Zähneknirschen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Zähneknirschen, oder auch Bruxismus, bezeichnet das Aufeinanderpressen beziehungsweise Knirschen der Zähne durch eine Überaktivität der Kaumuskulatur. Zähneknirschen tritt überwiegend nachts auf und ist meistens auf Stress und psychische Überlastungen zurückzuführen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zähneknirschen?

Eine Beißschiene oder Aufbissschiene ist eine individuell angefertigte Kunststoffauflage zur Behandlung von Fehlbelastungen der Zähne (zum Beispiel Zähneknirschen in der Nacht)

Unter Zähneknirschen versteht man das Knirschen oder Pressen der Zähne trotz leerem Mundraum. Das bedeutet, das Knirschen dient nicht der Nahrungszerkleinerung, sondern ist eine unbewusste Bewegung der Kaumuskulatur.

Durch die hohen Kräfte, mit denen die Kaumuskulatur die Zähne aufeinander pressen kann, entstehen langfristig Schäden und Verschleißerscheinungen an den Zähnen und Kiefergelenken. Daneben kommt es zu Verspannungen im Hals- und Kieferbereich, die letztlich auch Kopfschmerzen oder Tinnitus auslösen können.

Das Zähneknirschen tritt meistens nachts während des Schlafes auf. Aber auch tagsüber kann es zu unbewusstem Zähneknirschen kommen, etwa in Phasen großer Anspannung oder großer Konzentration.

Ursachen

Die Ursachen des Zähneknirschens liegen zumeist in psychischer Anspannung, Leistungsdruck und Stress beziehungsweise in Situationen begründet, in denen der Betroffene sprichwörtlich „zähneknirschend“ vieles hinnimmt. Da der Körper Stress vor allem im Schlaf verarbeitet, ist das Zähneknirschen in der Nacht besonders ausgeprägt.

In selteneren Fällen können aber auch Fehlstellungen der Zähne oder schlecht angepasste Zahnprothesen der Grund für Zähneknirschen sein. Im Kindesalter ist ein Zähneknirschen oft auf einen natürlichen Vorgang zurückzuführen. Bei diesem schleifen Kinder ihre Milchzähne plan und passen somit die Kauflächen der Zähne im Ober- und Unterkiefer aneinander an.

Dieser Vorgang ist nicht als krankhaft anzusehen und sollte sich spätestens mit dem Zahnwechsel von selbst einstellen. Dennoch sollte auch bei Kindern das Zähneknirschen beobachtet werden, um eine chronische Abnutzung des Zahnapparates zu verhindern.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zähneknirschen findet häufig vor allem nachts statt und verursacht bei Betroffenen zunächst keine spürbaren Beschwerden. Doch wird das Zähneknirschen nicht therapiert, drohen den Zähnen Schäden und den Zähneknirschern Schmerzen. Wer nachts die Zähne aufeinander beißt, lässt starke Kräfte auf den Kiefer wirken. Auf Dauer droht ein Abrieb der Zähne und eine Fehlstellung des Bisses.

Diese Anzeichen kann der Zahnarzt sicher feststellen. Typische Beschwerden aufgrund von Zähneknirschen sind neben Schmerzen im Kiefer auch Kopfschmerzen. Auch Ohrenschmerzen sind als Anzeichen von Zähneknirschen nicht unüblich. Kiefergelenk und Ohr liegen so dicht beieinander, dass dass die Nervenbahnen auch beim Ohr in Mitleidenschaft gezogen werden können.

Dauert das Zähneknirschen über einen langen Zeitraum an, entwickeln sich oft immer mehr Beschwerden, die von den Betroffenen gar nicht in einen direkten Zusammenhang mit den Zähnen gebracht werden. Ein falscher Biss führt über kurz oder lang zu teils starken Beschwerden im Nacken.

Die Nackenschmerzen können wiederum auch Kopfschmerzen von erheblicher Intensität bewirken. Auch Rückenprobleme und Schmerzen in der Hüfte können ursächlich aus dem Zähneknirschen und einer veränderten Bisssituation entstehen. Um Langzeitschäden zu vermeiden, sollte beim ersten Anzeichen für Zähneknirschen ein Kieferorthopäde aufgesucht werden, der den Biss beurteilen und therapeutische Maßnahmen einleiten kann.

Diagnose & Verlauf

Das Zähneknirschen oder Zähnepressen ist ein unbewusster Vorgang, den der Betroffene selbst nicht wahrnehmen kann. Häufig wird der Lebenspartner auf die Knirschgeräusche in der Nacht aufmerksam. Der Zahnarzt kann das Zähneknirschen anhand von typischen Abnutzungsspuren an den Zähnen erkennen.

Ebenfalls kann durch Ertasten eine vergrößerte beziehungsweise verspannte und verhärtete Kaumuskulatur festgestellt werden. Im Gespräch zwischen Arzt und Patient werden bei Verdacht auf Zähneknirschen auch weitere Symptomatiken wie Kopfschmerzen, Schwindel und Tinnitus abgeklärt. Durch den enormen Druck, der beim Zähneknirschen aufgebracht wird, kann der Zahn bei fehlender Behandlung bis zum Zahnbein abgeschliffen werden.

Dieses ist weitaus weicher als der über dem Zahnbein liegende Zahnschmelz und deshalb viel anfälliger für Karies. Ein unbehandeltes Zähneknirschen führt damit langfristig zur Schädigung der Zahn- und Gebissstruktur insgesamt. Wird das Zähneknirschen jedoch erkannt und behandelt, hat der Patient keinerlei gesundheitliche Einschränkungen zu befürchten.

Komplikationen

Ständiges Zähneknirschen kann gesundheitliche Folgeerscheinungen und ernste Komplikationen hervorrufen. Zunächst führt Bruxismus zu einer Abnahme der Zahnsubstanz, was meist mit Riefen (feine Rillen) oder Zahnsprüngen (Risse in der Zahnhartsubstanz) einhergeht. Eine solche Abnutzung der Zähne ruft freiliegende Dentin-Stellen und mitunter auch Nervenschmerzen hervor.

Im Bereich des Zahnfleisches kann Zähneknirschen zu einem Rückgang des Gewebes und daraus resultierend zu einer Zahnfleischentzündung führen. Daraus entwickelt sich häufig eine Parodontitis, die wiederum das Risiko für Kieferknochenabbau, eine Lockerung der Zähne oder Zahnverlust erhöht. Belastet werden durch Broxismus auch die Kiefermuskeln und das Kiefergelenk.

Dies kann zu verschiedenen Komplikationen wie chronischen Rückenschmerzen oder einer craniomandibulären Dysfunktion führen. Langfristig hat ein Bruxismus auch Auswirkungen auf das körperliche und seelische Empfinden. Das ständige Reiben und Pressen der Zähne verschlechtert die Schlafqualität – Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen sind die Folge. Auch chronische Kopfschmerzen, Migräne und Depressionen können entstehen.

Bei der Behandlung von Zähneknirschen mittels Knirscherschiene kann der Knirschreiz unter Umständen noch verstärkt werden, insbesondere bei schlecht eingestellten Schienen. Davon ab können die verordneten Beruhigungsmittel sowie alternative Wirkstoffe aus der Homöopathie verschiedene Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Knirschen mit den Zähnen deutet auf eine vorliegende Unregelmäßigkeit im Bereich Mundes oder des Kiefers hin. Ein Arzt sollte daher aufgesucht werden, sobald der Vorgang von dem Betroffenen bewusst wahrgenommen wird. In einer Vielzahl der Fälle tritt das Zähneknirschen während des Nachtschlafes auf. Daher bleibt es häufig über eine lange Zeit unbemerkt. Wird der Betroffene durch den Partner oder Familienmitglieder auf die Geräuschentwicklung während der Nacht hingewiesen, ist ein Arztbesuch anzuraten. Darüber hinaus sollte bei Beschwerden im Bereich des Mundes eine Abklärung der Unregelmäßigkeiten erfolgen. Erwacht der Betroffene morgens erschöpft, zeigen sich Kopfschmerzen oder schmerzt der Kiefer, ist eine Klärung der Ursache notwendig.

Ein Arzt ist aufzusuchen, damit medizinische Tests durchgeführt werden können und eine Diagnosestellung ermöglicht wird. Bemerkt der Betroffene Veränderungen der Zähne, zeigt sich ein Druckgefühl im Inneren des Mundes oder kommt es häufig zu Zahnfleischbluten, sind die Beobachtungen mit einem Arzt zu besprechen. Es handelt sich hierbei um erste Warnsignale des Organismus, denen nachgegangen werden sollte. Treten bei der Zerkleinerung der Nahrungsmittel im Mund Unregelmäßigkeiten auf oder leidet der Betroffene unter einer Überempfindlichkeit, ist ein Arztbesuch anzuraten. Da das Zähneknirschen unbehandelt häufig zu irreversiblen Folgeschäden führt, ist die Konsultation eines Arztes zu empfehlen, sobald erste Anzeichen auftreten.

Behandlung & Therapie

Als ursächliche Behandlung gehört Stressabbau zu den wesentlichen Therapien bei Zähneknirschen. Hier können autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Yoga eine hilfreiche Stütze sein. Auch das Gespräch mit einem Psychologen kann helfen.

Daneben kann der Zahnarzt eine Beißschiene verschreiben. Diese besteht aus Kunststoff und wird während des Schlafes in den Mundraum eingesetzt. Die Zähne werden dabei durch eine Art Schützschicht getrennt, wodurch es trotz des nächtlichen Knirschens zu keinen Abnutzungserscheinungen der Zähne mehr kommen kann. Wärme und Massagen können zudem eine Entspannung der Muskulatur erreichen.

Eine erfolgreiche Behandlung des Zähneknirschens kann nur dann stattfinden, wenn sich der Patient dieses bewusst macht und auch tagsüber darauf achtet, ob und in welchen Situationen er die Zähne aufeinander presst. Dabei ist das Ziel das akute Pressen zu stoppen und langfristig die Stresssituation zu vermeiden.

Liegt das Zähneknirschen in einer Fehlstellung begründet, helfen gymnastische Übungen für den Kieferbereich, die Kiefer wieder in eine korrekte Haltung zurückzuführen. Außerdem empiehlt sich unter Umständen eine weitere Behandlung beim Kieferorthopäden. Schlecht sitzende Prothesen müssen in jedem Fall von einem Zahnarzt angepasst werden.


Vorbeugung

Zähneknirschen kann durch Stressvermeidung vorgebeugt werden. Die Anwendung verschiedener Entspannungstechniken und ein Bewusstwerden über die eigene Lebenssituation sind dabei maßgeblich. Belastende Faktoren im Leben sollten soweit wie möglich beseitigt und positive Einflüsse gestärkt werden. Prinzipiell geht es dabei um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung sowie einen bewussten Umgang mit Stresssituationen.

Das können Sie selbst tun

Der Patient kann auch selbst etwas gegen sein lästiges Zähneknirschen tun. Dazu gehört insbesondere das Ausüben von Entspannungsmethoden wie zum Beispiel Yoga. Entsprechende Kurse lassen sich u. a. an der Volkshochschule erlernen. Werden die Entspannungstechniken über einen längeren Zeitraum ausgeübt, tragen sie positiv zur Besserung der Beschwerden bei. So haben sie den Vorteil, Verkrampfungen an den Muskeln, die häufig durch Stress entstehen, zu lockern. Die Entspannungsmethoden können auch in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden. Es ist ratsam, sie vor dem Schlafen vorzunehmen, was zu einer entspannten Nachtruhe beiträgt.

Als hilfreich gelten außerdem spezielle Übungen gegen dentalen Stress. Sie stimulieren und stärken die Selbstheilungskräfte des Körpers. Zuerst wird der Kopf gelockert und anschließend rund zehn Minuten lang hängengelassen. Auf diese Weise lässt sich der Nacken strecken. Auch die Nerven werden entlastet, was sich wiederum positiv auf die Wirbelsäule auswirkt. Nächster Schritt ist das Auf- und Niederschwingen des Kopfes. Der Rücken wird dann fest in die obere und untere Richtung gedrückt. Diese Übung sorgt für den Abbau des Nervendrucks innerhalb der Wirbelsäule.

Als hilfreich zur Lockerung der Kiefermuskulatur gelten zudem Massagen oder krankengymnastische Übungen. Aber auch Veränderungen an der Lebensweise, die von Dauer sind, können neuen Beschwerden durch das Zähneknirschen vorbeugen. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Aufputschmittel, Nikotin, Koffein und Alkohol.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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