Erkältung verschleppen: Darum sollten Sie sich richtig auskurieren
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Jedes Jahr, wenn wieder Erkältungszeit ist, machen Tausende von Menschen denselben fatalen Fehler: Sie nehmen sich nicht genügend Zeit, um die Erkrankung richtig auszukurieren. Ein Schnupfen, ein kratzender Hals und ein bisschen Husten sind doch nicht so schlimm - oder doch? Wer so leichtsinnig agiert, kann davon ausgehen, dass dies irgendwann schwerere gesundheitliche Folgen mit sich bringen wird. Das gilt natürlich ebenso für eine Angina oder auch einen Infekt - diese können sogar dafür sorgen, dass eine Behandlung im Krankenhaus nötig ist. Wir zeigen Ihnen, warum es so wichtig ist, eine Erkältung richtig auszukurieren - und wie Sie dabei richtig vorgehen.
Aussicht & Prognose
Bei einer verschleppten Erkältung kann der Herzmuskel dauerhaft beschädigt werden. Es stellen sich Störungen des Herz-Rhythmus ein, die lebenslange Folgen haben können. Dem Betroffenen droht im schwersten Fall das plötzliche frühzeitige Ableben aufgrund eines Herzstillstandes.
Kommt es im weiteren Verlauf einer verschleppten Erkältung zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion, besteht eine ungünstige Prognose. Die Funktionstätigkeit des entzündeten Herzmuskels ist stark eingeschränkt und löst eine Unterversorgung aus. Es kommt zum Organversagen mit Todesfolge. Ebenfalls steigt das Risiko einer Lungenentzündung mit einem tödlichen Ausgang.
Ohne eine medizinische Versorgung breiten sich die Entzündungen im Organismus weiter aus und verschlechtern den gesundheitlichen Zustand. Mit einer medizinischen Behandlung sowie ausreichender Schonung regenerieren sich die Organe, Gefäße und Muskeln stetig. Der Organismus benötigt Schlaf, Ruhe und Entspannung, damit eine Heilung erfolgen kann. Die Abwehrkräfte können sich in diesem Zustand aufbauen und bringen dem Betroffenen neue Lebensenergie. Gleichzeitig werden die Krankheitsauslöser der Erkältung abgetötet und aus dem Körper transportiert.
Bei einer verschleppten Erkältung gelingt es dem Organismus aufgrund stattfindender körperlicher Aktivitäten und Überanstrengungen nicht, sich gegen die Keime durchzusetzen. Die Kraft wird für die Tätigkeiten benötigt. Gleichzeitig können sich die Krankheitserreger kontinuierlich vermehren und lassen die vorhandenen Kräfte insgesamt weiter schwinden.
Die Erkältung - was steckt eigentlich genau dahinter?
Die Erkältung ist einige der am weitesten verbreiteten Infektionserkrankungen. Pro Jahr erkranken Erwachsene im Schnitt drei Mal an der Grippe - Kinder erwischt es dagegen deutlich öfter: Bis zu zehn Erkrankungen pro Jahr sind keine Seltenheit, was daran liegt, dass das Immunsystem eines Kindes noch nicht so eine starke Abwehrkraft besitzt wie bei einem Erwachsenen.
Genauso ist es bei Personen, die aufgrund ihres Alters oder anderer chronischer Erkrankungen nur ein schwaches Immunsystem besitzen. Rund die Hälfte aller Erkrankungen wird dabei vom sogenannten Rhinovirus ausgelöst. Nachdem sie in den Körper gelangt sind, zeigen sich nach etwa 12 bis 24 Stunden die ersten Symptome: Man fühlt sich müde, abgeschlagen und kraftlos.
Nach ein bis zwei Tagen geht es mit Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden los, danach folgt zumeist ein Schnupfen, der in einen trockenen Husten mit Schleim übergeht. Diese Phase kann bis zu einer Woche andauern, verbessert sich aber jeden Tag mehr. Im Schnitt ist die Erkältung nach zehn Tagen überstanden. Wenn es sich allerdings um einen längeren Zeitraum handelt, kann es sich um eine verschleppte Erkältung handeln.
Die verschleppte Erkältung - was man darüber wissen sollte
Häufig verschwinden die Beschwerden bei einer Erkältung nicht so schnell, weil man sich zu wenig schont: Der Körper versucht, mit der Kraft des Immunsystems alle Erreger so schnell wie möglich zu bekämpfen - dies schwächt und macht müde. Setzt man sich dann noch vermehrt Stress aus, betreibt intensiv Sport oder strengt sich anderweitig körperlich an, schüttet der Körper dementsprechend das Stresshormon Cortisol aus.
Dieses hemmt jedoch die Leistung des Immunsystems - und somit verläuft auch die Bekämpfung der Erkältungsviren deutlich langsamer. Die Folge: Man leidet länger unter Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass insbesondere Personen, deren Immunsystem eher schwach ist, häufiger eine Erkältung verschleppen.
Nimmt man regelmäßig Medikamente ein, ist anderweitig chronisch erkrankt oder befindet man sich im fortgeschrittenen Alter, dann ist das Verschleppen einer Erkältung keine Seltenheit. Dies betrifft ebenso Menschen, welche im Vorfeld eine Erkrankung der Atemwege durchgemacht haben oder unter Asthma leiden.
Sie besitzen generell eher empfindliche Atemwege, die auf äußere Reize besonders stark reagieren. Somit begünstigen sie auch, dass man sich schneller erkältet als ein gesunder Mensch mit einem sehr starken Immunsystem.
Die verschleppte Erkältung - welche Risiken bringt sie mit sich?
Das Wichtigste vorweg: Lassen Sie sich in keinem Fall sagen, dass eine Erkältung keiner besonderen Schonung bedarf - dies kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben! Eine verschleppte Erkältung kann der Auslöser für ernstzunehmende Erkrankungen sein.
Wenn man dem Immunsystem nicht die Chance, die Krankheitserreger umfassend zu bekämpfen, können auch Nachbarorgane davon befallen werden. So kann es durch Bakterien zu einer sogenannten Superinfektion kommen, die sich in verschiedenem Umfang zeigen kann.
Ein gutes Beispiel dafür ist eine Mittelohrentzündung, die insbesondere bei Kindern gemeinsam mit Schnupfen sehr häufig auftritt. Ein Stechen in den Ohren, eine erhöhte Körpertemperatur und Abgeschlagenheit sind deutliche Symptome dafür. Eltern können Beschwerden auch daran erkennen, dass sich Kinder öfter an die Ohren fassen, zu weinen beginnen oder schlecht schlafen. Lassen Sie diese Beschwerden unbedingt von einem Kinderarzt begutachten.
Auch eine Lungenentzündung kann infolge einer verschleppten Erkältung entstehen, wenngleich dies eher die Ausnahme ist und ein stark geschwächtes Immunsystem voraussetzt. Produktiver Husten mit trockenem Schleim, hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Müdigkeit und Schmerzen beim Atmen sind typisch dafür. Begeben Sie sich daher umgehend zum Arzt, wenn Sie diese Beschwerden bei sich feststellen, denn eine Lungenentzündung kann bei Nichtbehandlung lebensgefährlich sein!
Asthmatiker müssen besonders vorsichtig sein. Personen, die unter Asthma leiden und eine Erkältung bekommen, sollten sich so schnell wie möglich behandeln lassen. Tritt ein starker Reizhusten auf, kann es zu einer Atemnot kommen, die zum Ersticken führen kann. In so einem Fall gilt es, umgehend den Notarzt zu rufen, um schnellstmöglich Hilfe zu bekommen.
Wird darüber hinaus bei Kindern eine Mittelohrentzündung nicht vollständig behandelt, bis sie ausgeheilt ist, kann es passieren, dass weitere Beschwerden die Folge sind, wie zum Beispiel eine sogenannte Mastoiditis, bei der sich der Schläfenknochen entzündet, was zu Schmerzen hinter dem Ohr führt.
In diesem Fall ist es ebenfalls wichtig, schnell eine geeignete medikamentöse Behandlung vom Kinderarzt zu erhalten, denn ansonsten kann der Erreger zum Gehirn gelangen und dort unter Umständen eine Hinhautentzündung auslösen - sie kann im schlimmsten Fall tödlich enden.
Komplikationen
Eine verschleppte Erkältung kann schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Zunächst besteht die Gefahr, dass die Erreger sich im Körper ausbreiten und sich Folgeerkrankungen entwickeln. Häufig lösen die Viren eine schwere Entzündung der Bronchialschleimhäute aus, die mit trockenem Husten, Schluckbeschwerden und schleimigem Auswurf verbunden ist.
Bei einer weiteren Verschlimmerung können die Erreger eine lebensbedrohliche Lungenentzündung verursachen. Sollte das Immunsystem zu diesem Zeitpunkt schon stark geschwächt sein, können die Erkältungsviren über das Blut bis ins Gehirn vordringen. Die Folge ist eine gefährliche Entzündung der Hirnhäute, die meist mit starken Kopfschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit verbunden ist.
Gelangen die Erreger in den Herzmuskel, kann es zu einer Herzmuskelentzündung kommen. Die Erkrankung verläuft meistens unbemerkt und kann die Pumpfunktion des Herzens dauerhaft schädigen. Dadurch kann es in der Folge zu Herzrhythmusstörungen und tödlichen Herzversagen kommen.
Bei einem Befall der Nieren kann eine Nieren- oder Nierenbeckenentzündung auftreten, die mit starken Schmerzen und Störungen der Nierenfunktion verbunden ist. Aufgrund der Schwere der Komplikationen sollte bei Verdacht auf eine verschleppte Grippe umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Bei der Behandlung des ursprünglichen Infekts sind Komplikationen unwahrscheinlich.
Nachsorge
Gerade bei einer Erkältung ist eine richtige Nachsorge einzuhalten. Die meisten Menschen denken, dass die Erkrankung überwunden ist, wenn die Symptome abklingen. Das ist aber nicht immer der Fall. Eine Erkältung Bedarf einer hohen Genesungszeit. Auch wenn die Symptome schon fast abgeklungen sind, sollte die betroffene Person sich weiter schonen.
Übermäßige Überanstrengung sind daher eher zu vermeiden. Außerdem sollten Medikamente, die von dem Hausarzt verschrieben wurden, bis zum Ende eingenommen werden. Die vollständige Einnahme ist wichtig, damit die Erkrankung nicht vollständig zurückkehrt. Wärme Bäder oder kurze Spaziergänge helfen dabei, die Genesung voranschreiten zu lassen.
Die Frischluft sorgt dafür, dass der Körper genug Sauerstoff aufnehmen kann, um Viren und Bakterien abzusondern. Auch Wärme ist eine gute Option bei der Nachsorge. Schwitzt der Körper, werden sämtliche Bakterien aus dem Körper ausgeschieden. Ganz wichtig ist es, dass Anstrengungen oder schweres Arbeiten gemieden wird.
Betätigungen im Fitnessstudio oder jegliche Form von Sport zu riskant für den geschwächten Körper. Alle sportlichen Aktivitäten, wie Ausdauersport oder ähnliches sollten erst bei voller Genesung wieder erfolgen. Diese Richtlinien sollten zwingend eingehalten werden, um die Erkältung komplett abklingen zu lassen. Auch Spätfolgen, wie eine Herzmuskelentzündung oder Bronchitis, können durch diese vorgegebene Nachsorge vermieden werden.
Wie man eine Erkältung richtig auskuriert
Ein leichter Schnupfen ist sicherlich nicht unbedingt ein Grund, sich krank zu melden und zu Hause zu bleiben - doch wenn man sich allgemein schlapp und müde fühlt und unter weiteren Symptomen wie Husten und Halsschmerzen leidet, sollte man sich in jedem Fall zugestehen, sich eine Auszeit zu nehmen.
Daher gilt: Gönnen Sie sich und dem Körper so viel Ruhe wie nur möglich. Bleiben Sie zu Hause, machen Sie es sich auf der Couch gemütlich und gönnen Sie sich eine Tasse Kamillentee oder einen anderen Kräutertee, der wohltuend und beruhigend auf die Schleimhäute wirkt. Gerne können Sie einen Löffel Honig dazugeben, auch er ist für den Hals sehr entspannend. Eine andere Möglichkeit ist das alte Hausmittel, mit warmen ätherischen Ölen zu inhalieren.
Unter Umständen kann auch der Hausarzt mit einigen guten Tipps helfen - wenden Sie sich daher in jedem Fall an ihn. Klassische Medikamente wie Schleimlöser sind ebenfalls nicht falsch, wenn sie dabei helfen, sich besser zu fühlen. Wichtig: Gehen Sie erst dann wieder zur Arbeit, wenn Sie sich dafür fit genug fühlen.
Eine Erkältung kann durchaus einige Tage dauern - auch wenn einige Menschen anderes behaupten, sollte man stets auf seinen Körper hören. Schließlich ist es immer besser, wieder frisch gestärkt und gesund in den Tag zu starten, anstatt nur mit halber Konzentration und größer Mühe im Büro zu sitzen - zumal man damit auch andere Kollegen auf diese Weise anstecken kann.
Das können Sie selbst tun
Eine Erkältung erwischt die Betroffenen oftmals zur völlig falschen Zeit. Kaum jemand ist begeistert, wenn er einen wichtigen beruflichen oder privaten Termin wegen eines Schnupfens absagen muss. Ein grippaler Infekt wird deshalb gerne einmal verharmlost oder mit Medikamenten unterdrückt. Was nicht immer, aber doch sehr oft, zu sehr schweren Komplikationen führen kann. Aus einem Husten kann dann eine chronische Bronchitis oder eine Lungenentzündung werden.
Um solch schweren Komplikationen vorzubeugen, sollte ein Patient seinen Gesundheitszustand kritisch hinterfragen. Ehrlichkeit zu sich selbst ist in solchen Situationen das beste Mittel zur Selbsthilfe. Wer wirklich nur an einem leichten Husten oder einem einfachen Schnupfen leidet, kann die Symptome sicherlich für ein paar Stunden mit freiverkäuflichen Medikamenten unterdrücken, um einen wichtigen Termin wahrzunehmen. Sofern sich die Symptome schnell wieder bessern ist noch nicht einmal unbedingt ein Arztbesuch erforderlich.
Vorsicht ist aber geboten, sobald sich ein schwerer Krankheitsverlauf abzeichnet. Patienten, die sich müde und abgeschlagen fühlen, unter Kopf- und Gliederschmerzen leiden und Fieber entwickeln, sollten zügig einen Arzt konsultieren und im übrigen Zuhause bleiben und am besten das Bett hüten. Auch für den Arbeitgeber und die Familie ist es weit vorteilhafter, wenn ein Betroffener eine Woche pausiert, danach aber wieder voll einsatzfähig ist, anstatt einen Rückfalls zu riskieren und dann aufgrund der Komplikationen monatelang auszufallen.
Quellen
- Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015