Diabetes mellitus Typ 1

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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An der Autoimmunkrankheit, die auch unter dem Namen Diabetes mellitus Typ 1 bekannt ist, leiden in Deutschland mit einer Zahl von 400 000 Erkrankten deutlich weniger Menschen als an Diabetes mellitus Typ 2.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Diabetes mellitus Typ1?

Sind rund 80 Prozent der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, hat der Körper nicht mehr genug Insulin zur Verfügung, um den Zucker als Energielieferant in die Zellen zu transportieren.
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Auch wenn Diabetes melltius Typ 1 nicht heilbar ist, wird den Patienten es ermöglicht, aufgrund der weit vorangeschrittenen Medizin ein langes Leben mit einer hohen Lebensqualität zu führen.

Bei der Autoimmunkrankheit Diabetes mellitus Typ 1 wendet sich das Immunsystem des Körpers gegen die Bauchspeicheldrüsenzellen, die Insulin produzieren, und zerstört diese. Die Insulinproduktion kann nicht mehr fortgesetzt werden und es kommt zum Ausbleiben des Hormons innerhalb kürzester Zeit.

Dieser Vorgang kann fatale Folgen haben, denn das Hormon Insulin ist dafür verantwortlich, den Zucker, der durch die Nahrung in das Blut aufgenommen wurde, abzubauen und ihn zur Energiegewinnung zu verwenden. Bei einer Zerstörung der Insulinzellen staut sich der Zucker in den Adern, sodass der Blutzuckerspiegel in die Höhe schießt.

Ursachen

Die Ursachen für eine Autoimmunerkrankung wie Diabetes mellitus Typ 1 ist meistens eine Autoimmunreaktion (Zerstörung der Insulinzellen der Bauchspeicheldrüse).

Aus welchem Grund sich das Immunsystem jedoch gegen die B-Zellen zur Insulinproduktion wenden, ist noch ungeklärt. Es wird bisher vermutet, dass gewisse Erbanlagen eine Rolle bei diesem Vorgang spielen. Diese Vermutung ist allerdings nicht ausreichend belegt, deshalb beziehen Forscher in ihre Untersuchungen ebenfalls die Umweltfaktoren ein, unter denen eine Autoimmunreaktion hervorgerufen werden kann.

Demnach kann der Ausbruch von Diabetes mellitus Typ 1 durch zu frühen Kontakt mit Kuhmilch sowie einige Viren deutlich begünstigt werden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Sind rund 80 Prozent der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, hat der Körper nicht mehr genug Insulin zur Verfügung, um den Zucker als Energielieferant in die Zellen zu transportieren. Innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen machen sich erste Symptome bemerkbar.

Den durch den Insulinmangel vermehrt im Blut verbleibenden Zucker scheidet der Körper über den Urin aus. Ein erhöhter Harndrang sowie ein ständiges Durstgefühl zählen daher zu den typischen Symptomen eines Typ-1-Diabetes. Zudem kann sich der gestörte Flüssigkeitshaushalt in einer trockenen, juckenden Haut sowie Sehstörungen und Kopfschmerzen niederschlagen.

Da immer weniger Zucker in die Zellen gerät, greift der Körper auf die Fettreserven zurück. Dies kann zu raschem Gewichtsverlust, aber auch zu Heißhungerattacken auf Süßes führen. Müdigkeit, Schlappheit und Konzentrationsstörungen sind weitere Beschwerden.

Zudem wirkt sich der Diabetes auf das Immunsystem aus, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte und schlechterer Wundheilung führt. Beim Typ-1-Diabetes riechen Urin und Atem säuerlich-obstartig nach Azeton.

Akute Symptome sind lebensbedrohliche Bewusstseinsstörungen. So kann der fortschreitende Zuckermangel in den Zellen zum diabetischen Koma (Übersäuerung) führen, das sich durch Übelkeit, Erbrechen und tiefes Atmen (Azetongeruch) ankündigt. Eine zu hohe Insulindosis bei einem bereits diagnostizierten Typ1-Diabetes kann wiederum im diabetischen Schock (Unterzuckerung) enden, der mit plötzlichem Hunger, Schwitzen, Blässe und Herzklopfen einhergeht.

Verlauf

Die Autoimmunkrankheit Diabetes mellitus Typ 1 ist besonders gefährlich, da sie sich nur schleichend bemerkbar macht. Meistens setzt sie schon in der frühen Kindheit ein. Die Symptome können aber erst Jahre später auftreten, obwohl die Antikörper, die die Insulinzellen zerstören, schon Jahre vor Auftreten der ersten Symptome im Blut nachweisbar sind. Durch eine einfache Messung der Zuckerkonzentration kann die Krankheit nachgewiesen werden.

Mit dem Anstieg des Blutzuckerspiegels und Glukosenachweisen im Urin können sich ebenfalls die ersten Symptome von Diabetes mellitus Typ 1 bemerkbar machen. Dies wären unter anderem Harndrang, Durst, Müdigkeit, Juckreiz, Gewichtsverlust, Azetongeruch sowie Magen-Darm-Probleme und diabetisches Koma.

Wenn der Körper durch den starken Flüssigkeitsverlust sowie durch einen steigenden Ketonkörperspiegel eine Übersäuerung des Organismus erreicht hat, macht sich das durch tiefe Atemzüge zur Kohlendioxidabgabe bemerkbar. In diesem Zustand muss der Patient sofort fachärztliche Hilfe bekommen, da das zunehmende Austrocknen des Gehirns dafür sorgt, dass der Patient komatös wird.

Wenn keine Therapie erfolgt, fällt der Patient durch den Flüssigkeitsmangel und die Übersäuerung in ein diabetisches Koma. Die Krankheit muss dann auf der Intensivstation überwacht werden und ist somit lebensbedrohlich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt muss aufgesucht werden, sobald zumindest ein Zuckerkoma (Hyperglykämie) stattgefunden hat. Dasselbe gilt, wenn häufige Unterzuckerungen (Hypoglykämie) auftreten. Allerdings sollte ein Allgemeinmediziner bereits dann kontaktiert werden, wenn ein erhöhter Glukosespiegel festgestellt wird.

Das ist besonders bei Kindern ratsam, die an Übergewicht leiden. Durch richtige Ernährung und gesundes Abnehmen kann das Entstehen von Diabetes mellitus Typ I noch abgewandt werden. Welcher Arzt eine Behandlung durchführt, hängt davon ab, aus welchem Grund die Krankheit aufgetreten ist.

Liegen umkehrbare Ursachen vor, kann ein Allgemeinmediziner die Behandlung betreuen. Tritt die Krankheit allerdings plötzlich z.B. durch traumatische Erlebnisse auf, sollte ein Internist mit Diabetesschwerpunkt herangezogen werden. Eine genaue Diagnose kann nur ein speziell geschulter Facharzt stellen. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass es auch einen nicht einstellbaren Typ I mit Mischformen gibt.

Wenn der Verdacht darauf besteht, sollte ein Mediziner aufgesucht werden, der sich damit auskennt. Oft bedarf es auch mehrfacher Ärztewechsel. Davor ist nicht zurückzuscheuen, da ansonsten falsche Tipps und negative Auswirkungen wie z.B. Gewichtszunahme und Verschlechterung des Gesundheitszustandes zu befürchten sind.

Behandlung & Therapie

Werden die Symptome von Diabetes mellitus Typ 1 rechtzeitig erkannt, so kann eine adäquate Therapie zur Linderung der Symptome und zur Herstellung der gewohnten Lebensqualität eingesetzt werden. Zur Behandlung werden verschiedene Therapieformen genutzt, die ein Leben lang fortgesetzt werden müssen.

Bei der konventionellen Insulintherapie muss sich der Patient zwei Mal täglich ein kurz und ein lang wirkendes Insulinpräparat spritzen. Die Mahlzeiten sind abhängig von der gespritzten Dosis des Insulins. Zur Sicherheit muss sich der Patient regelmäßigen Blutabnahmen und Untersuchungen unterziehen.

Die Intensivierte Insulintherapie bietet den Diabetes mellitus Typ 1 Patienten ein gewisses Maß an Flexibilität, denn durch das Spritzen von zwei lang wirkenden Dosen kann der Patient den Zeitpunkt seiner Mahlzeiten frei wählen.

Durch die moderne Insulinpumpentherapie wird die gespritzte Menge, die durch den Katheter direkt ins Bauchfett gespritzt wird, besser dosierbar. Aufgrund dessen eignet sich diese Therapieform vor allem für Kleinkinder.

Aussicht & Prognose

Der Diabetes mellitus Typ 1 ist nicht heilbar. Die Patienten müssen ein Leben lang ärztlich betreut werden, regelmäßig ihren Blutzuckerwert kontrollieren und sind auf die Zufuhr von Insulin angewiesen.

Entscheidend für den Verlauf der Erkrankung sind die Komplikationen, die insbesondere durch einen schlecht eingestellten Diabetes hervorgerufen werden können. Insgesamt haben Frauen und Männer ein im Verhältnis zur Normalbevölkerung erhöhtes Risiko vorzeitig an diesen Komplikationen auch zu versterben.

Folgeschäden des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gehören zu den häufigsten Komplikationen eines Diabetes mellitus. Sie tragen maßgeblich zur Verringerung der Lebenserwartung bei Diabetikern bei. Eine weitere Komplikation welche die Lebenszeit verkürzen kann, ist das Nierenversagen bei einer diabetischen Nephropathie.

Eine gute Nierenfunktion verbessert dabei nachweislich die Prognose der Patienten. Besonders in jüngeren Jahren, bei noch nicht optimal eingestelltem Diabetes, stellt die Entgleisung des Blutzuckers mit ihren Folgen eine mögliche Todesursache dar. Hierbei kommt es zur Übersäuerung des Blutes durch Insulinmangel (diabetische Ketoazidose), die schnell tödlich verlaufen kann.

Insgesamt ist die Lebenserwartung für Typ 1 Diabetiker aber über die letzten Jahre und Jahrzehnte durch verbesserte Medikamente, engmaschige Kontrollen und gezielte Schulungen der Betroffenen immer weiter angestiegen.


Vorbeugung

Für Diabetes mellitus Typ 1 besteht im Gegensatz zu Typ 2 keine Vorbeugemöglichkeit. Doch eine Messung der Antikörper und der Zuckerkonzentration im Blut kann man vorhersagen, ob jemand an Diabetes mellitus Typ 1 erkranken wird.

Das können Sie selbst tun

Diabetes mellitus Typ 1 ist eine genetisch bedingte Autoimmunerkrankung, die zur allmählichen Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse führt. Das bedeutet, dass bei Nichterkennung der Erkrankung der Blutzuckerspiegel aufgrund des Insulinmangels allmählich auf Werte oberhalb der Norm steigt und Folgeschäden verursachen kann.

Selbsthilfemaßnahmen bestehen zunächst in einer aufmerksamen Selbstbeobachtung, falls weitere Fälle von Diabetes Typ 1 in der Familie bekannt sind. Bei auftretenden Symptomen wie vermehrtes Durstgefühl ohne ersichtlichen Grund, häufiger Harndrang, Gewichtsverlust und eine allgemeine Abgeschlagenheit empfiehlt es sich, die Blutzuckerkonzentration messen zu lassen und bei erhärtetem Verdacht eine ausführliche Untersuchung zu veranlassen.

Bei bereits festgestellter Diabetes Typ 1 besteht das wichtigste Ziel darin, über eine Insulintherapie den Blutzuckerspiegel optimal einzustellen, um Folgeschäden an den Blutgefäßen, in der Netzhaut, an den Herzkranzgefäßen und vor allem in den Nieren zu vermeiden oder den Verlauf bereits vorhandener Schädigungen möglichst auszuheilen, zumindest aber zu stoppen. Als begleitende und unterstützende Maßnahme wird empfohlen, den Blutdruck auf möglichst niedrige Werte einzustellen, vor allem zur Unterstützung der Nierenfunktion.

Da Diabetes Typ 1 als genetisch verursachte Krankheit nicht heilbar ist, wird eine lebenslange Insulintherapie empfohlen, die aus der Kombination eines lang und eines kurz wirkenden Insulins besteht und direkt in das Bauchfett appliziert wird.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

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