Enterokolitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Enterokolitis kommt es zu einer gleichzeitigen Entzündung von Dünndarm und Dickdarm. Es wird zwischen unterschiedlichen Formen unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Enterokolitis?

Die Ursachen für eine Enterokolitis sind unterschiedlich und hängen vom jeweiligen Auslöser der Entzündung ab. So entstehen infektiöse Enterokolitiden durch bestimmte Krankheitserreger.
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Von einer Enterokolitis oder Kolenteritis sprechen Mediziner, wenn sowohl an Dünndarm als auch an Dickdarm Entzündungen auftreten. Eine Dünndarmentzündung trägt die Bezeichnung Enteritis, während eine Entzündung des Dickdarms Kolitis genannt wird. Bei einer Enterokolitis gilt es, zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Formen zu unterscheiden.

Während infektiöse Enterokolitiden durch Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten entstehen, werden nicht-infektiöse Formen hauptsächlich durch andere Ursachen hervorgerufen, die nicht immer bekannt sind. Zu den häufigsten infektiösen Enterokolitiden zählen die pseudemembranöse Enterokolitis, die Yersinien-Enterokolitis sowie die Staphylokokken-Enterokolitis.

Bei den nicht-infektiösen Enterokolitiden ist vor allem die nekrotisierende Enterokolitis bekannt, die sich bei Babys zeigt. Weitere Formen stellen die eosinophile Enterokolitis sowie die Enterokolitis regionalis dar, die unter der Bezeichnung Morbus Crohn bekannter ist.

Ursachen

Die Ursachen für eine Enterokolitis sind unterschiedlich und hängen vom jeweiligen Auslöser der Entzündung ab. So entstehen infektiöse Enterokolitiden durch bestimmte Krankheitserreger. Meist handelt es sich dabei um Bakterien. So wird die pseudomembranöse Enterokolitis durch die Bakterienart Clostridium difficile hervorgerufen.

Dieser Bakterienstamm vermehrt sich bevorzugt nach einer länger anhaltenden Behandlung mit Antibiotika. So können sich die Clostridien vermehren, weil die antibiotischen Mittel auch Teile der nützlichen Darmflora abtöten. Bei der Besiedlung des Darms geben die Clostridien Giftstoffe ab, durch die es dann zu einer Entzündungsreaktion kommt. Ähnlich ist der Ablauf bei einer Staphylokokken-Enterokolitis.

Als weitere bakterielle Auslöser für eine Enterokolitis kommen Yersinien, Escherichia coli, Shigellen und Salmonellen in Betracht. Aber auch Viren können eine Enterokolitis verursachen. Dazu gehören in erster Linie Adenoviren und Enteroviren. Gleiches gilt für Hefepilze wie Candida-Arten sowie Parasiten wie Entamoeba histolytica und Giardia lamblia.

Nicht-infektiöse Enterokolitiden wie die nekrotisierende Enterokolitis (NEK) stellen einen Sonderfall dar. Der genaue Auslöser der nekrotisierenden Form ließ sich bislang allerdings nicht ermitteln. Es wird vermutet, dass eine Vorschädigung der Darmwand für eine lokale Ischämie mit Bakterien verantwortlich ist. Durch die Keime kommt es dann zu entzündlichen Veränderungen.

Darüber hinaus spielen Risikofaktoren wie eine Periduralanästhesie, ein Volumenmangelschock, ein zu niedriger Blutdruck und Herzfehler eine gewisse Rolle bei der Krankheitsentstehung. Zu einer nekrotisierenden Enterokolitis kommt es bei circa 12 Prozent aller Frühgeburten sowie bei zwei Prozent aller neugeborenen Kinder.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome bei einer Enterokolitis können sehr unterschiedlich ausfallen, was von der Entstehung der Krankheit abhängt. Bei sämtlichen Formen treten jedoch krampfhafte Schmerzen im Bauchraum auf. Dabei leiden die betroffenen Personen außerdem unter Durchfall, der nicht selten blutig ist, sowie Übelkeit und Erbrechen. Des Weiteren herrscht ein allgemeines Krankheitsgefühl vor.

Blutige Durchfälle zeigen sich besonders bei Infektionen mit Shigellen, Campylobacter und Amöben. Bei einer infektiösen Enterokolitis kommt es zumeist zu Schüttelfrost, Schwächegefühlen und Fieber. Eine Enterokolitis, die von Clostridien hervorgerufen wird, setzt in den meisten Fällen zwei bis zehn Tage nach einer Behandlung mit Antibiotika ein.

Dabei leiden die Betroffenen unter breiigem, wässrigem und blutigem Durchfall, der mit Darmkrämpfen einhergeht. Im schlimmsten Fall droht ein Darmdurchbruch, der wiederum eine lebensgefährliche Blutvergiftung auslösen kann. Ebenso sind eine Elektrolytentgleisung sowie eine Hypoproteinämie möglich.

Bei einer nekrotisierenden Enterokolitis bläht sich der Bauch des betroffenen Kindes auf und unterhalb der Bauchdecke werden erweiterte Darmschlingen sichtbar. Das Baby verträgt die Nahrung nicht mehr und erbricht blutigen Magensaft. Im weiteren Verlauf droht eine lebensbedrohliche Blutvergiftung.

Diagnose

Um eine Enterokolitis zu diagnostizieren, benötigt der Arzt eine ausführliche Krankengeschichte des Patienten. Wichtige Kriterien darin sind das Auftreten und die Dauer der Erkrankung sowie die Einnahme von Arzneimitteln und mögliche Begleiterkrankungen. Die meisten Enterokolitiden werden durch bestimmte Krankheitserreger verursacht.

Aus diesem Grund muss die mikrobiologische Untersuchung einer Stuhlprobe erfolgen. Da der Patient zudem reichlich Elektrolyte und Flüssigkeit einbüßt, werden diese Faktoren durch Blutuntersuchungen in einem Labor kontrolliert. Als sinnvolle Untersuchungsmethode bei Verdacht auf eine Enterokolitis regionalis oder einen chronischen Verlauf gilt die Darmspiegelung (Koloskopie).

Zur Diagnose einer nekrotisierenden Enterokolitis werden eine Röntgenuntersuchung sowie eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) durchgeführt. Der Verlauf der nekrotisierenden Form richtet sich danach, wie rasch mit der Therapie begonnen wird. Lässt sich die Blutvergiftung mit Arzneimitteln unter Kontrolle bringen, gilt die Prognose als relativ günstig. Bei rund fünf bis zehn Prozent aller erkrankten Babys tritt jedoch der Tod ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn plötzlich starke Magen-Darm-Beschwerden, Fieber, Schüttelfrost und andere Anzeichen einer Enterokolitis bemerkt werden, sollte zügig ein Arzt konsultiert werden. Sollten sich ernste Komplikationen wie Darmkrämpfe, blutiger Durchfall oder Symptome einer Blutvergiftung bemerkbar machen, bedarf dies einer sofortigen Abklärung und Behandlung durch einen Notarzt. Bei zunehmendem Fieber und Anzeichen einer Elektrolytentgleisung oder Hypoproteinämie wird der Betroffene am besten in ein Krankenhaus gebracht.

Eltern, die bei ihrem Kind eine aufgeblähte Bauchdecke und Erbrechen bemerken, sollten den ärztlichen Notdienst konsultieren. Eine medizinische Abklärung und Behandlung ist bei der Enterokolitis in jedem Fall erforderlich. Personen, die genannte Symptome nach einer länger andauernden Antibiotika-Therapie verspüren, sollten mit dem zuständigen Arzt sprechen.

Auch Menschen, die zuvor eine andere bakterielle Krankheit hatten, sind anfällig für die Dick- und Dünndarm-Entzündung und sollten sofort einen Arzt hinzuziehen. Neben dem Hausarzt kann auch ein Gastroenterologe oder ein Internist aufgesucht werden. Im medizinischen Notfall ist in jedem Fall der Rettungsdienst einzuschalten.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung einer Enterokolitis richtet sich nach der auslösenden Ursache. Wurde sie von Clostridien hervorgerufen, muss das verantwortliche Antibiotikum abgesetzt oder ausgewechselt werden. In schweren Fällen erhält der Patient für etwa zwei Wochen Medikamente wie Metronidazol oder Vancomycin. Dennoch können mitunter Rückfälle auftreten.

Handelt es sich um eine unkomplizierte Enterokolitis, genügt es zumeist, die Symptome zu behandeln und dem Patienten ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte zuzuführen. Bei einer autoimmunen Enterokolitis müssen Immunsuppressiva verabreicht werden.

Im Falle einer nekrotisierenden Enterokolitis gilt es, die Magen-Darm-Trakt-Ernährung des Kindes bis zu zehn Tage zu unterbrechen und stattdessen auf Infusionen zurückzugreifen. Die Blutvergiftung wird mit Antibiotika behandelt. Kommt es zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), muss ein operativer Eingriff stattfinden.

Aussicht & Prognose

Die Enterokolitis ist eine schwere Komplikation, die allerdings gut behandelt werden kann. Wird sie frühzeitig erkannt, besteht eine hohe Chance für eine vollständige Genesung. Der Patient muss seine Ernährung umstellen (bei Neugeborenen ist eine Nahrungspause angezeigt) und Antibiotika einnehmen. Wird gleichzeitig die Ursache des Leidens ermittelt und behoben, besteht bei der leichtesten Geburtsgewichtsgruppe eine rund 60-prozentige Chance auf eine Genesung.

Bei der der schwersten Geburtsgewichtsgruppe überleben rund 85 Prozent der Säuglinge. Die Aussicht auf eine Heilung ist also relativ gut. Dennoch kann die Enterokolitis langfristig gesundheitliche Probleme hervorrufen. So kann es durch die erweiterten Darmschlingen zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme kommen. Die betroffenen Neugeborenen erbrechen häufig und haben zudem keinen Stuhlgang mehr. Dies kann zu Verstopfung, Anämie und anderen, teilweise lebensbedrohlichen Komplikationen führen.

Im schlimmsten Fall kann es zu einer Sepsis kommen, die für die Neugeborenen oftmals tödlich verläuft. Weitere mögliche Komplikationen sind Atem-, Haut- und Kreislaufstörungen. Es kann sich ein Loch in der Darmwand bilden, welches unter Umständen Magen-Darm-Beschwerden zur Folge hat. Die Prognose hängt davon ab, welche dieser Symptome und Beschwerden auftreten und wie das Kind auf die verordneten Arzneimittel reagiert. Grundsätzlich ist bei der Enterokolitis jedoch eine gute bis sehr gute Prognose möglich.


Vorbeugung

Einer Enterokolitis vorzubeugen ist nur schwer möglich. Im Falle der nekrotisierenden Form kann eine Prävention mit Antibiotika durchgeführt werden. Aufgrund des Resistenzrisikos kommt sie jedoch nur selten zur Anwendung.

Nachsorge

Bei einer Enterokolitis sind die Tätigkeiten der Nachsorge sehr stark eingeschränkt. Dabei ist in erster Linie eine sofortige Behandlung durch einen Arzt notwendig, um weitere Komplikationen und im schlimmsten Fall den Tod des Kindes zu verhindern. Aus diesem Grund ist auch eine frühzeitige Diagnose dieser Krankheit sehr wichtig.

Je früher die Enterokolitis dabei diagnostiziert wird, desto besser ist die weitere Prognose und die Heilung dieser Erkrankung. In einigen Fällen ist durch diese Krankheit jedoch auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert. Die Kinder sind oft auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen. Dabei ist auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente zu achten, um die Beschwerden vollständig zu lindern. Nicht selten muss auch ein Teil des Darmes entfernt werden.

Dabei sollte sich das Kind nach dem operativen Eingriff auf jeden Fall ausruhen, wobei der Körper geschont werden muss. Von Anstrengungen oder anderen Tätigkeiten ist abzusehen. Auch die Eltern und die Angehörigen benötigen dabei sehr häufig eine psychische Unterstützung durch Freunde oder durch einen professionellen Arzt. Auch der Kontakt zu anderen betroffenen Eltern der Enterokolitis kann dabei sinnvoll sein und zu einem Austausch an Informationen führen.

Das können Sie selbst tun

Eine gleichzeitige Entzündung von Dünndarm und Dickdarm ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung. Leichte Formen kann ein Patient zwar auch selbst behandeln, da es in diesen Fällen genügt ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte zuzuführen. Eine Selbstbehandlung ist aber nicht zu empfehlen, da es bei einer inadäquat therapierten Enterokolitis sehr schnell zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen kann.

Ein Betroffener sollte zeitnah einen Arzt aufsuchen und dessen Anordnungen befolgen. Bei einer infektiösen Enterokolitis ist oftmals eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Da diese Medikamente nicht nur schädliche Krankheitserreger, sondern auch nützliche Bakterien im Darm abtöten, kommt es in Folge häufig zu schweren Durchfällen.

Diesen Nebenwirkungen kann ein Betroffener vorbeugen, indem er die Darmflora durch den Verzehr probiotischer Lebensmittel, wie zum Beispiel Joghurt, unterstützt. Noch effektiver ist die direkte Einnahme von nützlichen Bakterienstämmen. Entsprechende Präparate gibt es in der Apotheke und in Reformhäusern.

Die Hersteller dieser Produkte packen die Milchsäurebakterien in magensaftresistente Kapseln, so dass diese auch tatsächlich in großer Zahl in den Darm gelangen und sich dort ansiedeln können. Gegen eine antibiotikainduzierte Besiedelung der Vagina mit Hefepilzen helfen Scheidenzäpfchen mit Milchsäurebakterien, die freiverkäuflich in der Apotheke erhältlich sind.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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