Fischbandwurm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In unseren Breitengraden ist es durchaus möglich, sich an einem Fischbandwurm zu infizieren. Besonders bei selbst gefangenen, ungekochten, also rohen, Fischen ist die Gefahr groß.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Fischbandwurm-Infektion?

Bandwürmer leben als Parasiten im Darm des Menschen oder anderer Wirbeltiere. Es gibt viele verschiedene Bandwurmarten. Jede Art kann unterschiedliche Beschwerden hervorrufen, wobei nur weniger Arten für den Menschen zur Gefahr werden könne. Im Bild, der Kopf eines Bandwurmes. Klicken, um zu vergrößern.

Der Fischbandwurm lebt hauptsächlich im Süßwasser. Seine Zwischenwirte sind kleine Süßwasserfische und Krebse, die von den Endwirten des Fischbandwurms (größere Raubfische, Menschen, Hunde, Katzen und andere fischfressende Säugetiere) verzehrt werden.

Der Fischbandwurm Diphyllobotrium latum ist vor allem in den Binnenseen der nördlichen Hemisphäre anzutreffen. Meist sind Brack- und Süßwasserfische wie Forellen, Barsche und Hechte mit dem Fischbandwurm infiziert. Der Parasit nistet sich in den inneren Organen, vor allem der Leber, aber auch in der Muskulatur und im Darmtrakt der Zwischenwirte ein.

Eine andere Unterart - Diphyllobotrium pacificum - befällt als Endwirt Menschen, Robben und Seelöwen und ist vor allem Pazifikraum verbreitet.

Ursachen

Die Infektion mit dem Fischbandwurm erfolgt bei Menschen, Hund und Katzen durch den Verzehr von rohem oder ungenügend gebratenem oder erhitztem Fisch. Die verbreitetste Art des Fischbandwurms ist Diphyllobothrium latum, die vor allem im Baltikum, Russland, Skandinavien, Alaska und Nordamerika vorkommt.

Der im Darm des Endwirtes lebende Parasit kann bis zu 15 Meter lang werden und eine Lebensdauer von 10 Jahren erreichen. Der Kopf des Fischbandwurms ist mit Saugnäpfen und einem Hakenkranz versehen, mit dem er sich an die Dünndarmwand seines Wirtes heftet. Der Parasit ist ein Zwitter, der einzelne Bandwurmglieder abwirft, sobald die befruchteten Eier in diesen Gliedern herangereift sind.

So gelangen die befruchteten Eier des Fischbandwurms mit dem Kot in das Abwasser, wo sie von Zwischenwirten aufgenommen werden und der Entwicklungszyklus von den befruchteten Eiern über Larven bis zu hin zu Finnen und dem geschlechtsreifen Bandwurm in den Zwischen- und Endwirten von Neuem beginnt.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Infektion mit dem Fischbandwum verläuft üblicherweise symptomfrei. In den ersten drei bis sechs Wochen nach der Infektion entwickelt sich die Larve zum Fischbandwurm, wodurch keine Beschwerden auftreten. Erst danach ruft ein Fischbandwurm in Einzelfällen Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervor.

Gelegentlich stellt sich eine Appetitlosigkeit ein, die sich relativ schnell durch einen Gewichtsverlust bemerkbar macht. Obwohl ansonsten zunächst keine Beschwerden auftreten, muss ein Fischbandwurm ärztlich behandelt werden. Andernfalls kann der Parasit über Wochen, Monate oder sogar Jahre im Körper verbleiben und chronische Beschwerden hervorrufen. Oft tritt ein Vitaminmangel auf, der sich durch die Anzeichen einer Blutarmut bemerkbar macht – also Blässe, Herzrasen, Atembeschwerden und plötzliche Schweißausbrüche.

Im weiteren Verlauf kann es außerdem zu chronischen Magen-Darm-Beschwerden kommen. Äußerlich ist ein Fischbandwurm nicht zu erkennen. Der Gewichtsverlust weist in Verbindung mit dem zunehmenden Krankheitsgefühl jedoch auf ein Leiden hin, das ärztlich untersucht und behandelt werden muss. Zudem lässt sich eine Infektion oft auf den Verzehr einer bestimmten Speise oder den Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Mensch oder Tier zurückführen. Dadurch kann eine Infektion in der Regel rasch und zielgerichtet diagnostiziert werden.

Diagnose & Verlauf

Mit dem Fischbandwurm infizierte Süßwasserfische können lebensfähige Larven enthalten, die durch den Verzehr auf den Endwirt übergehen. Selbst in unzureichend oder nur kurzzeitig eingefrorenen Fischen können die Larven des Fischbandwurms überleben. Nach der Aufnahme der Larve dauert es je nach Entwicklungsstadium der Larve etwa drei bis sechs Wochen, bis sich daraus der erwachsene, geschlechtsreife Fischbandwurm im Darm des Endwirtes entwickelt.

Erst nach dem Abschluss der Entwicklung zum Fischbandwurm kommt es zu den ersten Symptomen wie Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und plötzlicher Gewichtsabnahme. In vielen Fällen verläuft die Infektion mit dem Parasiten über viele Jahre symptomlos und in einigen Fällen ist der Fischbandwurm die Ursache für einen Mangel an Vitamin B12, was zu Blutarmut, Herz- und Atembeschwerden führen kann.

Die Diagnose für den Befall mit dem Fischbandwurm ist relativ einfach. Da der Bandwurm einzelne Glieder mit geschlechtsreifen Eiern im Darm abstößt, sind diese bei der Untersuchung des Stuhls leicht nachweisbar.

Komplikationen

Eine Fischbandwurm-Infektion kann unbehandelt zu einigen Komplikationen führen. Der Parasit kann zunächst leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall hervorrufen. Die damit verbundene Appetitlosigkeit führt mitunter zu einem erheblichen Gewichtsverlust. Bei Nichtbehandlung kann sich der Bandwurm vergrößern und auf die inneren Organe übergreifen.

Mögliche Spätfolgen sind Entzündungen der Gallenblase und des Pankreas, selten auch Blinddarmentzündungen und Darmverschluss. Kommt es zur Larvenbildung, können schwere Hauterkrankungen, Epilepsie und Schädigungen der Skelettmuskulatur auftreten. Eine Infektion mit dem Fischbandwurm führt in der Regel jedoch nicht zur Bildung von Larven, insofern keine schwere Vorerkrankung vorliegt.

Durch den hohen Vitamin-B12-Verbrauch des Fischbandwurms kann es allerdings zu Mangelerscheinungen kommen. Selten entsteht in der Folge eine leichte Anämie, die ihrerseits mit Komplikationen verbunden ist. Typische Symptome einer Blutarmut sind Blässe, Atembeschwerden und ein erhöhter Puls. Generell treten bei einer Fischbandwurm-Infektion jedoch nur äußerst selten schwere Komplikationen auf.

Einmal diagnostiziert, kann ein Fischbandwurm in 90 bis 100 Prozent aller Fälle ohne weitere Beschwerden entfernt werden. Die verordneten Medikamente (Praziquantel, Niclosamid) können allerdings Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit und Müdigkeit hervorrufen. Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder einer gestörten Nieren- oder Leberfunktion können weitere Komplikationen auftreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Fischbandwurm ist der Besuch beim Arzt immer notwendig. Die Erkrankung heilt nicht von selbst und kann zu verschiedenen Komplikationen und Beschwerden führen, falls sie nicht behandelt wird. In der Regel sollte der Arzt immer dann aufgesucht werden, wenn es zu Beschwerden am Magen oder Darm nach dem Verzehr von Fisch kommt. Vor allem bei rohem und ungekochtem Fisch sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Dabei kann ein starker Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit auf den Fischbandwurm hindeuten. Auch Übelkeit, Durchfall oder starke Magenkrämpfe gehören zu den typischen Beschwerden dieser Krankheit.

Sollten diese Beschwerden daher nach dem Essen oder weiterhin ohne einen besonderen Grund auftreten, so muss ein Arzt aufgesucht werden. In akuten Notfällen oder bei sehr starken Schmerzen kann auch ein Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden. In der Regel reicht beim Fischbandwurm der Besuch bei einem Allgemeinarzt oder bei einem Kinderarzt. Die Behandlung der Erkrankung erfolgt mit Hilfe von Medikamenten und führt in den meisten Fällen zu einem schnellen Erfolg. Da der Betroffene auch erneut an einem Fischbandwurm erkranken kann, muss ein Arzt immer aufgesucht werden, falls die Symptome der Erkrankung auftreten.

Behandlung & Therapie

Auch die Therapie gegen Fischbandwurm ist relativ einfach. Mit Medikamenten wie Praziquantel oder Niclosamid kann der Fischbandwurm leicht abgetötet werden und wird mit dem Stuhl komplett ausgeschieden. Die Heilungsprognose ist gut, denn der Bandwurm ist nach der Behandlung mit dem wurmabtötenden Mittel meist vollständig verschwunden.

In sehr seltenen Fällen kann es im Körper des Endwirtes zur Bildung von Finnen kommen, die die Behandlung langwieriger gestalten. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, da der Fischbandwurm die Zwischenwirte für seinen Entwicklungszyklus braucht.

Die Medikamente für die Wurmkur sind verschreibungspflichtig und können in wenigen Fällen zu Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Übelkeit führen. Die Wurmkur muss konsequent durchgeführt werden, damit alle Larven abgetötet werden. Bei Schwangeren und Stillenden muss der Arzt abwägen, ob diese Medikamente zum Einsatz kommen können.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einem Befall eines Fischbandwurms wird als günstig beurteilt. Bei nahezu 100% der Erkrankten erfolgt eine vollständige Genesung. Wird eine medizinische Behandlung in Anspruch genommen, kommt es innerhalb weniger Tage bereits zu einer deutlichen Verbesserung der Gesundheit. Die verschreibungspflichtigen Arzneien töten den Wurm ab.

Anschließend wird er aus dem Organismus selbstständig abtransportiert. Es kann durch die Medikamentengabe zu Nebenwirkungen kommen, die sich nach dem Absetzen der Präparate im Normalfall vollständig zurückbilden. Mit Folgeschäden ist bei einem Wurmbefall durch den Fischbandwurm nur zu rechnen, wenn es bereits starke gesundheitliche Beeinträchtigungen bis zum Therapiebeginn gab.

Ohne eine ärztliche Behandlung kann der Gesundheitszustand des Betroffenen über eine lange Zeit beeinträchtigt sein. Der Fischbandwurm hat eine Lebensdauer von ungefähr 10 Jahren und kann im menschlichen Darm eine Länge von bis zu 15 Meter erreichen. Es kommt zu einer Abnahme des Wohlbefindens, einem Gewichtsverlust sowie einer Leistungsminderung. Eine Alternative zu einer medikamentösen Behandlung gibt es bei einem Wurmbefall bislang nicht in dem benötigten Umfang.

Trotz der guten Heilungsaussicht kann es im Verlauf des Lebens bei dem Verzehr von rohem Fisch zu einem erneuten Wurmbefall kommen. Die Prognose und Heilungsaussicht sind einer erneuten Erkrankung ist ebenfalls günstig.

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Vorbeugung

Zur Vorbeugung wird empfohlen, Süßwasserfische immer ausreichend zu braten, garen oder zu kochen. Wird der Fisch fünf Minuten bei ca. 60°C erhitzt, werden alle Larven abgetötet. Oft wird vor allem Schwangeren empfohlen, rohen Fisch zu meiden, wie er größtenteils in Sushi vorkommt. Kälte tötet die Larven des Fischbandwurms ebenfalls ab. Wurde der Fisch mindestens 24 Stunden bei -18°C oder 72 Stunden bei -10°C eingefroren, können die Bandwurmlarven nicht überleben.

Nachsorge

Bei einem Fischbandwurm sind die Möglichkeiten zur Nachsorge relativ stark eingeschränkt. Dabei muss die Krankheit zuerst vollständig behandelt werden, wobei natürlich die Quelle des Fischbandwurmes zu entfernen ist und nicht mehr verzehrt werden sollte. Es handelt sich dabei um eine relativ einfache Erkrankung, die durch einfache Mittel behandelt werden kann.

Besondere Komplikationen treten dabei meist nicht auf. Da der Fischbandwurm zu Übelkeit oder zu Durchfall und Erbrechen führen kann, sollte der Magen geschont werden. Der Betroffene ist dabei auf schonende Kost angewiesen, wobei fettige oder salzige Gerichte zu vermeiden sind. Da es durch den Fischbandwurm auch zu einem hohen Verlust an Wasser kommt, sollte der Betroffene viel trinken, wobei sich vor allem Wasser oder Säfte sehr gut eignen.

Auch nach Abklingen der Beschwerden sollte der Magen noch geschont werden, sodass erst einige Tage nach der Heilung wieder die gewöhnlichen Mahlzeiten eingenommen werden können. Sollte der Fischbandwurm durch Medikamente behandelt werden, ist dabei auf eine regelmäßige Einnahme zu achten. Dabei sollten auch mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit einem Arzt besprochen werden. In der Regel wird die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Krankheit nicht verringert.

Das können Sie selbst tun

Ein Fischbandwurm muss in jedem Fall medizinisch behandelt werden. Beim Verdacht auf einen Befall sollte direkt zum Arzt gegangen werden – am besten mit einer Stuhlprobe. Der Mediziner sollte über mögliche Ursachen wie etwa den Verzehr von Süß- oder Brackwasserfischen informiert werden, um die anschließende Diagnose des Fischbandwurms zu erleichtern. Die ärztliche Behandlung kann durch einige Hausmittel und Maßnahmen unterstützt werden.

Zunächst empfiehlt sich eine ausgewogene und leicht abführende Ernährung. Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Kohl und Co. tragen dazu bei, dass der Fischbandwurm rasch ausgeschieden wird. Grundsätzlich sollten bei einem Wurmbefall stark zuckerhaltige Lebensmittel gemieden werden.

Durch die Vermeidung von Süßem wird dem Fischbandwurm das lebenswichtige Pilz-Milieu entzogen und er stirbt rasch ab. Unterstützt werden kann diese Maßnahme durch homöopathische Mittel. Hierzu zählen Präparate wie Spigelia, Abrotanum und China, die am besten in Rücksprache mit dem Arzt oder einem Heilpraktiker eingenommen werden.

Zuletzt sollte auf eine ausreichende Intimhygiene geachtet werden. Zudem muss die genaue Ursache für den Fischbandwurm festgestellt und werden, um einen erneuten Befall zu vermeiden. Hierfür ist unter Umständen eine umfassenden Anamnese notwendig.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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