Erythema chronicum migrans
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Es handelt sich beim Erythema chronicum migrans um die sogenannte "Wanderröte", einen rötlichen kreisförmigen Hautausschlag, welcher einige Tage bis Wochen nach Zeckenbiss im Bereich der Bissstelle auftritt, sich zentrifugal nach außen ausbreitet, dabei zentral abblasst und als erstes Stadium der Borreliose gilt.
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Was ist Erythema chronicum migrans?
Zeckenbisse gehören zu den wenigen Gefahren, die hierzulande in der Natur noch auf uns lauern. Die Borreliose als Folgeerkrankung tritt in Deutschland des Öfteren auf, eine Impfung gibt es noch nicht.
Rechtzeitig erkannt, kann sie jedoch hervorragend therapiert werden. Das erste Stadium der Borreliose, das Erythema chronicum migrans, sollte daher jedem Menschen, der ab und zu mal im deutschen Wald unterwegs ist und allen Eltern, deren Kinder im Sommer noch draußen spielen, bekannt sein.
Ursachen
Die Borreliose wird durch Bakterien verursacht, die praktischerweise auch Borrelien heißen. Übertragen werden diese Borrelien durch Zecken, welche in deutschen Wäldern zuhause sind und sich entgegen des weit verbreiteten Volksglaubens nicht von Bäumen herabstürzen, sondern im etwa hüfthohen Gesträuch auf menschlichen Kontakt warten und sich dann in der Haut des Vorbeikommenden Einnisten.
Je nach Region (Süden mehr als Norden) sind zwischen 10 und 50 Prozent der heimischen Zecken von Borrelien befallen. Nur etwa 3 Prozent aller von Zecken gestochenen Personen infizieren sich über den Speichel der Zecke mit den Bakterien, was wohl vor allem mit der Saugezeit zusammenhängt: Wird die Zecke innerhalb von 6-12 Stunden entdeckt und fachgerecht entfernt, so ist das Übertragungsrisiko sehr gering.
Wiederum nur etwa 10 Prozent der Infizierten erkranken dann tatsächlich an Borreliose, was wohl an unserem ausgezeichneten Immunsystem liegt. Dennoch sind Zeckenbisse häufig und somit kommen auch Borreliose-Fälle in Deutschland des Öfteren vor. Wichtig ist es, die Symptome rechtzeitig zu erkennen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei Erythema chronicum migrans handelt es sich um eine sehr schwerwiegende Erkrankung, die auf jeden Fall von einem Arzt behandelt werden muss, da sie im schlimmsten Falle auch zum Tod des Betroffenen führen kann. In erster Linie leiden die Patienten an der betroffenen Stelle an einer Hautrötung und an der Ausbildung von Papeln und Pusteln.
Die Stelle kann dabei auch schmerzen oder von einem Juckreiz betroffen sein. Ebenso treten die gewöhnlichen Symptome einer Grippe oder einer Erkältung auf, sodass die Patienten an Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schüttelfrost leiden. In der Regel kann die Müdigkeit dabei nicht durch Schlaf ausgeglichen werden.
Weiterhin führt Erythema chronicum migrans auch zu starken Kopfschmerzen und zu einer deutlichen Verringerung der Lebensqualität des Patienten. Auch deutliche Schmerzen im Rücken oder in den Gelenken können dabei auftreten und den Alltag erschweren. Sollte keine Behandlung der Erkrankung stattfinden, so breitet sich die Krankheit auch auf das Herz und auf das Nervensystem des Betroffenen aus und beschädigt dieses.
An diesen Schädigungen kann der Patient im schlimmsten Falle versterben. Aus diesem Grund ist durch Erythema chronicum migrans häufig auch die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich verringert.
Diagnose & Verlauf
Etwa 5 bis 29 Tage nach dem Zeckenbiss entsteht meist eine kleine Papel an der Stelle, wo die Zecke saß. Drum herum bildet sich dann eine kreisförmige Rötung, welche sich innerhalb von Tagen zentrifugal, also von innen nach außen ausbreitet und dabei in der Mitte abblasst. Es ergibt sich das Bild eines größer werdenden und nach außen wandernden Ringes. Diesem Verhalten verdankt der Ausschlag seinen Namen "Wanderröte", oder medizinisch Erythema chronicum migrans.
Da die Erkrankung nicht weh tut, wird die Wanderröte oft gar nicht entdeckt. Nur manchmal treten Fieber, schlechtes Allgemeinbefinden, Müdigkeit oder Kopfschmerzen hinzu, die aber nach wenigen Tagen verschwinden und zu unspezifisch sind, als dass man sie mit einer beginnenden Borreliose in Verbindung brächte. Auch Muskelschmerzen und grippeartige Symptome können vorkommen. Das Erythema selbst kann nach Tagen wieder verschwinden, ohne dass die Borreliose ausgeheilt wäre. Es kann aber auch Monate lang bestehen bleiben.
Entdeckt und behandelt man die Borreliose nicht in diesem Erststadium, so breiten sich die Erreger im Körper aus, können weitere Symptome verursachen und am Ende zu einer schweren, lebensgefährlichen Erkrankung werden: Im zweiten Stadium nach frühestens vier Wochen werden das Herz und das periphere Nervensystem befallen, was sich durch Rhythmusstörungen, Lähmungen und Schmerzen bemerkbar macht. Im Spätstadium, oft nach Monaten, werden Haut, einzelne Gelenke und das zentrale Nervensystem befallen. Eine Enzephalitis kann zum Tode führen.
Das Erythema chronicum migrans als Hauterscheinung ist typisch genug, um es nach Zeckenbiss als beginnende Borreliose zu diagnostizieren. Zusätzlich wird ein Arzt einen Bluttest auf Borrelien-Antikörper durchführen, die aber im Frühstadium der Erkrankung oft noch gar nicht nachweisbar sind.
Komplikationen
Aufgrund der Erythema chronicum migrans kommt es zu den Komplikationen bei einem Zeckenbiss. Diese müssen nicht sofort auftreten und direkt zu Beschwerden führen, in den meisten Fällen breiten sich diese erst im Laufe der Krankheit aus. Der Patient leidet dabei an einer starken Müdigkeit und ebenfalls n Kopfschmerzen.
Am Körper bilden sich Papeln aus und es kommt zu einem relativ hohen Fieber. Auch die Gelenke und Extremitäten schmerzen und der Betroffene leidet an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. In den meisten Fällen treten diese Beschwerden erst einige Wochen nach dem Biss der Zecke auf. Im schlimmsten Fall sind auch andere Organe betroffen, sodass es zu Beschwerden am Herzen oder an der Lunge kommen kann. Wird das zentrale Nervensystem beschädigt, können Lähmungen verschiedener Körperregionen auftreten. Dabei kommt es zu einer Bewegungseinschränkung.
Bei der Behandlung werden in den meisten Fällen Antibiotika eingesetzt, welche zu einem positiven Krankheitsverlauf führen. Für gewöhnlich ist der Betroffene einige Tage lang auf eine Bettruhe angewiesen, bevor der Körper wieder Belastungen ausgesetzt werden kann. Die Lebenserwartung wird von dem Erythema chronicum migrans in den meisten Fällen nicht beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einem Zeckenbiss ist ein Arztbesuch notwendig, wenn die Zecke nicht mit eigenen Mitteln vollständig aus der Wunde entfernt werden kann. Besondere Vorsicht gilt, wenn sich der Rumpf von der Zecke gelöst hat und sich der Kopf noch in der Wunde befindet. Ein Arzt sollte in diesen Situationen grundsätzlich konsultiert werden.
Klagt der Betroffene über verschiedene Beschwerden, sollte auch bei einer fachgerechten Entfernung der Zecke ein Arztbesuch erfolgen. Tritt Fieber ein oder kommt es zu Schüttelfrost, besteht Grund zur Besorgnis. Ärztlich abgeklärt werden sollten Symptome wie Kopfschmerzen, Rücken- oder Gelenkschmerzen.
Treten unmittelbar in der Region des Zeckenbisses Schmerzen auf, ist ein Arztbesuch notwendig. Kommt es zu Entzündungen der Wunde oder vergrößert sich die Wunde, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Bilden sich Pappeln oder Hautrötungen, gelten diese als ungewöhnlich und sind ärztlich abklären zu lassen. Bei Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel oder Erbrechen muss der Betroffene untersucht und behandelt werden.
Kommt es nicht innerhalb einiger Tage nach dem Zeckenbiss zu einer Heilung der Eintrittsstelle, sollte diese bei einem Arzt vorgestellt werden. Sinkt das allgemeine Wohlbefinden, das gewohnte Leistungsniveau oder stellt sich eine Schwäche ein, ist ein Arztbesuch anzuraten. Die Beschwerden müssen medizinisch versorgt werden, damit sich keine ernsthaften Erkrankungen entwickeln.
Behandlung & Therapie
Im ersten Stadium lässt sich die Borreliose mit Antibiotika sehr gut behandeln, Doxycyclin als Tablette für wenige Tage lässt den Großteil der Infektionen folgenlos ausheilen. Ein Bluttest kontrolliert den Erfolg.
In späteren Stadien muss zu härteren Keulen gegriffen werden, Cephalosporine sind dann Mittel der Wahl, teilweise dann auch per Infusion über längere Zeit. Behandelt wird übrigens nicht, wie oft angenommen, jeder Zeckenbiss: Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich an Borreliose zu erkranken, ist einfach zu gering, um sich den möglichen Risiken und Nebenwirkungen einer Antibiotikabehandlung auszusetzen.
Das Auftreten der Wanderröte ist jedoch ein dringender Therapiegrund und jeder Tag früher, an dem man antibiotisch therapiert wird, verringert das Risiko einer chronischen Infektion.
Aussicht & Prognose
Die Prognose beim Erythema chronicum migrans ist positiv, wenn die Erkrankung vollständig ausgeheilt wird. Das ist mit einer antibiotischen Therapie möglich.
Trotz eines ausreichend behandelten Erythema chronicum migrans leiden etwa 5 Prozent der Patienten anschließend an "post-treatment Lyme disease symptoms". Die Symptome ähneln denen einer Lyme Borreliose. Das dadurch bedingte Auftreten von Gelenk- und Muskelschmerzen, ständiger Müdigkeit und Konzentrationsstörungen verringert die Lebensqualität. Doch da das Erythema chronicum migrans als eine Vorstufe zu einer Borreliose angesehen wird, ist das Auftreten solcher Folgeerscheinungen nicht ganz überraschend.
Die durch Zeckenbisse ausgelöste Wanderröte kann in den meisten Fällen gut behandelt werden. Es ist eher unwahrscheinlich, dass bei den Betroffenen nach der antibiotischen Behandlung eine Borreliose auftritt. Diese Prognose gilt offensichtlich auch für jene 5 Prozent der Betroffenen, bei denen trotz der Behandlung Borreliose-ähnliche Symptome auftreten.
Unbehandelt sieht die Prognose allerdings anders aus. Das unbehandelt bleibende Erythema chronicum migrans kann durch starke Schmerzen zu einer verminderten Lebensqualität führen. Unbehandelt kann ein Erythema chronicum migrans die Lebenserwartung der Betroffenen schmälern. Wird weiterhin eine Behandlung unterlassen, kann das Herz in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch das Nervensystem kann von Schäden betroffen sein. Im Schlimmsten Fall zieht das unbehandelt gebliebene Erythema chronicum migrans den Tod des Patienten nach sich.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung gilt: Nach Spielen im Freien sollten Kinder ausführlich auch Zecken untersucht werden, auch Erwachsene müssen daran denken. Abwehrsprays und weit reichende Bekleidung können die Angriffsfläche für Zecken zudem minimieren. Zecken sollten fachmännisch und vollständig entfernt werden, geschieht dies innerhalb von zwölf Stunden, ist das Risiko einer Borreliose sehr gering.
Medikamentöse Maßnahmen sind dann zunächst nötig. Auf das Auftreten einer Wanderröte innerhalb der nächsten vier Wochen sollte jedoch gezielt geachtet werden.
Nachsorge
Bei Erythema chronicum migrans sind in den meisten Fällen keine besonderen oder direkten Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge möglich. Der Betroffene ist bei dieser Krankheit zuerst auf eine umfassende Untersuchung und Behandlung angewiesen, damit weitere Komplikationen verhindert werden. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist in der Regel der weitere Verlauf.
Im Allgemeinen empfiehlt es sich, sich gegen Zecken zu schützen und die befallenen Gebiete möglichst zu vermeiden. Ebenfalls ist eine Impfung gegen Zecken sehr sinnvoll, um das Auftreten von Erythema chronicum migrans zu verhindern. In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung dieser Infektion dabei mit Hilfe von Antibiotika. Dabei ist der Betroffene auf einer regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung angewiesen.
Bei Fragen oder Unklarheiten sollte zuerst ein Arzt kontaktiert werden. Auch nach Abklingen der Beschwerden müssen die Antibiotika meistens noch einige Tage weiter eingenommen werden. Bei der Einnahme ist weiterhin auch auf Alkohol zu verzichten. Der weitere Verlauf der Erythema chronicum migrans richtet sich jedoch nach dem genauen Stadium der Erkrankung. Im Allgemeinen sollte sich der Betroffene bei dieser Krankheit auch schonen und sich keinen Anstrengungen oder anderen stressigen Tätigkeiten aussetzen.
Das können Sie selbst tun
Im Alltag ist eine besondere Vorsicht vor Zeckenbissen wichtig. Insbesondere in den Monaten des Frühjahrs oder Sommers sollte bei Spaziergängen und Aufenthalten im Freien darauf geachtet werden, sich keine Zeckenbisse zu holen. Dafür können Insektensprays zum Schutz auf die Haut aufgetragen werden. Diese halten Zecken fern und schützen gleichzeitig vor weiteren Insektenbissen.
Vor Aufenthalten auf Wiesen oder in Wäldern empfiehlt es sich, Informationen über die aktuelle regionale Zeckenverbreitung zu sammeln. Lange Kleidung und geschlossene Schuhwerke erschweren es Zecken, den Zugang zum menschlichen Körper zu finden. Auf Wiesen sollten Sitzunterlagen verwendet werden. Große Decken oder Tücher genügen, um den direkten Kontakt mit dem Boden zu vermeiden.
Unmittelbar im Anschluss an einen Spaziergang im Wald oder einem Aufenthalt auf der einer Wiese sollte die Haut gründlich auf Zeckenbisse kontrolliert werden. Die Zecke ist mit einer ruhigen Hand und einer Zeckenzange zu entfernen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass es zu einer vollständigen Entfernung des gesamten Körpers der Zecke kommt.
Gelingt dies nicht oder befindet sich die Zecke an einem schwer zugänglichen Bereich am Körper, ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen. Es sollte vermieden werden, den Kopf der Zecke eigenverantwortlich mit einer Pinzette oder ähnlichen Werkzeugen zu entfernen.
Quellen
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014