Erste Hilfe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Erste Hilfe bezeichnet die Erstmaßnahmen bei medizinischen Notfällen, die nicht unbedingt lebensbedrohlich sein müssen. Sie umfasst eine Reihe von sofortigen und oft lebensrettenden Maßnahmen, die direkt am Unfallort durchgeführt werden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Betroffenen zu stabilisieren und zu verbessern. Diese Maßnahmen werden ergriffen, um das Risiko weiterer Verletzungen zu minimieren und den Zustand des Patienten zu stabilisieren, bis professionelle medizinische Hilfe eintrifft. Erste Hilfe kann von Laien mit grundlegenden Schulungen angewendet werden und ist in zahlreichen Notfallsituationen, wie Unfällen, plötzlichen Krankheiten oder Verletzungen, von entscheidender Bedeutung.
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Was ist Erste Hilfe?
Lebenserhaltende Erste Hilfe bei Unfällen oder Erkrankungen besteht aus der Anwendung zuvor erlernter Techniken, die bis zur Behandlung durch Mediziner eine Verschlechterung des Zustandes verhindern. Dazu gehören die Wiederbelebung bei Herzstillstand und die Mund-zu-Mund-Beatmung bei Aussetzen der Atmung.
Auch die Stabilisierung bei Knochenbrüchen und insbesondere die Verhinderung von Dauerschäden bei Wirbelsäulenverletzungen gehören zu den erlernbaren Notfallmaßnahmen. Zusätzlich vermittelt Erste Hilfe dem Helfer Kenntnisse bei der Reaktion auf einen anaphylaktischen Schock und die Versorgung von schweren Verletzungen mit Blutverlust.
Erste Hilfe in allen übrigen Fällen besteht in der Erstversorgung von weniger schweren Krankheitssymptomen und Verletzungen, bei denen der Patient zeitnah einen Arzt aufsuchen sollte.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Ersten Hilfe lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Bereits in den antiken Zivilisationen Ägyptens, Griechenlands und Roms wurden grundlegende Methoden zur Wundversorgung und Schmerzlinderung praktiziert. Im Mittelalter entwickelten sich durch die Kreuzzüge und die damit verbundenen Schlachten organisierte Strukturen zur Verwundetenversorgung. Orden wie die Johanniter und die Malteser spielten hierbei eine wichtige Rolle und legten den Grundstein für die moderne Erste Hilfe.
Ein bedeutender Fortschritt erfolgte im 19. Jahrhundert mit der Gründung des Roten Kreuzes durch Henry Dunant nach der Schlacht von Solferino 1859. Dunants Engagement führte zur Etablierung internationaler Standards für die medizinische Notfallversorgung. Gleichzeitig entstanden in dieser Zeit die ersten zivilen Erste-Hilfe-Kurse, vor allem durch die Bemühungen von Ärzten wie Friedrich von Esmarch, der 1881 den Begriff "Erste Hilfe" prägte und systematische Schulungen für Laien entwickelte.
Im 20. Jahrhundert wurde die Erste Hilfe weiter professionalisiert und standardisiert. Neue Techniken und Materialien, wie beispielsweise die Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR) und der Automatisierte Externe Defibrillator (AED), revolutionierten die Notfallmedizin. Organisationen wie die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sowie verschiedene nationale Rettungsdienste trugen maßgeblich zur Verbreitung und Weiterentwicklung der Erste-Hilfe-Kenntnisse bei. Heute ist die Erste Hilfe ein unverzichtbarer Bestandteil der allgemeinen Gesundheitsbildung und rettet weltweit Millionen von Leben.
Einsatz & Indikation
Erste Hilfe wird durchgeführt, sobald eine Person eine plötzliche gesundheitliche Notlage erlebt. Dies kann in zahlreichen Situationen erforderlich sein, darunter Unfälle, plötzliche Erkrankungen, Vergiftungen oder akute Verletzungen. Erste Hilfe ist notwendig, um lebensbedrohliche Zustände zu stabilisieren, Schmerzen zu lindern und das Risiko weiterer Komplikationen zu minimieren, bis professionelle medizinische Hilfe eintrifft.
Zu den häufigsten Szenarien, in denen Erste Hilfe benötigt wird, gehören Verkehrsunfälle, Stürze, Verbrennungen, Ertrinken und Herz-Kreislauf-Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. In solchen Fällen kann schnelles und kompetentes Handeln über Leben und Tod entscheiden. Beispielsweise ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR) bei einem Herzstillstand entscheidend, um den Blutfluss zum Gehirn und anderen lebenswichtigen Organen aufrechtzuerhalten, bis ein Defibrillator oder medizinisches Fachpersonal zur Verfügung steht.
Auch im häuslichen Umfeld kann Erste Hilfe notwendig werden, etwa bei Schnittwunden, Verbrennungen in der Küche oder allergischen Reaktionen. In Arbeitsumgebungen, insbesondere in Hochrisikobereichen wie Baugewerbe oder Fertigung, ist Erste Hilfe ebenfalls essenziell, um Verletzungen durch Maschinenunfälle oder chemische Expositionen zu behandeln. Die Kenntnis grundlegender Erste-Hilfe-Maßnahmen ist daher für Laien von großer Bedeutung, um im Notfall schnell und effektiv helfen zu können und das Eintreffen professioneller Hilfe zu überbrücken.
Vorteile & Nutzen
Erste Hilfe bietet zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden, insbesondere durch ihre sofortige Verfügbarkeit und die Möglichkeit, direkt vor Ort lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Ein wesentlicher Vorteil der Ersten Hilfe ist die Zeitersparnis. Bei medizinischen Notfällen wie Herzstillstand, schweren Blutungen oder Atemnot ist schnelles Handeln entscheidend. Erste Hilfe kann den Zustand des Betroffenen stabilisieren und lebensbedrohliche Situationen abwenden, noch bevor professionelle medizinische Hilfe eintrifft.
Ein weiterer Vorteil ist die Breitenwirkung. Erste-Hilfe-Maßnahmen können von Laien nach entsprechender Schulung angewendet werden, wodurch eine breite Bevölkerungsschicht in der Lage ist, in Notfällen effektiv zu reagieren. Dies erhöht die Überlebenschancen und minimiert die Schwere von Verletzungen, da Hilfe sofort verfügbar ist, anstatt auf die Ankunft von Rettungsdiensten warten zu müssen.
Erste Hilfe ist auch flexibel und vielseitig. Sie deckt ein breites Spektrum von Notfällen ab, von kleineren Verletzungen wie Schnitten und Verbrennungen bis hin zu schwerwiegenden Vorfällen wie Schlaganfällen und Vergiftungen. Diese Vielseitigkeit ermöglicht es Ersthelfern, in unterschiedlichsten Situationen angemessen zu reagieren und die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um den Zustand der Betroffenen zu verbessern.
Zudem fördert Erste Hilfe die Selbstwirksamkeit und das Vertrauen der Helfer. Personen, die in Erster Hilfe geschult sind, fühlen sich sicherer und kompetenter im Umgang mit Notfallsituationen, was zu einer schnelleren und effektiveren Reaktion führt. Dies kann entscheidend dazu beitragen, die Gesamtgesundheit und Sicherheit in der Gemeinschaft zu verbessern.
Funktion & Anwendung
Erste Hilfe bei schweren Unfällen kann die Anwendung mehrerer Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich machen. Hat der Verletzte einen Schock, der zum Herzstillstand führt, gehört die Herzmassage zu den wichtigsten Techniken der Wiederbelebung durch Erste Hilfe. Dabei legt der Ersthelfer die übereinander verschränkten Hände auf das Brustbein und bewegt durch gleichmäßige Druckbewegungen als Erste Hilfe den Brustkorb.
Die Pumpfunktion des Herzens soll auf diese Weise angeregt werden. Ein zweiter Helfer kann als Erste Hilfe im Wechsel dazu dem Verletzten über die Nase Atemluft zuführen. Knochenbrüche werden bei der Ersten Hilfe durch stabile Schienen stabilisiert. Erste Hilfe umfasst nicht die Aufgabe, die Knochen zugleich zu richten. Dies gilt insbesondere, wenn eine Verletzung der Halswirbelsäule vorliegt.
Ersthelfer sorgen nur dafür, dass der Verletzte die Halswirbelsäule nicht weiter bewegt, um ein stärkeres Verrutschen der Wirbel und damit eine gravierende Verletzung des Rückenmarks zu verhindern. Blutungen werden durch durch Erste Hilfe mit Abdrücken oder Abbinden der zuführenden Arterie gestillt, um einen Schock durch zu hohen Blutverlust zu vermeiden. Kann durch Erste Hilfe keine direkte Erstmaßnahmen nach Art der Verletzung oder Erkrankung getroffen werden, besteht Erste Hilfe darin, den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu bringen.
Dadurch wird verhindert, dass er unter Umständen an seinem eigenen Erbrochenen erstickt. Erste Hilfe besteht weiterhin aus der Sicherung des Betroffenen, bis ärztliche Hilfe verfügbar ist. Neben der Alarmierung über den Notruf wird ein Verletzter notfalls durch Festhalten daran gehindert, an einer Unfallstelle herumzulaufen und sich dadurch in Gefahr zu begeben.
Er wird als Erste Hilfe mit geeigneten Decken und Jacken warmgehalten, da im Schockzustand eine Unterkühlung eintreten kann. Offene Wunden sollen durch Erste Hilfe abgedeckt werden, damit eine Infektion erschwert ist. Für Brandverletzungen besteht Erste Hilfe in Maßnahmen zur Kühlung, während eine Verätzung durch Erste Hilfe möglichst neutralisiert, oder zumindest die ätzende Flüssigkeit verdünnt wird.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf der Ersten Hilfe folgt einem strukturierten Vorgehen, um effektiv und sicher zu handeln. Zunächst gilt es, die Situation zu überblicken und die eigene Sicherheit sowie die der Betroffenen sicherzustellen. Dies bedeutet, potenzielle Gefahrenquellen zu identifizieren und zu beseitigen oder den Ort zu sichern, um weitere Unfälle zu verhindern.
Der nächste Schritt ist die Überprüfung des Zustands des Betroffenen. Hierbei wird geprüft, ob die Person ansprechbar ist und ob sie atmet. Bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung muss sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (CPR) begonnen werden. Dies umfasst 30 Kompressionen auf den Brustkorb, gefolgt von zwei Atemspenden. Dieser Zyklus wird kontinuierlich wiederholt, bis professionelle Hilfe eintrifft oder die Person wieder selbstständig atmet.
Falls die Person bei Bewusstsein ist, sollten akute Blutungen gestoppt und Wunden versorgt werden. Dies kann durch direkte Druckausübung auf die Blutungsstelle und das Anlegen eines Verbandes geschehen. Bei Knochenbrüchen oder Verstauchungen sollte die betroffene Extremität ruhiggestellt und gegebenenfalls gekühlt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Betreuung des Betroffenen. Der Ersthelfer sollte beruhigend auf die Person einwirken, sie warm halten und ihre Vitalzeichen, wie Atmung und Puls, regelmäßig überprüfen. Zudem sollte der Notruf (112 in Europa) so schnell wie möglich abgesetzt werden, um professionelle Hilfe zu alarmieren und genaue Angaben zur Situation und zum Zustand des Betroffenen zu machen.
Zusammenfassend umfasst die Erste Hilfe das Sichern der Unfallstelle, das Überprüfen der Vitalfunktionen, das Einleiten lebensrettender Maßnahmen, die Wundversorgung und die kontinuierliche Betreuung des Betroffenen, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Gefahren bei unsachgemäßer Erster Hilfe
Erste Hilfe kann Leben retten, birgt aber die Gefahr, bei fehlerhafter Anwendung den Zustand des Verletzten zu verschlechtern. Einer der Gründe liegt darin, dass die Auffrischung der Kenntnisse nicht verpflichtend ist und im Ernstfall die richtigen Maßnahmen nicht immer gegenwärtig sind.
Bei der Herzmassage besteht eine der größten Gefahren darin, durch zu viel Druck Rippenbrüche zu verursachen, die die Lunge verletzten. Die Unterbrechung der Blutzufuhr bei stark blutenden Wunden verursacht auf Dauer eine Schädigung des betroffenen Gewebes bis hin zum Absterben der Gliedmaße. Eine Haftung desjenigen, der Erste Hilfe leistet, besteht aber auch bei diesen unabsichtlichen Folgeschäden nicht.
Durch die gesetzliche Verpflichtung, im Notfall Erste Hilfe zu leisten, wird der Ersthelfer zugleich vor Konsequenzen geschützt. Auch für den Ersthelfer bestehen natürlich gesundheitliche Risiken. Nicht ausreichend gesicherte Unfallstellen können dazu führen, dass er noch während er Erste Hilfe leistet durch die Unachtsamkeit Dritter ebenfalls verletzt wird.
Wenn Erste Hilfe geleistet wird, ist wegen einer Infektionsgefahr der Kontakt mit fremdem Blut so gut wie möglich durch das Tragen von Schutzhandschuhen zu vermeiden. Erste Hilfe ist grundsätzlich mit dem eigenen Risiko abzuwägen und bei zu hoher Selbstgefährdung auch einzustellen oder zu unterlassen.
Alternativen
Falls Erste Hilfe nicht möglich ist oder ergänzende Maßnahmen erforderlich sind, gibt es verschiedene alternative Verfahren und Ansätze, die angewendet werden können. Eine wichtige Alternative ist der Einsatz von Notfalltelefonen und Telemedizin. Durch den Kontakt zu medizinischen Fachkräften via Telefon oder Videokonferenz können Laien Anweisungen erhalten, um den Zustand des Patienten zu stabilisieren. Diese Fernunterstützung kann insbesondere in abgelegenen oder gefährlichen Umgebungen von entscheidender Bedeutung sein.
Ein weiteres Verfahren ist der Einsatz von Notfall-Apps, die detaillierte Anleitungen für verschiedene Notfallsituationen bieten. Diese Apps können Schritt-für-Schritt-Anweisungen zur Verfügung stellen und helfen, wichtige Maßnahmen zu ergreifen, wenn keine ausgebildeten Ersthelfer vor Ort sind.
In einigen Fällen können spezialisierte Notfallkits und Geräte hilfreich sein. Automatisierte Externe Defibrillatoren (AEDs) sind ein Beispiel, das speziell für den Laiengebrauch entwickelt wurde und Anweisungen zur Anwendung gibt, um bei Herzstillstand zu helfen. Ebenso können spezielle Erste-Hilfe-Kits für bestimmte Umgebungen, wie zum Beispiel maritime oder alpine Kits, zusätzliche Werkzeuge und Anleitungen bieten, die auf die jeweiligen Notfallszenarien zugeschnitten sind.
Auch die Schulung von Laien in erweiterten Erste-Hilfe-Techniken, wie etwa die Anwendung von Tourniquets oder die Verwaltung von Notfallmedikamenten (z.B. Epinephrin-Autoinjektoren für Anaphylaxie), kann die Überlebenschancen in kritischen Situationen erhöhen, wenn professionelle Hilfe nicht sofort verfügbar ist.
Schließlich spielt die Gemeinschaft eine wichtige Rolle. In gut organisierten Gemeinschaften können Nachbarschaftsnetzwerke und freiwillige Hilfsgruppen wertvolle Unterstützung bieten, indem sie Ressourcen und Wissen bündeln, um in Notfallsituationen schnell und effektiv zu reagieren. Diese kollektiven Anstrengungen können die Erste Hilfe ergänzen und sicherstellen, dass in einer Vielzahl von Notfallsituationen angemessene Hilfe bereitgestellt wird.
Quellen
- Katutz, H., et al.: Kursbuch Erste Hilfe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011
- Keggenhoff, F.: Erste Hilfe – Für Ersthelfer im Betrieb. Deutsches Rotes Kreuz, Berlin 2011
- Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011