Endoprothese
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Gelenke können durch verschiedene Erkrankungen oder einen Unfall geschädigt werden oder eine Instabilität aufweisen. Oft wird in solchen Fällen ein Gelenkersatz durch eine Endoprothese erforderlich. Hierdurch kann die Mobilität des Gelenks wieder hergestellt und Schmerzen vermieden werden.
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Was ist die Endoprothese?
Endoprothesen sind künstliche Gelenke, die ein schadhaftes Gelenk ersetzen und als Implantat dauerhaft im Körper bleiben. Hierfür wird unter Narkose das abgenutzte Gelenk entfernt und durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Häufig kommen Endoprothesen bei Hüft- und Kniegelenken zum Einsatz, seltener bei Sprung-, Ellenbogen- oder Fingergelenken.
Beim Austausch des vollständigen Gelenks wird von einer Totalendoprothese, kurz TEP, gesprochen. Je nach Ausmaß der Beschädigung können lediglich bestimmte Gelenkanteile ersetzt werden. Der Teilgelenkersatz der Hüfte, bei dem beispielsweise nur der Gelenkkopf ersetzt wird, nennt sich Hemiendoprothese oder kurz HEP, beim Knie wird bei einer Teilendoprothese auch von einer Schlittenprothese gesprochen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Je nach Grad der Zerstörung oder Einschränkung der Funktion und wenn keine anderen Therapieoptionen zur Verfügung stehen, kann der Gelenkersatz durch eine Endoprothese nötig werden. Ebenso kann im Alter der natürliche Verschleiß den Einsatz einer Endoprothese erforderlich machen. Unter Voll- oder Teilnarkose werden schadhafte Gelenkteile entfernt und der verbliebene Knochen für die Einpassung der Endoprothese angefräst. Anschließend wird das Implantat eingesetzt und fixiert. Die Endoprothese besteht aus Metall, Kunststoff oder Keramik oder bei einer TEP auch aus einer Kombination dieser Materialien. Es wird zwischen zementierten und zementfreien Prothesen unterschieden, außerdem gibt es sogenannte Hybridprothesen, bei denen Teile zementiert und andere Bereiche zementfrei sind.
Durch das Zementieren, für das ein schnell härtender Kunststoff verwendet wird, kann das künstliche Gelenk einfacher eingesetzt und fixiert werden. Bei der zementfreien Prothese wird das Gelenk genau eingepasst und durch die Bildung von neuer Knochensubstanz durch den Körper fixiert. Nach der Operation treten in den ersten Tagen Wundschmerzen auf, die mit Medikamenten behandelt werden. Bereits am ersten Tag nach der Operation können krankengymnastische Übungen für die Mobilität des Gelenks durchgeführt werden. Lediglich bei einer zementfreien Endoprothese darf in der ersten Woche nach der Operation noch keine oder nur eine Teilbelastung erfolgen, bis das Implantat ausreichend durch die neu gebildete Knochensubstanz fixiert ist.
Bei Hüft- und Knie-Endoprothesen sind in den ersten Wochen nach der Operation Unterarmgehstützen erforderlich. Diese verhindern eine Überlastung des operierten Gelenks und verbessern die Sicherheit beim Gehen erster Schritte. Der stationäre Aufenthalt dauert meist etwa eine Woche, bevor im Rahmen von Rehabilitationsmaßnahmen mit physiotherapeutischen Übungen die Mobilität verbessert und die Muskulatur, die das Gelenk stabilisiert, trainiert wird. Regelmäßige Nachuntersuchungen beim Orthopäden oder in der Klinik sind erforderlich, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die langfristige Funktion des künstlichen Gelenks sicherzustellen.
Die Endoprothese übernimmt die Funktion des ersetzten Gelenks, die Beweglichkeit wird wieder hergestellt und Schmerzen beseitigt. Hierdurch wird die Lebensqualität gesteigert, Patienten können wieder ihrer Arbeit nachgehen und Hobbies sowie Sport ausüben. Da Endoprothesen keine unbegrenzte Lebensdauer haben, wird der Einsatz des künstlichen Gelenks vor allem bei älteren Patienten gewählt. Je nach Krankheitsbild kann die Implantation einer Endoprothese jedoch bereits in jüngeren Jahren sinnvoll sein. Die Lebensdauer eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks liegt mittlerweile bei 15 bis 20 Jahren, wobei starke Belastungen die Lebensdauer deutlich verkürzen können.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Außerdem können Nerven oder Blutgefäße verletzt werden und gelegentlich kommt es bei der Operation zu einem Blutverlust, der eine Bluttransfusion erforderlich macht. Spezifische Risiken für eine Gelenk-Endoprothese sind in seltenen Fällen Absprengungen von Knochengewebe. Diese machen eine zusätzliche Stabilisierung erforderlich, wofür Drähte oder Schrauben verwendet werden. Tritt eine allergische Reaktion gegen einen der Bestandteile der Endoprothese auf, ist der erneute Austausch des Gelenks erforderlich. Während der ersten zehn Jahre nach dem Einsatz des Implantats kann es zu einer Lockerung des künstlichen Gelenks kommen.
Diese mit Schmerzen und Instabilität verbundene, teilweise entzündliche Veränderung erfordert eine erneute Operation. Außerdem kann es durch die Reibung der Prothese auf der Gelenkfläche zu einem Prothesenabrieb kommen, der Entzündungsreaktionen auslösen kann. Bei der sogenannten heterotropen Ossifikation baut der Körper Weichteilgewebe in knöchernes Gewebe um und ohne Gegenmaßnahmen kommt es zu einem Verlust der durch die Operation erhaltenen Gelenkbeweglichkeit.
Bei der Ausübung von Sport sollten gelenkschonende Sportarten, wie Radfahren, Wandern oder Schwimmen bevorzugt werden. Sportarten mit plötzlichen Stop- und Rotationsbewegungen wie beim Squash sollten eher gemieden werden. Jedoch ist die Ausübung von Sport auch von der Art der Endoprothese abhängig und in welcher Form eine Sportart ausgeführt wird. So eignet sich Brustschwimmen nicht bei einer Hüft-Endoprothese, Kraul- oder Rückenschwimmen sind jedoch unbedenklich.
Typische & häufige Gelenkserkrankungen
Quellen
- Breusch, S., Mau, H., Sabo, D.: Klinikleitfaden Orthopädie. Urban & Fischer, München 2002.
- Krukemeyer, G.M., Möllenhoff, G.: Endoprothetik. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2009
- Wirtz, D.C.: AE-Manual der Endoprothetik: Knie. Springer Medizin-Verlag, Berlin 2010