COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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COPD ist eine Abkürzung für Chronic Obstructive Pulmonary Disease, also Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung. Die COPD umfasst dabei mehrere ähnliche Krankheitsmuster, die eine ähnliche Symptomatik und Beschwerdebilder aufweisen. Typisch ist vor allem starke Atemnot, Husten und Auswurf (Hustenschleim). Die Hauptursache für die COPD ist das Rauchen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist COPD?

Infogramm zu den verschiedenen Lungenerkrankungen und deren Merkmale, Anatomie und Lage. Klicken, um zu vergrößern.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine Schädigung der Lungen, welche nicht wieder rückgängig gemacht werden kann (irreversibel). Die COPD fast prinzipiell die chronische Bronchitis ("Raucherhusten"), die chronische Bronchiolitis und das Emphysem (Zerstörung der Lungenbläschen und somit deutlich reduzierte Austauschfläche für die Gase) zusammen.

Typisches Symptom ist eine Atemstörung während der Ausatmung. In der Expiration fallen die Bronchien zusammen oder werden durch zähen Schleim verlegt. Das wird medizinisch als Obstruktion bezeichnet. Die Atemnot tritt zu Beginn der Erkrankung nur anfallsweise unter Belastung auf, später dann auch teilweise dauerhaft in Ruhe. Weitere Symptome sind weißer bis bräunlicher Auswurf vor allem morgens und quälender Husten.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung zählt in Deutschland zu den Volkskrankheiten, die Inzidenz ist weiter steigend.

Ursachen

Die mit Abstand häufigste Ursache für die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist das aktive, aber auch passive Zigarettenrauchen. Auch ehemalige Raucher können noch eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung entwickeln. Das Risiko ist aber deutlich geringer. Der physikalische Reiz und die Giftstoffe schädigen direkt die Zellen in den Atemwegen, aber verursachen und bgünstigen ebenfalls eine chronische Entzündung.

Die Abwehrzellen räumen dabei nicht nur toxische Partikel ab, sondern schädigen zusätzlich durch Selbstverdauung das Lungengerüst. Ebenso ist die allgemeine Umweltverschmutzung (zum Beispiel durch Feinstaub oder Abbauprodukte von Biokraftstoffe) relevanter Verursacher einer chronisch obstruktiven Erkrankung. Manche Autoren räumen ihr sogar einen ähnlichen Stellenwert wie beim Rauchen ein.

Seltenere Ursachen sind beruflicher Kontakt mit Gefahrenstoffen (z.B. Baumwolle oder chemische Substanzen), Infektionen und Ernährungsgewohnheiten (nitrithaltige Nahrung scheint eine COPD zu begünstigen). Ein Alpha1-Antitrypsinmangel führt ebenfalls zu einem Emphysem. Dabei handelt es sich um eine erbliche Erkrankung, bei der ein Enzym fehlt bzw. reduziert ist, welches die selbstverdauenden Enzyme einschränken kann.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Durch den schleichenden Verlauf einer COPD werden typische Symptome der Erkrankung häufig spät erkannt und die Diagnose erst in einem späten Krankheitsstadium gestellt. Zu den typischen Symptomen einer COPD gehören Auswurf, Husten und Atemnot, auch als „AHA“-Symptome zusammengefasst. Den produktiven Husten mit zähem Schleim haben die Betroffenen typischerweise chronisch bereits über mehrere Monate.

Er tritt vor allem morgens nach dem Aufstehen auf und lässt sich nur schwer abhusten. Durch die Verengung der Atemwege kommt es zusätzlich zur Atemnot. Die Probleme äußern sich dabei vorrangig bei der Ausatmung. Die Patienten haben Probleme die Luft vollständig abzuatmen und es kann ein trockenes, pfeifendes Atemgeräusch bei der Ausatmung entstehen.

Anfangs tritt die Atemnot vor allem unter Belastung auf, sogenannte Belastungsdyspnoe, im Verlauf kommt es aber auch in Ruhe immer häufiger zur Atemnot. Die Patienten leiden unter zunehmender Einschränkung ihrer körperlichen Belastbarkeit. Als Folge der geringer werdenden Lungenkapazität entsteht eine zunehmende Sauerstoffunterversorgung des Körpers.

Diese zeigt sich als Blaufärbung von Lippen, Zunge, Finger- oder Zehenspitzen. Ärzte bezeichnen dies als Zyanose. Häufige Virusinfekte und Zigarettenrauch verschlechtern die Symptomatik der COPD (Exazerbation) und begünstigen so das Voranschreiten der Erkrankung.

Verlauf

Je eher einer COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) vom Arzt diagnostiziert und behandelt wird, desto weniger Komplikationen treten auf und die Krankheit kann eine relativ gute Prognose aufweisen. Weiterhin hängt die Erkrankung auch davon ab, ob der Betroffene mit dem Rauchen aufhört und aktiv diverse Rehabilitationsmaßnahmen durchführt.

Typische Komplikationen im im Verlauf der Krankheit auftreten können, sind Lungenentzündung oder gar, durch das Rauchen verursacht, Lungenkrebs. In diesem Zusammenhang und bei mangelhafter Behandlung kann es gar zu Herzversagen oder dem kompletten Versagen der Atmung kommen, sodass der Tod die Folge ist.

Komplikationen

Die voranschreitende Schwächung der Lunge durch eine COPD kann zu einem vermehrten Ansiedeln von Bakterien und anderen Erregern führen. Weitere Infektionen der Atemwege können hierdurch vermehrt vorkommen. Dabei haben die Schleimhäute (vor allem die der Bronchien) nicht mehr die Möglichkeit, den Infektionen zu begegnen.

Eine akute Verschlechterung der Leitsymptome einer COPD ist ebenfalls jederzeit möglich. Die erhöhte Atemnot und der Sauerstoffmangel sorgen für Verkrampfungen und damit einhergehend für einen höheren Blutdruck und eine Mehrbelastung der Herzmuskulatur. Beides erhöht das Herzinfarkt- sowie das Schlaganfallrisiko beträchtlich.

Zudem ist eine akute Exazerbation nicht selten behandlungsbedürftig, weil der Betroffene überhaupt keine Luft mehr bekommt. Die rein strukturellen Schäden der Atemwege, die durch eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung ausgelöst sind, können zu einem Zusammenfall der Lunge führen. Ein Pneumothorax kann dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und auch eine akute Lebensgefahr darstellen.

Nächtliche Atemaussetzer, die mit einer weit entwickelten COPD einhergehen können, können zu einer Herzinsuffizienz führen. Durch den verringerten Blutfluss können Organe dauerhaft geschädigt werden. Zudem kann das Herz infolge der schlechten Sauerstoffversorgung anschwellen und schließlich ganz versagen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In Anbetracht dessen, dass es sich bei der COPD um eine der häufigsten Todesursachen handelt, ist ein schneller Gang zum Arzt angebracht. Treten also die typischen Symptome - Husten und Kurzatmigkeit - auf, sollte kein Betroffener den Gang zum Arzt scheuen. Ein Abklären der Symptome ist sinnvoll. Zwar ist es möglich, dass es sich um einen harmlosen Infekt handelt, aber gerade chronische Symptome, langjähriges Rauchen oder eine häufige Schadstoffexposition, deuten auf eine chronische Schädigung der Lunge hin.

Je früher eine COPD erkannt wird, desto besser kann sie auch am Voranschreiten gehindert werden. Entsprechend lassen sich die Risiken für die Folgeerscheinungen einer Raucherlunge gut vermindern, was bei einer konsequenten Therapie der Lunge zu einer fast normalen Lebenserwartung mit geringeren Einschränkungen führt.

Behandelnde Ärzte sind in erster Instanz der Hausarzt (zur Abklärung von Infektionen und zwecks einer ersten Untersuchung) und für die weitere Behandlung der COPD ein Lungenfacharzt.

Liegt bereits eine diagnostizierte COPD vor, ist eine regelmäßige Kontrolle durch den behandelnden Arzt angeraten, um gegebenenfalls die Therapie umzustellen. Bei einer auftretenden Zustandsverschlechterung ist in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie erfolgt je nach Ausprägungsgrad (Stadium) der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Ziel ist lediglich eine Verbesserung der Symptome. Auch wird versucht, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, bzw. zu verlangsamen. Die Lungenveränderungen selbst sind irreversibel.

An erster Stelle stehen Medikamente, welche die Bronchien weit stellen. Diese werden in der Regel bei auftretender Atemnot inhaliert und sind schnell wirksam. Typische Vertreter dieser Gruppe sind die kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Salbutamol), Anticholinergika (z.B. Ipratropiumbromid) und die Methylxanthine (Theophyllin, Reservemedikament). Eine Kombination aus Medikamenten unterschiedlicher Wirkstoffgruppen ist möglich. Reicht die Medikation bei Bedarf nicht aus, werden langwirksame Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Salmeterol) ergänzt.

Glukocorticoide (z.B. Budesonid) werden ab Stadium drei oder bei einer - meist infektgetriggerten - Verschlechterung des Zustands (Exazerbation) eingesetzt. Diese können inhalativ, im akuten Fall auch systemisch als Tablette oder intravenös gegeben werden. Eine dauerhafte systemische Cortisontherapie ist bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung nicht sinnvoll. Ergänzend sind bei Infekten Antibiotika einzusetzen, da Entzündungen im Sinne einer Exazerbation die Symptomatik massiv verschlechtern können. Die Wirksamkeit von Schleimlösern (z.B. Acetylcystein (ACC)) konnte nicht belegt werden.

Hilfreich sind ebenfalls physikalische Maßnahmen, z.B. Einsatz der Atemhilfsmuskulatur im so genannten Kutschersitz oder Atemübungen für mehr Atemkontrolle (Lippenbremse beim Ausatmen). Reichen diese Maßnahmen nicht aus (Stadium vier), wird der Patient mit Sauerstoff versorgt. Tragbare Sauerstoffgeräte können gut in den Alltag integriert werden. Unterschieden werden die Dauerbehandlung und die Intervallbehandlung.

Schreitet die Erkrankung weiter fort, so können die Atemmuskeln die vermehrte Arbeit nicht mehr bewältigen und erschöpfen. Der Betroffene muss dann vollständig im Rahmen einer Heimbeatmung ventiliert werden. Auch hier ist eine Intervalltherapie möglich. Eine Entwöhnung von der Beatmung ist aber meist nur realistisch, wenn eine Exazerbation vorlag. Operative Verfahren (Lungenvolumenresektion beim Emphysem, Lungentransplantation) stehen an letzter Stelle der Therapie.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der COPD gilt im Normalfall als ungünstig. Sie hängt maßgeblich davon ab, ob und wie stark der Krankheitsverlauf beeinflusst werden kann. Gelingt es, das Fortschreiten der Erkrankung deutlich zu verlangsamen, steigen die Aussichten auf eine Besserung an. Durchschnittlich sinkt dennoch die Lebenserwartung des Patienten einer COPD um bis zu 5-7 Jahre im direkten Vergleich zu gesunden Menschen.

Für eine Verbesserung der Gesundheit ist die Mitwirkung des Patienten maßgeblich. Der Konsum von Schadstoffen muss vollständig vermieden werden. Dazu gehört eine Einstellung des Rauchens sowie des Konsums anderer Giftstoffe. Ist der Patient Nikotin, Abgasen oder weiteren Schadstoffen aus dem Handwerks- oder Baugewerbe ausgesetzt, sinkt seine Heilungsaussicht erheblich. Gleichzeitig schreitet der Krankheitsverlauf schneller voran. Sobald das Lungengewebe des COPD Patienten nur minimal geschädigt wurde, steigt die Aussicht auf eine Linderung der Beschwerden oder die Heilungschance. Dies ist jedoch nur bei wenigen Patienten möglich.

In den meisten Fällen sind die Gewebeschäden der Lunge von COPD Patienten bereits weit fortgeschritten und können nicht mehr repariert werden. Häufig kann dann eine Verbesserung der Gesundheit nur noch über eine Spenderlunge und damit eine Transplantation erfolgen. Dennoch kann mit einer medikamentösen Therapie und dem Verzicht auf Schadstoffe ein weiteres Voranschreiten der COPD verhindert werden.


Vorbeugung

Die beste Vorbeugung ist, das Rauchen aufzugeben oder erst gar nicht damit zu beginnen. Aber auch Passivrauchen muss konsequent vermieden werden. Infekte der oberen Atemwege sollten konsequent behandelt werden, um ein Ausbrechen oder eine Verschlimmerung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung zu vermeiden.

Nachsorge

Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung kommen diverse Methoden zur Nachsorge in Betracht. Diese sind abhängig davon, inwieweit die Lunge entlastet werden konnte und welche Auswirkungen die Krankheit auf den Körper und die Psyche des Betroffenen hatte und hat.

So können Betroffene einer COPD etwa von psychologischer Beratung und Selbsthilfegruppen Gebrauch machen. Dies ist vor allem dann wertvoll, wenn die Krankheit als nicht mehr therapierbar gilt oder zu starken Einschränkungen führte. Dies kann etwa durch eine Störung des Hautbildes infolge der Krankheit oder durch ein rundum verringertes Leistungsvermögen bedingt sein.

Bei allen Formen von leichten und mittelschweren Fällen einer COPD, welche eine stationäre Behandlung bedurften, kommen verschiedene Formen der körperlichen Nachsorge in Betracht. Allgemein empfohlen werden leichtes Training (Gehen, Treppensteigen etc.) sowie das Aufsuchen von Orten mit sauberer Luft. Hinzu zählt zur Nachsorge auch, Atemübungen regelmäßig durchzuführen. Auch das Gesundhalten des Körpers (vor allem bezüglich Übergewicht) gehört zur Nachsorge.

Betroffene einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung müssen sich zudem regelmäßig stattfindenden Nachsorgeuntersuchungen unterziehen. Hier werden die Lungenfunktion und -struktur erfasst und Fortschritte beziehungsweise Rückschläge festgestellt. Bei stark geschädigten Lungen ist von lebenslang stattfindenden Nachsorgeuntersuchungen auszugehen.

Das können Sie selbst tun

Um bei einer diagnostizierten COPD wieder Kräfte sammeln zu können und Selbstständigkeit und Mobilität trotz der Krankheit zu erhalten, haben Betroffene viele Möglichkeiten. So ist neben dem unbedingten Verzicht auf Zigaretten auch ein Alltag anzustreben, der kaum Schadstoffe in der Luft enthält. Dies umfasst das Meiden von staubigen Räumen, chemischen Dämpfen und stark befahrenen Straßen.

Regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft sowie geeigneter Sport - dieser ist mit dem behandelnden Arzt auszuwählen - sind anzuraten. So wird die Lunge gereinigt und die Atemleistung kann gesteigert werden. Auch angewandte Atemtechniken wie die Lippenbremse können die Atmung verbessern.

Da die Atmung mit dem Voranschreiten der COPD zunehmend anstrengender wird, kann es nötig sein, die Ernährung umzustellen. So sollte besonders vitamin- und mineralienhaltig gegessen werden, damit die Zellerneuerung in den Bronchien, die Schleimbildung das Immunsystem gestärkt werden können. Ausreichende Mengen Flüssigkeit und Tee erleichtern das Abhusten von anfallendem Auswurf.

Um die Lungen zu entkrampfen und gleichzeitig den Schleim zu lösen, haben sich Dampfinhalationen bewährt. Minze, Eukalyptus, Thymian und Salbei sind hier oft verwendete Öle.

Das Installieren eines Luftfilters in häufig genutzten Räumen kann die Lunge zusätzlich vor weiteren Partikeln schützen. Bei zunehmender Schwäche aufgrund von Atemnot sollten Alltagshilfen (Greifhilfen an der Badewanne und ähnliches) installiert werden.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Wilhelm, W. (Hrsg.): Praxis der Intensivmedizin. Springer, Berlin 2013

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