Dentalphobie (Angst vorm Zahnarzt)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wie der Name bereits selbst vermuten lässt, ist die Dentalphobie die Angst vor dem Zahnarzt. Allein die Vorstellung vom Bohrer oder dessen Geräusche lässt bei vielen Menschen leichte Panikattacken entstehen. Um langfristige Schäden im Mundraum zu verhinden, sollte bei Angst vor dem Zahnarzt rechtzeitig mit einer Psychotherapie begonnen werden.
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Was ist Dentalphobie?
Die Dentalphobie ist die Angst vor dem Zahnarzt. Die Entstehung ist in der Regel psychologisch bedingt. Dabei wurde die Dentalphobie allerdings selbst von Ärzten über Jahrzehnte nicht als das schwerwiegende Problem gesehen, als das sie heute anerkannt ist.
Denn die Angst hindert im Durchschnitt jeden zweiten Bundesbürger daran, regelmäßig den Zahnarzt aufzusuchen. So kann die Dentalphobie nicht nur zu einem unschönen Gebiss führen. Sämtliche Erkrankungen an Zähnen, dem Zahnfleisch oder dem Kiefer werden wegen der Dentalphobie stattdessen erst zu spät oder sogar nie behandelt.
Damit können weitere Probleme des Immunsystems sowie der Organe einhergehen, die durch die Dentalphobie zusätzlich gefördert werden.
Ursachen
Die Ursachen der Dentalphobie bzw. Angst vorm Zahnarzt sind meist vielschichtiger Art. Generell kann jedes als unschön empfundene Erlebnis beim Zahnarzt oder mit den eigenen Zähnen die Dentalphobie auslösen. In der Regel sind die Gründe dafür in der Kindheit zu suchen, wo Besuche beim Zahnarzt nicht nur etwas gänzlich Neues sind, sondern dem Kind auch eine Ausgeliefertheit gegenüber fremden Personen zeigen, die es bislang nicht kannte.
Die Dentalphobie entsteht hingegen nur sehr selten im höheren Alter, basiert dann aber meist auf tatsächlich unangenehmen Erfahrungen. Solche können lang andauernde und schmerzhafte Behandlungen sein. Auch Operationen begründen in einigen Fällen die Dentalphobie. Jedoch muss die Angst nicht immer etwas mit dem Zahnarzt zu tun haben.
Nach neueren Erkenntnissen vermögen auch völlig untypische Ursachen die Dentalphobie auszulösen. So können etwa Vergewaltigungen und andere Situationen des Zwanges solche psychischen Reaktionen hervorrufen, die später in der Dentalphobie resultieren. Im Zweifelsfall sollte daher stets psychologische Hilfe bei der Begutachtung der Dentalphobie erwogen werden.
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Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei einer Dentalphobie leiden die Betroffenen an einer großen Angst vor einem Zahnarztbesuch. In der Regel kommt es durch diese Angst zu relativ seltenen Besuchen bei einem Zahnarzt, sodass die Gesundheit der Zähne des Betroffenen darunter deutlich leidet. Es kommt dabei häufig zu Karies, zu Löchern an den Zähnen oder sogar zu abgebrochenen Zähnen.
In vielen Fällen besuchen die Betroffenen den Zahnarzt auch dann nicht, wenn es zu starken Schmerzen oder zu Entzündungen kommt. Dabei kann auch die Zahnwurzel geschädigt werden, sodass diese komplett entfernt werden muss. Die Dentalphobie wirkt sich damit nachhaltig sehr negativ auf den Gesundheitszustand im Mundraum des Betroffenen aus.
Viele Schäden können dabei nicht mehr reversibel gemacht werden. Falls der Betroffene bei einer Dentalphobie einen Zahnarzt besucht, kommt es dabei zu Herzrasen und zu einem sehr starken Schwitzen. Weiterhin können auch Verspannungen oder sogar ein Zittern auftreten.
Damit ist auch ein richtiges Arbeiten für den Zahnarzt nicht möglich, da der Betroffene unter solch starken Angstzuständen leidet. Weiterhin kann es neben den Schmerzen durch die Dentalphobie auch zu einem unangenehmen Mundgeruch kommen, der sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirkt.
Verlauf
Der Krankheitsverlauf der Dentalphobie ist ebenso unterschiedlich wie ihre Ursachen. Meist fühlt sich der Betroffene alleine beim Gedanken an den Zahnarzt schwach und ängstlich. Die Dentalphobie löst dabei oft ein Zittern des Körpers und Schweißausbrüche aus. Auch Herzrasen und eine innere Angespanntheit zählen zu den Symptomen der Dentalphobie.
Im weiteren Verlauf werden Besuche des Zahnarztes vermieden. Bereits bestehende Termine werden nicht wahrgenommen oder stets verschoben. Die Dentalphobie führt nicht selten dazu, dass die Patienten ihre Zähne über Jahre oder sogar Jahrzehnte nicht untersuchen und behandeln lassen. Selbst erhebliche Schmerzen und unerträglicher Mundgeruch werden von den Betroffenen der Dentalphobie meist billigend akzeptiert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Dentalphobie ist es den Betroffenen oft jahrelang nicht möglich, einen Zahnarzt oder Kieferchirurgen aufzusuchen. Der Zahnarztbesuch ist bei einer Zahnarztphobie unverhältnismäßig angstbesetzt. Er wird meist erst vorgenommen, wenn es zu starken Schmerzen kommt.
Inzwischen sind viele Zahnärzte auf teilweise extreme Ängste bei ihren Patienten spezialisiert. Sie helfen den Betroffenen durch Gespräche, durch Hypnose, Akupunkturbehandlungen oder eine leichte Narkose, den Zahnarztbesuch zu einem erträglichen und alltäglichen Routinebesuch zu machen. Die behutsame Vorbereitung des Patienten auf eine Zahnbehandlung dauert eine gewisse Zeit.
Ein Patient mit einer ausgeprägten Dentalphobie kann sich seinem Problem durch den Besuch eines Psychotherapeuten oder eines Hypnotiseurs stellen. Beim Ersteren geht es um die Ursachenermittlung und Bewältigung der Ängste. Oft sind die Beschwerden aber bereits so gravierend, dass die psychotherapeutische Begleitung direkt in der Zahnarztpraxis vorgenommen wird. Zu diesen Zweck bietet sich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnärzten mit anderen medizinischen Fachkräften an.
Hypnose und Akupunkturbehandlungen können einen Patienten mit einer Dentalphobie ebenfalls auf einen Zahnarztbesuch vorbereiten. Die Betroffenen müssen dafür allerdings empfänglich sein. Wichtig ist, dem ängstlichen Patienten die Furcht vor Schmerzen zu nehmen. Der Arzt erklärt den Betroffenen jeden einzelnen Schritt der Behandlung. Es verlangt einiges an Einfühlungsvermögen des behandelnden Zahnarztes, um die Situation zu meistern.
Behandlung & Therapie
Wie die Dentalphobie zu behandeln ist, hängt immer vom Einzelfall ab. In leichteren Fällen können normale Gesprächstherapien oder der Austausch mit anderen Leidenden die Dentalphobie beseitigen. Doch gerade bei solchen Patienten, bei denen die Dentalphobie über einige Jahre unbehandelt blieb, können meist nur spezielle psychologische oder sogar psychiatrische Verfahren eine Linderung verschaffen.
Dabei kann es auch einige Monate dauern, bis der Therapeut überhaupt zu den Ursachen der Dentalphobie gelangt. Unterstützend werden Atemtechniken und Lockerungsübungen für die Muskulatur zur Überwindung der Dentalphobie empfohlen. Entscheidend ist es für den Betroffenen der Dentalphobie somit, überhaupt den ersten Schritt zur Heilung zu unternehmen.
Denn ihr kommt faktisch eine Doppelwirkung zu: Kann die Dentalphobie beseitigt werden, so wird nicht allein die psychische Angst gelindert. Darüber hinaus wird der Weg für den Patienten geöffnet, die Zähne untersuchen und behandeln zu lassen. Es wird daher auch eine körperliche Wirkung bei der Therapie der Dentalphobie erzielt.
Aussicht & Prognose
Eine Dentalphobie bessert sich in der Regel nicht ohne professionelle Hilfe. Dabei ist zwischen einem unangenehmen, aber normalen Widerwillen gegen den Zahnarztbesuch und einer manifestierten Dentalphobie zu unterscheiden. Je länger die krankhafte Angst vor dem Zahnarzt unbehandelt besteht, desto länger wird in der Regel auch die Behandlung der Dentalphobie an sich dauern.
Sie erfolgt in Zusammenarbeit mit einem Psychologen und einem Zahnarzt, der sich auf Angstpatienten spezialisiert haben sollte. Relevant für die Prognose ist aber auch die Auswirkung der Dentalphobie auf die Zahngesundheit. Mit akribischer Mund- und Zahnhygiene schaffen es manche Patienten mit Zahnarztangst, schlimmeren Erkrankungen aus dem Weg zu gehen.
Allerdings fällt es nach Jahren und Jahrzehnten meistens auf, dass sie keinen Zahnarzt zu den Vorsorgeuntersuchungen aufgesucht haben. Zahnerkrankungen werden in der Regel erst dann dem Zahnarzt vorgestellt, wenn die betroffenen Patienten bereits erhebliche Probleme und natürlich auch Schmerzen haben.
Eine Dentalphobie geht also häufig auch mit problematischer Zahngesundheit einher. Auch in diesem Sinne gilt, dass sie rechtzeitig behandelt werden sollte, damit der Patient bei auftretenden Problemen umgehend den Zahnarzt aufsuchen kann. Je länger zahnmedizinische Probleme aufgeschoben werden, desto mehr können sie sich verschlimmern und sogar andere Bereiche des Körpers wie die Gesundheit des Herzmuskels auf lange Sicht beeinflussen.
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Nachsorge
Bei der Dentalphobie ist die Vorbereitung des Patienten genauso wichtig wie die Nachsorge. Wer panische Angst vor den Zahnarzt hat, muss erst mit vertrauensbildendn Maßnahmen auf einen Zahnarztbesuch vorbereitet werden. Zur Nachsorge gehört das vertrauliche Gespräch, das der Zahnarzt nach der Behandlung führt. Außerdem muss er das Ergebnis seiner Arbeit betrachten und gemeinsam mit dem Patienten überprüfen. Der Biss muss stimmen, die Weiterbehandlung will in Ruhe besprochen werden. Das Ganze sollte in entspannter, lockerer Atmosphäre geschehen.
Im Gespräch, das er im Rahmen der Nachsorge führt, kann der Arzt erfahren, wie die Behandlung vom Patienten wahrgenommen wurde. Auf Patienten mit einer Dentalphobie muss auf besondere Weise eingegangen werden. Oftmals sind die Patienten wegen ihrer Panik lange Jahre nicht zum Zahnarzt gegangen.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind notwendig. Der Zahnarzt möchte durch die Nachsorge erreichen, dass der Patient zum nächsten Termin erscheint. Er soll unter anderem lernen, dass es auch Zahnarztbesuche geben kann, bei denen weder gebohrt, noch Zahnersatz unter Einsatz von Narkosemitteln montiert wird.
Das können Sie selbst tun
Wer an einer Dentalphobie leidet, sollte psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um das Problem an seiner Wurzel zu lösen. Neben einer professionellen Behandlung gibt es auch zahlreiche Selbsthilfe-Tipps für den Alltag, damit die Angst und Panik vor einem Besuch beim Zahnarzt abnimmt und die Lebensqualität der Betroffenen steigen kann.
Im Vorfeld einer Behandlung durch den Zahnarzt sollte der Betroffene offen über seine Ängste sprechen. Im Zuge eines Gesprächs zwischen dem behandelnden Arzt und dem Patienten sollte der Patient genaue Informationen über den Behandlungsvorgang erhalten, sodass sich dieser auf den Eingriff vorbereiten und zugleich auch Vertrauen zum Zahnarzt aufbauen kann.
Die Angst vor unbekannten und unvorhersehbaren Abläufen kann somit gelindert werden. Wenn der Patient sich bewusst macht, dass er jederzeit um eine Unterbrechung der Behandlung bitten kann, kann sich das Gefühl des ausgeliefert sein und das Gefühl des Verlustes an Selbstkontrolle minimieren.
Wenn die Angstreaktion mit einer Ausschüttung von Adrenalin im Körper einsetzt, ist die Ausführung von Entspannungstechniken empfehlenswert. Die Entspannungsübungen helfen dabei, die Gedanken weg von der unbehaglichen Situation zu lenken und die Atmung besser kontrollieren und beruhigen zu können. Mit einer Vollnarkose kann die Angst vor dem bevorstehenden Eingriff eingeschränkt und traumatische Erlebnisse für den Patienten während des Eingriffs verhindert werden.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Morschitzky, H.: Angststörungen – Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. Springer, Wien 2009
- Möller, H.-J.: Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006