Zahnpulpa

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der Zahnpulpa wird das Innere des Zahns verstanden. Sie trägt auch die Bezeichnung Zahnmark.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Zahnpulpa?

Die Zahnpulpa nimmt verschiedene wichtige Aufgaben wahr. Dazu gehört u. a. die Synthetisierung von Dentin.
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Als Zahnpulpa wird das Weichgewebe im Zahninneren bezeichnet. Sie ist auch als Zahnmark bekannt und füllt die Pulpahöhle (Cavum dentis) sowie die Wurzelkanäle aus. Zusammengesetzt wird die Pulpa größtenteils aus gallertähnlichem Bindegewebe, das mit sensiblen Nervenfasern ausgestattet ist. Ebenfalls Bestandteil des Zahnmarks sind die Blut- und Lymphgefäße.

In der Umgangssprache trägt die Zahnpulpa auch die Bezeichnung Zahnnerv, was jedoch nicht korrekt ist. Umgeben wird sie in der Pulpahöhle von den Zahnhartsubstanzen. Die Höhle der Pulpa erstreckt sich von der Zahnkrone bis hin zu den Zahnwurzelspitzen. Der Verlauf sämtlicher Zuflüsse und Abflüsse von Venen, Arterien und Lymphgefäßen führt durch das Foramen apicale. In der Endodontie werden Zahnpulpa sowie das benachbarte Dentin als Pulpa-Dentin-Komplex bezeichnet. Dies soll die funktionelle Einheit dieser Strukturen betonen.

Anatomie & Aufbau

Aus makroskopischer Sicht findet eine Unterteilung der Zahnpulpa in Wurzelpulpa und Kronenpulpa statt. Diese Differenzierung kann klinisch durchaus von Bedeutung sein, wie im Rahmen einer Pulpotomie. Bei diesem Verfahren entfernt der Zahnarzt die infizierte Kronenpulpa, während er die Wurzelpulpa erhält. In der Region der Kronenpulpa ist ein Aufbau in mehreren Schichten vorhanden. Zur Spitze hin büßt er in zunehmendem Maße an Umfang ein.

Grundsätzlich lässt sich die Pulpa in mehrere Abschnitte unterteilen. Dabei handelt es sich um den Odontoblastensaum, die Subodontoblastenschicht, die Weil-Zone sowie die bipolare Zone und die Kernzone. Als erste Schicht fungiert der Odontoblastensaum. Er ist dem Prädentin aufgelagert und verfügt über eine Anordnung in Palisadenform. Von den Odontoblasten werden die Tomes-Fasern, langgestreckte Zellfortsätze, in die Dentinkanälchen ausgeschickt. Die Fasern verfügen untereinander über eine enge Verbindung. An der Kronenpulpa besteht eine säulenförmige Anordnung der Odontoblasten.

Im mittleren Bereich der Wurzelpulpa weisen sie eine Kubusform auf, während sie in der apikalen Wurzelregion abplatten und letztlich komplett fehlen. An die Odontoblasten lagern sich die sogenannten Höhl-Zellen an, die die Subodontoblastenschicht markieren. Diese bipolaren Präodontoblasten dienen als Stammzellen für den Nachschub an Zellen für die Odontoblastenschicht.

Das an die Odontoblastenschicht angrenzende Gewebe der Pulpa trägt die Bezeichnung Weil-Zone. Diese verfügt über weniger Zellen als die anderen Pulpazonen. Dafür enthält sie Zytoplasmafortsätze, die von Fibroblasten stammen. Außerdem sind einige Endäste von Nervenfasern vorhanden. An die zellkernarme Zone schließt sich die bipolare Zone an. Dort gibt es eine Vielzahl an Zellen, die sich dicht anlagern und mit einem spindelförmigen Zellkern ausgestattet sind. Da die Zellen optisch den Eindruck machen, als wären sie mit zwei Polen ausgestattet, erhielt ihr Abschnitt die Bezeichnung „bipolare Zone“. In dieser Zone sind reichlich Ersatzzellen von Pulpa und Fibroblasten vorhanden.

Von den Fibroblasten wird Kollagen hergestellt. Auf diese Weise sorgen sie für das Entstehen eines Fasernetzwerkes. Dort betten sich die Zellen sowie die extrazelluläre Matrix ein. Von der bipolaren Zone wird der Pulpa-Kernbereich abgegrenzt. Gemeint ist damit ein Bindegewebsstrang mit gallertartiger Struktur. In dem Strang kommen Blutgefäße, Nerven sowie unterschiedliche Zelltypen vor. Dazu gehören Lymphozyten, Makrophagen, Fibroblasten und Mesenchymzellen.

Funktion & Aufgaben

Die Zahnpulpa nimmt verschiedene wichtige Aufgaben wahr. Dazu gehört u. a. die Synthetisierung von Dentin. Dabei gilt es, zwischen mehreren Dentinarten zu unterscheiden. Bis das Wachstum der Wurzel abgeschlossen ist, erfolgt die Herstellung von Primärdentin. Ist der Zahn komplett herangereift, stellt sich die Produktion auf Sekundärdentin um.

Die Synthese des Sekundärdentins schreitet kontinuierlich voran. Dies führt wiederum zu einer langsamen Verkleinerung des Pulpacavums. Weiterhin ist die Bildung von Reizdentin dicht an der Pulpa als Reaktion auf Reize mechanischer, thermischer oder chemischer Natur möglich.

Das Gefäßsystem der Pulpa hat die Aufgabe, das Dentin mit Nährstoffen zu versorgen. Des Weiteren verfügt die Zahnpulpa über eine sensorische Funktion. So ist sie in der Lage, mechanische, thermische, chemische und osmotische Reize zu registrieren. Wie die Weiterleitung von Schmerzreizen vom Dentin zur Pulpa hin stattfindet, ließ sich bislang noch nicht genau klären. Es wird angenommen, dass die Weitergabe der Reize von den Odontoblastenfortsätzen übernommen wird. Eine weitere wichtige Aufgabe der Zahnpulpa stellt die Abwehr von schädlichen Mikroorganismen dar.


Krankheiten

Die Pulpa ist anfällig für verschiedene krankhafte Veränderungen. Dazu gehört in erster Linie die Pulpitis, bei der es sich um eine Entzündung des Zahnmarks handelt. Bemerkbar macht sich eine Pulpitis durch Zahnschmerzen und Druckgefühle. Durch Entzündung des Zahnmarks kommt es zum Aufbau von Druck innerhalb des Zellstoffhohlraums. Dieser strahlt auf das angrenzende Gewebe und den Zahnnerv aus. Eine Umleitung des Drucks auf die benachbarten Weichteile ist im Unterschied zu anderen Körperbereichen nicht möglich.

Eine Pulpitis kann genauso bei Milchzähnen als auch bei bleibenden Zähnen auftreten. Verursacht wird sie durch Karies, die zum Befall der Pulpa mit schädlichen Bakterien führt. Die Karies entsteht wiederum durch bakteriellen Zahnbelag. Bei einem tiefen Zerfall der Zahnsubstanz sind die Bakterien in der Lage, in die Pulpa einzudringen und eine Entzündung auszulösen. Mitunter können aber auch säurehaltige Speisereste, Verletzungen, Zahnfüllungen oder Kronen der Grund für eine Pulpitis sein.

Weitere Schäden an der Zahnpulpa sind eine apikale Parodontitis an der Zahnwurzelspitze, eine odontogene Infektion mit einem Abszess oder eine Pulpagangrän, die zum Absterben des Pulpagewebes führt.

Quellen

  • Schumacher, G.-H., Gente, M.: Odontographie – Anatomie der Zähne und des Gebisses. Hüthig, Heidelberg 1995
  • Schwenzer, N., Ehrenfeld, M., et al.: Zahnärztliche Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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