Chronisches Erschöpfungssyndrom (CSF)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CSF), auch als Chronic-Fatigue-Syndrom oder chronisches Müdigkeitssyndrom bekannt, ist eine chronische Erkrankung mit einem vielseitigen Krankheitsbild. Die Hauptsymptome zeigen sich in einer anhaltenden geistigen und körperlichen Erschöpfung, welche auch durch Ruhe und Schonung nicht verschwindet.
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Was ist das chronische Erschöpfungssyndrom (CSF)?
Das chronische Erschöpfungssyndrom ist eine Erkrankung, bei der auch heute noch vieles im Bereich des Unbekannten liegt. Sowohl bei den Ursachen, als auch bei der geeigneten Therapie konnten bislang noch keine allgemeingültigen Maßstäbe festgelegt werden.
Beim Chronischen Erschöpfungssyndrom (CSF) tritt eine dauerhafte geistige und körperliche Erschöpfung ein, welche mit Müdigkeit, sowie mit weiteren körperlichen Beschwerden einhergeht. Auch durch ausreichende Schonung und Ruhe lassen sich die Symptome nicht beseitigen. Die vielen und anhaltenden Beschwerden gehen in den meisten Fällen mit teilweise schweren Depressionen einher.
Vieles an dieser Krankheit ist wissenschaftlich bislang noch nicht eindeutig geklärt. Schätzungen zufolge leidet in Deutschland etwa einer von dreihundert Menschen am chronischem Erschöpfungssyndrom.
Ursachen
Bis heute sind die genauen Ursachen für das Chronische Erschöpfungssyndrom unbekannt. Weder eindeutige, noch beweisbare Ursachen konnten bislang gefunden werden. Die Wissenschaftler sind sich nicht darüber einig, ob eventuell Immundefekte oder –fehlfunktionen, hormonelle Störungen oder Viren das Syndrom auslösen könnten.
Auch Pilze, psychische Faktoren, anhaltender Stress und sogar Umweltgift sind ebenfalls als mögliche Ursachen im Gespräch. Die Forscher vermuten, dass die beim Chronischen Erschöpfungssyndrom auftretende Müdigkeit durch eine Schwächung oder eine chronische Aktivierung des Immunsystems, sowie ein Ungleichgewicht der Gehirnbotenstoffe ausgelöst werden könnte.
Auch eine Fehlsteuerung des vegetativen Nervensystems wird als Auslöser des Chronischen Erschöpfungssyndroms vermutet.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Problematisch am Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) ist, dass die auftretenden Symptome zunächst unspezifisch erscheinen und daher nicht in Zusammenhang gebracht werden. Sie könnten auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Auffallend ist jedoch, dass die Beschwerden bei CFS schlagartig auftreten.
Massiv eingeschränkte Leistungsfähigkeit und ein schwerer Einbruch des bisher erlebten Energiepotenzials sind die Hauptmerkmale der CFS. Dieses Leitsymptom kann jahrelang bestehen. Von der gewöhnlichen Erschöpfung ist es durch seine anhaltende Massivität zu unterscheiden. Für die sichere Diagnosestellung muss dieses Leitsymptom mehr als sechs Monate lang bestanden haben.
Es muss schlagartig aufgetreten sein und darf nicht auf akute Überanstrengung zurückzuführen sein. Außerdem darf die Erschöpfung angesichts dessen, was der Betroffene zuvor unternommen hat, in keinem Verhältnis stehen. Weiterhin müssen über eine ebenso lange Zeit typische, aber unspezifische Begleitsymptome aufgetreten sein.
Ein Chronisches Erschöpfungssyndrom führt neben erschlagender Erschöpfung auch zu [[Konzentrationsstörungen|Konzentrationsproblemen] und Gedächtnisstörungen. Halsschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, eine erhöhte Druckempfindlichkeit der Lymphknoten unter den Achseln und im Halsbereich, sowie Kopfschmerzen und Schlaf, der keine Erholung mehr erbringt, sind weitere Begleitsymptome. Liegen mindestens vier der genannten Symptome zusätzlich zur Erschöpfung vor, gilt die CFS als gesichert.
Dennoch ist durch eine sorgfältige Differenzialdiagnostik auszuschließen, dass die vorliegende Symptomlage auf andere Erkrankungen als ein Chronisches Erschöpfungssyndrom zurückzuführen ist.
Diagnose & Verlauf
Ein chronisches Erschöpfungssyndrom ist äußerst schwierig zu diagnostizieren. In vielen Fällen wird es nicht erkannt, denn es gibt keine speziellen Untersuchungen, durch die die Erkrankung festgestellt werden könnte.
Weder Laboruntersuchungen, noch andere herkömmliche medizinische Untersuchungen können eine Diagnose sichern. Ein endgültiger Verdacht auf CFS besteht erst, wenn die Betroffen mindestens ein halbes Jahr unter den Beschwerden leiden, ohne dass eine andere Ursache gefunden werden konnte.
Um CFS überhaupt diagnostizieren zu können ist es wichtig, alle anderen für die gezeigten Symptome in Frage kommenden Erkrankungen auszuschließen. Dazu ist auf jeden Fall eine genaue Anamnese, also die Feststellung der Symptome notwendig. Neben der Beurteilung der Schleimhäute und einer Untersuchung der Muskelspannung und der Reflexe werden auch Blutuntersuchungen und gegebenenfalls Ultraschalluntersuchungen durchgeführt.
Auch ein Burnout-Syndrom sowie Depressive Verstimmungen müssen ausgeschlossen werden, da sie als Differentialdiagnose in Betracht kommen könnten. Alle diese Untersuchungen werden zum Ausschluss anderer Ursachen für die Beschwerden durchgeführt. Werden keine anderen Ursachen gefunden, erhärtet sich so der Verdacht auf das Chronische Erschöpfungssyndrom.
Komplikationen
Das chronische Erschöpfungssyndrom führt zu einer Vielzahl von Komplikationen, die sich auf den Alltag und den Beruf auswirken können. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme beeinträchtigen oft die Leistungsfähigkeit. Dadurch sind Konflikte am Arbeitsplatz möglich; in einigen Fällen führt das chronische Erschöpfungssyndrom zur vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit.
Ohne korrekte Diagnose besteht außerdem die Gefahr, dass der Arbeitgeber dem Betroffenen kündigt, wenn die Symptome fälschlicherweise auf persönliches Versagen zurückgeführt werden. Für Schüler, Auszubildende und Studierende besteht außerdem das Risiko, Prüfungen nicht zu bestehen oder eine schlechtere Note zu erhalten, wenn die Symptome nicht behandelt werden.
Ohne Behandlung beziehungsweise ohne ärztliche Diagnose besteht darüber hinaus die Gefahr, dass das chronische Erschöpfungssyndrom nicht erkannt wird. Selbstdiagnosen sind in diesem Fall sehr kritisch, da die Symptome des Syndroms auch auf eine andere Erkrankung zurückgehen können.
Eine weitere potenzielle Komplikation sind Schlafstörungen. Diese entstehen häufig, wenn sich Personen mit chronischem Erschöpfungssyndrom tagsüber ausruhen und dadurch zur eigentlichen Schlafenszeit nicht ausreichend müde sind. Sowohl Einschlafstörungen als auch Durchschlafstörungen sind möglich. Diese Schlafstörungen gehen über den nichterholsamen Schlaf hinaus, der an sich ebenfalls zum chronischen Erschöpfungssyndrom gehört.
Auch mit Behandlung können verschiedene Komplikationen auftreten. Viele Probleme entstehen bei der Therapie oft dadurch, dass das chronische Erschöpfungssyndrom nicht richtig erkannt wird. Für Betroffene ist der Weg zur Diagnose deshalb oft sehr mühsam.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Von einem chronischen Erschöpfungssyndrom ist ab einem Zeitraum von 6 Monaten die Rede, wenn sich die Symptome nicht bessern. Wer die Symptome eines chronischen Erschöpfungssyndroms an sich wahrnimmt, kann zunächst versuchen, sich selbst zu helfen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Beschwerden einem konkreten Ereignis zuzuordnen sind und die Erschöpfung Folge einer aktuellen Belastung ist. Ratsam ist dann, sich etwas Ruhe und Erholung zu gönnen, eventuell einem Hobby nachzugehen oder anderen Aktivitäten, die Freude bringen.
Wer jedoch andauernd und scheinbar grundlos unter Erschöpfung leidet, sollte über einen Arztbesuch nachdenken. Auch wenn das Abschalten schwerfällt, sich keine innere Ruhe einstellt und keine Aktivität mehr Spaß macht, ist ein Arztbesuch anzuraten. Gleiches gilt bei massiven Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen und körperlichen Symptomen wie Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und einem nicht erholsamen Schlaf. Hellhörig sollte auch werden, wer unverhältnismäßig lange Zeit braucht, bis er sich von einer Anstrengung erholt hat.
Behandlung & Therapie
Auch die Behandlung des chronischen Erschöpfungssyndroms erweist sich als äußerst schwierig. Bei vielen Betroffenen kann eine Psychotherapie die Beschwerden lindern. Jedoch ist dies leider nicht immer der Fall. Solange noch über die Ursachen der Erkrankung so viel gerätselt wird, ist ein allgemeiner Behandlungsweg für CFS äußerst schwierig.
Eine ausreichend lange und speziell auf Menschen mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom zugeschnittene Verhaltenstherapie ist der einzige Behandlungsweg, der bisher einigermaßen gesichert ist. Grundsätzlich lautet bei jeder Behandlung von CFS die Divise, dem Patienten soviel Aktivität und Belastung wie möglich, aber so viel Schonung und Ruhe wie notwendig zu verordnen.
Über die psychotherapeutische Behandlung hinaus wird versucht, die hauptsächlichen Begleitsymptome zusätzlich durch entsprechende Medikamente zu behandeln. Treten beispielsweise Gelenk- oder Kopfschmerzen auf, werden diese durch entsprechende Schmerzmittel bekämpft. Bei Patienten mit Depressionen können Antidepressiva eingesetzt werden. Die Kombination der einzelnen Behandlungsmöglichkeiten hängt immer vom konkreten Fall des am Chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankten Patienten ab.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des chronischen Erschöpfungssyndroms ist individuell und im Vorfeld nicht einzuschätzen. Eine Spontanheilung ist jederzeit möglich. Bei vielen Patienten tritt die Erkrankung unverhofft und plötzlich ein. So kommt es, dass der Betroffene nicht mehr das Haus verlassen kann und damit seine alltäglichen Pflichten für ihn nicht mehr erfüllbar sind.
Statistisch belegt ist das vermehrte Auftreten des CSF nach einer Infektion. Dennoch ist sie nicht die einzige Ursache. Erschwerend ist, dass die genauen Gründe ungeklärt sind. Die Erkrankung kann nach ihrem Ausbruch Monate bis Jahre unvermindert anhalten. Obgleich es zu einer vollständigen Heilung kommen kann, ist ebenfalls ein jederzeitiger Rückfall der Erkrankung möglich. Die Rückfallquote ist sehr hoch.
Eine besondere Gefährdung besteht bei einer erneuten Infektion oder einem erhöhten Stresserleben im Alltag. Aufgrund der Gegebenheiten ist der Krankheitsverlauf und damit auch die Aussicht auf eine Heilung des CSF nicht vorhersagbar. Sie stehen nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Alter des Patienten, dessen Gesundheitszustand oder dem allgemeinen Lebenswandel.
Mediziner können bei einer Heilung nicht mit Sicherheit sagen, ob sie auf ergriffenen Therapiemaßnahmen, durch eine Veränderung der kognitiven Einstellungen oder eine medizinische Behandlung ausgelöst wurde. Die fehlenden Erkenntnisse erschweren bei einem erneuten Auftreten die Auswahl der notwendigen Behandlungsschritte.
Vorbeugung
Inwieweit vorbeugende Maßnahmen gegen das chronische Erschöpfungssyndrom getroffen werden können, ist weitgehend unklar, solange die tatsächlichen Ursachen nicht eindeutig geklärt sind. Allgemein sollte jedoch auf genügend Bewegung und sonstige Aktivitäten, sowie auf ausreichende Ruhe- und Erholungsphasen im Alltag geachtet werden.
Auch gilt es Stress, soweit wie möglich, zu vermeiden. Ob diese Maßnahmen jedoch tatsächlich ausreichen, ist nach wie vor ungeklärt. Eine ausgewogene und ausgeglichene Lebensführung ist, zumindest noch im Moment, die einzige Maßnahme, sich so weit es möglich ist, vor dem Chronischen Erschöpfungssyndrom zu schützen.
Nachsorge
Wer die Diagnose chronisches Erschöpfungssyndrom (CSF) erhalten hat, wird in der Regel keine Nachsorge erleben. Sinnvoll wäre sie jedoch. In der Regel therapiert die Schulmedizin diese Multisystemerkrankung eher halbherzig. Der Grund liegt darin, dass bisher keine eindeutigen Auslöser für deren Ausbruch gefunden wurden. Zudem sind oft Frauen die Betroffenen. Das nährt ärztlicherseits oft Vermutungen über deren psychische Labilität. Die Behandlung erfolgt demnach oft in psychosomatischen Kliniken. Sie geht meist von falschen Prämissen aus und bleibt ineffektiv.
Diese Multisystemerkrankung ist nach aktuellen Erkenntnissen mittels einer kombinierten Therapie durchaus heilbar. Eine sinnvolle Behandlung und Nachbehandlung des chronischen Erschöpfungsyndroms wird bestenfalls von Heilpraktikern und spezialisierten Fachkliniken geleistet, in denen das Erschöpfungssyndrom behandelt wird.
Dass alle Patienten die optimale Behandlung erhalten, ist jedoch unwahrscheinlich. Daher muss davon ausgegangen werden, dass auch die Nachsorge mangelhaft ausfällt. Es handelt sich aus Sicht mancher Spezialisten um eine chronische Mutiinfektion. Diese bedarf interdisziplinärer Behandlungskonzepte. Da die Erkranklung verschiedene lebenswichtige Systeme im Organismus stört und beinträchtigt, ist eine Nachsorge sinnvoll.
Mögliche Folgeschäden der CFS sollten durch regelmäßige Nachuntersuchungen ausgeschlossen werden. Außerdem kann es ratsam sein, einen Teil der Behandlung nach Eintritt der Besserung lebenslang beizubehalten. Es besteht ohne medizinische Nachsorge die Gefahr, dass weitere Infektionen den Erschöpfungszustand wieder herstellen.
Das können Sie selbst tun
Hilfreich für das eigene Wohlbefinden ist es, wenn der Betroffene seine eigenen emotionalen und körperlichen Bedürfnisse kennt. Darüber hinaus sollte er um seine Grenzen wissen und diese rechtzeitig einschätzen können. Nicht immer lassen sich stressige Situationen im Vorfeld gut einschätzen und häufig wird erst im Nachhinein bemerkt, dass eine Überforderung stattgefunden hat. Daher sind eine gute Selbstreflektion und der Mut, Aufgaben abzugeben hilfreich, um eine eigene Entlastung zu erleben.
Halten depressive Verstimmungen an und bringen Ruhe sowie Schlaf keine Besserungen, ist es ratsam, wenn die Unterstützung eines Therapeuten in Anspruch genommen wird. Die Schlafbedingungen sind zu überprüfen und zu optimieren. Der eigenen Lebenswandel sollte ebenfalls kritisch betrachtet und wenn nötig umstrukturiert werden. Manchmal fehlt der Mut, um eine belastende Situation zu verlassen. In diesen Situationen kann der Betroffene sich Hilfe suchen, um Alternativen zu finden.
Das Erschöpfungssyndrom kann sich in Phasen der Perspektivlosigkeit einstellen. Es kostet Überwindung, um Veränderungen auszuprobieren oder sie umzusetzen. Die Änderung des eigenen Verhaltens kann jedoch als sehr hilfreich und stärkend für das eigene Selbstwertgefühl wahrgenommen werden. Darüber hinaus sollten bei der Einnahme von Medikamenten die Nebenwirkungen geprüft und die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden. Einige können einen Einfluss auf die Antriebskraft und Lebensfreude haben.
Quellen
- Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Morschitzky, H.: Somatoforme Störungen – Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund. Springer, Wien 2007
- Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012