Erdrauch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Erdrauch ist die namensgebende Pflanze der Erdrauchgewächse, die zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) gehören. Der Name soll auf einen griechischen Arzt zurückgehen, welcher den Saft der Pflanze als stark reizend und tränentreibend beschrieb. Neben der als rauchig erscheinenden, graugrünen Farbe der Blätter finden sich in der Geschichte noch verschiedene andere Vermutungen, die die Namensgebung der Pflanze begründen.

Vorkommen & Anbau des Erdrauchs

In früherer Zeit war der Erdrauch eine begehrte Heilpflanze, die allerdings nach dem Mittelalter in Vergessenheit geriet.

Erdrauch (auch: Gewöhnlicher Erdrauch oder Gemeiner Erdrauch) wächst vor allem an nährstoffreichen Stellen wie Äckern, Weinbergen, Gärten oder Wegen. Damit erfüllt sie ganz nebenbei die Funktion, den Nährstoffgehalt des Bodens anzuzeigen. Auf kalkarmem Boden überlebt die Pflanze nicht. Es handelt sich in erster Linie um Unkraut, das zwischen Mai und Oktober blüht. Die Blüten der Pflanze sind rosa oder purpurn und erinnern an Lippenblüten.

An der Pflanze sind sie in Traubenform organisiert. Ihre Form ist asymmetrisch und die gesamte Pflanze wird bis zu fünfzig Zentimeter groß. Es handelt sich um eine einjährige Krautpflanze. Botaniker bezeichnen den Erdrauch mit dem lateinischen Begriff „fumaria“. In diesem Namen steckt die Rauchmetaphorik begründet, die auch zu dem deutschen Namen des Gewächses führte. Der Erdrauch ist in ganz Europa heimisch und hat sich vom Mittelmeerraum aus weiter ausgebreitet.

In früherer Zeit war der Erdrauch eine begehrte Heilpflanze, die allerdings nach dem Mittelalter in Vergessenheit geriet. Heute ist der Ruf der Pflanze umstritten. Das enthaltene Alkaloid Fumarin soll leicht giftig sein, weshalb der Erdrauch nur noch in geringen Dosen als Heilmittel genutzt wird.

Wirkung & Anwendung

Dabei kam die Pflanze bereits bei den Germanen und Kelten zum Einsatz. Sie nutzten den Erdrauch als Räuchermittel, was ebenfalls namensgebend gewesen sein könnte. Zudem wurde das Gewächs im Mittelalter für Exorzismen genutzt. Legenden zufolge nutzten Hexen Erdrauch, um sich unsichtbar zu machen. Zur gleichen Zeit entstand der Aberglaube um die Nutzung von Erdrauch als Schicksalsanzeiger für Mädchen und Frauen, die heiraten wollten.

Dem Glauben nach sollten besagte Frauen Erdrauch nahe ihrer Brust tragen und würden dann den Mann treffen, der sie später zur Gemahlin nehmen würde. Dieser Glaube hat sich nicht bis in die Neuzeit gehalten, sehr wohl aber der Glaube an die gesundheitsfördernde Wirkung von Erdrauch. Er enthält viele Flavonoide, Cholin, verschiedene Alkaloide und Fumarsäure. Da Fachkundige einen Teil der Inhaltsstoffe als problematisch ansehen, findet Erdrauch seinen Einsatz vor allem in verdünnter Form.

Daher findet sich die Pflanze auch nur in Mischtees wieder. Obwohl eine Einnahmemenge von bis zu sechs Gramm Erdrauch am Tag als unbedenklich erachtet wird, finden sich in diesen Mischungen meist nur Mengen zwischen zehn und hundert Milligramm. Daher ist es bei akuten Beschwerden ratsam, Tees von Kundigen selbst anmischen zu lassen.

Erdrauch zeigt seine Wirkungsweise vor allem bei Gallenbeschwerden und steigert die Gallenproduktion. Zudem ist er antibakteriell und hat eine hemmende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Damit lindert er besonders die Symptome verschiedener Erkrankungen, bekämpft in sich aber nicht die zugrunde liegende Krankheit. Erdrauch ist auch dafür bekannt, übertriebene Reaktionen des Immunsystems zu verhindern.

Mögliche Anwendungsformen sind einerseits die Einnahme über Tees oder Tinkturen und andererseits über Trockenextrakte, Tabletten oder Dragees. Aber auch in Bädern und Umschlägen kommt Erdrauch zum Einsatz. Je nach Anwendungsgebiet finden sich verschiedene Anwendungsmöglichkeiten.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

In der alternativen Medizin wird Tee aus Erdrauchkraut besonders bei Verdauungsproblemen empfohlen. Als pflanzliches Arzneimittel ist es jedoch auch bei konservativen Medizinern immer wieder das erste Mittel der Wahl, bevor sie stärkere Medikamente verschreiben. Empfohlen werden zwischen ein und drei Tassen täglich bei akuten Beschwerden. Diese sollte der Betroffene in kleinen Schlucken zu sich nehmen.

Erdrauch bekämpft außerdem Schmerzen und Krämpfe im Bereich der Galle und des gesamten Magen-Darm-Traktes. Zudem haben arabische Ärzte bereits vor zweitausend Jahren Erdrauch genutzt, um das Blut zu reinigen. Diese Tradition findet sich auch bei den Römern wieder, welche mit Erdrauch auch Leber- und Milzanschoppung behandelten. Antike und mittelalterliche Ärzte nutzten Erdrauch zudem gegen Gelbsucht.

Im Mittelalter hingegen fand die Pflanze Anwendung als effektives Mittel gegen Hauterkrankungen und Verstopfung. Das stark wirksame Heilkraut kann, als Tinktur oder Bad genutzt, zum Beispiel gegen Ekzeme oder Schuppenflechte helfen. Außerdem hat es harn- und schweißtreibende Wirkung, was Erdrauch in geringer Dosierung einen positiven Effekt auf die Gesundheit zuschreibt. Trotzdem empfehlen Fachkundige, nach einer sechswöchigen Daueranwendung eine Pause einzulegen.

Diese dient einerseits dem Schutz des Körpers vor unerwünschten Langzeitauswirkungen und andererseits verhindert ein Absetzen die Gewöhnung. Erdrauch kann bei exzessiver Nutzung als Droge wirken. Neben seinem Hauptanwendungsgebiet im Bereich der Galle nutzen Mediziner die Pflanze auch bei Würmern und Hämorrhoiden. Außerdem wird Erdrauch eine stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt, welche gegen Depressionen, Hysterie und Hypochondrie helfen soll.

Von krankheitsbedingter Sicht betrachtet, findet Erdrauch vor allem Anwendung bei Leberverhärtung, Gallenblasenentzündung sowie Gallensteinen und Magenschwäche. Aber auch gegen Mundgeruch kann Erdrauch eingesetzt werden. In Verbindung mit anderen Heilpflanzen kann Erdrauch zudem auch gegen Magengeschwüre helfen.

Verarbeitet werden nach weitläufiger Meinung nahezu alle Teile der Pflanze. Allerdings gibt es auch Stimmen, die auf eine Nutzung der frischen oder getrockneten Pflanze ohne die Wurzel appellieren. Konservative und alternative Mediziner streiten sich bis heute um den Einsatz von Erdrauch bei verschiedenen Erkrankungen. Seine Wirkung bei Migräne ist beispielsweise nicht bestätigt.


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