern auch über die sogenannte Hautatmung. Deshalb können großflächige Verbrennungen lebensgefährlich werden und bedürfen der schnellst möglichen fachärztlichen Behandlung. Eine schwere Verbrennung ist immer ein Notfall und kann mit Gefahr für Leib und Leben verbunden sein. Der Zeitfaktor spielt bei der Erstversorgung von Brandverletzten eine sehr große Rolle.

Ursachen

Beim direkten Körperkontakt mit Feuer, bei Explosionen, bei Abschürfungen oder dem Verbrennen mit Flüssigkeiten können Brandwunden an jedem Körperteil des Menschen entstehen. Dabei verschmort oder verbrennt die Haut oder das betroffene Gewebe, in schweren Fällen auch Organe wie Nase, Mund oder Ohren.

Auch die Augen können bei einer Brandverletzung in Mitleidenschaft gezogen sein. Die Behandlung von größeren Brandwunden gehört auf jeden Fall in die Hände von Medizinern. Nur sie können feststellen, ob ein Krankenhausaufenthalt nötig ist oder konventionelle Methoden wie eine Brandsalbe zur Behandlung ausreichen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Je nach Verbrennungsgrad äußert sich eine Brandwunde durch unterschiedliche Symptome und Anzeichen. Bei einer Verbrennung ersten Grades ist eine oberflächliche Verletzung der Haut zu sehen, die mit Schmerzen, Rötung und Juckreiz verbunden sein kann. Gelegentlich tritt Feuchtigkeit aus der Wunde aus. Meist bildet sich eine Blase, die nach einigen Tagen abheilt. Bei Verbrennungen des Grades 2a tritt ein starker Schmerz auf, der mit Rötung, Juckreiz und einer Abschälung der Haut verbunden ist.

Außerdem nässt die Wunde und es bildet sich eine Blase. Bei unsachgemäßer Behandlung bleiben gelegentlich Narben zurück. Verbrennungen zweiten Grades äußern sich durch geöffnete Blasen, leicht raue Wundränder und eine feuchte Wundfläche. Die Wunde ist meist sehr schmerzempfindlich, heilt meist aber ohne Narben ab. Bei Verbrennungen dritten Grades ist die Haut trocken und lederartig verdickt.

Berührungen sind nicht schmerzhaft und meist tritt auch keine Flüssigkeit mehr aus. Äußerlich zeigt sich eine Verbrennung vom Grad 3b durch eine weißlich bis bräunliche Verfärbung der Haut. Bei einer Verbrennung vierten Grades sind die Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenke geschädigt. Es kann zu Bewegungsstörungen, Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen kommen. Die Haut ist verkohlt und schwarz verfärbt.

Diagnose & Verlauf

Eine einfache Brandblase durch eine kurze Berührung mit einem brennenden Feuerzeug, einem Ofen oder einem Topf kann der Patient meist selbst behandeln.

Liegt aber eine großflächige Verbrennung vor, wird der Patient schnellst möglich zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus gebracht. Viele größere Städte verfügen auch über Unfallkliniken und spezielle Brandverletztenzentren, in denen schnell und sicher die richtigen Diagnosen gestellt werden können. Der behandelnde Arzt diagnostiziert Verbrennungen zunächst durch die augenscheinliche Untersuchung.

Hochrote, abgelöste, zerfetzte oder gar schwarze Haut zeigt ihm den Grad der Verletzung an. Sind Verbrennungen im Gesicht und am Kopf zu erkennen, so wird umgehend ein Augenarzt hinzugezogen. Dazu kommt eine Untersuchung durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt, der Verschmorungen an Ohren, Nase und im Halsbereich diagnostiziert. Werden innere Verletzungen befürchtet, so kann zusätzlich ein MRT oder eine Kernspintomographie des Körpers angeordnet werden.

Komplikationen

Eine Brandwunde, die nicht umgehend medizinisch fachgerecht versorgt wird, kann zu unterschiedlichen Komplikationen führen. An erster Stelle steht die Wundinfektion, weil die geschädigten Hautschichten wesentlich anfälliger sind für einen Bakterienbefall. In diesem Zusammenhang ist auch die erhöhte Gefahr einer Sepsis(Blutvergiftung) zu erwähnen.

Eine Sepsis kann, wenn sie sich über die Blutbahnen im Körper ausbreitet, den gesamten Organismus schädigen und sich im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen Zustand entwickeln. Ein septischer Schock und (multiples) Organversagen können folgen und haben fast immer einen tödlichen Verlauf.

Wie massiv sich die Narbenbildung darstellt, hängt davon ab, wie großflächig und tief die Brandverletzung ist. Entstehen dicke und wulstige Narben, können Schmerzen durch eine Verkürzung von Haut, Sehnen und Muskeln nicht ausgeschlossen werden. Sehr tiefe Verbrennungen können sogar zu Knochen- und Gelenkproblemen führen.

Je größer die Brandwunde ist, um so wahrscheinlicher ist eine Hauttransplantation, mit der das Areal abgedeckt wird. Damit wird weiteren Infektionen vorgebeugt und die Bildung neuer Hautzellen unter Umständen angeregt. Großflächige Brandwunden können die Blutgefäße schädigen und zu einem massiven Flüssigkeitsverlust führen.

Dadurch besteht die Gefahr, dass nicht mehr genug Blut vom Herzen durch den Körper gepumpt werden kann. Auch die Gefahr der Unterkühlung besteht, weil die Körpertemperatur gefährlich absinkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Brandwunde ist in der Regel mit erheblichen Schmerzen verbunden, sodass eine medikamentöse und ärztliche Behandlung sehr ratsam ist. In vielen Fällen bilden sich bei einer Brandwunde auch Brandblasen, die sich mit Wasser füllen. Betroffene Personen sollten beim Auftreten von Brandblasen schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Nur durch eine ärztliche Behandlung können ernsthafte Komplikationen oder Folgeerkrankungen vermieden werden.

Wer an dieser Stelle auf eine solche Behandlung verzichtet, der setzt sich selber einer großen Gefahr aus. Geplatzte Brandblasen sind überaus anfällig für Infektionen, da sich Bakterien und Viren darin ideal einnisten können. Es droht die Entstehung einer gefährlichen Entzündung, sodass es sogar zur Bildung von Eiter kommen kann. Liegt eine Entzündung samt Eiterbildung vor, dann ist der Gang zum Arzt unausweichlich.

Nur mit einer entsprechenden Behandlung kann die vorliegende Entzündung effektiv und schnell bekämpft werden. Wird darauf verzichtet, dann wird die Eiterflüssigkit erheblich zunehmen. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Blutvergiftung, wenn Bakterien und Viren in den menschlichen Blutkreislauf gelangen sollten.

Somit gilt: Brandwunden sollten immer durch einen entsprechenden Arzt versorgt werden. Nur durch eine ärztliche und medikamentöse Behandlung können ernsthafte Komplikationen oder auch dauerhafte Folgeschäden vermieden werden. Daher darf bei einer Brandwunde der Besuch beim Arzt nicht auf die lange Bank geschoben werden.

Behandlung & Therapie

Schwer Brandverletzte benötigen dringend Flüssigkeit und sie bekommen schon während der Erste-Hilfe-Maßnahmen Glukose Infusionen angehängt. Sie werden in spezielle Brandverletzten-Folien eingewickelt, um ihre Körpertemperatur stabil zu halten und die verletzte Haut vor Bakterien zu schützen.

Brandverletzte kühlen leicht aus und die sinkende Körpertemperatur kann die Funktion von Organnen beeinträchtigen oder sogar den Tod des Patienten verursachen. Der Blutdruck und die Herztätigkeit werden nahtlos überwacht. Brandverletzte sind oft bewusstlos oder befinden sich sogar im Koma. Nur ein Arzt kann die notwendigen Maßnahmen treffen.

Einem Ersthelfer, der Laie ist, bleibt nur die Verbringung in Brandfolie und in die stabile Seitenlage. Brandverletzte, die bei Bewusstsein sind, haben große Schmerzen und erhalten von medizinischem Personal umgehend Schmerzmittel.

In der Klinik müssen Brandverletzte aus Kleidungsresten herausgeschnitten oder herausoperiert werden. Die Behandlung von Brandverletzungen ist langwierig und kann mehrere Operationen erfordern. Dabei werden eventuell Hautverpflanzungen durchgeführt und Muskeln und Sehnen wieder zu Funktion verholfen. Sind Körperteile zu schwer verbrannt, muss eventuell auch amputiert werden.

Aussicht & Prognose

Der Heilungsverlauf von Brandwunden hängt stark von verschiedenen Faktoren wie dem Ausmaß und dem Grad der Verbrennung ab. Die Heilung dauert zumindest einige Tage, kann in schweren Fällen aber auch mehrere Monate in Anspruch nehmen. Eine mittelstarke Brandwunde (Verbrennung zweiten Grades) heilt in etwa vier Wochen aus. Danach bleiben jedoch häufig Narben zurück.

Leichte Verbrennungen wie typische Sonnenbrände äußern sich durch Hautrötungen und -reizungen, die mit mäßigen Schmerzen verbunden sind. Sie können mit Hausmitteln wie Cremes und Verbänden gut selbst therapiert werden und hinterlassen höchstens leichte Narben. Leichte Brandwunden können bereits nach wenigen Tagen komplett verheilt sein.

Schwerere Verbrennungen äußern sich durch auffällige Wunden und starke Schmerzen. Es kann neben Blutungen auch zur Ablösung von Hautschichten kommen. Starke Brandwunden erfordern unbedingt eine ärztliche Behandlung. Diese erfolgt unter Umständen in speziellen Zentren. In manchen Fällen wird eine Hauttransplantation notwendig, die zu deutlichen Narben und unterschiedlichen Färbungen der Haut führen kann.

In besonders schweren Fällen können Verbrennungen sogar tödlich sein - insbesondere dann, wenn der Patient ein sehr hohes Alter oder Vorerkrankungen aufweist oder ein Großteil der Körperoberfläche durch die Verbrennung geschädigt ist. Die Überlebenschance von Patienten mit sehr starken Verbrennungen kann mithilfe des Abbreviated Burn Severity Index (ABSI) bewertet werden.


Vorbeugung

Der sachgemäße Umgang mit offenem Feuer, elektrischen Geräten und heißem Küchengerät hilft, Verbrennungen möglichst zu vermeiden. Kleine Kinder dürfen niemals unbeaufsichtigt spielen, wo heißes Badewasser läuft, gekocht wird oder sich Feuerzeuge und Chemikalien befinden. Die Hausfrau fasst heiße Gerätschaften nur mit Vorsicht und geeigneten Handschuhen an.

Aber auch beim Arbeitsschutz sind immer alle notwendigen Maßnahmen zur Verhütung von Verbrennungsunfällen einzuhalten. Elektrische Apparate und Maschinen müssen nach Vorschrift gehandhabt und gewartet werden. Entzündliche Flüssigkeiten sind von offenem Feuer fern zu halten.

Nachsorge

Welche Nachsorgemaßnahmen bei einer Brandwunde notwendig sind, hängt von deren Ausdehnung und Tiefe ab. Bei einer oberflächlichen und kleinen Brandwunde ist nach dem Abheilen meist keine Nachsorge notwendig. Wichtig ist aber, die neu gebildete Haut vor Sonnenbrand zu schützen. Je größer und tiefer eine Brandwunde ausfällt, desto kompolexer muss die Nachsorge ausfallen. Ab einer Verbrennung zweitens Grades ist Nachsorge unausweichlich.

Ein Problem bei größeren Bandwunden ist die Narbenbildung. Hier bedarf es der Nachsorge, damit es nicht zu Bewegungseinschränkungen kommt. Auch narbenbedingte Entstellungen sind möglich. Bis die Brandwunden-Narbe blasser und weicher wird, können Monate oder gar Jahre vergehen. Kosmetische Behandlungen können helfen, die Verfärbungen auf der Brandwunde zu kaschieren.

Möglicherweise ist psychologische Nachsorge ebenso angezeigt, wie eine schmerzstillende Maßnahme oder die Verordnung schützender und pflegender Cremes. Außerdem kann die Nachsorge auch das Anpassen von Kompressionsbekleidung umfassen. Funktionsbeeinträchtigungen zu beheben, ist ein wichtiges Thema der Nachsorge.

Sofern eine Brandwunde mit dem Grad 2 oder 3 vorliegt, können durch Wulstnarben funktionelle Beeinträchtrigungen an Gelenken entstehen. Die verbrannte Haut zieht sich über dem Gelenk zusammen. Sie schränkt dessen Beweglichkeit ein. Neben operativen Lösungen beim plastischen Chirurgen kann die Nachsorge auch pysiotherapeuitsche Behandlungen umfassen. Außerdem sind in der Nachsorge Narbenmassagen sowie Ergotherapie oder Krankengymnastik möglich.

Das können Sie selbst tun

Kleinere Brandwunden sollten zunächst gekühlt werden. Die betroffene Stelle wird am besten unter fließendem, kaltem Wasser gekühlt und anschließend mit feuchten Tüchern eingewickelt. Eiswürfel, Kühlakkus und Co. sollten gemieden werden, damit es nicht zur Unterkühlung oder zu Gewebeschädigungen kommt. Anschließend können schmerzlindernde Salben oder Brandgel auf die Brandwunde aufgetragen werden.

Alternativ können auch Präparate mit Aloe vera, Bachblüten oder Schüßler-Salzen verwendet werden. Zum Schutz vor Infektionen lässt sich Essig oder Apfelessig verwenden. Zwiebel, Knoblauch oder Wegerich – direkt auf die Brandwunde aufgelegt - lindern den Juckreiz und reduzieren die Blasenbildung. Sollte sich bereits eine Brandblase gebildet haben, gilt: nicht öffnen und stattdessen mit einem schützenden Pflaster überkleben, welches täglich erneuert werden sollte.

Großflächige Verbrennungen sollten umgehend ärztlich versorgt werden. Bis zum Arztbesuch muss die Wunde locker und möglichst keimfrei abgedeckt werden. Bei Verbrühungen muss die durchnässe Kleidung sofort entfernt werden. Unabhängig von Grad und Ausmaß, sollte eine Brandwunde immer auch von einem Arzt untersucht werden. Nur durch eine gute Infektionskontrolle und Nachsorge lassen sich Vernarbungen zuverlässig vermeiden. Bei großflächigen Brandwunden ist unter Umständen eine psychologische Beratung sinnvoll.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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