Candida

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheitserreger Candida

Candida ist eine Hefegattung. Bekanntester Vertreter dieser Gattung ist der Pilz Candida albicans.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Candida?

Candidahefen sind fast überall zu finden. Es ist für den Menschen fast unmöglich, nicht mit Candida in Kontakt zu kommen. Vor allem über die Nahrung nimmt der Mensch bei einer normalen Ernährung täglich größere Mengen an Pilzen zu sich.
© YuliaShlyahova – stock.adobe.com

Candida sind Hefen aus der Abteilung der Schlauchpilze. Mehrere Arten der Gattung sind potenzielle Krankheitserreger für den Menschen. Sie werden auch als pathogene Candida bezeichnet. Dazu gehören Candida stellatoidea, Candida famata, Candida glabrata, Candida krusei oder candida dubliniensis. Bekanntester und häufigster Vertreter der Candida ist allerdings der Candida albicans. Er ist der Erreger der Candidose. Eine Candidose ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr teils drastische Symptome verursachen kann.

Auch bei drei Viertel aller Gesunden Menschen findet sich der Pilz. Allerdings gehört er hier eher zur transienten Flora. Das bedeutet, dass er mit der Nahrung aufgenommen wird, den Darmtrakt passiert und dann wieder ausgeschieden wird. Er lebt auf den Schleimhäuten von Mund, Rachen und im Verdauungstrakt. Auch im Genitalbereich, zwischen den Fingern und den Zehen und auf den Finger- sowie Fußnägeln fühlt er sich wohl.

Candida albicans ist ein fakultativ pathogener Erreger. Normalerweise lebt er in einem Gleichgewichtszustand mit der menschlichen Immunabwehr und den anderen Mikroorganismen im Verdauungstrakt. Eine Übersiedlung kann jedoch schwerwiegende Symptome zur Folge haben.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Candidahefen sind fast überall zu finden. Es ist für den Menschen fast unmöglich, nicht mit Candida in Kontakt zu kommen. Vor allem über die Nahrung nimmt der Mensch bei einer normalen Ernährung täglich größere Mengen an Pilzen zu sich. Vor allem pflanzliche Nahrungsbestandteile sind natürlicherweise mit Candida belastet. So erlaubt die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie bis zu 100.000 koloniebildende Einheiten Pilze pro Gramm auf getrockneten Kräutern und Gewürzen. Auch frische Rohkostsalate enthalten häufig Candida in großen Mengen. Für verzehrfertige Salate, wie sie beispielsweise an Salattheken in Supermärkten erhältlich sind, gelten Richtwerte von bis zu 5.000.000 koloniebildende Einheiten pro Gramm. Bei einer Mahlzeit mit 200 Gramm Rohkostsalat können so leicht mehrere Millionen Pilze in den Körper gelangen.

Candida ist relativ magensäureresistent, sodass viele der aufgenommenen Hefepilze in den Darmtrakt übergehen. Im Darm findet normalerweise eine Abtötung vieler Pilze durch die Verdauungsenzyme statt. Bei einer intakten Kolonisationsresistenz im Darm haben die Pilze allerdings in der Regel nicht die Möglichkeit sich im Darm weiter zu vermehren. Auch eine längerwährende Anhaftung oder eine weitere Ansiedlung im Darm ist bei einer intakten Darmflora nicht möglich.


Krankheiten & Beschwerden

Wenn Candidapilze im Darm des Menschen hingegen auf ein beeinträchtigtes Barrieresystem treffen, können sich die Opportunisten im Darm vermehren und den Darm besiedeln. Aus einer kleineren Candidakolonisation wird so zunächst eine oberflächliche Infektion der Darmwände. Im Darm können Candidahefen verschiedene Pathogenitätsmechanismen entwickeln. So können sie beispielsweise Fäden ausbilden, die sich tief in die Darmschleimhaut hineinbohren. Auch die Aktivierung zyklischer Proteasen schädigt die Darmschleimhaut. Mithilfe dieser Pathogenitätsmechanismen können die Hefen tief in die Darmwand eindringen. Daraus resultieren zunächst tiefe Mykosen. Später ist auch ein Übertritt in die Blutbahn des Körpers und damit eine generalisierte Verteilung der Hefen möglich.

Schon im Darm können die Hefen zahlreiche Symptome verursachen. Durch die rasante Vermehrung der Pilze im Darm kommt es natürlicherweise auch zu einer vermehrten Anzahl von abgestorbenen Pilz- und Darmzellen. Diese zerfallen und setzen dabei sogenannte Antigene frei. Die Antigene werden teilweise von der Darmschleimhaut aufgenommen und gelangen über beschädigte Schleimhautbarrieren ins Blut. Bei einer allergischen Veranlagung (Disposition) können die Antigene entsprechende allergische Reaktionen hervorrufen. Es wird sogar vermutet, dass rheumatoide Erscheinungen, wie sie bei intestinalen Mykosen häufig vorkommen, auf zirkulierende Immunkomplexe zurückzuführen sind.

Schon seit vielen Jahrhunderten werden Hefen zur Herstellung von alkoholischen Getränken eingesetzt. Bei der Zersetzung von Kohlenhydraten produzieren sie Ethanol und Fuselöle. Ähnliche Prozesse laufen bei einer Candidabelastung im Darm ab. Insbesondere die Leber leidet bei einer länger dauernden Pilzbelastung unter den permanent anfallenden Fuselalkoholen. Durch chronische Darmmykosen können somit schwere Leberschäden entstehen.

Da die Hefen bei einer Anheftung an die Darmschleimhaut die lokale Flora teils verdränget, wird auch die Barrierefunktion des Darms beeinträchtigt. Eine Darmmykose kann dadurch das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom hervorrufen. Beim Leaky-Gut-Syndrom ist die Darmschleimhaut durchlässig, sodass verschiedene Antigene und Mikroorganismen in den Blutkreislauf übertreten können. Allergische Hauterscheinungen oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis können die Folge sein.

Candida kann sich aber nicht nur im Darm, sondern auch in der Mundhöhle ausbreiten. Die Candidose der Mundhöhle wird auch Soor oder Stomatitis candidomycetica genannt. Auf den geröteten Schleimhäuten des Mundes lässt sich ein weißlicher Belag erkennen. Dieser ist abwischbar.

Eine Candidose der Vagina wird vaginale Mykose oder Scheidenpilz genannt. Auch hier ist der Verursacher fast immer Candida albicans. Vaginalsoor wird in der Regel durch geschwächte Abwehrkräfte, Hormonschwankungen, eine falsche Intimhygiene oder durch Geschlechtsverkehr hervorgerufen. Charakteristische Symptome einer vaginalen Pilzinfektion sind Juckreiz und Ausfluss. Der Ausfluss ist weiß und von bröseliger Konsistenz. Im Gegensatz zu dem Ausfluss bei bakteriellen Infektionen ist der Ausfluss beim Vaginalsoor nahezu geruchsneutral. Zusätzlich können sich weiße, abwischbare Beläge auf der Schleimhaut der Vagina zeigen. Auch Erosionen der empfindlichen Schleimhäute sind möglich. Je nach Ausmaß der Erkrankung können sich auch auf der Innenseite der Oberschenkel schmerzhafte Läsionen ausbreiten.

Quellen

  • Dörfler, S., Dörfler, C. D.: Hefepilze im Körper. Beschwerden - Therapie – Lebenshilfen. SIMONDO Gesundheitsservice, Wasserburg 2016
  • Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
  • Schirren, C., Ried, H.: Hefepilze als Krankheitserreger bei Mensch und Tier. Springer, Berlin 1963

Das könnte Sie auch interessieren