Borrelien
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Borrelien sind Bakterien und entstehen in Nagern. Durch Zecken werden sie auf andere Tiere und Menschen übertragen. Die Erreger können Borreliose auslösen. Weltweit existieren unterschiedliche Borrelienarten.
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Was sind Borrelien?
Borrelien sind schraubenförmige Bakterien und gehören zur Gruppe der Spirochäten. Sie entstehen in Ratten und Mäusen. Durch Zecken als Krankheitsüberträger werden sie auf unterschiedliche Lebewesen übertragen.
Viele Tiere sind gegen Borrelien immun, während beispielsweise Pferde, Hunde, vor allem aber der Mensch nicht immun sind. Die durch Borrelien übertragenen Krankheitssymptome sind schon lange bekannt, jedoch entdeckt wurden die Erreger erst vor etwas mehr als 20 Jahren.
Es gibt verschiedene Arten: Borrelien burgdorferi, Borrelien afzelii und Borrelien garinii. In Europa sind hauptsächlich die letzten beiden Arten vertreten, während in den USA Borrelien burgdorferi vorkommen.
Vorkommen & Vermehrung
Borrelien sind Bakterien der Gattung Borrelia, die weltweit vorkommen und verschiedene Erkrankungen, insbesondere Lyme-Borreliose, beim Menschen verursachen können. Diese spiralförmigen Bakterien gehören zur Familie der Spirochäten und sind in vielen Regionen, insbesondere in gemäßigten Klimazonen, weit verbreitet.
Borrelien kommen hauptsächlich in bestimmten ökologischen Nischen vor, insbesondere in Wäldern, Buschlandschaften und Gebieten mit hohem Gras, wo ihre natürlichen Wirtstiere und Vektoren, wie Zecken, reichlich vorhanden sind. Sie werden hauptsächlich von Zecken der Gattung Ixodes, insbesondere dem gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) in Europa und dem Schwarzbeinigen Zecken (Ixodes scapularis) in Nordamerika, beherbergt.
Die Vermehrung der Borrelien erfolgt innerhalb der Wirtstiere, zu denen kleine Säugetiere wie Mäuse und andere Nagetiere, aber auch Vögel gehören. Diese Tiere dienen als Reservoirs, in denen die Borrelien überleben und sich vermehren können. Innerhalb dieser Wirte vermehren sich die Borrelien hauptsächlich in den Haut- und Gewebszellen, oft ohne dem Wirt erhebliche Schäden zuzufügen.
Im menschlichen Körper können Borrelien verschiedene Organe und Gewebe infizieren. Nach dem Eindringen in den menschlichen Körper, meistens durch den Biss einer infizierten Zecke, beginnen die Borrelien sich an der Eintrittsstelle in der Haut zu vermehren. Dies führt häufig zu einer charakteristischen Hautrötung, dem Erythema migrans, die das erste Anzeichen einer Lyme-Borreliose ist. Von der Haut aus können sich die Borrelien über die Blutbahn im Körper ausbreiten und verschiedene Organe befallen, darunter das zentrale Nervensystem, das Herz und die Gelenke.
Die Fähigkeit der Borrelien, sich in verschiedenen Geweben und Organen des menschlichen Körpers zu vermehren und zu persistieren, führt zu den vielfältigen und oft schwerwiegenden Symptomen der Lyme-Borreliose. Diese können von Hautausschlägen und grippeähnlichen Symptomen in den frühen Stadien bis hin zu neurologischen und rheumatischen Beschwerden in den späteren Stadien reichen.
Borrelien sind für den menschlichen Körper eine ernsthafte Bedrohung, da sie die körpereigenen Abwehrmechanismen umgehen und chronische Infektionen verursachen können. Die Diagnose und Behandlung erfordern daher besondere Aufmerksamkeit und Fachkenntnisse, um die gesundheitlichen Auswirkungen zu minimieren und langfristige Komplikationen zu verhindern.
Ansteckung & Übertragung
Der Mensch kann sich mit Borrelien infizieren, wenn er von einer infizierten Zecke gebissen wird. Zecken der Gattung Ixodes, insbesondere der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) in Europa und der Schwarzbeinige Zecke (Ixodes scapularis) in Nordamerika, sind die Hauptvektoren für Borrelien, die Lyme-Borreliose verursachen.
Der Übertragungsprozess beginnt, wenn eine infizierte Zecke sich an der Haut eines Menschen festbeißt, um Blut zu saugen. Während des Saugvorgangs, der mehrere Tage dauern kann, können Borrelien aus dem Darm der Zecke in den menschlichen Blutkreislauf übergehen. Je länger die Zecke an der Haut haftet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung. In der Regel wird das Infektionsrisiko signifikant, wenn die Zecke länger als 24 Stunden angebracht bleibt.
Borrelien werden nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen, sondern immer über den Vektor, die Zecke. Eine Infektion ist somit abhängig von der Exposition gegenüber Zecken und deren Biss. Risikogebiete sind vor allem Wälder, Wiesen und andere bewaldete oder buschige Gebiete, in denen Zecken leben und aktiv nach Wirten suchen.
In Deutschland ist die Meldepflicht für Borreliose von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. In einigen Bundesländern, wie etwa Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen, besteht eine Meldepflicht für den Nachweis von Borrelien-Infektionen. Das bedeutet, dass Ärzte und Labore bestätigte Fälle von Lyme-Borreliose an das zuständige Gesundheitsamt melden müssen. Die Meldepflicht dient der Überwachung der Krankheitsverbreitung und ermöglicht es den Gesundheitsbehörden, präventive Maßnahmen zu ergreifen und die Öffentlichkeit über Risiken zu informieren.
Es ist wichtig, die jeweiligen gesetzlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer zu kennen und zu befolgen, um eine effektive Überwachung und Kontrolle der Borreliose sicherzustellen. Die Meldepflicht trägt dazu bei, das Ausmaß der Infektionen zu dokumentieren und gezielte Gesundheitsstrategien zu entwickeln, um die Bevölkerung besser schützen zu können.
Bedeutung & Krankheiten
In Mitteleuropa wird vornehmlich die sogenannte Lyme-Borreliose durch die Schildzecke Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) auf den Menschen übertragen. Die Tiere halten sich im Gras oder im Laub auf und setzen sich beim Hindurchgehen an den Beinen ab.
Danach suchen sie sich einen geeigneten Platz zum Saugen. Durch einen Zeckenstich können die Erreger der Borreliose übertragen werden, aber auch Viren der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Diagnose der Borreliose ist sehr schwierig, denn es kann Tage bis Wochen von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauern. Die Lyme-Arthritis benötigt mitunter sogar Jahre. Die Zecken werden dann oftmals mit den Beschwerden nicht mehr in Verbindung gebracht.
Borrelien leben im Darm der Zecke. Es kann bis zu drei Tagen dauern, bis sie durch den Stich der Zecke in den menschlichen Blutkreislauf gelangen. Das Tier muss erst voll angesogen sein und dann sozusagen erbrechen. Eine erwachsene Zecke beginnt zu diesem Zeitpunkt für sie unbrauchbare Gewebsflüssigkeit und Wasser in den menschlichen Körper zurück zu pumpen. Erst mit diesem Vorgang ist eine Übertragung möglich.
Wird die Zecke innerhalb von 24 Stunden entdeckt und entfernt, ist eine Ansteckung mit Borrelien gering. Erkrankt ein Mensch an Borreliose ist er für andere nicht ansteckend. Eine Erkrankung verläuft schubweise in mehreren Stadien. Jeder Betroffene entwickelt eine eigene Krankengeschichte, weil Phasen mitunter ausgelassen werden und einzelne Krankheitsbilder unterschiedlich massiv auftreten können. Jahrelange Reaktionszeiten sind ebenfalls möglich. Borreliose wird mit Antibiotika behandelt, impfen kann man sich dagegen derzeit nicht.
Krankheitsverlauf
Die Lyme-Borelliose teilt sich in drei Stadien ein. Nach kurzer Zeit kann sich um die Stichstelle herum eine Rötung zeigen. Sie grenzt sich klar ab und ist kreisförmig. Man nennt diese Erscheinung Wanderröte.
Sie ist ein sicheres Zeichen für eine erfolgte Infektion. Betroffene fühlen sich krank, ähnlich einer Grippe, haben erhöhte Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen sowie große Müdigkeit. Milz und Leber können sich vergrößern.
Nach bis zu zehn Wochen streut der Erreger über die Blut- bzw. die Lymphbahnen. Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen können auftreten selten auch Gewichtsabnahme. Beobachtet werden in dieser Phase häufig auch gelegentlich Haarausfall, Schwindelattacken, Konzentrationsschwierigkeiten und extrem große Müdigkeit.
Bezeichnend sind aber die ungewöhnlich starken Schweißausbrüche in der Nacht und Momente mit schnellem, starken Pulsschlag. Diese Situationen lösen sehr unangenehme Empfindungen aus. Gelegentlich wird die Wanderröte an mehreren Körperstellen beobachtet. In dieser Phase können auch Lähmungen im Gesicht auftreten, ebenfalls Entzündungen der Binde-, und Augenhaut-, sowie der Pupillen und Entzündungen des gesamten Augapfels.
Herzrhythmusstörungen und Entzündungen des Herzbeutels, die Brustschmerzen verursachen können sind bei ca. acht Prozent der Betroffenen der Fall.
Im dritten Stadium der Erkrankung kann es zu einer typischen Verdünnung und Fältelung der Haut und zu Entzündungen des gesamten Nervensystems kommen. Dieser Verlauf, bleibt er unbehandelt, kann sich über Jahre, sogar über Jahrzehnte hinziehen. Charakteristisch für die Borreliose-Arthritis ist, dass im Verlauf immer wieder die Beschwerden abklingen und verschwinden. Typisch ist außerdem, dass nur an einigen Gelenken die Entzündung auftritt, verbunden mit äußerst schmerzhaften Schwellungen. Die Kniegelenke sind am häufigsten betroffen.
Therapie & Resistenz
Eine Infektion mit Borrelien beim Menschen, insbesondere die Lyme-Borreliose, wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Die Wahl des Antibiotikums und die Dauer der Behandlung hängen vom Stadium der Erkrankung und den betroffenen Organen ab.
Im frühen Stadium der Lyme-Borreliose, wenn die charakteristische Wanderröte (Erythema migrans) auftritt, ist Doxycyclin das häufigste Antibiotikum, das über einen Zeitraum von 10 bis 21 Tagen verabreicht wird. Alternativ können Amoxicillin oder Cefuroxim eingesetzt werden, insbesondere bei Patienten, die Doxycyclin nicht vertragen oder bei Kindern unter 8 Jahren und schwangeren Frauen, für die Doxycyclin nicht geeignet ist.
In fortgeschrittenen Stadien, wenn die Infektion das zentrale Nervensystem, das Herz oder die Gelenke betrifft, kann eine intravenöse Antibiotikatherapie erforderlich sein. Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G sind gängige Optionen für solche schweren Fälle und werden typischerweise über 14 bis 28 Tage verabreicht.
Komplikationen bei der Behandlung von Borrelien-Infektionen können auftreten, insbesondere wenn die Krankheit nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird. Spätstadien der Lyme-Borreliose können zu chronischen Beschwerden führen, wie anhaltenden Gelenkschmerzen (Lyme-Arthritis), neurologischen Symptomen (Neuroborreliose) und Herzproblemen (Lyme-Karditis). In einigen Fällen kann es trotz erfolgreicher Antibiotikatherapie zu bleibenden Schäden kommen.
Ein weiteres Problem ist die sogenannte Post-Lyme-Borreliose-Syndrom (PLS), bei dem Patienten auch nach erfolgreicher Behandlung über anhaltende Symptome wie Müdigkeit, Muskelschmerzen und kognitive Beeinträchtigungen berichten. Die genaue Ursache des PLS ist unklar, und es gibt derzeit keine spezifische Behandlung dafür, außer symptomatischer Linderung.
Hinsichtlich Resistenzen gibt es derzeit keine weit verbreitete Antibiotikaresistenz bei Borrelien, die Lyme-Borreliose verursachen. Dennoch ist es wichtig, die Antibiotika gemäß den ärztlichen Anweisungen vollständig einzunehmen, um sicherzustellen, dass die Infektion vollständig beseitigt wird und keine Bakterien überleben, die möglicherweise resistent werden könnten.
Die Behandlung von Borrelien-Infektionen erfordert daher eine genaue Diagnose und sorgfältige Überwachung durch einen Arzt, um Komplikationen zu minimieren und eine vollständige Genesung zu fördern.
Vorsorge & Prävention
Um sich vorsorglich vor Borrelien und ihren krankheitsgefährdenden Auswirkungen zu schützen, sind verschiedene Präventionsmaßnahmen notwendig, insbesondere in Gebieten, in denen Zecken häufig vorkommen. Zeckenbisse sind der Hauptübertragungsweg für Borrelien, daher konzentriert sich die Prävention auf die Vermeidung von Zeckenstichen und die schnelle Entfernung von Zecken.
Beim Aufenthalt in zeckenreichen Gebieten wie Wäldern, Wiesen und Parks sollten Sie geeignete Kleidung tragen. Dazu gehören langärmlige Hemden, lange Hosen, die in die Socken gesteckt werden, und geschlossene Schuhe. Helle Kleidung erleichtert es, Zecken zu erkennen, bevor sie sich festbeißen. Das Auftragen von Zeckenschutzmitteln (Repellentien) auf Haut und Kleidung kann ebenfalls helfen, Zecken abzuwehren.
Nach dem Aufenthalt im Freien sollten Sie Ihren Körper gründlich nach Zecken absuchen. Besonders bevorzugte Stellen sind warme und feuchte Körperregionen wie die Kniekehlen, Leistengegend, Achselhöhlen, Kopf- und Halsbereich sowie hinter den Ohren. Auch bei Kindern sollten diese Körperstellen regelmäßig kontrolliert werden.
Falls eine Zecke entdeckt wird, sollte sie schnellstmöglich und korrekt entfernt werden. Verwenden Sie dazu eine feine Pinzette oder spezielle Zeckenentfernungswerkzeuge. Greifen Sie die Zecke so nah wie möglich an der Haut und ziehen Sie sie langsam und gerade heraus. Vermeiden Sie es, die Zecke zu drehen oder zu quetschen, um das Risiko einer Übertragung von Borrelien zu minimieren.
Die regelmäßige Anwendung von Zeckenschutzmitteln bei Haustieren ist ebenfalls wichtig, da diese oft Zecken in die Nähe des Menschen bringen. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über geeignete Zeckenschutzmittel für Hunde und Katzen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Prävention ist die Information und Bildung der Öffentlichkeit über die Risiken und Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit Zecken und Borrelien. Aufklärungskampagnen und Informationsmaterialien können helfen, das Bewusstsein für die Gefahren zu schärfen und das Verhalten im Freien entsprechend anzupassen.
Zusätzlich gibt es Forschungen zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Lyme-Borreliose, obwohl derzeit kein Impfstoff für den Menschen auf dem Markt ist. Eine Impfung könnte in Zukunft einen zusätzlichen Schutz bieten.
Durch die Kombination dieser Präventionsmaßnahmen kann das Risiko einer Borrelien-Infektion erheblich reduziert werden, wodurch die Gesundheit und das Wohlbefinden langfristig geschützt werden.
Quellen
- Kayser, F.H. et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Studt, H., H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003
- Weiß, A., Barth, H., Schmidt, H.: Bakterielle Toxine. Behr's Verlag, Hamburg 2018