Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom, kurz FHC-Syndrom, tritt überwiegend als Komplikation nach einer Entzündung im Bereich des kleinen Beckens auf. Es kommt zu Schmerzen im Bauchraum, Übelkeit und Erbrechen.
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Was ist das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom?
Die Erkrankung wurde erstmals 1920 von einem uruguayischen Chirurgen bemerkt. Zuerst beschrieben wurde sie vom amerikanischen Gynäkologen Arthur Hale Curtis. 1934 konnte ein amerikanischer Internist die Beobachtungen von Curtis bestätigen.
Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom ist demnach eine Komplikation einer vorhergehenden Entzündung des kleinen Beckens. Diese wird in den meisten Fällen durch Chlamydien oder andere Bakterien verursacht und führt zu Entzündungen im Bereich der Leber und des Zwerchfells. Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom wird deswegen auch als Perihepatitis bezeichnet.
Ursachen
Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom ist eine Folgekomplikation einer aufsteigenden bakteriellen Infektion des weiblichen Genitalbereichs. Häufig wird die Erkrankung durch Chlamydien oder Gonokokken verursacht. Chlamydia trachomata ist ein Bakterium, das eine sexuell übertragbare Erkrankung im Urogenitaltrakt verursacht. Eine rechtzeitige Behandlung verhindert in der Regel Folgeschäden. Da aber zwei Drittel der betroffenen Frauen keinerlei Symptome haben, bleibt die Infektion mit Chlamydien oft unbemerkt und zeigt sich erst durch die spätere Perihepatitis.
Auch die Gonorrhoe, verursacht durch Gonokokken, bleibt oft unerkannt. Eventuell kommt es zu Juckreiz und Rötungen im Genitalbereich. Auch Ausfluss ist ein mögliches Symptom der Gonorrhoe. Wird eine rechtzeitige Behandlung versäumt, können sich Eileiter und Eierstöcke entzünden.
In der Folge können die Bakterien aufsteigen und eine Entzündung des Bauchfells und der Leberkapsel bedingen. Etwa ein Drittel aller Patientinnen mit Entzündungen im kleinen Becken entwickelt nachfolgend ein Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Im Vordergrund stehen die Symptome der Peritonitis, also der Entzündung des Bauchfells. Der Allgemeinzustand der Frauen ist schlecht. Die Körpertemperatur ist stark erhöht. Die betroffenen Frauen klagen über starke Schmerzen im Bauchraum, insbesondere über Schmerzen im rechten Oberbauch. Die Leber ist druckschmerzhaft und möglicherweise vergrößert. Eventuell ziehen die Schmerzen bis in die rechte Schulter und verstärken sich bei einer Steigerung des Drucks im Bauchraum (zum Beispiel beim Niesen, Pressen oder Husten).
Zu den Symptomen der Perihepatitis gesellen sich die Symptome der Grunderkrankung. Bei einer Adnexitis, einer kombinierten Entzündung von Eileiter und Eierstock, leiden die Patientinnen unter starken Schmerzen im Unterbauch. Ist der Gebärmutterhals auch entzündet, kommt es zu Ausfluss und Schmierblutungen.
Bei einem stark ausgeprägten Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom erbrechen sich die Frauen und es kommt eventuell zu einem reflektorischen Darmverschluss. Der Darm ist zwar durch die Entzündung nicht direkt beeinträchtigt, die Nerven des Darms reagieren aber reflexartig auf die starken Schmerzen und stellen ihre Funktion ein. Dadurch versagt die Peristaltik des Darms und es kommt zum Darmverschluss. Man spricht hier auch von einem paralytischen Ileus.
Diagnose
Die Symptome des Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom sind eher uncharakteristisch und liefern deshalb nur selten direkt einen Hinweis auf die Erkrankung. Zur Diagnosestellung ist somit in den meisten Fällen eine Laparoskopie erforderlich. Bei der Laparoskopie eröffnet der Chirurg die Bauchdecke mit einem kleinen Schnitt und führt ein spezielles Endoskop, das mit einer Lichtquelle und einer Videokamera versehen ist, in die Bauchhöhle ein.
So kann er die Bauch- und Beckenorgane beurteilen. Beim Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom zeigen sich häufig Verklebungen, sogenannte Adhäsionen, zwischen der Leber und dem Zwerchfell. Zeigen sich Zeichen einer Infektion des Genitaltrakts, so wird ein Vaginal- und Gebärmutterhalsabstrich durchgeführt. Anschließend erfolgt mikroskopisch oder anhand einer mikrobiologischen Kultivierung der Erregernachweis.
Vor allem bei Chlamydien- und Gonokokkeninfektionen ist zu beachten, dass eine negative Erregerkultur eine Infektion nicht ausschließt. Deswegen erfolgt der Nachweis von Chlamydien und Gonokokken heute in der Regel mit molekulargenetischen Methoden.
Der Erreger kann mittels direkter molekulargenetischer oder mittels indirekter molekulargenetischer Diagnostik nachgewiesen werden. In den meisten Fällen erfolgt aber ein direkter Gennachweis durch eine Sequenzanalyse aus der DNA. Um Lebererkrankungen wie die Fettleberhepatitis, die Virushepatitis oder eine Leberzirrhose als Ursache für die Entzündung auszuschließen, muss zudem eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes durchgeführt werden.
Komplikationen
Die Perihepatitis, auch als Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom bekannt, stellt selbst eine Komplikation dar. Sie entsteht, wenn es zu einer bakteriell bedingten Entzündung im Genitaltrakt von Frauen kommt. Die Entzündung breitet sich aus beziehungsweise steigt auf. Bei Vorlage dieser Diagnose kann es zu entzündungsbedingten Gewebe-Verklebungen zwischen der inneren Bauchwand und der Leberkapsel kommen.
Auch ein zur Empfängnisverhütung eingesetztes Diaphragma kann von solchen Verwachsungen betroffen sein. Möglicherweise ist das Verhütungsmittel wegen eines nicht ausreichend sicheren Sitzes in der Gebärmutter nicht mehr sicher genug. Gegebenenfalls ist der Wechsel des Verhütungsmittels angezeigt. Ohnehin darf eine Frau bei einem akuten und sich ausbreitenden Urogenital-Infekt kein Diaphragma verwenden.
Es kann beim Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom zu schwerwiegenden Gewebeverklebungen an der Leberkapsel kommen. In diesem Fall wird gegebenenfalls eine laparoskopische Entlastungsoperation vorgenommen, um das verwachsene Gewebe operativ zu trennen. Die dem Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom zugrunde liegende Infektion mit Chlamydien oder anderen Erregern muss separat behandelt werden.
In seltenen Fällen kommt es beim Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom zu einer postinfektösen Arthritis, dem sogenannten Reiter-Syndrom. Dadurch kann es in seltenen Fällen zu autoimmunologischen Kreuzreaktionen kommen. Da das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom selbst aber selten bei uns auftritt, sind solche Komplikationen eher die Ausnahme. Warum die reaktive Arthritis bei einigen Betroffenen wieder ausheilt, bei anderen aber jahrelang bestehen kann, ist nicht hinreichend erforscht.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Beim Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Falls es nicht zu einer Behandlung kommt, kann sich die Entzündung auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und dadurch zu schwerwiegenden Beschwerden und Komplikationen führen. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an starken Schmerzen im Oberbrauch und auch an Fieber leidet. Die Temperatur des Körpers ist dabei deutlich erhöht. Auch die Leber des Patienten kann schmerzen und ist häufig vergrößert, sodass sie auch gegen andere Organe drückt.
Weiterhin kann ein hoher Druck im Bauch beim Husten oder beim Niesen aus das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom hindeuten. Ebenso kann der Gebärmutterhals an einer Entzündung leiden und die Betroffene hat einen Ausfluss oder Schmierblutungen. Sollte das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom nicht behandelt werden, so kann es weiterhin zu einem Darmverschluss kommen.
In diesem Fall ist eine sofortige Behandlung durch einen Notarzt oder in einem Krankenhaus notwendig. Die Diagnose und Behandlung des Syndroms erfolgt in den meisten Fällen in einem Krankenhaus durch einen Chirurgen. Bei der Behandlung sind die Betroffenen auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen. Damit können die Beschwerden in der Regel vollständig eingeschränkt und gelindert werden.
Behandlung & Therapie
Die Therapie erfolgt zunächst durch eine Antibiotikagabe. Das Antibiotikum wird dabei erregerspezifisch ausgesucht. Um die Schmerzen zu lindern, können nichtsteroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen, Diclofenac oder Piroxicam verabreicht werden.
Zeigt die Laparaskopie schwere Verklebungen der Leberkapsel mit dem Zwerchfell und anderen Umgebungsstrukturen, so ist dies eine Indikation für eine laparaskopische Adhäsiolyse. Dabei werden die Verwachsungen und Verklebungen bei der Laparoskopie durchtrennt.
Aussicht & Prognose
Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom ist eine Krankheit, welche in der Regel nur das weibliche Geschlecht betrifft. Es handelt sich um eine Komplikation einer infektiösen Beckenentzündung (PID), die durch sexuell übertragbare Keime wie Chlamydien hervorgerufen wird. Dabei kommt es zu entzündlichen Prozessen in Gebärmutter, Eierstöcken, Eileiter und Vagina.
Das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom, das sich durch eine Schwellung des Bauchfelles um die Leber auszeichnet, wird bei ca. 15 bis 30 Prozent der Frauen mit PID beobachtet. Besonders Frauen im gebärfähigen Alter und junge Mädchen sind gefährdet, sich mit diesen Erregern bei sexuellen Kontakten anzustecken. In sehr seltenen Fällen können auch Männer am Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom erkranken.
Eine sofortige antibiotische Behandlung ist unbedingt erforderlich, um schwere Komplikationen zu vermeiden. Die Wahl der Antibiotika richtet sich nach dem jeweiligen Erreger. Als Komplikationen bilden sich zuweilen lokale eitrig-fibrinöse Entzündungen im Bauchfell, die zu Verklebungen führen können.
Diese Verklebungen treten bevorzugt zwischen der Leber und der Bauchwand oder zwischen Leber und Zwerchfell auf. Die entstehenden Vernarbungen rufen oft chronische Bauchschmerzen hervor. Bei besonders hartnäckigen Beschwerden sollte das Narbengewebe durch eine Operation entfernt werden, wobei auf die Methode der laparoskopischen Chirurgie zurückgegriffen wird.
Eine weitere Komplikation des Fitz-Hugh-Curtis-Syndroms stellt auch die akute Verschlechterung des Gesundheitszustandes durch die Entwicklung einer potenziell lebensgefährlichen Sepsis dar.
Vorbeugung
Dem Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom lässt sich nur durch frühzeitige Therapie der Grunderkrankung vorbeugen. Regelmäßige Besuche beim Frauenarzt bringen eventuelle bakterielle Infektionen des Genitaltrakts schnell ans Licht. Bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung kontrolliert der Frauenarzt den Gebärmutterhals und den Gebärmuttermund und nimmt einen Abstrich, um Infektionen mit Chlamydien erkennen zu können.
Sollte es außerhalb dieser Vorsorgeuntersuchungen zu Beschwerden wie Unterbauchschmerzen, Ausfluss oder Schmierblutungen kommen, sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Nur eine frühzeitige Behandlung durch den Arzt kann Folgeschäden verhindern. Infektionen mit Chlamydien und Gonokokken können durch geschützten Geschlechtsverkehr verhindert werden.
Um Entzündungen des Beckens und damit auch das Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom zu verhindern, gilt es Kondome sowohl beim Analsex als auch beim Vaginalsex zu nutzen. Auch beim kurzen Eindringen des Penis in die Scheide während des Vorspiels sollte zwingend ein Kondom verwendet werden. Frauen sollten sich zudem immer mit einem Kondom schützen, wenn Sexspielzeuge wie beispielsweise Dildos oder Vibratoren mit anderen Personen geteilt werden.
Nachsorge
Die Möglichkeiten der Nachsorge sind beim Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom stark eingeschränkt. Der Patient ist dabei in erster Linie auf die medizinische Behandlung dieser Krankheit angewiesen, um weitere Komplikationen und auch die weitere Ausbreitung der Entzündung zu verhindern. Daher ist bei dieser Erkrankung vor allem eine frühzeitige Diagnose von großer Bedeutung, um die Beschwerden vollständig zu lindern.
Die Behandlung des Fitz-Hugh-Curtis-Syndroms erfolgt dabei konservativ mit Hilfe von Medikamenten. Die Patienten sind auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen, wobei auf eine regelmäßige Einnahme zu achten ist. Mit Hilfe von Schmerzmitteln kann die Entzündung weiterhin gelindert werden. Während der Behandlung sollte der Patient möglichst auf Alkohol und auf andere Drogen verzichten, um die Wirkung der Medikamente nicht zu verringern.
Weitere Kompilationen treten dabei in den meisten Fällen nicht auf. Auch nach dem Abklingen der Beschwerden sollten die Medikamente noch einige Tage lang eingenommen werden, um die Beschwerden des Fitz-Hugh-Curtis-Syndroms vollständig zu lindern. Im Zweifelsfall sollte dabei immer ein Arzt konsultiert werden. Ebenfalls ist nach der Behandlung eine erneute Untersuchung des Körpers durch einen Arzt notwendig. Die Lebenserwartung bleibt bei dieser Erkrankung meistens unverändert, falls die Krankheit rechtzeitig behandelt wird.
Das können Sie selbst tun
Patienten des Fitz-Hugh-Curtis-Syndroms sollten aufgrund der hohen Körpertemperatur ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Trotz einer Appetitlosigkeit benötigt der Organismus Flüssigkeit, damit er nicht dehydriert. Mineralwasser oder viel Obst helfen dabei, um den Haushalt im Gleichgewicht zu halten.
Zur Vermeidung von weiteren Komplikationen ist auf den Konsum von fettigen oder ungesunden Lebensmitteln zu verzichten. Die Ernährung sollte ausgewogen und vitaminreich sein, damit der Verdauungsprozess möglichst wenig belastet ist. Die Mahlzeiten sollten nicht zu üppig sein, da es sonst zu stärkeren Beschwerden kommen kann.
Mehrere kleinere Mahlzeiten helfen ebenso wie eine ausreichende Pause bis zur nächsten Nahrungsaufnahme. Zusätzlich wird durch eine gesunde Lebensweise das Immunsystem unterstützt. Dem Körper stehen damit im Kampf gegen Entzündungen ausreichend Abwehrkräfte zur Verfügung. Aufenthalte bei frischer Luft, Spaziergänge oder leichte sportliche Aktivitäten können den Organismus weiter stärken.
Der Patient sollte sich selbst motivieren und eine Teilhabe am sozialen Leben trotz vorhandener Beschwerden pflegen. Der Austausch mit anderen Menschen kann zu Hilfestellungen und Unterstützung führen, die für den Patienten wichtig sind. Gespräche mit Angehörigen oder ebenfalls Erkrankten helfen, um die vorhandenen Ängste oder Bedenken abzubauen. Durch einen offenen Umgang mit dem Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom können Menschen aus dem direkten Umfeld besser auf die Bedürfnisse des Betroffenen eingehen.
Quellen
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013