Chlamydien (Chlamydien-Infektion)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Chlamydien sind eine Bakterienart, die viele Lebewesen infizieren kann. Beim Menschen befällt die Chlamydien-Infektion im Wesentlichen die Schleimhäute. Augen, Genitalbereich sowie Atemwege können schwerwiegende Krankheitsfolgen beibehalten, wenn es zu einer Infektion kommt.
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Was ist eine Chlamydien-Infektion?
Unterschieden werden drei Unterarten der Chlamydien (Chlamydien-Infektion), die für den menschlichen Organismus relevant sind: Chlamydophila pneumoniae, Chlamydophila psittaci und Chlamydia trachomatis.
Die erste und zweite Unterart wird häufig mit Lungenentzündungen und weiteren Infektionen der Atemwege in Verbindung gebracht.
Die dritte Art erlangt besondere Bedeutung, da sie nicht nur Bindehautentzündungen hervorruft, sondern eine europaweit stark verbreitete Genitalkrankheit verursacht: die Chlamydien-Infektion.
Ursachen
Chlamydien sind auf mehreren Wegen übertragbar. Bis zu zehn Prozent der deutschen Frauen zwischen 14 und 25 Jahren sind laut Welt online je nach Region mit C. trachomatis infiziert. Diese Art der Chlamydien-Infektion ziehen sich Betroffene in der Regel durch sexuelle Kontakte zu.
Hierbei erfolgt die Ansteckung durch ungeschützten Verkehr. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Chlamydien anzustecken, steigt mit der Zahl der Sexualpartner. Da viele Betroffene keine Symptome bemerken, setzt sich die Verbreitung fort. Ein weiterer möglicher Ansteckungsweg ist die Tröpfcheninfektion. Alle drei genannten Unterarten können auf diesem Weg übertragen werden. Der Kontakt zu Körpersekreten anderer Menschen erfolgt oft unbeabsichtigt.
Um eine Bindehautentzündung zu erzeugen, reicht schon der Kontakt vom bakteriell besiedelten Finger zum Auge. Ansteckungsherde können ebenfalls verunreinigte Textilien oder Toiletten sein. Die Ausprägung der individuellen Abwehrkräfte begünstigt oder erschwert die Infektion selbst nach erfolgtem Kontakt mit Chlamydien.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu den ersten Symptomen bei einer Chlamydieninfektion kommt es nach einer Zeit von etwa zwei bis sechs Wochen. Insbesondere bei Frauen kann eine Erkrankung mit dem Erreger häufig aber auch vollständig asymptomatisch ablaufen. Zunächst zeigen sich Schmerzen und unangenehmer Juckreiz, hervorgerufen durch eine Entzündung im Genitalbereich.
Bei Frauen und bei Männern kann es im Verlauf zum Aufsteigen dieser Entzündung kommen. Bei Frauen zeigt sich in dem Fall häufig zunächst eine Harnröhrenentzündung. Diese macht sich durch Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang und eitrigen Ausfluss bemerkbar. Breitet sich die Entzündung weiter aus, kann es zu Entzündungen des Gebärmutterhalses, der Gebärmutter und der Eileiter kommen.
Hierbei entsteht häufig ein unangenehm riechender Ausfluss. Die übergreifende Entzündung kann begleitet sein von Fieber, Durchfall und Schmerzen im Unterbauch. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, droht eine Unfruchtbarkeit. Auch bei Männern kann es durch die Infektion zur Harnröhrenentzündung mit den entsprechenden Symptomen kommen.
Steigt bei ihnen die Entzündung weiter auf, folgt eine Entzündung der Nebenhoden und der Prostata. Auch Kinder können sich während der Geburt bei bestehender Erkrankung der Mutter mit dem Erreger infizieren. Mögliche Folgen sind dabei eine chronische Bindehautentzündung, die ohne Behandlung zur Erblindung führen kann oder eine Lungenentzündung.
Verlauf
Chlamydien weisen je nach befallener Körperregion unterschiedliche Krankheitsverläufe auf. Die in diesen Breiten häufige C. trachomatis, die zu Entzündungen im Unterleib führt, wird erst nach ein bis drei Wochen spürbar.
Männer wie auch Frauen können ein Brennen und Stechen beim Wasserlassen verspüren. Begleitet werden die Beschwerden der Chlamydien-Infektion durch Juckreiz an den Genitalien sowie eitrige Absonderungen. Setzt sich die Infektion in Richtung Gebärmutter und Eileiter fort, kann die Betroffene Fieber und Bauchschmerzen durchleiden.
Unbehandelte Chlamydien im weiblichen Unterleib können als Entzündungsfolge verklebte Schleimhäute nach sich ziehen. Dadurch wird die Beförderung der Eizelle erschwert, auch befruchtete Eizellen nisten sich im Eileiter ein. Somit ist Unfruchtbarkeit eine mögliche Folge. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem HIV-Virus anzustecken, steigt durch Verklebungen, die von einer Chlamydien-Infektion verursacht wurde.
Komplikationen
Wird eine Chlamydien-Infektion rechtzeitig entdeckt und behandelt, ist in aller Regel nicht mit Komplikationen zu rechnen. Wird die Infektion jedoch nicht therapiert, kann es bei Frauen zu schweren Unterleibsentzündungen kommen. Häufige Komplikationen bei einer unbehandelten Chlamydien-Infektion sind Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut und der Eileiter.
Eine akute Unterleibsentzündung ist vor allem für Frauen problematisch, die eine Schwangerschaft planen. Die Entzündung kann ein befruchtetes Ei daran hindern, durch den Eileiter in die Gebärmutter zu gelangen und sich dort einzunisten. In schweren Fällen kann es auch zu Verwachsungen kommen, die die Fruchtbarkeit dauerhaft beeinträchtigen.
Problematisch ist eine Chlamydien-Infektion auch für Frauen, die bereits schwanger sind. Hier kann es vermehrt zu vorzeitigen Wehen oder einem Blasensprung kommen. Auch Frühgeburten werden vermehrt beobachtet Bei einem Befall der ableitenden Harnwege ist neben einem Blasensprung auch mit großen Beschwerden und brennenden Schmerzen beim Wasserlassen zu rechnen.
Bei Männern führt eine unbehandelte Chlamydien-Infektion recht häufig zu einer Entzündung der Harnröhre. Die Patienten leiden dann unter starkem Harndrang und großen Schmerzen beim Wasserlassen. Oftmals tritt noch ein schleimiger Ausfluss hinzu.
Eine seltene aber vorwiegend junge Männer betreffende Komplikation ist die Reiter-Krankheit. Diese geht mit extrem belastenden Symptomen einher. Dazu zählen geschwollenene Fuß- und Kniegelenke, Harnwegsinfektionen, Augenentzündungen sowie Ekzeme auf der Haut und der Schleimhaut.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn nach dem Geschlechtsverkehr Beschwerden auftreten, sollte grundsätzlich ein Arzt konsultiert werden. Symptome wie Juckreiz im Intimbereich, Probleme beim Wasserlassen und Hautveränderungen deuten auf eine Chlamydien-Infektion hin. Alleine aus Gründe der Ansteckungsgefahr sollte diese umgehend diagnostiziert und behandelt werden. Weitere Warnzeichen, die unbedingt abzuklären sind, sind Schmerzen im Genitalbereich oder am After, ungewöhnlicher Ausfluss aus der Vagina oder Bauchschmerzen, die ohne ersichtlichen Grund auftreten.
Ein Arztbesuch ist ebenfalls anzuraten, wenn plötzlich Zwischenblutungen einsetzen, die Monatsblutung stärker als üblich auftritt oder anderweitige Veränderungen der Menstruation bemerkt werden. Spätestens bei Symptomen einer Gelenkentzündung ist eine medizinische Abklärung notwendig.
Unbehandelt können Chlamydien starke Beschwerden hervorrufen und unter anderem zu Erblindung, Eileiterschwangerschaft, Fehl- oder Frühgeburt sowie Arthritis führen. Eine sofortige und umfassende Diagnostik ist deshalb in jedem Fall notwendig. Wenn die Symptome mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder dem Kontakt mit möglicherweise Infizierten Menschen oder Tieren (vor allem Papageien, Katzen, Rinder oder Schafe) in Verbindung stehen, ist eine sofortige Abklärung durch den Arzt erforderlich.
Behandlung & Therapie
Die Bakterienart der Chlamydien wird mit Antibiotika wirksam behandelt. Die Schwierigkeit der Behandlung besteht in der Diagnose der Chlamydien-Infektion. Insbesondere im Genitalbereich werden nur selten (von 25 bis 50 % der Infizierten) Symptome wahrgenommen, die anschließend mit Chlamydien in einen Zusammenhang gebracht werden können.
Diese Tatsache erklärt die hohe Verbreitungsrate, denn ehe sich der Infizierte dessen bewusst ist, stecken sich weitere Personen an. Ein Bluttest bringt Aufklärung. Um Neugeborene vor Chlamydien zu schützen, wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen jede werdende Mutter auf Chlamydien untersucht. Gegebenenfalls können auch in der Schwangerschaft zugelassene Antibiotika eingenommen werden.
Die Behandlung der Chlamydien-Infektion dauert sieben bis zehn Tage. Nur das Antibiotikum Azithromycin ist hiervon ausgenommen, denn es wirkt in einmaliger Dosis. Eine Bindehautentzündung wird zusätzlich mit einer Augensalbe behandelt. Erfolgreich kann die Behandlung von Chlamydien nur dann sein, wenn alle potenziellen Infektionsherde gemieden werden. Das bedeutet im Fall der C. trachomatis, dass sich alle sexuellen Partner zur selben Zeit ebenfalls untersuchen und behandeln lassen. Geschieht dies nicht, ist es eine Frage der Zeit, bis eine erneute Chlamydien-Infektion vorliegt.
Aussicht & Prognose
Nimmt der Betroffene an Vorsorgeuntersuchungen teil oder sucht er rechtzeitig nach dem Eintreten der ersten Symptome einer Chlamydien-Infektion einen Arzt auf, bestehen gute Aussichten auf eine vollständige und folgenlose Genesung. Diese tritt meist innerhalb weniger Wochen ein. Da die Beschwerden oftmals im Alltag kaum bemerkt werden, leiden bis zu 20% der Infizierten über viele Jahre an der Erkrankung.
Statistiken zu Folge tragen viele Betroffene die Erkrankung über Jahrzehnte in sich und verspüren keinerlei Beeinträchtigungen ihres Wohlbefindens. Obgleich es in dieser Zeit zu keiner Verschlechterung des Gesundheitszustandes kommt, werden die Krankheitserreger bei einem sexuellen Kontakt an andere Menschen übertragen. Erkrankte leiden an einem erhöhten Infektionsrisiko. Werden die Chlamydien erst spät bemerkt, kommt es meist zu Folgeerscheinungen mit ungewissem Ausgang.
Je nach Stadium der Erkrankung besteht die Möglichkeit, dass eine Unfruchtbarkeit eintritt und dieser Zustand irreparabel ist. Bei Frauen erhöht sich das Risiko von Vernarbungen und Verklebungen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses. Ein operativer Eingriff ist vonnöten, der oftmals mit einer bleibenden Unfruchtbarkeit verbunden ist.
Wird keine Behandlung in Anspruch genommen, erhöht sich das Risiko, dass die Krankheitserreger in die Blutbahn gelangen. Dort können sie zu einer Sepsis führen. Damit verbunden ist ein lebensbedrohlicher Zustand des Patienten.
Vorbeugung
Chlamydien äußern sich unter anderem in Form von Bindehautentzündungen und Atemwegserkrankungen. Wer wissentlich den Umgang mit einem Chlamydien-Patienten pflegt kann Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Hierunter fallen Maßnahmen wie gründliches Händewaschen, die Benutzung von Einweghandtüchern, aber auch die Kontaktvermeidung mit fremden Körpersekreten. Allgemeine Schutzmaßnahmen ähneln denen zur Prävention bei Grippeerkrankungen.
Übertriebene Vorsicht im Bezug auf Chlamydien ist nicht notwendig. Die normale tägliche Hygiene wird als ausreichend erachtet, um sich vor Chlamydien-Infektionen weitestgehend zu schützen. In erster Linie verhütet geschützter sexueller Verkehr Chlamydien im Genitalbereich.
Nachsorge
Wichtig ist, dass die verschriebenen Medikamente unbedingt, wie vom Arzt empfohlen, regelmäßig und vollumfänglich eingenommen werden. Nur so kann die Infektion sicher bekämpft und ein Wiederauftreten vermieden werden. Ist dies gewährleistet, bleibt die Chlamydieninfektion meist folgenlos und bedarf keiner weiteren Behandlung. Eine unzureichende oder ausbleibende Behandlung kann unter Umständen sowohl für Männer als auch für Frauen eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben.
Dennoch sollte die Nachsorge auch die Vermeidung des sogenannten "Ping-Pong-Effekts" beinhalten. Ping-Pong-Effekt bezeichnet die Ansteckung weiterer Partner, mit denen Geschlechtsverkehr und Intimitäten vollzogen wurden. Diese sollten umgehend über die Dianose der Chlamydieninfektion informiert werden und selbst auf eine mögliche Ansteckung untersucht werden. Es empfielt sich, alle Sexualpartner der letzten 60 Tage vor Diagnose der Infektion zu informieren. Im Falle einer bestehenden Schwanegrschaft sollte auch das ungeborene Kind getestet werden - eine Ansteckungsgefahr besteht.
Eine künftige regelmäßige gynäkologische beziehungsweise urologische Untersuchung, sowie die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr gehören unabdinglich zu einer Chlamydiennachsorge.Während der medikamentösen Behandlung sollte zudem auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Frauen sollten bei unerfülltem Kinderwunsch ihren Gynäkologen in jedem Fall über die vergangene Chlamydieninfektion informieren - sie könnte ursächlich dafür sein.
Das können Sie selbst tun
Eine Chlamydien-Infektion sollte von einem Arzt mit Antibiotika behandelt werden, da die Infektion, die meist mit einer Entzündung der Harnröhre beginnt, sonst sehr schnell auf andere Organe übergreifen kann.
Chlamydien werden nicht ausschließlich, aber doch sehr häufig, bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen. Kondome können vor einer Ansteckung schützen. Der weit verbreitete Serotyp D-K von Chlamydia trachomatis befällt vor allem Schleimhäute und dies nicht nur im Genitalbereich, sondern auch im Mund, im Rachen und im After. Je nachdem, welche Sexualpraktiken ausgeübt werden, kann es zu einer Rachen- oder Enddarmentzündung kommen. Kondome sollten deshalb unbedingt auch bei Oral- oder Analverkehr benutzt werden.
Erkrankte, die sexuelle aktiv sind, müssen davon ausgehen, dass sie ihre Partner infiziert haben. Sexualpartner sollten deshalb über die Erkrankung informiert werden, damit sie sich untersuchen lassen und vorbeugende Maßnahmen zum Schutz Dritter ergreifen können. Bei Paaren sollten sich immer beide Partner ärztlich untersuchen lassen, da andernfalls die Gefahr eines Pingpong-Effekts, also einer wiederholten gegenseitigen Ansteckung, besteht.
Bei einer Infektion der Harnröhre ist es wichtig viel zu trinken, um die Krankheitserreger auszuspülen. Frauen leiden häufig auch unter starkem, unangenehm riechenden Ausfluss. Milchsäurezäpfchen aus der Apotheke können dazu beitragen, dass sich die Scheidenflora schnell wieder erholt und keine Sekundärinfektionen auftreten.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012