Appetitzügler

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wer sich erfolglos durch verschiedenste Diäten gekämpft hat, sieht oft in der Einnahme von Appetitzüglern seine letzte Chance zur schlanken Figur. Doch die „Abnehmpillen“ sind umstritten. Was für Präparate gibt es, und welche Alternativen bestehen?

Inhaltsverzeichnis

Was sind Appetitzügler?

Appetitzügler bauen selbst kein Fett ab, sorgen aber für eine geringere Nahrungsaufnahme. Vom Grundgedanken her sind sie für sehr stark Übergewichtige konzipiert.

Hunger und Sättigungsgefühl unterliegen komplizierten und umfangreichen Mechanismen, die im menschlichen Gehirn ablaufen und noch nicht bis ins letzte Detail erforscht sind. Es ist jedoch erwiesenermaßen möglich, dem Gehirn das Signal „satt“ bzw. „kein Appetit“ über Pharmaka, also Medikamente, zu vermitteln.

Appetitzügler sind demnach also Mittel, die über bestimmte Botenstoffe das Hungerzentrum im Gehirn manipulieren. Dabei vermitteln sie gleichzeitig meist eine Art Glücksgefühl oder Stimmungshoch. Es kann dadurch zu vermehrter Aktivität kommen, die über einen angeheizten Stoffwechsel einige Kalorien verbrennt und so die Gewichtsreduktion etwas unterstützt.

Der Effekt ist allerdings gering. Appetitzügler bauen selbst kein Fett ab, sorgen aber für eine geringere Nahrungsaufnahme. Vom Grundgedanken her sind sie für sehr stark Übergewichtige konzipiert.

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Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Appetitzügler reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als die Suche nach effektiven Methoden zur Gewichtsreduktion begann. Die ersten Appetitzügler, die in den 1930er Jahren populär wurden, enthielten Amphetamine. Diese Substanzen waren für ihre stimulierenden Eigenschaften bekannt und wurden zunächst zur Behandlung von Müdigkeit und Depressionen verwendet. Sie zeigten jedoch auch eine appetithemmende Wirkung, was zur Anwendung bei Übergewicht führte. Benzedrin, ein Amphetamin, war einer der ersten kommerziell verfügbaren Appetitzügler.

In den 1950er und 1960er Jahren erlebte die Nutzung von Amphetaminen als Appetitzügler einen Boom. Sie wurden als Wundermittel zur Gewichtsreduktion angepriesen. Jedoch führte der weit verbreitete Missbrauch dieser Substanzen zu erheblichen gesundheitlichen Problemen, einschließlich Abhängigkeit, Herzproblemen und psychischen Störungen. Diese Nebenwirkungen führten zu einer strengeren Regulierung und Einschränkungen ihrer Verwendung.

In den folgenden Jahrzehnten suchten Wissenschaftler nach sichereren Alternativen. Die Entdeckung von Phentermin in den 1950er Jahren bot eine neue Option, da es eine geringere Suchtgefahr hatte. In den 1990er Jahren kamen neue Medikamente wie Fenfluramin und Dexfenfluramin auf den Markt, die jedoch aufgrund von Risiken für Herzklappenerkrankungen bald wieder zurückgezogen wurden.

Heutzutage sind Appetitzügler wie Orlistat, das die Fettaufnahme blockiert, und neuere Wirkstoffe wie Liraglutid, ein GLP-1-Agonist, verfügbar. Diese modernen Medikamente werden in der Regel unter ärztlicher Aufsicht verschrieben und sind Teil eines umfassenden Behandlungsplans, der auch Diät und Bewegung umfasst.

Medizinische Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Adipositas, also extremes Übergewicht, gilt als Erkrankung. Die Fettleibigkeit kann eine Reihe von Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und andere Herz–Kreislauf–Erkrankungen, Knochen– und Gelenkschäden verursachen.

Ist eine Gewichtsreduktion also medizinisch notwendig, so stehen in Deutschland drei verschreibungspflichtige Medikamente (Appetitzügler) zur Verfügung, die unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden können. Die Wirkung kann zum einen durch die Hemmung der Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin erfolgen und damit Sättigungsgefühle auslösen oder zum anderen die fettverdauenden Enzyme im Dünndarm hemmen, wodurch das Nahrungsfett unverdaut ausgeschieden wird.

Damit werden dann bei gleichbleibender Nahrungsmenge Kalorien gespart. Wie Appetitzügler wirken auch Amphetamine, die ebenfalls rezeptpflichtig sind, und ephedrinhaltige Mittel. Appetitzügler werden vom Arzt oft als Einstieg in eine Ernährungsumstellung verordnet. Sie sind aber nicht für einen dauerhaften Gebrauch geeignet.

Sättigung ist übrigens auch durch Quellmittel und Ballaststoffe zu erzielen – hier handelt es sich aber um ein „echtes“ Sättigungsgefühl, da der Magen mit durch Flüssigkeitsaufnahme aufgequollenen Präparaten gefüllt ist. Es handelt sich dabei nicht um Appetitzügler, sondern um so genannte „Schlankheitsmittel“, zu denen auch Fatburner, Abführmittel, Diuretika (entwässernde Mittel) und Schlankheitstees zählen.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Appetitzügler

Geht man über den strengen, „medizinischen“ Begriff des Appetitzüglers hinaus, so lassen sich außer dem pharmazeutischen Medikament noch andere Formen von Appetitzüglern ausmachen.

Es gibt nämlich pflanzliche, natürliche und homöopathische Mittel, die eine appetitzügelnde Wirkung haben. Rezeptfreie Appetitzügler enthalten entweder dieselben Wirkstoffe wie die rezeptpflichtigen, aber in geringerer Dosierung, oder es handelt sich um rein pflanzlich bzw. natürlich hergestellte Produkte wie 5-HTP (eine Form der Aminosäure Tryptophan, gewonnen aus der Heilpflanze Griffonia).

Die Homöopathie setzt die Madar-Pflanze ein, und zwar die getrocknete Wurzelrinde, die im Hunger-Sättigungszentrum den Appetit senken soll. Sie wird in Form von Globuli (Zuckerkügelchen als Wirkstoffträger) verabreicht. Vor allem gegen mäßiges Übergewicht empfehlen sich allerdings wirklich natürliche Appetitzügler: Lebensmittel, die schnell und anhaltend sättigen, den Magen gut füllen oder den Stoffwechsel anheizen.

Ein Glas Wasser vor jeder Mahlzeit ist kalorienfrei und wirkt ebenso gut wie ein Quellmittel. Eier, Linsen, Tomaten, Topinambur oder Äpfel wirken appetithemmend durch ihre natürlichen Inhaltsstoffe. Scharfe Gewürze wie Chili verbessern die Fettverbrennung.

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Risiken & Nebenwirkungen

Vor allem pharmazeutische (chemische) Appetitzügler, aber auch Amphetamine und Ephedrine können starke bis sehr starke Nebenwirkungen haben. Von der Schleimhauttrockenheit über Herzrasen, Schwindel, Schlafstörungen, Blutdruckanstieg, Impotenz, Übelkeit und Unruhe bis hin zu Fettstühlen, Blähungen und Stuhlinkontinenz ist die Palette der unerwünschten und teilweise gefährlichen Begleiterscheinungen einer Einnahme von Appetitzüglern enorm breit.

Manche Mittel tragen außerdem ein Suchtpotential, da sie ähnlich wie Psychopharmaka (Antidepressiva) wirken. Daher sind verschiedene Präparate auf dem deutschen Markt verboten, andere sind verschreibungspflichtig und müssen unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Auch pflanzliche Präparate sind nicht automatisch „harmlos“, sondern können Neben– und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln haben. Hinzu kommt, dass eine Ernährungsumstellung und die notwendige Bewegung, die zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion führen, nicht gefördert werden.

Anwendung & Sicherheit

Die genaue Anwendung von Appetitzüglern variiert je nach Wirkstoff und individuellem Behandlungsplan, sollte jedoch immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Diese Medikamente werden in der Regel oral eingenommen, oft einmal täglich, vor einer Mahlzeit. Es ist wichtig, die empfohlene Dosis nicht zu überschreiten, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren. Begleitend zur Einnahme wird oft eine kalorienreduzierte Diät und regelmäßige körperliche Aktivität empfohlen, um die Wirksamkeit der Behandlung zu maximieren.

Die Sicherheit von Appetitzüglern ist ein kritischer Aspekt und hängt stark vom verwendeten Medikament und der Einhaltung der vorgeschriebenen Anwendung ab. Obwohl moderne Appetitzügler strengen Sicherheitsprüfungen unterzogen werden, können sie dennoch Nebenwirkungen verursachen.

Häufige Nebenwirkungen können Übelkeit, trockener Mund, Kopfschmerzen und erhöhte Herzfrequenz sein. Seltenere, aber ernstere Nebenwirkungen umfassen Herz-Kreislauf-Probleme und psychische Veränderungen. Daher ist eine regelmäßige Überwachung durch einen Arzt erforderlich, insbesondere bei Langzeitanwendung.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Appetitzüglern erfolgt durch umfangreiche Prüfungen auf Reinheit, Wirksamkeit und Sicherheit. Hersteller müssen strenge regulatorische Anforderungen erfüllen, die von Gesundheitsbehörden wie der FDA oder der EMA festgelegt werden.

Diese Prüfungen umfassen präklinische Studien, klinische Studien und Post-Marketing-Überwachung, um sicherzustellen, dass die Medikamente den Sicherheitsstandards entsprechen. Zudem werden Produktionsprozesse überwacht, um Konsistenz und Qualität der hergestellten Medikamente sicherzustellen.

Alternativen

Neben Appetitzüglern gibt es mehrere alternative Medikamente und Therapieformen zur Unterstützung der Gewichtsabnahme. Eine wichtige Gruppe sind die Lipase-Hemmer, wie Orlistat. Orlistat blockiert die Fettaufnahme im Darm, wodurch etwa 30% des aufgenommenen Fetts unverdaut ausgeschieden werden. Im Gegensatz zu Appetitzüglern wirkt Orlistat lokal im Magen-Darm-Trakt und hat keinen Einfluss auf das zentrale Nervensystem, was das Risiko für systemische Nebenwirkungen verringert.

Eine andere Alternative sind GLP-1-Agonisten wie Liraglutid, ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt, die auch zur Gewichtsabnahme beitragen können. Diese Medikamente verzögern die Magenentleerung und fördern das Sättigungsgefühl, was die Nahrungsaufnahme reduziert. Sie haben zusätzlich den Vorteil, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, was besonders bei adipösen Patienten mit Diabetes von Nutzen ist.

Zusätzlich zu pharmakologischen Optionen gibt es nicht-medikamentöse Therapieformen wie verhaltenstherapeutische Ansätze, Ernährungsberatung und körperliche Aktivität. Verhaltenstherapie hilft Patienten, Essgewohnheiten zu ändern und emotionales Essen zu kontrollieren. Ernährungsberatung bietet maßgeschneiderte Diätpläne, während regelmäßige Bewegung den Kalorienverbrauch erhöht und die allgemeine Gesundheit verbessert.

Im Vergleich zu Appetitzüglern, die direkt auf das Hungergefühl wirken, bieten diese alternativen Ansätze eine umfassendere Behandlung von Fettleibigkeit. Sie adressieren mehrere Aspekte des Gewichtsmanagements und haben oft ein geringeres Risiko für systemische Nebenwirkungen. Allerdings erfordern sie häufig eine stärkere Eigenmotivation und langfristige Änderungen des Lebensstils.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Appetitzüglern konzentrieren sich auf die Entwicklung sicherer und effektiver Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen. Ein bedeutender Trend ist die Erforschung von GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid, die nicht nur den Appetit regulieren, sondern auch die Blutzuckerkontrolle verbessern. Diese Medikamente verzögern die Magenentleerung und fördern das Sättigungsgefühl, was zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme führt. Studien zeigen, dass Semaglutid eine signifikante Gewichtsabnahme fördern kann, wodurch es zu einer vielversprechenden Option für die Behandlung von Fettleibigkeit wird.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Erforschung von Kombinationstherapien, die verschiedene Wirkmechanismen kombinieren, um die Gewichtsabnahme zu maximieren. Zum Beispiel wird die Kombination von Bupropion und Naltrexon untersucht, die auf das Belohnungssystem im Gehirn und das Hungergefühl wirken, um das Verlangen nach Nahrung zu reduzieren.

Die Forschung beschäftigt sich auch intensiv mit der Rolle von Mikroben im Darm (Mikrobiota) und ihrer Beziehung zum Appetit und Stoffwechsel. Es wird untersucht, wie die Manipulation der Darmmikrobiota durch Präbiotika, Probiotika oder Diäten das Gewicht beeinflussen kann.

Ein innovativer Behandlungsansatz ist die Entwicklung von Medikamenten, die auf den Mechanismus der braunen Fettaktivierung abzielen. Braunes Fett verbrennt Kalorien zur Wärmeerzeugung, und die Aktivierung dieses Gewebes könnte zu einer erhöhten Energieausgabe führen.

Zusätzlich werden personalisierte Medizinansätze erforscht, bei denen genetische Profile genutzt werden, um maßgeschneiderte Therapien für Patienten zu entwickeln. Dies könnte die Wirksamkeit und Sicherheit der Behandlung verbessern, indem sie spezifisch auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt wird.

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Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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