Coffeinismus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hierzulande wird gern und viel Kaffee konsumiert. Insbesondere im Büroalltag ist von diesem Wachmacher gar nicht mehr wegzudenken. Aber nicht nur ein übermäßiger Konsum von Kaffee führt zur Sucht, Coffeinismus genannt, diese Wirkung haben auch andere koffeinhaltige Getränke wie Energy Drinks und Tees.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Coffeinismus?

Wenn eine Koffeinabhängigkeit vorliegt, dann leidet der Betroffene öfter einmal unter Schlaflosigkeit, Nervosität und Hyperaktivität, so als würde der Körper ständig unter Strom stehen.
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Der Begriff Coffeinismus hat zwei Bedeutungen. Zum einen bezeichnet er eine Koffein-Überdosis, die eine Vergiftung zur Folge hat. Zum anderen bezeichnet er in der Umgangssprache eine Kaffeesucht oder einen Missbrauch anderer koffeinhaltiger Getränke. Liegt ein Coffeinismus vor, muss der Betroffene den Körper ständig mit der gewohnten Dosis an Koffein versorgen.

In der heutigen Gesellschaft wird die Sucht nach Koffein immer noch nicht im gleichen Maße ernstgenommen wie etwa eine Nikotin- oder Alkoholsucht. Trotz der Verharmlosung von Koffeinabhängigkeiten kann das Koffein in sehr großen Mengen durchaus tödlich sein. Seine letale Grenze liegt bei etwa zehn Gramm. Dieser entsprechen etwa 200 Tassen doppelten Espressos.

Ursachen

Der Coffeinismus kommt dadurch zustande, dass dem Körper regelmäßig und in sehr großen Mengen Koffein in Form von Kaffee, Tee, Cola oder Energy Drinks zugeführt wird. Manchmal kommt es aber auch vor, dass der Körper nicht die gewöhnliche Koffeindosis bekommt. Und wenn die Koffeinmenge einmal nicht ausreicht, treten bald die ersten Entzugserscheinungen auf. Diese können für Betroffene sehr unangenehm sein.

Doch mit etwas Geduld kann der Körper sich alleine an die Umstellung gewöhnen. Die Beschwerden verschwinden von selbst, sobald der Körper sich an den Koffeinentzug gewöhnt hat. Die zweite Definition des Begriffes Coffeinismus ist die Koffeinvergiftung. Diese führt auf die Zufuhr einer sehr großen Menge an Coffein in einer kurzen Zeit zurück.

Vergiftungserscheinungen treten bei etwa einem Gramm Koffein auf. Diese Menge ist dann erreicht, wenn auf einmal zehn Liter handelsüblicher Cola oder zwölf Dosen Energy Drinks zu je 250 Milliliter konsumiert werden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wenn eine Koffeinabhängigkeit vorliegt, dann leidet der Betroffene öfter einmal unter Schlaflosigkeit, Nervosität und Hyperaktivität, so als würde der Körper ständig unter Strom stehen. Die aufputschende Wirkung des Koffeins führt unter Umständen auch zu einer erhöhten Herztätigkeit sowie zu einem Bluthochdruck. Ebenfalls können chronische Kopfschmerzen die Folge einer Koffeinsucht sein.

Entzugserscheinungen äußern sich hingegen in einem gegensätzlichen Bild zu den Abhängigkeitssymptomen aus. Die Person reagiert mit bleiender Müdigkeit, Depressionen, verlangsamten Bewegungsabläufen und Erschöpfungszuständen auf den plötzlichen Koffeinentzug. Der Appetit kann hingegen so stark ansteigen, dass eine große Nahrungsaufnahme notwendig ist, um das Verlangen nach dem Suchtsubstanz zu mindern. Oft löst der Koffeinentzug zudem bizarre und unangenehme Träume aus.

Und schließlich hat eine akute Koffeinvergiftung meist schwerwiegende Folgen für die Gesundheit. Diese reichen von einer Tachykardie bis hin zur Herzrhythmusstörung. Auch treten Störungen des Zentralnervensystems hinzu. Depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen und unkontrollierte Bewegungen sind nur wenige von vielen Beschwerden.

Diagnose & Verlauf

Eine Kaffee- beziehungsweise Koffeinsucht wird meist nicht diagnostiziert, solange der Körper immer wieder die gleiche Ration an Koffein bekommt. Denn die Abhängigkeitssymptome werden häufig gar nicht als solche wahrgenommen, sondern mit anderen Ursachen in Verbindung gebracht. Die ersten Entzugssymptome setzen erst nach etwa 12 bis 24 Stunden nach der letzten Kaffeetasse beziehungsweise dem letzten Koffeinkonsum ein.

Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Person im Rahmen einer Fastenkur oder eines medizinischen Eingriffs ganz auf Koffein verzichten muss. Während eines Entwöhnungsprozesses fühlen sich die Beschwerden in den ersten zwei bis drei Tagen sehr unerträglich an. Ist die schlimmste Phase überwunden, klingen die Entzugssymptome noch weitere vier bis sechs Tage nach. Diese vergehen dann nach etwa sieben bis neun Tagen ganz von selbst.

Wer Geduld beweist, wird auch mit einer erfolgreichen Entwöhnung belohnt. Eine akute Koffeinvergiftung tritt hingegen schnell ein, nämlich bei mehr als einem Gramm Koffein oder nach dem Übersteigen der vom Körper tolerierten Koffeinmenge. Auf die ersten Vergiftungssymptome kann bei schweren Koffeinvergiftungen ein Kreislaufkollaps folgen. Bei einem Verdacht auf eine Koffeinvergiftung sollte deshalb immer schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Komplikationen

Beim Coffeinismus können verschiedene Komplikationen auftreten, die von der Menge des konsumierten Kaffees stark abhängen. Außerdem spielt der physische und psychische Zustand der betroffenen Person ebenso eine große Rolle auf die Auswirkungen des Coffeinismus. In der Regel folgt nach der Zufuhr einer hohen Dosis an Koffein eine psychische Störung.

Diese tritt vor allem in Form von Unruhe, Harndrang und Schlaflosigkeit auf. Falls die Vergiftung sehr schwerwiegend ist, kann der Coffeinismus auch zu einem Kreislaufkollaps führen. Die Herzfrequenz wird erhöht, sodass der Patient ein erhöhtes Herzklopfen verspürt. Die Konzentration muss beim Coffeinismus nicht zwingend gestört sein, sie kann auch steigen.

Ab einer gewissen Menge an Koffein nimmt sie allerdings ab. Eine Vergiftung führt außerdem zu Angsterscheinungen, oft zu Durchfall und Kopfschmerzen, sowie zu unkontrollierten Zuckungen. Falls eine hohe Menge an Koffein über einen langen Zeitraum konsumiert wurde, kann dies auch Muskellähmungen zur Folge haben. Die letale Dosis beim Coffeinismus liegt bei zehn Gramm für den menschlichen Körper.

Bei der Behandlung wird dem Körper jede Koffeinzufuhr entzogen. Dies führt in der Regel zu starken Entzugserscheinungen wie Müdigkeit, Appetitsteigerung oder Schlafstörungen, sowie zu sehr unangenehmen Träumen. Der Coffeinismus wird selten im Entzug behandelt. In den meisten Fällen erfolgt die Abgewöhnung durch den Patienten selbst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine akute Koffeinvergiftung verläuft in der Regel auch ohne ärztliche Behandlung glimpflich. Lebensgefahr besteht für einen gesunden Erwachsenen erst ab einer Dosis von etwa 10 Gramm reinem Koffein. Diese Menge ist über normale Genussmittel, einschließlich sogenannter Energy-Drinks, nicht aufnehmbar.

Wer zu viel Kaffee oder Schwarzen Tee konsumiert hat, bemerkt meist Symptome wie Reizbarkeit, häufigen Harndrang, Zittern, Schlaflosigkeit und gelegentlich auch schwere Kopfschmerzen. Diese Symptome klingen in aller Regel spätesten nach einigen Stunden von selbst wieder ab, sofern der Betroffene die Koffeinzufuhr unterbindet. Ein Arztbesuch ist in diesen Fällen nicht erforderlich.

Vorsicht ist allerdings bei Kindern und Erwachsenen mit Vorerkrankungen geboten. Wer an schweren Herz-Kreislauferkrankungen leidet oder bereits einmal einen Herzinfarkt hatte, sollte bei Verdacht auf eine akute Koffeinvergiftung vorsorglich einen Arzt zurate ziehen. Das gleiche gilt, wenn die Vergiftung auf den Missbrauch von Koffeintabletten oder anderen koffeinhaltigen Medikamenten zurückzuführen ist. Dann besteht das Risiko, dass die letale Dosis erreicht wird. In solchen Fällen sollte sofort der Notarzt verständigt werden.

Coffeinismus bezeichnet neben einer Vergiftung mit der Substanz außerdem einen Zustand der Koffeinabhängigkeit. Diese gilt, sofern sie nicht andere schwere Störungen, wie zum Beispiel eine Magenschleimhautentzündung, verursacht, als nicht gefährlich. Wer unter der Sucht aber körperlich oder seelisch leidet, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt.

Behandlung & Therapie

Ganz klar, eine akute Koffeinvergiftung muss vom Arzt behandelt werden. Anders verhält es sich aber mit der Entwöhnung einer Koffeinsucht. Diese kann auch ganz ohne ärztliche Aufsicht vorgenommen werden. Dann ist viel Ruhe und Geduld angesagt. Dabei ist ein bewusster Verzicht auf jede Form von Koffein sehr wichtig, da ein Rückfall die Fortschritte wieder zunichtemachen würde. Erlaubt sind alle Kräuter- und Früchtetees, auf gar keinen Fall aber koffeinhaltige Teesorten wie Grün- und Schwarztee.

Um sich von dem Verlangen nach Koffein abzulenken, eignen sich zum Beispiel regelmäßige Sporteinheiten oder ein spannendes Hobby. Natürlich darf dieses Genussmittel nach einem erfolgreichen Entzug wieder in Maßen genossen werden. Wer mit leichten Dosen wieder einsteigt und nicht mehr als drei Tassen Kaffee beziehungsweise 400 mg Koffein am Tag konsumiert, wird nicht schnell wieder süchtig.

Wer lediglich unter einer Kaffeesucht leidet, aber nicht unter einer Koffeinsucht im Allgemeinen, kann zum Beispiel auf koffeinfreien Kaffee umsteigen. Dieser spricht das Belohnungszentrum genauso an wie normaler Kaffee, jedoch ohne die Psyche und den Körper mit Koffein zu belasten.

Aussicht & Prognose

Patienten des Coffeinismus haben bei der Inanspruchnahme einer Therapie eine gute Heilungsaussicht. Beim Coffeinismus muss zwischen der Sucht nach Koffein und der Koffeinüberdosis unterschieden werden. Eine Überdosis wird meist innerhalb kurzer Zeit vollständig geheilt. Durch den Konsum von Wasser oder einer Entleerung des Magens sinken die Beschwerden innerhalb weniger Stunden. Meist tritt nach Ablauf eines Tages eine Heilung ein, wenn keine Risikofaktoren vorliegen.

Der Koffein wird aus dem Organismus abtransportiert und parallel kommt es zu einer Linderung der vorhandenen Beschwerden. Bei einer Koffeinsucht ist der Weg zur Heilung deutlich länger. In vielen Fällen benötigt der Patient mehrere Monate oder Jahre für eine vollständige Beschwerdefreiheit. Dennoch ist bei einer Mitarbeit und dem Willen des Patienten eine Heilung möglich.

Oftmals leidet der Patient unter weiteren Suchterscheinungen. Diese können sich auf materielle oder immaterielle Stoffe beziehen. Ebenso wie bei anderen Suchterkrankungen besteht auch beim Coffeinismus die Gefahr des Rückfalls. Je stabiler der Patient in seinem sozialen Leben integriert ist und je geringer sein allgemeines Stresserleben ist, desto schneller erfolgt eine Heilung. Eine Heilungsaussicht ist auch bei Patienten gegeben, die keine medizinische oder therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Der Heilungsweg ist bei diesen Patienten oftmals verzögert, aber durchaus erfolgreich.


Vorbeugung

Damit ein Coffeinismus sich erst gar nicht entwickelt, muss der Kaffeetrinker sich an einige Vorbeugemaßnahmen halten. Die Suchtgefahr kommt dann zustande, wenn ein bestimmtes Muster immer wiederholt wird. Abwechslung schaffen lautet hier die Devise. Wer die morgendliche Dosis an Koffein nicht nur mit Kaffee, sondern auch mal mit einem leckeren Tee deckt, kann einer Kaffeesucht vorbeugend entgegenwirken.

Und die nachmittägliche Kaffeetasse könnte mit koffeinfreiem Kaffee ersetzt werden. Auf diese Weise kann die täglich zugeführte Menge an Koffein verringert und die Suchtgefahr vermieden werden. Gegen Müdigkeit oder einen Mittagstief hilft meist auch ein Spaziergang an der frischen Luft oder eine kurze Pause für einen Tratsch mit der Kollegin beziehungsweise dem Kollegen.

Nachsorge

Coffeinismus wird nur selten professionell behandelt. Deshalb sind ehemalige Koffein-Abhängige auch bei der Nachsorge in der Regel auf sich allein gestellt. Da Koffein für körperlich gesunde Erwachsene keine gravierenden physiologischen Folgen hat, ist ein reduzierter Konsum langfristig möglich. Einigen Coffeinisten fällt die vollständige Abstinenz jedoch leichter. Wenn Betroffene weiterhin koffeinhaltige Getränke trinken möchten, sollten sie sich jedoch eine Grenze setzen, zum Beispiel zwei Tassen Kaffee täglich.

In der Nachsorge können sich ehemalige Coffeinisten selbst Termine setzen, an denen sie ihren Koffeinkonsum überprüfen. Dabei sind folgende Fragen hilfreich:

  • Wie viel Koffein nehme ich pro Tag/Woche/Monat zu mir?
  • In welcher Form konsumiere ich Koffein?
  • Wie häufig?
  • Bei welchen Gelegenheiten?
  • Warum trinke ich Kaffee o.ä.? Aus Gewohnheit, Stress oder Genuss?
  • Was passiert, wenn ich einige Tage/Wochen lang kein Koffein zu mir nehme?

Durch regelmäßige Wiederholung der Fragen können Betroffene beobachten, ob sich ihr Koffeinkonsum verändert. Die Antworten sollten deshalb aufgeschrieben werden. Bei diesem Selbsttest sind Antworten kritisch, die auf einen hohen und häufigen Koffeinkonsum hindeuten.

Koffeintabletten sind problematischer als eine Tasse Matetee oder einige Stücke Schokolade. Wenn ehemalige Coffeinisten vor allem aus Gewohnheit und Stress Koffein zu sich nehmen oder ohne Koffein unter Entzugserscheinungen leiden, ist es an der Zeit, den Koffeinkonsum wieder zu reduzieren und, wenn möglich, die Ursachen zu bekämpfen.

Das können Sie selbst tun

Coffeinismus wird in unserer Gesellschaft noch nicht annähernd so ernst genommen wie etwa eine Alkoholabhängigkeit oder eine Nikotinsucht. Coffeinismus ist auch weit weniger gefährlich. Betroffene, die eine Abhängigkeit von Kaffee oder anderen koffeinhaltigen Produkten bemerken, sollten aber dennoch gegensteuern.

Als erste Maßnahme sollte die tägliche Koffeinzufuhr ermittelt werden. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die Substanz nicht nur in Kaffeebohnen, sondern auch in Tee, vielen Erfrischungsgetränken und vor allem in sogenannten Energydrinks enthalten ist.

Wer Symptome von Coffeinismus wie etwa Schlaflosigkeit, Nervosität und Hyperaktivität bemerkt, obwohl er gar keine koffeinhaltigen Getränke konsumiert, sollte Medikamente, insbesondere Kopfschmerztabletten und Nahrungsergänzungsmittel, auf die Inhaltsstoffe prüfen.

Koffeinsucht muss in aller Regel nicht professionell therapiert werden. Es reicht, wenn der Betroffenen beim Auftreten der ersten Symptome die Koffeinzufuhr reduziert. Dabei sollte die tägliche Dosis langsam gedrosselt werden, da sonst unangenehme Entzugserscheinungen drohen können.

Vielen Kaffeetrinkern fehlt meist nicht nur die anregende Substanz, sondern auch die Gewohnheit an sich, insbesondere das Ritual der Kaffeezubereitung und die Tasse in der Hand oder auf dem Schreibtisch. Diesem Personenkreis helfen Ersatzprodukte, die auf Getreidebasis angeboten werden. Besonders schmackhaft und bekömmlich sind Malz- und Dinkelkaffee. Darüber hinaus steht entkoffeinierter Bohnenkaffee zur Verfügung, der aber weniger magenschonend ist, als die Alternativen auf Getreidebasis.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015
  • van den Berg, F.: Angewandte Physiologie 2: Organsysteme verstehen und beeinflussen. Thieme, Stuttgart 2005

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