Dorian-Gray-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der folgende Artikel setzt sich mit den Ursachen, der Symptomatik und der Behandlung des Dorian-Gray-Syndroms auseinander. Bei diesem handelt es sich um eine psychische Störung, die durch einen starken Jugendlichkeitswahn geprägt wird. Die Ursachen für das Syndrom sehen Psycho- und Soziologen in den unrealistischen Schönheitsstandards der modernen Gesellschaft.
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Was ist das Dorian-Gray-Syndrom?
Das Dorian-Gray-Syndrom ist eine psychische Störung, die sich in dem zwanghaften Wunsch äußert, nicht zu altern. Nach Schätzungen sind rund drei Prozent der deutschen Bevölkerung an dem Syndrom erkrankt. Betroffene Patienten weigern sich, äußerlich, wie auch innerlich zu reifen.
Sie sind sehr fokussiert auf ihren Körper, den sie als außergewöhnlich unästhetisch wahrnehmen. Um ihren Vorstellungen eines idealen Erscheinungsbildes gerecht zu werden, missbrauchen sie Lifestyle-Medikamente wie Appetitzügler und Potenzmittel. Auch die ästhetische Chirurgie wird meist mehrfach in Anspruch genommen.
Namensgebend wirkte im Jahre 2000 der Gießener Psychologe Burkhard Brosig. Benannt ist dieses Syndrom nach einer Romanfigur aus Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“. Der besagte Protagonist opfert seine Seele im Austausch für ewige Jugend. Letztendlich treibt ihn die Erfüllung dieses Wunsches in den Freitod. Dies stellt eine Parallele zu dem tatsächlichen Verlauf der Erkrankung dar.
Ursachen
Das Dorian-Gray-Syndrom wird als Folge des Strebens nach körperlicher Perfektion betrachtet. Die Medien konfrontieren den Konsumenten tagtäglich mit makellosen Idealmenschen und Schönheit wird als höchst erstrebenswertes Gut propagiert. Wer nicht dem Standard entspricht, kann weder finanziell noch partnerschaftlich erfolgreich sein.
Dieses Trugbild verankert sich in den Gehirnen der Konsumenten und verursacht Selbstzweifel. Der Vergleich der idealen Körper in den Hochglanzmagazinen mit dem eigenen fällt ernüchternd aus und es entsteht das Verlangen, sich zu verändern. Anfällig für das Syndrom sind Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl.
Erkrankte Patienten sehnen sich nicht nur nach Vollkommenheit, sondern haben auch Hemmungen davor, sich mit dem Älterwerden auseinander zu setzen. Der jugendliche Mensch trägt keine Verantwortung. Wer reift, muss lernen, selbstverantwortlich zu handeln und die Konsequenzen zu tragen. Wenn man jedoch in ewiger Jugend verharrt, bleibt einem dies vermeintlich erspart.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome des Dorian-Gray-Syndroms fallen erst als Symptomkomplex auf. Minderwertigkeitskomplexe und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper sind weit verbreitet. Bei DGS-Patienten fällt jedoch auf, wie eklatant sich die Selbst- und Fremdwahrnehmung unterscheiden.
Aus der ausführlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Erscheinungsbild resultiert ein ausgeprägter Narzissmus. Dieser fungiert zudem als Überkompensation des mangelnden Selbstwertgefühls. Durch die Abstufung anderer fühlt sich der Erkrankte selbst wertvoller. Dies erschwert dem Patienten zwischenmenschliche Interaktionen.
Auffallend ist zudem die fehlende seelische Reife. Langfristige gesunde Beziehungen können nicht geführt werden. Dies führt oft zur Isolation. Die ständige Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen und vermeintlichen Makeln bedingt, kombiniert mit der Einsamkeit, häufig Depressionen. Diese wird oft von suizidalen Tendenzen begleitet.
Um die Perfektion zu erreichen, bedienen sich DGS-Erkrankte zahlreicher Lifestyle-Medikamente. Dazu zählen Potenz- und Haarwachsmittel, Appetitzügler und Antidepressiva. Letztere werden jedoch nicht bewusst gegen die Depressionen genommen, sondern gelten als angenehme Stimmungsaufheller. Häufiges und extremes betreiben von Sport gilt ebenfalls als Symptom. Die häufige Inanspruchnahme von ästhetischer Chirurgie, Laserbehandlungen und anderer Eingriffe, dient ebenfalls als Indiz.
Diagnose & Verlauf
Da es sich bei dem Syndrom um ein relativ neues Phänomen handelt, gibt es bisher keinen offiziellen Diagnoseschlüssel. Treten jedoch die oben genannten Symptome in der Kombination mit dem Missbrauch von mindestens zwei Lifestyle-Medikamenten und/oder unnötigen medizinischen Eingriffen auf, gilt eine Person als erkrankt.
Wie bei jeder psychischen Störung gilt: je eher die Störung erkannt und behandelt wird, desto größer sind auch die Heilungschancen. Wird das Dorian-Gray-Symptom nicht behandelt, nimmt es im späteren Verlauf selbstschädigende Formen an. Häufige Schönheitsoperationen bergen zahlreiche Risiken. Herzstillstand während der Narkose, Kunstfehler und Wundentzündungen.
Findet ein Patient in der permanenten Veränderung seines Äußeren nicht die Befriedigung, die er sucht, wird er andere Kompensationswege finden. Häufig führt dies zu erhöhtem Drogen- und Alkoholkonsum. Wird das Syndrom für den Patienten unerträglich, kann dies auch zum Suizid führen.
Erfolgt beim Vorliegen des Dorian-Gray-Syndroms keine Behandlung, nehmen die Verhaltensweisen des Erkrankten selbstschädigende Formen an. Unnötig durchgeführte Schönheitsoperationen bergen zahlreiche Gesundheitsrisiken. Dazu gehören insbesondere Wundentzündungen, Kunstfehler bis hin zum Schockzustand oder Herzstillstand während der Narkose.
Wenn Veränderungen am Äußeren des Erkrankten nicht zur erwünschten Befriedigung führen, werden hier oftmals andere Kompensationswege gesucht. Häufig tritt dies verknüpft mit einem erhöhten Alkohol- und Drogenkonsum und Medikamentenmissbrauch in Erscheinung. Im schlimmsten Fall kann dies zum Tod oder Suizid der erkrankten Person führen.
Komplikationen
Da das Krankheitsbild erst 2015 als solches charakterisiert wurde, befindet sich der Forschungsstand hier dementsprechend noch im Anfangsstadium. Allgemein wird zur Behandlung des Störungsbildes in jedem Fall eine Psychotherapie empfohlen. Als Anspruch an den behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten gilt es, eine Anamnese durchzuführen und Zusammenhänge der Krankheit aufzudecken.
Beim Dorian-Gray-Syndrom ist es von entscheidender Wichtigkeit festzustellen, ob die Symptomatik im Zusammenhang mit einer Persönlichkeitsstörung steht. In dem Fall stellt eine gezielte Arbeit an der jeweiligen Persönlichkeitsstörung ein begleitendes Hauptziel der Behandlung dar. Je nach Art der Störung empfehlen sich unterschiedliche Behandlungsarten, die spezifische Medikation vorsehen können.
Das erste Ziel des Patienten sollte es sein, im Rahmen der Therapie ein Problembewusstsein zu entwickeln. Ohne dieses insbesondere können auch mit einer Behandlung Komplikationen auftreten. Sobald die Krankheit ins Bewusstsein des Patienten tritt, kann dieser darauf unterschiedlich reagieren. Hier können sich Probleme und Verhalten des Patienten, durch ein bewusstes Unterdrücken der Emotionen, verschlechtern.
Daher sind regelmäßigen Sitzungen von entscheidender Wichtigkeit. Hilfreich kann es auch sein, dem Patienten dabei zu helfen, ein soziales Hilfsnetzwerk aufzubauen. Dieses kann ihm zur Manifestation eines positiven Selbstgefühls unterstützend Verstärkung bieten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In der Regel führt das Dorian-Gray-Syndrom zu verschiedenen psychischen Beschwerden, sodass ein Arzt immer dann aufgesucht werden sollte, wenn der Betroffene an psychischen Störungen oder an Depressionen leidet. Auch bei Selbstmordgedanken oder sogar einem Selbstmordversuch ist auf jeden Fall der Besuch beim einem Doktor notwendig. Weiterhin sollte der Betroffene dann einen Arzt aufsuchen, wenn er Minderwertigkeitskomplexe oder ein deutlich verringertes Selbstwertgefühl aufweist. Oft können auch nur außenstehende Menschen die Beschwerden des Dorian-Gray-Syndroms feststellen, sodass diese den Patienten auf die Erkrankung hindeuten.
In schwerwiegenden Fällen ist dabei auch die Behandlung in einer geschlossenen Klinik sinnvoll. Ein Arzt sollte auch dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene auf eigene Handlung Appetitzügler oder Potenzmittel in einer großen Menge einnimmt. Damit können weitere Schäden am Körper verhindert werden. Auch häufige plastische Operationen können auf eine psychische Störung hindeuten und sollten untersucht werden. Die Diagnose und Behandlung des Dorian-Gray-Syndroms sollte durch einen Psychologen erfolgen. Vor allem die Familie und Freunde und Bekannte sollten einen Betroffenen auf die Krankheit hinweisen und diesen zu einer Behandlung überzeugen.
Behandlung & Therapie
Jemand der am Dorian-Gray-Symptom erkrankt ist, sollte sich in Therapie begeben. Der Betroffene sieht jedoch selbst oft keinen Behandlungsbedarf und lernt sich mit seiner Störung zu arrangieren. In der Psychotherapie wird es zunächst darum gehen, beim Patienten ein Problembewusstsein zu wecken.
Der Erkrankte muss erkennen, dass sein Verhalten zwanghaft und für ihn selbst schädlich ist. Ohne diese Erkenntnis wird es schwierig, einen Ansatz für die Therapie zu finden. Nach diesem Prozess wird der Therapeut auf die Stärkung des Selbstwertgefühls hinarbeiten. Durch Achtsamkeitsübungen wird ein Gefühl für die eigenen Emotionen vermittelt.
Der Patient lernt sich und sein inneres Erleben ernst zu nehmen. Darauf kann dann das Bewusstsein für die eigene Wertigkeit aufbauen. Zudem lehrt der Therapeut den Patienten angemessene Kompensationsstrategien für die innere Unsicherheit.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des Dorian-Gray-Syndroms hängt von der Krankheitseinsicht des Patienten ab. In den meisten Fällen nehmen die Betroffenen keine Behandlung in Anspruch, da sie sich selbst nicht als krank empfinden. Die Betroffenen nehmen nicht wahr, dass sie eine psychische Störung haben, die therapierbar ist oder sie sind voller Scham und lehnen Hilfe aus diesem Grund ab. Sie entscheiden sich für ein Leben mit dem zwanghaften Wunsch nach Verjüngung und versuchen selbständig mit den Beschwerden umzugehen.
Es kann zu intervallartigen Phasen kommen, in denen die Intensität der Symptome zunimmt. Im ungünstigen Fall treten weitere Erkrankungen auf und der Gesundheitszustand verschlechtert sich erheblich. Die Aussicht auf Linderung verändert sich, sobald sich der Betroffene in eine Therapie begibt und sich auf die Behandlung einlässt. Durch kognitive Veränderungen und Bewusstwerdungstrainings erleben die Patienten eine Erleichterung und die Symptome des Dorian-Gray-Syndroms reduzieren sich.
Die Therapie kann mehrere Monate oder Jahre beanspruchen, bis deutliche Verbesserungen eintreten. Der Erfolg ist an die Mitarbeit des Patienten gebunden. In einigen Fällen wird trotz Therapie keine Linderung beobachtet. Besonders ungünstig ist die Prognose bei Patienten mit einer zusätzlichen Persönlichkeitsstörung. Neben einer mangelnden Krankheitseinsicht kann es aufgrund der Persönlichkeit zu einer Festigung der Beschwerden des Dorian-Gray-Syndroms kommen.
Vorbeugung
Da das Dorian-Gray-Syndrom hauptsächlich durch die Standards der heutigen Gesellschaft bedingt ist, ist es schwer Aussagen über Präventionsmethoden zu treffen. Es müsste das Gesamtkonzept „Schönheit“ überdacht werden. Individuen muss das Gefühl zurück gegeben werden, dass sich ihr Wesen nicht über ihr Erscheinungsbild definiert. Zudem sollten die Patienten in Schönheitskliniken genauer überprüft und hinterfragt werden, um ein Dorian-Gray-Syndrom rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.
Nachsorge
Beim Dorian-Gray-Syndrom erweisen sich die Maßnahmen oder Möglichkeiten einer Nachsorge in der Regel als relativ schwierig, da die Krankheit nicht vollständig behandelt werden kann. Der Betroffene ist daher auf eine frühzeitige und vor allem schnelle Diagnose angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen und Beschwerden kommt, die die Symptome weiterhin verschlechtern können.
Je früher das Dorian-Gray-Syndrom dabei erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf dieser Krankheit. Die Behandlung selbst erfolgt dabei in der Regel mit Hilfe einer Psychotherapie. Einige Betroffene sind dabei allerdings auch auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, die die Beschwerden lindern sollen.
Bei dieser Einnahme ist auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung zu achten, damit es nicht zu andere Komplikationen kommt. Bei Fragen oder bei Unklarheiten sollte dabei in der Regel immer ein Arzt aufgesucht werden. Eine Selbstheilung kann beim Dorian-Gray-Syndrom in der Regel nicht eintreten.
Nicht selten sind auch intensive Gespräche mit der eigenen Familie oder mit Freunden und Bekannten sinnvoll. Für Angehörige ist es ratsam, sich mit der Krankheit auseinandersetzen, um diese besser zu verstehen und darauf einzugehen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch das Dorian-Gray-Syndrom meistens nicht verringert.
Das können Sie selbst tun
Das Dorian-Gray-Syndrom ist ein eher neues psychologisches Behandlungsfeld. Der Betroffene führt und lenkt sein Leben zwanghaft nach dem Bedürfnis ewiger Jugend und Schönheit. Dies zu behandeln bedarf es professioneller therapeutischer Maßnahmen und ist in Selbsthilfe nicht zu bewältigen.
Der Patient besitzt ein derart falsches Selbstbildnis, das durch den unvermeidbaren Verlauf des Älterwerdens Depressionsschübe, Alkoholismus, Drogen- und Suizidgefahr bestehen. Der Betroffene muss lernen, seine Selbstwahrnehmung zu hinterfragen und mit der Fremdwahrnehmung in Balance zu bringen. Dies geschieht nur, wenn der Erkrankte sich der Gefahr seines Tuns gewahr wird.
Als Selbsthilfe im Alltag sollten auf sogenannte Lifestylemedikamente wie Potenzmittel, Antidepressiva und Appetitzügler umgehend verzichtet werden. Diese Medikamente wirken sich kontraproduktiv auf die Gesundheit aus. Bei zu häufigen ästhetisch chirurgischen Maßnahmen wird das Herz-Kreislauf-System unnötigen Belastungen ausgesetzt, die den Alltag beeinträchtigen.
Als Selbsthilfe dienen Fotos des eigenen Spiegelbildes, sich der Situation im Beisein eines unabhängigen neutralen Betrachters zu stellen. Eine Stärkung der körperlichen Akzeptanz und des Selbstwertes kann durch vernünftigen Sport wie Schwimmen, Yoga und Laufen erreicht werden. Meditative Achtsamkeitsübungen und Tai-Chi bringen das Gefühl für den eigenen Körper zurück. Um unterdrückte Emotionen sowie falsches Essverhalten zu bewältigen, ist das Führen eines Tagebuchs und der Besuch eines künstlerisch sozialen Netzwerkes hilfreich.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013