EHEC-Infektion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die EHEC-Infektion, die in den Medien auch als EHEC-Seuche bezeichnet wurde, ist eine bakterielle Magen-Darm-Erkrankung (kein Virus!), die einer gewöhnlichen Magen-Darm-Grippe bzw. Brechdurchfall symptomatisch ähnlich scheint. Sie ist allerdings im Gegensatz zur Magen-Darm-Grippe äußerst gefährlich und sollte schnellstmöglich von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Wegen ihrer hohen Ansteckungsgefahr ist sie in Deutschland meldepflichtig.
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Was ist eine EHEC-Infektion?
EHEC ist eine Abkürzung für eine krankheitserregende Bakterienart, welche von dem für die Verdauung des Menschen notwendigen Escherichia coli abstammt und als Enterohämorrhagisches Escherichia coli bekannt ist.
Bei der Erkrankung oder Infektion, welche durch die Aufnahme des Bakterienstammes ausgelöst wird, handelt es sich um einen Komplex von Erkrankungen, die in erster Linie den Darm des Menschen befallen. Im weiteren unbehandelten Verlauf kann es insbesondere bei sehr geschwächten Menschen zu einem sogenannten hämorrhagisch-urämischen Syndrom kommen, welches eine lebensbedrohliche Erkrankung darstellt und in den meisten Fällen zeitlebens bleibende Folgeschäden hinterlässt.
Die EHEC Darminfektion ist eine hämorrgische Diarrhoe (Durchfall), was mit dem Auftreten mit Blut vermischter Durchfallerscheinungen verbunden ist. Als Dickdarmerkrankung stellt die Infektion mit EHCE eine bakterielle Enteritis, eine durch Bakterien hervorgerufene Erkrankung dar.
Ursachen
Die Ursachen für eine Infektion mit EHEC, welche bis in kürzeste Vergangenheit als Reiseerkrankung bekannt war, bestehen in einer mangelhaften Hygiene, einem häufig bereits geschwächten Immunsystem vorwiegend bei Kindern und älteren Menschen, in verseuchten Lebensmitteln und im Kontakt zu kranken Nutztieren.
Dies sind neben Schafen, Ziegen und Hühnern alle Nutztiere, welche durch eine Verschmutzung mit Kot und durch entsprechende Ausscheidungen als Krankheitsträger in Frage kommen. In Lebensmitteln, die nicht ausreichend durchgegart und durchgeräuchert sind oder roh verzehrt werden, können die Erreger enthalten sein.
An erster Stelle steht in diesem Zusammenhang rohe und unzureichend erhitzte Milch. Hautkontakt zu erkrankten Tieren überträgt ebenfalls die EHEC Bakterien. Mit dem Dung erkrankter Tiere benetzte Pflanzen als Nahrungsmittel und infiziertes Wasser kommen gleichsam als Übertrager in Frage.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei dieser Infektion handelt es sich um eine sehr gefährliche Infektion, die in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden muss. Unbehandelt kann die EHEC-Infektion zum Tod des Betroffenen führen oder die Lebenserwartung des Patienten erheblich verringern. In der Regel sind die Beschwerden der EHEC-Infektion sehr ähnlichen zu den Beschwerden einer gewöhnlichen Magen-Darm-Grippe.
Die Betroffenen leiden dabei an einem blutigen Stuhlgang und an einem sehr starken Durchfall. Der Durchfall kann dabei häufig nicht durch Medikamente gestoppt werden. Ebenso kann es dabei zu Erbrechen und zu einer dauerhaften Übelkeit kommen. Die meisten Patienten auch an Fieber leiden, wird die EHEC-Infektion häufig mit der Magen-Grippe verwechselt, sodass keine frühzeitige Behandlung eintritt.
Ebenso kann die Infektion zu starken Schmerzen und Krämpfen im Bauch führen und wirkt sich damit im Allgemeinen sehr negativ auf die Lebensqualität und auf den Alltag des Betroffenen aus. Weiterhin kann sich die EHEC-Infektion weiter ausbreiten und die inneren Organe befallen, wobei es dadurch vor allem zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommt. Im schlimmsten Fall verstirbt der Betroffene dadurch an einem Organversagen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird in der Regel nur dann durch die EHEC-Infektion eingeschränkt, wenn diese nicht behandelt wird.
Verlauf
Der Krankheitsverlauf der EHEC-Infektion ist dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Symptome zunächst einer Darmentzündung bzw. Magen-Darm-Grippe ähneln. Die betroffenen klagen nach etwa 1 bis 8 Tagen Ansteckungs- und Inkubationszeit über Unwohlsein und Brechreiz, Übelkeit und anhaltendes Erbrechen sowie wässrigen Durchfall.
Darüber hinaus treten Fieber und Bauchkrämpfe durch eine Dickdarmentzündungen auf. Der Durchfall enthält im weiteren Verlauf auf Grund der Zerstörung der roten Blukörperchen (Hämolyse) und der beeinträchtigten Gerinnungsfähigkeit des Blutes mehr oder weniger große Mengen Blut. Bleibt eine sofortige und wirksame Therapie aus, sind fünf bis zehn Prozent der Patienten von einem hämolytisch-urämischen Syndrom betroffen.
Das bedeutet, dass die Funktion der Nieren eingeschränkt wird. Dies führt wiederum zur verminderten Ausscheidung von giftigen Stoffwechselendprodukten und unter Umständen zu Schädigungen des Gehirns. Durch eine Infektion mit EHEC wird gleichsam die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen, sodass die Patienten unter einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden.
Komplikationen
Im Normalfall heilt eine Infektion mit EHEC bei richtiger Behandlung ohne weitere Folgen aus. In wenigen Fällen können jedoch teils lebensbedrohliche Komplikationen entstehen. Besonders Kinder sind davon betroffen. Eine mögliche Komplikation ist die blutende Entzündung des Darms.
Der bei EHEC-Infizierten typisch auftretende Brechdurchfall kann zu extremen Flüssigkeitsverlusten führen. Insbesondere für Säuglinge und kleine Kinder kann dies eine große Gefahr darstellen. Besonders gefährlich ist das sogenannte hämolytisch-urämische-Syndrom, kurz HUS. Diese Komplikation tritt bei etwa fünf bis zehn Prozent der mit EHEC infizierten Personen auf.
Etwa die Hälfte der Kinder, die dieses Syndrom entwickeln, leiden unter bleibenden Schäden an den Nieren. Die Folge ist eine kurzfristige, in seltenen Fällen sogar lebenslang notwendige Dialyse-Behandlung. Etwa vierzig Prozent der Betroffenen des HUS-Syndroms entwickeln in zehn bis fünfzehn Jahren nach dem Auftreten der Krankheit eine chronische Nierenschwäche und/oder Bluthochdruck.
Dies führt eventuell zu weiteren schwerwiegenden Folgen. Das hämolytisch-urämische-Syndrom endet bei etwa vier Prozent der betroffenen Patienten tödlich. Problematisch ist zudem, dass infizierte Personen, vor allem Kinder, den EHEC-Erreger teilweise mehrere Wochen bis Monaten nach der Erkrankung noch ausscheiden. Dies kann wiederrum zur Infektion Dritter führen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn die typischen Symptome – unter anderem Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und wässriger, blutiger Durchfall – festgestellt werden, liegt womöglich eine EHEC-Infektion vor. Ein Arzt muss abklären, ob es sich tatsächlich um die infektiöse Darmerkrankung handelt und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, stellen sich im Verlauf weitere Komplikationen wie Blutarmut oder gar Nierenversagen ein. Spätestens dann ist eine sofortige ärztliche Behandlung erforderlich. In akuten Notfällen oder bei ausgeprägten Beschwerden sollte das Krankenhaus aufgesucht oder der Notarzt gerufen werden.
Dies gilt vor allem dann, wenn die Symptome auf eine mögliche Infektion zurückzuführen sind. So sollten Menschen, die nach dem Verzehr von rohen oder ungewaschenen Lebensmitteln genannte Beschwerden verspüren, umgehend den Arzt konsultieren. Auch wer sich nach dem Schwimmen in verseuchten Gewässern unwohl fühlt oder gar ausgeprägte Symptome einer EHEC-Infektion zeigt, sollte dies sofort abklären lassen. Eine ärztliche Abklärung ist alleine aufgrund der akuten Ansteckungsgefahr notwendig. Bei frühzeitiger Selbstdiagnose kann die EHEC-Infektion von einem Allgemeinarzt behandelt werden. Weitere Ansprechpartner sind der Gastroenterologe oder ein Facharzt für innere Medizin.
Behandlung & Therapie
Die Therapie der EHEC-Infektion erfordert ein sofortiges Einschreiten und eine umfangreiche Diagnostik. Außerdem stehen hoch dosierte Antibiotika wie Trimetoprim-Sulfamethoxazol und andere Belgeitmedikamente im Vordergrund, was jedoch wegen der in der akuten Erkrankungsphase auftretenden Nebenwirkungen umstritten ist. Die Patienten werden zur Vorbeugung einer Einstellung der Nierenfunktion mit einer Diurese und einer Dialyse behandelt.
Darüber hinaus sind therapeutische Maßnahmen zur Vorbeugung eines Schocks wegen der Zerstörung der Erythrozyten und einer Minderdurchblutung sowie die Zufuhr von Flüssigkeit und lebenswichtigen Elektrolyten sowie verschiedener Mineralien von großer Bedeutung. Dies ist wichtig, um die Verluste von Flüssigkeit durch den anhaltenden intensiven Durchfall wieder zuzuführen und damit den Kreislauf zu stabilisieren.
Grundsätzlich ist es so, dass mit den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten eine ursächliche Behandlung nicht durchführbar ist. Es können nur die Krankheitsbeschwerden selbst behandelt und vorbeugende Maßnahmen eingesetzt werden. Eine Infektion mt EHEC ist meldepflichtig und bedarf in jedem Fall einer stationären Überwachung und Behandlung.
Aussicht & Prognose
Obwohl eine EHEC-Infektion oft sehr heftig verläuft, bestehen doch sehr gute Heilungsaussichten. So heilt die Erkrankung in der Regel ohne Folgen aus. Einige EHEC-Infektionen verlaufen sogar symptomlos. Nach Abklingen der Symptome bleiben viele Patienten noch für mehrere Wochen Ausscheider des EHEC-Erregers.
Allerdings kann es auch zu Komplikationen kommen, die zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen. Zu den wichtigsten Komplikationen zählen unter anderem das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) und blutende Darmentzündungen. Außerdem erleidet der Körper durch die schweren Durchfälle einen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Der Flüssigkeitsverlust kann bis zur Austrocknung (Exsikkose) des Organismus führen. Aufgrund dieser Komplikationen kommt es vereinzelt auch zu tödlich verlaufenden EHEC-Infektionen. Das ist bei ca. ein bis zwei Prozent der Betroffenen der Fall.
Im Rahmen des hämolytisch-urämischen Syndroms treten oft chronische Nierenschäden auf, die sogar in zwei bis drei Prozent der Fälle zu einem tödlichen Nierenversagen führen können. Eine Vielzahl der betroffenen Patienten ist jedoch zeitweise oder gar lebenslang auf eine Dialyse angewiesen. In besonders schweren Fällen wird allerdings auch eine Nierentransplantation notwendig.
So entwickeln besonders Kinder nach einem durch die EHEC-Infektion verursachten HUS bis zu 50 Prozent schwere Nierenschäden. Sie sind dann dauerhaft auf die Dialyse angewiesen. Nach weiteren zehn bis fünfzehn Jahren tritt wiederum bei 40 Prozent der an HUS erkrankten Patienten ein Bluthochdruck auf.
Vorbeugung
Zur Zeit forschen Mediziner an einer erfolgreichen Behandlungstherapie gegen die EHEC-Infektion. Bis passende Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten erscheinen, sollten folgende vorbeugenden Maßnahmen von jedem beachtet werden. Zum einen sollte jedes frische Gemüse gut mit Wasser gewaschen und gründlich gereinigt werden.
Außerdem ist es ratsam sich general im Umgang mit Lebensmitteln hygienisch zu verhalten. Dazu gehört regelmäßiges Händewaschen und Sauberkeit in der Küche. Auch Töpfe, Schneidebretter und andere Küchengeräte sollte sehr sauber gehalten werden. Weiterhin sollte das Gemüse oder das Obst abgekocht werden, sodass die Keime durch die Hitze getötet werden. Das Gleiche gilt auch für Fleisch- und Milchspeisen.
Nachsorge
Vermutlich haben viele Menschen noch die massive EHEC-Infektionswelle des Jahres 2011 in Erinnerung. Viele deutsche Patienten waren damals dramatisch erkrankt. Die Behandlung gestaltete sich ebenso schwierig wie die Nachsorge, da man die Quelle der Infektion nicht erkannte. Sämtliche Vermutungen konnten niemals schlüssig bewiesen werden.
Blutwert-Überprüfungen und Funktionstests der Nieren sind üblicher Standard. Doch die Ärzte müssen bis heute improvisieren. Eine nicht geringe Zahl der Betroffenen leidet noch an den Folgen der Ehec-Infektion. Viele Betroffene mussten mehrfach zu Nachsorgeuntersuchungen in die Klinik. Sie erhielten Eculizumab, ohne dass bekannt war, ob es tatsächlich hilft.
Manche von der EHEC-Infektion betroffenen Menschen entwickelten ein hämolytisch-urämisches Syndrom. In dessen Folge konnte es zu geschädigten Nieren und Hirnschäden kommen. Andere Patienten leiden unter EHEC-Infektionen mit einem anderen Erregertyp. Sie bleiben Patienten mit Nierenproblemen und Bluthochdruck. Die Nachsorge beider Störungen bedingt lebenslange Überwachung und Medikation. Gegebenenfalls kann nach einer EHEC-Infektion eine Dialysepflicht notwendig werden.
Prekär ist auch, dass der EGEC-Virus manchmal erneut nachgewiesen werden kann, auch wenn das Blut bereits mehrfach hintereinander keinen Erreger mehr gezeigt hatte. Das erschwert die Nachsorge. Manche Betroffenen mussten nach einer EHEC-Infektion ein halbes Jahr zur Nachsorge, andere mitunter länger. Die Nachsorge-Maßnahmen richten sich nach den zurückbleibenden Schäden und der jeweiligen Symptomatik.
Das können Sie selbst tun
Der Umgang mit EHEC ist schwierig, wenn schwere Komplikationen eingetreten sind. Die Möglichkeit der Selbsthilfe richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und ist daher von Fall zu Fall verschieden.
Bei leichtem Durchfall können Betroffene den Flüssigkeits- und Salzverlust durch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ausgleichen. Ist der Stuhl blutig oder eitrig, gibt es keine Selbsthilfemöglichkeit, der Gang zum Arzt wird angeraten. Hat sich ein hämolytisch-urämisches Syndrom eingestellt, hilft nur die Intensivmedizin. Soweit möglich kommt die Selbsthilfe nur für die Bekämpfung der Symptome in Betracht, nicht jedoch für die Bekämpfung des Erregers.
Tees aus bestimmten getrockneten Früchten enthalten Gerbstoffe, welche der Entzündung in der Darmschleimhaut entgegenwirken. Freiverkäufliche Kohletabletten sind ebenfalls hilfreich, allerdings nur, wenn der Patient keine Medikamente einnehmen muss, deren Wirkung nicht verringert werden darf. Kommt der Appetit zurück, ist eine leichte Aufbaukost hilfreich. Der Erkrankte sollte die Nahrung in kleinen Häppchen oder Schlucken und in Ruhe zu sich nehmen. Und sich Ruhe gönnen. Die emotionale Unterstützung und die Assistenz von Familienangehörigen sind in jedem Fall beruhigend und können den Heilungsprozess beschleunigen.
Quellen
- Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
- Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012