Mastoiditis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Mastoiditis ist eine entzündliche Infektionskrankheit des Warzenfortsatzes (Processus mastoideus), die die häufigste Komplikation einer Otitis media acuta (akute Mittelohrentzündung) infolge einer unzureichenden Behandlung darstellt. Eine Mastoiditis ist in der Regel bei frühzeitigem Therapiebeginn gut behandelbar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Mastoiditis?

Ohr
Eine Mastoiditis kann zu starken Ohrenschmerzen führen.

Als Mastoiditis wird eine bakteriell bedingte Entzündung der Schleimhaut in den lufthaltigen Zellen des Warzenfortsatzes (Processus mastoideus) des Schläfenbeins bezeichnet. In den meisten Fällen ist eine Mastoiditis eine Folgeerkrankung einer nicht vollständig auskurierten Otitis media acuta (akute Mittelohrentzündung). Ist die Mastoiditis beim Kleinkind oder Säugling auf eine latente (verborgene beziehungsweise unentdeckte) Otitis media zurückzuführen, wird von einer okkulten Mastoiditis gesprochen.

Symptomatisch äußert sich eine Mastoiditis durch langanhaltendes Fieber im akuten Erkrankungsstadium, Ohrenfluss (Otorrhö), Druckempfindlichkeit über dem Processus mastoideus, retroaurikuläre (hinter dem Ohr befindliche) Schwellung mit abstehendem Ohr sowie Unruhe, Schlafstörungen, Verlust des Hungergefühls und progrediente (fortschreitende) Schwerhörigkeit.

Sind Kleinkinder von einer Mastoiditis betroffen, können diese auch an Durchfall und/oder Erbrechen leiden.

Ursachen

In der Regel wird eine Mastoiditis durch eine bakterielle Infektion mit Pneumokokken, Streptokokken, Haemophilus influenzae Typ B und bei Säuglingen auch mit Staphylokokken verursacht. In einigen Fällen ist der bakteriellen eine virale Infektion mit Rhinoviren, Influenzaviren, Coxsackieviren und Adenoviren vorausgegangen, die Schnupfen und Entzündungen im Halsbereich bedingen und zu einer Schwächung des Immunsystems führen können.

Infolge des geschwächten Abwehrsystems ist der betroffene Organismus anfälliger für bakterielle Erreger. Bakterien dringen in die Strukturen im Nasen-Rachen-Raum ein, von wo aus sie in das Mittelohr gelangen und eine Otitis media bedingen können. Im Falle einer Falsch- oder Nichtbehandlung können die Bakterien benachbarte Strukturen wie die lufthaltigen Knochenzellen des Processus mastoideus besiedeln und eine Mastoiditis verursachen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wenn eine akute Mittelohrentzündung länger als zwei bis drei Wochen bestehen bleibt, kann sich eine Mastoiditis einstellen. Charakteristisch für die Erkrankung sind zunehmende Ohrenschmerzen, die oft in Verbindung mit einer Abnahme der Hörleistung und einem ungewöhnlichen Klopfen im Ohr einhergehen. Hinzukommt ein schlechtes Allgemeinbefinden oder sogar ein länger anhaltendes Fieber mit Schüttelfrost, Erbrechen und Abgeschlagenheit.

Typisch für eine akute Mastoiditis sind auch die Schwellungen, die üblicherweise hinter der Ohrmuschel entstehen und mit einer hellen Gewebeflüssigkeit gefüllt sind. Die geschwollene Stelle schmerzt bei Druck oder Berührung. Bei einigen Patienten fließt im Verlauf der Erkrankung Sekret aus dem Ohr ab. Durch die Schwellung stellt sich außerdem eine Fehlstellung des Ohrs ein. Vor allem bei Kindern steht die Ohrmuschel leicht ab und ist gerötet.

Infolge einer lang anhaltenden Mittelohrentzündung kann sich eine chronische Mastoiditis einstellen, die mit weiteren Symptomen einhergeht. So kommt es zu Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Magen-Darm-Beschwerden, aber auch zu chronischen Ohrenschmerzen und einer schleichenden Abnahme des Hörvermögens. Eine Mastoiditis tritt normalerweise im Verlauf von mehreren Tagen oder Wochen auf und nimmt zunächst an Intensität zu, bevor die einzelnen Symptome langsam wieder abklingen.

Diagnose & Verlauf

Eine Mastoiditis kann durch eine Otoskopie (Ohrenspiegelung), im Rahmen derer die äußeren Gehörgänge und das Trommelfell mit einem Otoskop untersucht werden, diagnostiziert werden. Eine abgesenkte hintere Gehörgangswand sowie ein verdicktes, intransparentes Trommelfell, das gegebenenfalls eine Vorwölbung und/oder Perforation (Riss) mit eitriger Ohrensekretion (Ohrenfluss) aufweist, können auf eine Mastoiditis hinweisen.

Abgesichert wird die Diagnose anhand einer Schüller-Schläfenbeinaufnahme (spezielle Röntgenaufnahme nach Schüller), die eine Verschattung der Mastoidzellen (Zellen des Warzenfortsatzes bzw. Processus mastoideus) und eine Auflösung der Knochenbälkchen zeigt. Eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie lassen Aussagen über die Ausprägung der Mastoiditis zu. Eine erhöhte Leukozytenzahl, ein erhöhter CRP-Wert (C-reaktives Protein) sowie eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit weisen als Entzündungsmarker auf die entzündlichen Reaktionen infolge der Mastoiditis hin.

Bei einer Hörprüfung kann bei einer Mastoiditis eine Schallleitungsschwerhörigkeit festgestellt werden. Bei frühzeitiger Diagnose und frühzeitigem Therapiebeginn ist eine Mastoiditis in der Regel gut therapierbar und heilt ohne Konsequenzen wie Hörverlust aus.

Komplikationen

Die Mastoiditis stellt selbst eine Komplikation der Mittelohrentzündung dar. Ohne eine entsprechende medizinische Behandlung kann sie ihrerseits schwerwiegende Folgen haben. Zu den häufigsten Komplikationen der Mastoiditis zählt das Entstehen von Abszessen unter der Knochenhaut am Warzenfortsatz. Bei einem Abszess handelt es sich um eine abgekapselte Ansammlung von Eiter.

Bricht der Eiter in die seitliche Muskulatur von Hals und Nacken ein, sprechen die Ärzte von einem Bezoid-Abszess. Ebenso möglich ist eine Abszessbildung an den Schläfenlappen oder im Kleinhirn. Eine weitere Folgeerscheinung bildet die Zystomaticitis. Dabei kommt es zur Eiteransammlung unterhalb des Jochbogens, was sich wiederum durch Druckschmerzen bemerkbar macht.

Weitere mögliche Symptome sind Bewegungseinschränkungen des Kiefers, Schwellungen sowie ein Lidödem. Dringt der Eiter bis in die Pars petrosa des Schläfenbeins vor, drohen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schädigungen der Hirnnerven sowie eine Hirnhautentzündung (Meningitis).

Des Weiteren kann der Eiter bis zu den Partien des Musculus sternocleidomastoideus (Kopfnicker) gelangen. Die Folge davon sind eine schiefe Haltung des Halses in Richtung gesunde Seite sowie sein Anschwellen auf der erkrankten Seite, wodurch Druckschmerzen entstehen.

Komplikationen können auch dann entstehen, wenn die Krankheitserreger streuen, da sie über die Blutbahn andere Körperregionen erreichen können. Es drohen daher eine Sinusthrombose, eine Labyrinthitis (Infektion im Innenohr-Labyrinth), eine Lähmung des Gesichts (Facialisparese) sowie eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis).

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es durch die Mastoiditis zu einem vollständigen Gehörverlust kommen kann, sollte die Erkrankung immer von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Es kommt dabei nicht zu einer Selbstheilung und ohne Behandlung zu einer Verschlechterung der Beschwerden. Ein Arzt ist bei der Mastoiditis dann aufzusuchen, wenn der Betroffene unter starken Ohrenschmerzen leidet, die ohne einen besonderen Grund eintreten und nicht wieder von alleine verschwinden. Ebenfalls kann es zu Schmerzen am Kopf oder zu einer allgemeinen Schwäche und zu einem allgemein schlechten Wohlbefinden kommen.

In einigen Fällen weisen auch Fieber, Erbrechen oder Schüttelfrost auf die Mastoiditis hin und sollten von einem Arzt untersucht werden. Am Ohr macht sich die Erkrankung durch Schwellungen bemerkbar, die ebenfalls zu einer Hörminderung führen können. Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch die Erkrankung erheblich eingeschränkt und verringert. Nicht selten deutet auch Appetitlosigkeit oder eine Abgeschlagenheit auf diese Beschwerde hin. Die Mastoiditis kann durch einen Allgemeinarzt oder durch einen HNO-Arzt relativ gut behandelt werden. Eine frühzeitige Behandlung erhöht dabei die Chancen auf vollständige Heilung.

Behandlung & Therapie

Eine Mastoiditis wird in Abhängigkeit vom Ausmaß der Entzündung therapiert. Bei Vorliegen einer okkulten Mastoiditis oder eines sehr frühen Erkrankungsstadiums können abschwellend wirkende Nasentropfen sowie eine intravenöse Therapie mit hochdosierten Antibiotika in Kombination mit einer Parazentese (Inzision des Trommelfells) erfolgreich sein.

Liegt eine Beteiligung der knöchernen Strukturen vor oder bleibt der Therapieerfolg aus, wird die Mastoiditis in aller Regel operativ und mit einer Antibiotika-Therapie behandelt. Dazu werden im Rahmen einer sogenannten Mastoidektomie über eine Inzision (Schnitt) hinter der Ohrmuschel die Eiter- und Flüssigkeitsansammlungen (Exsudat) abdrainiert und mit Hilfe spezieller Fräsen die infizierten Mastoidzellen (Zellen des Warzenfortsatzes) abgetragen.

Zusätzlich wird ein hochdosiertes Antibiotikum intravenös infundiert, um die im Organismus verbliebenen Bakterien abzutöten. Unterstützend kommen in einigen Fällen Fiebersenker und Schmerzmittel (Paracetamol, Ibuprofen) zur Reduzierung der oftmals ausgeprägten Ohrenschmerzen zum Einsatz, die allerdings bei Kleinkindern lediglich kurzfristig angewendet werden sollten.

Hinsichtlich des Erfolgs der Antibiotika-Therapie ist bei einer Mastoiditis wie bei anderen bakteriellen Infektionskrankheiten ausschlaggebend, dass die Antibiotika nicht zu früh abgesetzt werden, um Resistenzen seitens des Erregers zu vermeiden. Kann der Erreger aufgrund von Antibiotika-Resistenzen nicht mehr abgetötet werden, können schwerwiegende Komplikationen wie eine Sepsis (Blutvergiftung), Meningitis (Hirnhautentzündung), ein Hirnabszess oder Taubheit die Folge einer Mastoiditis sein.


Aussicht & Prognose

Bei einer frühen Diagnosestellung und einem unverzüglichen Therapiebeginn hat die Mastoiditis eine günstige Prognose. Es liegt eine Entzündung der Schleimhaut vor, die mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten gut behandelbar ist. Bei den Krankheitsauslösern handelt es sich um Bakterien, die durch die Gabe von Medikamenten absterben und anschließend aus dem Organismus abtransportiert werden. Der Patient wird meist innerhalb weniger Wochen als genesen aus der Behandlung entlassen.

Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium oder ohne eine medizinische Versorgung sind die Risiken für Komplikationen erhöht. Schmerzen treten ein, ein vermindertes Hörvermögen ist vorhanden und Störungen der Fortbewegung sind möglich. Da es zu einer Entstehung von Eiter kommt, können sich in schweren Fällen lebensbedrohliche Folgeerkrankungen entwickeln. Eine Blutvergiftung kann sich ausbilden, die intensivmedizinisch behandelt werden muss, da es andernfalls zum vorzeitigen Ableben des Betroffenen kommt. Begibt sich der Betroffene rechtzeitig in eine medizinische Versorgung, wird in diesen Fällen ein operativer Eingriff vorgenommen. Dieser ist mit Risiken verbunden. Verläuft der Eingriff störungsfrei, kommt es im Anschluss zur Gabe von Medikamenten, damit eine vollständige Genesung erreicht wird.

Bei ungünstigen Bedingungen kann sich eine Ausbreitung der Entzündung entwickeln. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass der Betroffene dauerhafte Beeinträchtigungen des Hörvermögens bis hin zur Taubheit erlebt.

Vorbeugung

Einer Mastoiditis kann nicht direkt vorgebeugt werden. Vielmehr sollte Erkältungskrankheiten, Schnupfen oder einer Mittelohrentzündung durch ein gesundes, körpereigenes Abwehrsystem (gesunde Ernährung, viel Bewegung) sowie adäquate Kleidung bei feuchtkalten Witterungsbedingungen vorgebeugt werden. Zudem sollte die Therapie vorliegender Infektionserkrankungen und Entzündungen im Bereich der Ohren nicht vorzeitig abgebrochen werden, um einer Mastoiditis vorzubeugen.

Nachsorge

Da eine Mastoiditis gut behandelbar ist, konzentriert sich die Nachsorge auf die langfristige Steigerung der gesunden Lebensweise, um eine Schwächung des Immunsystems zu zu vermeiden. Dazu gehören ausreichend Bewegung als auch eine ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten. Yoga oder Nordic Walking sind leichte Sportarten, die gut in den Alltag zu integrieren sind und dabei das Wohlbefinden enorm steigern können. Sofern sich nach der abgeschlossenen Behandlung erwartete Beschwerden einstellen, sollte dies unverzüglich mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.

Das können Sie selbst tun

Bei Verdacht auf eine Mastoiditis sollte zeitnah ein Arzt konsultiert werden. Treten die ersten Anzeichen wie Ohrenschmerzen oder Fieber nachts oder am Wochenende auf, können leichte Symptome zunächst mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln behandelt werden. Sofern die Ohrenschmerzen über Nacht wieder abklingen, lag eventuell nur eine vorübergehende Tubenbelüftungsstörung vor. Dabei handelt es sich um einen eingeschränkten oder fehlenden Druckausgleich des Mittelohres mit dem Nasen-Rachen-Raum. Falls die Ohrenschmerzen wieder auftreten, sobald die Wirkung des Schmerzmittels nachlässt, erhärtet das den Verdacht auf eine Mittelohrentzündung, die unbedingt dem Arzt vorgestellt werden sollte.

Ohrentropfen dürfen ohne ärztliche Verordnung in dieser Situation nicht verabreicht werden. Sofern das Trommelfell noch unbeschadet ist, können die Tropfen das Mittelohr ohnehin nicht erreichen. Hat das Trommelfell bereits einen Riss, können die Tropfen gegebenenfalls zu Schäden am Innenohr führen. Sinnvoll ist dagegen eine Wärmebehandlung, die die Heilung fördert und schmerzlindernd wirkt. Dazu kann ein Rotlicht, ein Heizkissen oder eine Wärmflasche genutzt werden. In der Naturheilkunde wird das Auflegen heißer, in ein Handtuch gewickelter Kartoffel empfohlen. Zur unterstützenden Behandlung einer akuten Mastoiditis kommen in der Homöopathie regelmäßige Gaben von Chamomilla, Aconitum und Belladonna in niedrigen Potenzen zum Einsatz.

Eitriger Ausfluss aus dem Ohr sollte regelmäßig mit einem alkoholgetränktem Papiertaschentuch oder einem Wattepad entfernt werden. Dagegen darf der Gehörgang nicht mit Watte oder anderen Stoffen verschlossen werden, da dies die Vermehrung von Krankheitserregern fördern könnte.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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