Dentin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Dentin
Als Dentin wird das menschliche Zahnbein bezeichnet. Es bildet einen umfangreichen Bestandteil des Zahns.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Dentin?
Beim Dentin (Substantia eburnea) handelt es sich um knochenartiges Gewebe. Von ihm wird ein wichtiger Teil des Zahns gebildet. Es trägt auch die Bezeichnung Zahnbein.
Das Dentin befindet sich unterhalb des Zahnschmelzes. Der Unterschied zum Zahnschmelz besteht u. a. darin, dass sich das Zahnbein das ganze Leben lang neu bilden kann, was im Rahmen der Biomineralisation erfolgt.
Allerdings findet die Neubildung lediglich im Grenzbereich zum Zahnmark hin statt. Dentin zählt zu den kontinuierlichsten organischen Stoffen.
Anatomie & Aufbau
Aufgebaut wird das Zahnbein aus einem dichten Kollagenfaserngeflecht. In diesem befinden sich Kalziumsalze wie Hydroxylapatit. Der hohe Mineralisationsgrad weist Werte von ca. 70 Prozent auf. Im Unterschied zum Zahnschmelz handelt es sich beim Dentin um lebendes Gewebe. Seine Versorgung und Ernährung wird durch die feinen Dentinkanäle gewährleistet. Diese strahlen von der Pulpa aus in das Dentin ein. Innerhalb der Kanäle befinden sich außerdem die Odontoblastenfortsätze.
Die Odontoblasten sorgen dafür, dass das Zahnbein das ganze Leben lang neu entsteht. Angesiedelt sind die Odontoblasten am Dentinrandbereich. Via Tomes-Fasern lässt sich weiteres Material von ihnen bilden. Dieses hat die Bezeichnung Sekundärdentin. Es wird nach dem Abschluss der Zahnentstehung hergestellt. Topographisch zu unterscheiden ist zwischen dem Wurzeldentin, welches vom Zahnzement umgeben wird, sowie dem Kronenzement, dessen Überzug durch den Zahnschmelz erfolgt.
Aus struktureller Sicht existieren noch weitere Dentinformen. Dazu gehört u. a. das Manteldentin. Es befindet sich in einem Umfang von 10 bis 30 µm unterhalb des Zahnschmelzes. In diesem sind nicht die Odontoblasten, sondern die Mesenchymzellen der Zahnpapille für die Bildung des Zahnbeins zuständig. Die Kollagenfasern fallen hier erheblich umfangreicher aus als die b-Fibrillen, die durch die Odontoblasten entstehen.
Der Hauptanteil des Zahnbeins wird aus dem zirkumpulpalen Dentin gebildet. Zeitlich findet seine Herstellung nach dem Manteldentin statt. Die Mineralisation des Dentins geht in Zyklen voran, wodurch es zu einem typischen Linienmuster kommt, welches die Bezeichnung Eber-Linien trägt. Daher ist das zirkumpulpale Dentin auch als Ebner-Dentin bekannt.
Weitere Dentinformen sind das peritubuläre Dentin, das in der Innenwand der kleinen Dentinkanälchen gebildet wird, das intertubuläre Dentin, welches sich zwischen den Kanälchen befindet, sowie das Globulardentin. Letzteres ist die Benennung für die Mineralisationszonen innerhalb des Zahnbeins, die die Form von Kugeln aufweisen.
Die Zusammensetzung des Dentins besteht in erster Linie aus Phosphat, Kollagen und Kalzium. Weiterhin sind in ihm Wasser sowie organische und anorganische Stoffe enthalten.
Funktion & Aufgaben
Zu den Funktionen des Dentins gehört der Schutz des Zahnmarks, das sich im Inneren des Zahns befindet. Das Zahnmark ist seinerseits mit Bindegewebe, Nerven sowie Blut- und Lymphgefäßen ausgestattet. Die Dentinkanäle des Zahnbeins verfügen außerdem über die Eigenschaft, Reize wie Temperaturen oder Druck an die Zahnnerven weiterzugeben.
Während sich das Primärdentin im Zeitraum der Zahnentstehung bildet, ist dies beim sekundären Dentin im Anschluss daran der Fall. Das sekundäre Dentin beengt jedoch in zunehmendem Maße die Zahnpulpenhöhlen. Dieser Vorgang führt wiederum zu einer Verringerung der Empfindlichkeit der Zahnnerven. Bei Schäden an den Zähnen wie zum Beispiel Karies, einer Parodontitis oder Bruxismus (Zähneknirschen) entsteht an den betroffenen Stellen tertiäres Dentin. Es hat die Aufgabe, den Schutz des Zahnmarks zu gewährleisten.
Krankheiten
Während bei der Initialkaries, der Vorstufe der Erkrankung, lediglich der Zahnschmelz betroffen ist, besteht bei der Dentinkaries (Caries media) bereits die Gefahr von Zahnschmerzen. Dabei dringt die Karies vom Zahnschmelz bis ins Zahnbein vor. Das Dentin ist deutlich weicher als der Zahnschmelz. Aus diesem Grund kann sich die Karies unter der Zahnschmelz-Dentin-Grenze rascher ausbreiten. Nicht selten bricht der Zahnschmelz an den Rändern der befallenen Stellen durch das Kauen ein. Im weiteren Verlauf kann die Karies über das Dentin weiter bis zur Zahnpulpa und schließlich bis zum Zahnnerv vordringen, wo sie erhebliche Beschwerden verursacht.
Ein weiteres Problem ist das Freiliegen des Zahnbeins. Dieses kann durch das zunehmende Lebensalter und dem damit verbundenen Rückgang des Zahnfleisches am Zahnhals zustande kommen. Aber auch Zahnfleischentzündungen rufen oft einen Rückzug des Zahnfleisches hervor. Bemerkbar macht sich das freiliegende Dentin in der Regel durch eine Empfindlichkeit gegenüber warmen und kalten Temperaturen sowie Schmerzempfindlichkeit beim Genuss von warmen, kalten, süßen oder sauren Speisen. Ebenso sind punktuelle Verfärbungen des Zahnbeins im Bereich des Möglichen.
Weil das Dentin weicher ist als der Zahnschmelz, breiten sich schädliche Bakterien im Zahnbein schnell aus, wenn es zu Schäden kommt. Bei Verdacht auf Probleme mit dem Zahnbein sollte daher umgehend eine zahnärztliche Untersuchung erfolgen. So kann der Zahnarzt mögliche Läsionen am Dentin erkennen und entsprechend behandeln. Auch die Pflege und Reinigung des Dentins ist überaus wichtig. Je eher eine Therapie des Zahnbeins durchgeführt wird, umso größer gestalten sich die Erfolgsaussichten.
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016