Leistenschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Leistengegend wird durch das Leistenband dominiert, welches den Beckenknochen mit dem Schambein verbindet. Dennoch gibt es noch viele weiteren Strukturen im Bereich der Leiste, weshalb Leistenschmerzen viele unterschiedliche Ursachen haben können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Leistenschmerzen?

Problematisch ist eine in der Leiste schwach ausgeprägte Muskulatur, sodass bei Belastung stützende Strukturen fehlen und es zu Verletzungen kommen kann, die dann die Leistenschmerzen verursachen.

Leistenschmerzen zeichnen sich oft durch stechende und stark bewegungseinschränkende Schmerzen im Bereich der Leistengegend aus. Diese sind zumeist einseitig können jedoch auch beidseitig auftreten. Häufig lassen sich die Schmerzen auf ein auslösendes Ereignis, wie eine „falsche“ Bewegung, zurückführen, gelegentlich kommt es jedoch auch zu einer langsamen Schmerzbildung.

Im Bereich der Leiste befinden sich nicht nur viele Strukturen, es bündeln sich hier auch diverse Gefäße und Nerven. Beim Mann gehört hier der Samenstrang dazu, bei Frauen dagegen findet sich das sogenannte Mutterband. Probleme in diesem Bereich führen daher zumeist zu den prägnanten Schmerzsymptomen.

Problematisch ist eine in der Leiste schwach ausgeprägte Muskulatur, sodass bei Belastung stützende Strukturen fehlen und es zu Verletzungen kommen kann, die dann die Leistenschmerzen verursachen.

Ursachen

Häufigste und vermutlich bekannteste Ursache für Leistenschmerzen ist ein Leistenbruch. Hierbei kann das Leistenband und das Gewebe der unteren Bauchwand dem Druck nicht mehr standhalten und gibt stellenweise nach. Es kommt zu äußerlich sichtbaren Schwellungen, welche durch nach außen drückendes Gewebe, zumeist Darmanteile, verursacht werden.

Auch eine Zerrung des Leistenbandes oder eine Läsion der in der Leistengegend befindlichen Nerven oder Gefäße kann zu Leistenschmerzen führen.

Eine weitere mögliche Ursache kann ein Knochenbruch im Bereich der Leiste sein. Auch Arthrose oder Hüftgelenksentzündungen führen häufig in der Leiste zu Schmerzen. Dabei kann bei der Hüftgelenksentzündung zumeist eine Rötung, Erwärmung oder Schwellung beobachtet werden.

Urologische Störungen, wie Harnsteine, Prostatitis oder Harnwegsinfekte können ebenfalls ursächlich sein. Weitere mögliche Ursachen für Leistenschmerzen können Tumore, eine Blockade des Kreuz-Darmbein-Gelenkes, Hodenveränderungen, Abszessbildung oder Entzündungen sein.

In weniger problematischeren Fällen können Leistenschmerzen auch durch normale Wachstumsprozesse oder Menstruationsbeschwerden ausgelöst werden.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Aufgrund der unterschiedlichen Ursachen, sollte die Diagnose bei Leistenschmerzen immer erst nach einer gründlichen Untersuchung gestellt werden.

Hierzu zählt nicht nur die Anamnese und Sichtdiagnostik, sondern auch das Befühlen der Leistengegend. Insbesondere bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT), Röntgendiagnostik oder Sonografie können helfen, Ursachen wie Fehlstellungen, Tumore, Knochen- oder Leistenbrüche festzustellen.

Des Weiteren kann eine Blutuntersuchung helfen, entzündliche Prozesse im Körper zu diagnostizieren. Bei Nichtbehandlung von Leistenschmerzen können sich diese weiter verschlimmern. Bei einem Leistenbruch kann das vorquellende Gewebe sogar abgeklemmt werden und dadurch absterben.

Komplikationen

Leistenschmerzen sind unspezifische Symptome, die durch verschiedene Ursachen entstehen, die jeweils unterschiedliche Komplikationen mit sich ziehen. Ein Leistenbruch kann typischerweise starke Schmerzen verursachen. Normalerweise lässt sich dieser komplikationsfrei operieren. Unbehandelt können Darmabschnitte, die durch den Leistenkanal gehen, eingeklemmt werden und so minderdurchblutet werden.

Der Abschnitt entzündet sich und kann nach längerer Zeit auch absterben. Da ein Leistenbruch in anatomischer Nähe des Samenstrangs mit den Gefäßen beim Mann verläuft, können diese ebenfalls eingeklemmt und im schlimmsten Falle durchgetrennt werden. Dadurch kommt es zu weiteren Schmerzen und auch Einschränkung der Fruchtbarkeit.

Auch Harnsteine können typische Schmerzen verursachen, die in die Leiste ausstrahlen. Komplikationen entstehen vor allem beim kompletten Verschluss der Harnwege. Dadurch staut sich der Urin in der Niere zurück und es kann zu einer Infektion kommen. Diese Bakterien können im schlimmsten Falle über den gesamten Organismus ausbreiten und so eine Urosepsis verursachen, die nicht selten zum Tode führt.

Daneben wird auch die Niere in Mitleidenschaft gezogen, so dass es zu einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) führt. Schwellungen der Lymphknoten können auch in der Leiste geschehen. Diese entstehen vor allem durch Infektionen, können aber auch durch ein Tumorleiden entstehen. Diese Infektionen können sich wie bei einer Urosepsis systemisch verteilen und zu der lebensgefährlichen Situation führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leistenschmerzen haben meistens harmlose Ursachen und gehen in der Regel von selbst wieder zurück. Meist genügt es, die Leistenregion für einige Stunden zu schonen und ausreichend zu schlafen, um die Schmerzen zu reduzieren. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden mehrere Tage oder gar Wochen anhalten oder immer wieder auftreten. Bei regelmäßigen Leistenschmerzen sollte mit einem Sportmediziner gesprochen werden. Womöglich liegen den Beschwerden Fehlstellungen zugrunde, die sich durch einfache Maßnahmen beheben lassen.

Sollten die Leistenschmerzen kontinuierlich an Intensität und Dauer zunehmen, muss ein Arzt hinzugezogen werden. Das gilt auch, wenn sich die Beschwerden allmählich bis in den Rumpf und in andere Körperregionen ausbreiten. Womöglich liegt den Schmerzen eine chronische Erkrankung zugrunde, die abgeklärt und behandelt werden muss. Spätestens, wenn weitere Beschwerden wie Nackenschmerzen oder Durchblutungsstörungen hinzukommen, ist medizinischer Rat gefragt. Leistenschmerzen nach einer Herzkatheter-Untersuchung sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um Komplikationen und einen schweren Verlauf der ursächlichen Herzerkrankung zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Leistenschmerzen richtet sich zunächst nach der Ursache. Sind die Schmerzen auf einen Leistenbruch zurückzuführen, wird dieser grundsätzlich operativ behandelt.

Dabei stehen verschiedenen Methoden zur Verfügung. Grundsätzlich wird unterschieden in laparoskopische Operationen und Operation, bei denen ein Schnitt in der Leistengegend gesetzt wird. Aber auch bei diesen Arten gibt es wieder verschiedene Methoden sie auszuführen.

Werden die Leistenschmerzen nicht durch einen Leistenbruch verursacht, erfolgt zunächst eine Behandlung der Schmerzen und entzündlichen Prozesse. Hierzu stehen neben der klassischen medikamentösen Behandlung, mit Tabletten, Salben, Pflastern oder Cortisonpräparaten, auch Wärme- und Kälteanwendungen oder weitere physikalische Therapien, wie beispielsweise Stromtherapien, zur Verfügung. Ist lediglich ein entzündlicher Prozess durch Überbelastung für die Leistenschmerzen ursächlich, kann dieser durch diese Therapien bereits erfolgreich behandelt sein.

Bei Menstruationsbeschwerden oder Wachstumsproblemen bei Kinder und Jugendlichen ist zumeist keinerlei Behandlung notwendig oder eine leichte Schmerzlinderung ausreichend. Handelt es sich jedoch um schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen, wie Wucherungen, Arthrose, Frakturen oder Abszesse kann wiederum eine operative Behandlung erforderlich sein. Die Art dieser Behandlung ist abhängig von der jeweiligen Erkrankung.

Tumore machen bei Leistenschmerzen zumeist nicht nur eine operative Behandlung notwendig, sondern erfordern auch eine angemessene und auf den jeweiligen Tumor ausgerichtete Chemotherapie oder Bestrahlung.

Aussicht & Prognose

Da die Leistenschmerzen relativ viele unterschiedliche Ursachen aufweisen können, hängen der weitere Verlauf der Krankheit und ihre Komplikationen von der Grunderkrankung ab. In den meisten Fällen ist für den Patienten allerdings eine Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt notwendig, da die Leistenschmerzen nicht von alleine wieder verschwinden, wenn die Grunderkrankung nicht behandelt wird.

Die Leistenschmerzen können stark sein, sodass es zu Bewegungseinschränkungen kommt. Sollten die Harnwege komplett verschlossen sein, kann dieses Symptom ebenfalls zu Leistenschmerzen führen. Dabei kann sich eine Infektion ausbilden, welche ohne Behandlung im schlimmsten Falle zum Tode führt. Die Nieren können dabei stark beschädigt werden, sodass der Betroffene auf eine Dialyse angewiesen ist.

Bei einer Krebserkrankung hängt der weitere Verlauf stark von der Ausbreitung des Tumors ab. Die Behandlung wird meistens mit Hilfe eines operativen Eingriffes durchgeführt und führt oft zum Erfolg. Ebenso sind Kälte- und Wärmeanwendungen möglich, die die Leistenschmerzen lindern können. Die Lebenserwartung wird bei einer frühzeitigen Behandlung nicht eingeschränkt.


Vorbeugung

Leistenschmerzen vorzubeugen ist nur bedingt möglich. Bei einigen Ursachen kann es hilfreich sein, die Bauchmuskulatur zu stärken und Übergewicht zu vermeiden, bzw. zu reduzieren. Schwere Gegenstände sollten nicht alleine gehoben werden, da auch dieses zu einem Leistenbruch führen kann. Durch diese vorbeugenden Maßnahmen lassen sich die Ursachen für Leistenschmerzen jedoch nicht komplett verhindern.

Das können Sie selbst tun

Leistenschmerzen sollten immer von einem Arzt untersucht werden. Begleitend dazu gibt es diverse Hausmittel und Tricks, die gegen die Beschwerden helfen. Bei Leistenschmerzen in Verbindung mit Wachstumsproblemen oder Menstruationsbeschwerden genügen leichte schmerzlindernde Maßnahmen wie ein warmes Bad, Ruhigstellung oder Bettruhe. Bei starken Schmerzen kann zusätzlich zu Hausmitteln wie warmen Umschlägen oder einer Massage gegriffen werden. Auch Antibiotika wirken bei Leistenschmerzen lindernd und entspannend. Unter Umständen ist auch Krankengymnastik oder Yoga sinnvoll.

Die Behandlung per Neural- oder Physiotherapie kann teilweise selbst übernommen werden und umfasst unter anderem gymnastische Übungen und die Anwendung anästhetischer Arzneimittel. Außerdem sollte das Rauchen eingestellt oder zumindest reduziert werden. Leistenschmerzen in Folge von Übergewicht oder Harnsteinen kann mit Hilfe diätischer Maßnahmen begegnet werden.

Das passende Schuhwerk hilft, Fehlstellungen zu vermeiden und die Leisten bis zur Ausheilung des Grundleidens zu schonen. Betroffene sollten zudem nicht schwer heben und stattdessen die Rumpfmuskulatur unter professioneller Aufsicht stärken. Besteht der Verdacht auf eine Hodenerkrankung oder einen Tumor, oder liegt eine sichtbare Schwellung vor, sollten die Leistenschmerzen vor der Selbsthilfe mit dem Arzt besprochen werden.

Quellen

  • Imhoff, A., Linke, R., Baumgartner, R.: Checkliste Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Neurath, M., Lohse, A.: Checkliste Anamnese und klinische Untersuchung. Thieme, Stuttgart 2015
  • Treede, R., Standl, T. et al.: Schmerztherapie. Thieme, Stuttgart 2010

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